Es ist nun mal wenig Heldenhaftes dran, durch einen 08/15 Gegner zu verrecken. Und noch viel weniger cinematisches...
Vom letzteren liest man zwar mittlerweile nichts mehr... Aber zumindest ursprünglich hieß es, das SpliMo ein cimeatischen Heldenrollenspiel sein soll. U.A. einer der Punkte, die mich angelockt haben (cinematisches Helden-RPG, ohne dabei gen DnD ab zu driften? ABER IMMER HER DAMIT!). Vom cinematischen ist nicht viel geblieben (nicht zuletzte dadurch, das das Ticksystemsich als sehr zäh herausgestellt hat; da hatte ich mir mehr von der Idee erhofft)... leider. Aber das Heldenrollenspiel ist noch immer geblieben.
Und Helden verreckten nicht durch einen Schwertstreich und schon ganricht durch einen von einem Minion!
Nun, das im Zitat fett Hervorgehobene kann ich so auch für mich bestätigen. Ich MAG einfach Charaktere zu spielen, die echte Hauptrollen darstellen, die nach dramaturgischen Gesichtspunkten herausragend aus der Masse der Spielweltbewohner sind, und die eben dafür eine gewisse "Plot-Härtung" gegenüber unglücklichen Ereignissen und vor allem gegen minderwichtige Gegner mitbringen.
Eine "realistische" Simulation einer pseudo-mittelalterlichen Gesellschaft, in der die SCs genauso an Parasiten, Krankheiten und schimmligem Brot sterben werden, wie jeder andere Bewohner auch, wäre mir zu trist und nicht reizvoll genug, um damit meine Freizeit als Rollenspieler in fremden, ja exotischen Welten zu verbringen.
Daher:
Immer her mit den HELDEN! Und als Spieler ist man ja oft genug geprägt von dem, was man im gängigen Action-Kino, in Comics oder auch in Romanen rund um Fantasy-Heldenfiguren so aufschnappt. Da kommen einem dann Aktionen zur Lösung von Herausforderungen in den Sinn, die man eher im Kino (Cinematik!) statt in einer "realistisch-akkuraten" Historiensimulation sehen würde.
Beispiel: Im aktuellen Spielbericht-Thread zum Schnellstarter-Abenteuer sprang ein schwergerüsteter Ritter einem wildgewordenen Stier auf den Rücken, um ihn "zu beruhigen". - Das ist bei aller realistischer Betrachtung einfach eine BLÖDE Idee! Aber es ist COOL! - "Bullenreitende Rüstungsträger", DAS ist so ein Beispiel für den Willen und den Hang zur Cinematik bei den Spielern.
Beispiel: In der Hangout-Spielrunde, in der ich mitgespielt hatte, dachte sich beim Schildern des Überfalls durch die winzigen Rattlinge der Spieler des RIESIGEN Varg, daß er sich mitten unter sie stellen könnte und dort nur ein wenig um sich schlagen müßte, um den Winzlingen zu zeigen, daß hier kein Platz für sie ist. Doch hatte er nicht mit den Tick-System und dem Schadens-System und dem Verwundungs-System gerechnet. Und so war direkt nach seiner ersten Bewegungsaktion und ersten Treffern durch die Rattlinge für ihn nur noch das Heil in der FLUCHT angezeigt. - Das war geradezu "ANTI-cinematisch" und es war auf jeden Fall ANTI-heldenhaft!
Auch der Gnomen-Charakter ist ein Held - oder sollte es der Spielererwartung nach sein. - Aber wenn Angriffe mit 2W10 Schaden plus Schadensbonus durch Vorstürmen und ggf. durch Erfolgsgrade im Angriff ihn mit genau EINEM Treffer töten können und auch werden, dann spielt man einen solchen "Helden" eben nicht mehr heldenhaft und schon gleich nicht cinematisch, sondern man spielt ihn ÜBERVORSICHTIG, geradezu feige und jämmerlich.
Das ist das Spielgefühl, das bei uns in der Runde aufkam. - Die Charaktere sind sehr zerbrechlich und können nicht wirklich was. Nicht einmal gegen solche dürren, mickrigen Rattlinge! - Daher spielt man plötzlich entgegen aller Erwartungen, die von der bisherigen Settingbeschreibung und den Äußerungen über das Besondere der Splitterträger geweckt wurden, eben KEINE Helden und auch nicht in einer cinematischen Umgebung.
Es ist tatsächlich "wie D&D". Aber nicht wie das moderne D&D, wo die SCs tatsächlich härter im Nehmen sind, sondern wie ALTES D&D, wo die SCs mit einer Handvoll Trefferpunkte daherkommen und praktisch jede Aktion, jede kleine Unaufmerksamkeit sie töten wird. - Denn genau das war das Gefühl, das aufkam. Seid vorsichtig. Riskiert nichts. Laßt euch nicht bei Aktionen erwischen, die ihr ausführt "weil sie cool" sind oder auch nur "weil sie vom Charakter her stimmig wären"!
Es wurde in Aktionsszenen nicht so sehr der Charakter gespielt, wie versucht das brettspielige Optimum aus dem Tick-System herauszuholen, auf daß es den eigenen Charakter nicht umlegen möge. - Dazu gehört das Ausrechnen von Damage-per-Tick, das Wählen von Aktionen, die NUR aufgrund der aktuellen Lage auf der Tick-Leiste bestimmt sind (nicht etwa durch Charakterzüge oder Bodenplantaktik!).
Wie gesagt: Das ist NICHT heroisch und NICHT cinematisch.
Was bleibt also von den Erwartungen und dem WUNSCH Charaktere zu spielen, die sich coole, cinematische Aktionen erlauben können und sich als HELDEN in der Spielwelt darstellen können?
Außerhalb der Kampfszenen, überall da, wo kein ECHTES Risiko besteht, der Risikowurf. Da bekommt man öfter recht hohe Wurfergebnisse, so daß sich die Charaktere in den Fertigkeiten, in denen sie eh schon gut sind, durch +4 Erfolge die Belohnung eines Splitterpunktes abholen können, was tatsächlich sonst kein anderer Spielweltbewohner kann (die ja keine Splitterträger sind).
Die Splitterpunkte sind aber leider NICHT geeignet mehr Cinematik, oder auch nur mehr Charakterspiel an den Spieltisch zu bringen. - Letzteres könnte eventuell wieder kommen, wenn die Splitterpunkte auch für was anderes als nur einen sehr hohen Wurf zu erlangen sind. - Aber da die Splitterpunkte aktuell nicht wirklich mächtig sind, sondern so wenig bewirken, daß sie als Ressource kaum genutzt wurden, ist mit Cinematik via "Gummipunkte" auch nicht viel los.
Die Splitterpunkte erfüllen leider auch nicht einmal den Anspruch " in engen und bedrohlichen Situationen den entscheidenden Unterschied zu machen zwischen Abenteurern und dem Rest der Welt". Dazu sind sie zu schwächlich in der Wirkung. (Man schaue sich mal an, was man mit einem Schicksalspunkt in Warhammer Fantasy Roleplaying machen kann - DAS ist tatsächlich ein spürbarer Effekt in einem Setting, in welchem die SCs wirklich KEINE Helden darstellen, sondern arme Schweine, die bald jämmerlich und unheroisch abkratzen werden. - Wenn WFRP hinbekommt, daß die dortigen SCs sich durch Schicksalspunkte ab und an den Arsch retten können, dann sollte das auch bei Splittermond kein Problem sein.)
Zum Verständnis: Es geht mir hier NICHT darum "Fantasy-Superhelden" zu spielen! - Nicht Leute, die man eher am oberen Ende der Erfahrungspunkte-Skala anordnen würde.
Mir geht es aber darum Charaktere zu spielen, die den Erwartungen entsprechen, welche von der Spielweltdarstellung und den Charakterbeschreibungen her geweckt werden.
Und mir geht es darum, daß die Charaktere ganz klar die HAUPTFIGUREN der gespielten Geschichten sein sollen. - Keine Randfiguren, die nur zuschauen dürfen, wenn die "richtigen Helden-NSCs" der Spielwelt alle relevanten Handlungen ausführen dürfen.
Mir geht es darum, daß die Charaktere als HAUPTFIGUREN eben einfach wie HELDEN und nicht wie sehr verletzliche, ängstliche Minderkompetente auftreten können.
Und in dieser Hinsicht ist es das REGEL-System, nicht die Spielweltbeschreibung, die dem im Wege steht.