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Wenn ein Nordwintholter etwas gegen Varge hat, weil er Varge mit Raugarr gleichsetzt, da alle Raugarr Varge sind und diese ansonsten in Wintholt eher selten vorkommen, ist das eine Form von Rassismus, wie man sie in Wintholt gut als Plotelement unterbringen kann, z.B. weil ein selenischer Händler, Varg, für einen Raugarr gehalten wird und auf dem Dorfplatz gelyncht werden soll, und die vorbeikommenden SCs dann den selenischen Akzent in seinem Wintholtisch erkennen bzw. das akzentfreie Gemeindragoreisch, so dass sie die Situation aufklären können, dann passt das.
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Und wieder sind wir in der Kultur und ihren Vorurteilen und nicht da wo ihr den Merhwert seht bei den Rassen an sich.
Darauf wollte ich hinaus!
1. Eine Vargenfamilie zieht in einen abgelegenen Ort, wo es sonst keine Varge gibt. Die anderer Bewohner lehnen sie ab und es gibt immer wieder Streit. Als kurz darauf der Schmied von monströsen Bissen ermordet vorgefunden wird, ist die Sache klar. Nur die Helden könnten den Lynchmob noch abhalten, der profilaktisch die ganze Familie und den Varg der Spielergruppe direkt mit aufknüpfen will.
2. Ein Baron schürt gezielt Vorurteile gegen Gnome und inszeniert entsprechende Vorfälle, wobei er die feeische Herkunft der Gnome als Grund vorschiebt. Sein Ziel ist es zwei große Gnomenfamilien mithilfe eines Mobs zu enteignen, um ihre Geschäfte zu übernehmen, da er selbst knapp bei Kasse ist.
3. Ein (über-?)regionaler Kult erklärt alle Alben zu Feinden seines Gottes, da ihr hohes Alter nur eine widernatürliche Herkunft haben kann. Übergriffe und Progromme sind die Folge. Die Helden müssen eingreifen.
@1) Wie ich schrieb: regional bedingt kann das passen, läuft aber eben nicht auf Rassen, die sich hassen, hinaus, sondern auf Waldhoschis abseits der Verkehrswege, die bestimmte Rassen noch nicht kennen. Ähnelt sehr meinem Wintholtbeispiel.
@2) Möglich, aber da gäbe es für den Baron sinnvollere Wege, zumal er solche Vorurteile erst einmal auf dem Reißbrett erschaffen müsste, da sie ja erst einmal gar nicht vorhanden sind. Ich sehe da Ähnlichkeiten zur mittelalterlichen Judenverfolgung, aber da waren es ja eher kulturelle Aspekte und weniger rass(ist)ische. Ihnen als Personen ein Verbrechen anzuhängen sollte einfacher als aus dem Nichts ein Vorurteil in den Köpfen der Leute entstehen zu lassen.
@3) Hm, ich bezweifle, dass der Kult Zwerge und Gnome, die ja auch recht langlebig sind, davon wird überzeugen können. Könnte passen, wenn man in dieser Ecke von Lorakis bisher keine Alben kannte und Gnome sowie Zwerge ebenfalls fehlen ... aber dann wird umso schwerer zu vermitteln sein, dass die Alben langlebig sind. Hat ja keiner gesehen, dass die bisher nicht altern. Und wenn die schon seit Jahrhunderten Nachbarn sind, hat man sich an sie gewöhnt und empfindet deren Lebensdauer als normal. Ginge also nur in einer zu 95% von Menschen bewohnten Gegend, in der Alben kulturell abgesondert seit Jahrhunderten als Minderheit leben ... dann wäre es aber eher die Kultur ... insgesamt wirkt DAS Beispiel nicht besonders plausibel ... das erste war das Beste, weil es am ehesten den lorakischen Rahmenbedingungen entspricht. Die äußerliche Andersartigkeit der Varge macht sie zum wahrscheinlichsten Opfer, denn wer als Mensch Varge akzeptiert, wird wohl kaum was gegen Zwerge oder Alben haben, da sie ihm ja sehr ähnlich sind.
In unserer Spielrunde nutzen wir sehr gern NPCs, die durch Rassismus oder Vorurteile gegenüber bestimmten Kulturen entweder für Plotaufhänger sorgen oder einfach als "bad guys" dargestellt werden sollen. Der Wirt, der prinzipiell kein Bier an Zwerge ausschenkt, sorgt somit in einer Gruppe mit mehreren Zwergen für eine durchaus interessante Szene - wie gehen die Charaktere mit dem NPC um?
Das geht auch gut mit einem kulturalistischen Wirt, der kein Bier an Wintholter und Mertalier ausschenkt und fügt sich besser in die Hintergrundwelt ein. Welchen Grund hat denn ein Wirt, Zwerge als solche abzulehnen? Der amerikanische Rassismus gegen Schwarze rührt daher, dass diese lange als Sklaven gehalten wurden, so stets in inferioren Positionen waren und deswegen generell als unterlegen betrachtet wurden: Von der strukturellen Benachteiligung wurde auf eine biologische Unfähigkeit geschlossen. Der Antisemitismus als Rassismus hat seine Wurzeln im kulturalistischen Anitjudaismus des Mittelalters, der die kulturelle Abgrenzung mit der erzwungenen Tätigkeit in Handel und Bankwesen - beides keine Berufsfelder, um Freunde zu machen - verband und zu Abneigungen und später Hass führte, denn niemand mag den Typen, der ständig sagt, dass er mal langsam sein Geld wieder hätte. Im 19. Jh. und dem beginnenden Rassismus dieser Zeit wurde der Antijudaismus von der kulturell-religiösen auf die biologistische Ebene gezogen, so dass auch eine Konversion die (Ex-)Juden mehr retten konnte, die religiösen Gründe verschwanden, übrig blieb der frisch entstandene Rassismus.
Woher kommt dann der Hass auf Zwerge bei dem Wirt?
Da könnte man von einem Exwestergromer ausgehen, aber dann hat dieser Rassismus eher kulturelle Wurzeln, und sobald man dem Wirt klar macht, dass die Furgand seiner Heimat despotische Unterdrücker waren, aber Sigismund hier ja kein Furgand, sondern Selenier ist, kein Wort Furato spricht, zu Morkai und nicht zu Furbrom betet etc., wird der Wirt recht schnell ohne seine Haltung zu ändern, selenische Zwerge als normale Leute betrachten, und nur jeden nicht bedienen, der einen furatischen Akzent hat, was aber dann wieder Kulturalismus wäre.
Dass meine Beispiele perfekt sind, habe ich nicht behauptet. Nagelt mich nicht auf diese drei fest, die ich mir in einer Minute ausgedacht habe. Ich kann auch vollkommen akzeptieren, wenn jemand solche Themen in seinen Abenteuern nicht haben will. Eine Geschmacksfrage eben. Aber ich wehre mich dagegen, dass ich (und andere hier) "einfalls-", "fantasielos" oder auch "kleingeistig" bezeichnet werde, weil anderen solche Sachen nicht einfallen. Das ist im besten Fall paradox und in jedem Fall unverschämt.
Dass Barbarossa diese Worte gewählt hat, ist höchst unerfreulich und war absolut unnötig. Davon möchte ich mich distanzieren.
Allerdings beißt sich für mich Rassismus außer in wenigen regionalen Sonderfällen mit dem lorakischen Gesamtkonzept. Zumindest als ein "einfach so, weil der Typ böse ist" passt es überhaupt nicht, da ja 99% aller Lorakier und rassisch-gemischten (scheußliches Wort) Gemeinschaften leben, weswegen sie den Gedanken nicht haben.