Autor Thema: Kintai, Sadu und Kungaitan?  (Gelesen 5513 mal)

Takur

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Kintai, Sadu und Kungaitan?
« am: 29 Apr 2023, 09:49:22 »
Vielleicht bin nur ich es, aber einige Informationen zum Verhältnis Kintais zu seinen Nachbarn erscheinen mir ein wenig widersprüchlich:

Laut bisherigen Hintergrundinfos bleibt Kintai ja weitestgehend für sich selbst. Man unterhält zwar Handels- und diplomatische Beziehungen (und schickt ggf. verm. auch Agenten aus), aber sonst nicht viel.

Andererseits taucht bei den Infos zu Kungaitan immer wieder auf, dass man dort eine geradezu pathologische Angst vor einem Ausgreifen Kintais zu haben scheint.
Es ist ja wohl so, dass viele Exilanten bei Myurikos Eroberungszug auch nach Kungaitan flüchteten (?) - aber das war vor ca. einem halben Jahrtausend. Selbst die Alben unter den Exilanten sollten darüber langsam weg gekommen sein. Und da sich Kintai seitdem nicht mehr gerückt und gerührt hat...
Klar, nationale und regionale Vorurteile und Psychosen müssen nicht unbedingt logisch begründet sein und können liebevoll über eine lange Zeit gehegt werden, aber dennoch...

Und auch die Abneigung der transkabilischen Alben Sadus gegenüber Kintai erscheint mir nach so langer Zeit doch etwas unlogisch - zumal wenn Kintai einfach hinter dem Kabila bleibt und Sadu sich selbst überlässt.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Da scheint mir das irdische Vorbild (das feudale Japan, die tw. sehr brutale Kriegsführung der Samurai und natürlich der Imjin-Krieg im 16. Jahrhundert) sich ein wenig mit der anscheinend seit Jahrhunderten strikt defensiven Politik Kintais zu beißen.

Bei Sadu wollte ich das Lösen, indem ich für "unser" Lorakis postuliere, dass einzelne Grenzvasallen eben doch immer mal wieder auf der Jagd nach Rebellen den Kabila überschreiten und bei ihrer Jagd äußerst brutal vorgehen. Aber was Kungaitan angeht... :-\
« Letzte Änderung: 29 Apr 2023, 11:34:53 von Takur »

Rostam

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Re: Kintai, Sadu und Kungaitan?
« Antwort #1 am: 29 Apr 2023, 11:31:00 »
Ja stimmt. ich finde diese Widersprchlichkeiten auch etwas seltsam.

Ich denke es ist einfach dem Umstand geschuldet, dass ber kintai bisher so gut wie nichts publiziert wurde.
Also entweder braucht man sehr viel Geduld (da wird in vielen Jahren nichts zu kommen) oder eben Kreativität (der Spielleitung) um das glatt zu ziehen.
"Du bist witztig - aber wenn du in den verheerten Landen verschwindest werd ich dich nicht vermissen"

Garro

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Re: Kintai, Sadu und Kungaitan?
« Antwort #2 am: 07 Mai 2023, 17:40:43 »
Leider stimme ich Euch zu. Es gibt sehr wenig zum Thema Kintai. Meine Runde möchte derzeit nur in Dragorea spielen.
 
Was haltet ihr davon, wenn wir hier mal alle Ideen zusammen Tragen was das Thema Kintai angeht?
Und uns vielleicht etwas erarbeiten für diese Region. Im Abenteuer "Die Seidene Stadt" wird auch einiges über Kintai beschrieben.

Den Denkanstoß finde ich auch gut.
Da scheint mir das irdische Vorbild (das feudale Japan, die tw. sehr brutale Kriegsführung der Samurai und natürlich der Imjin-Krieg im 16. Jahrhundert) sich ein wenig mit der anscheinend seit Jahrhunderten strikt defensiven Politik Kintais zu beißen.

Bei Sadu wollte ich das Lösen, indem ich für "unser" Lorakis postuliere, dass einzelne Grenzvasallen eben doch immer mal wieder auf der Jagd nach Rebellen den Kabila überschreiten und bei ihrer Jagd äußerst brutal vorgehen. Aber was Kungaitan angeht... :-\

Wandler

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Re: Kintai, Sadu und Kungaitan?
« Antwort #3 am: 08 Mai 2023, 16:03:27 »
Uhrwerk-Magazin 2016 12, Spielhilfe von Isabella von Neissenau, Ausbildungen Kintais
(7 Ausbildungen von Samurais über Geishas bis zu Shinobi, 5 Meisterschaften, neue Ausrüstung.)

Schattenklinge

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Re: Kintai, Sadu und Kungaitan?
« Antwort #4 am: 13 Mai 2023, 09:17:28 »
Ich denke, die Idee klingt interessant.
Einiges an Informationen gibt es ja schon etwa über den Tempel in Ruinen und Paläste und das Myuriko-Modul in Diener der Götter. Auch in Bestienmeister gibt es einige kleinere Details: Werte und der mythologisch-kulturelle Hintergrund für das Quirin, die Werte für den Reiterbogen Kintais (von den Werten her etwa in der Mitte zwischen Kurz- und Langbogen, ev. ein Daikyu-Langbogen?), sowie der Hinweis, dass die Kintai für die Falknerei gerne die pfeilschnelle Goldamsel (also eine Verwandte des europäischen Pirols) verwenden als Symbol von Perfektion und Schönheit - auch wenn das Tier bestenfalls einen kleinen Hasen tragen kann. Wie an der ganzen Ostküste gibt es in Kintai Schmetterlingstänzer, also Bestienmeister die mit Schmetterlingsschwärmen auftreten.

Sonst gibt es nur wenige Informationen sieht man von einigen Waffen ab (die sie aber meistens mit ihrem Mutterland Zhoujiang teilen) und natürlich dem Kapitel in der Welt - zumindest fällt mir nicht viel ein. Natürlich sind in dem Band zu den Kreaturen einige Wesen genannt die vor allem in Kintai vorkommen wie Oni, Tengu etc.

Schattenklinge

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Re: Kintai, Sadu und Kungaitan?
« Antwort #5 am: 17 Mär 2024, 19:02:07 »
Was ich mir bei Kintai noch überlegt habe, hat direkt mit der Seidenen Stadt zu tun. Dies ist ja gewissermaßen eine Tributprozession für die Gottkaiserin (ev. etwas inspiriert durch die Pflicht der Adligen während des Tokugawa-Shogunats, immer wieder die Hauptstadt aufzusuchen?

Nun erscheint mir aber die Prozession in der Form dort etwas defizitär, weil sie gerade mal von Atasato zur Hauptstadt verläuft. Der Text impliziert ein Stück weit, dass es dieselbe Route ist wie früher, aber ich denke es wäre logisch, wenn entweder Karawanen auch aus anderen Landesteilen aufbrechen oder aber die Karawane jedes Mal eine andere Route nimmt, bis sie nach einem bestimmten Intervall wieder zur alten Route zurückkehrt. Da die Zahl fünf in Kintai mitunter eine besondere Bedeutung hat (5 Tugenden, 5 große Klans, 5 himmlische Schwärme), läge nahe wenn es fünf Routen gäbe:

* die offizielle von Atasato
* eine aus dem Westen (Miari und dem Kamioku - vielleicht gar mit Feenwesen/Geistern prominent als Teilnehmende)
* eine von Yuizu und der Küste der Nebelbucht (der sich vielleicht eigens aus Kungaitan angereiste Nungmae-Wanderschmiede anschließen?)
* eine aus den tiefe Aokusa-Provinzen (die ein beliebtes Ziel für transkabilische Rebellen und Saboteure sein könnte und deshalb besonders streitbar ist)
* eine aus dem Osten, die symbolisch auf Kimeisha als Ort des Erscheinens der Göttlichen beginnt, aber so richtig ab Kyoroku Gestalt annimmt, und besonders von Geistlichen, Künstlern etc. begleitet wird 

Wandler

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Re: Kintai, Sadu und Kungaitan?
« Antwort #6 am: 17 Mär 2024, 19:43:37 »
Das Abenteuer "Die Seidene Stadt" ist eines der besten Kanon-Splittermond-Abenteuer, das ich geleitet habe, und es hat auch der Gruppe gut gefallen.
Die kintaiische Tradition würde ich auch nicht als defizitär beschreiben: Es gibt historische zahllose Rituale, die aus einem Ereignis geboren wurden, und die spätere oder gleichzeitige Entwicklungen (Größe des Reichs, und andere Faktoren) nicht mit einbeziehen. Wallfahrten gehören zu diesen Ereignissen.
Als Abenteuer ist es für die Spielleitung viel einfacher, einen Zug zu begleiten. Auch gibt es schon bei diesem einen Zug jede Menge Handlungsmöglichkeiten. Der Zug war/ist ja auch für ein Abenteuer gedacht, nicht für eine Kampagne, auch daraus ergibt sich eine gewisse Anzahl von Stationen, die gut abzubilden sind.

Trotzdem finde ich die Idee, die Seidene Stadt als eine von mehreren Wallfahrten zu betrachten, die gleichzeitig oder nacheinander stattfinden, prima. Damit wären unterschiedliche Traditionen und natürlich Routen verbunden. Auch wenn der generelle Charakter einer "Tributüberbringung" / "Wallfahrt" bei allen gewährleistet sein könnten, wäre der Charakter unterschiedlich, der Dominanz von Händlern, Priesterschaft und Adeligen, oder Künstlern könnte recht unterschiedlich sein.
Die Zahl Fünf erscheint auch mir passend.

Es könnte ganz unterschiedliche Motivation geben, alle fünf Pilgerzüge mitzumachen:
  • Sühne
  • Das Erreichen höherer Weihen
  • Der Versuch, die Aufmerksamkeit der Gottkaiserin zu erringen
  • Der Beweis eines Fremden, dass er die Religion ernst nimmt
  • ...
« Letzte Änderung: 17 Mär 2024, 19:45:59 von Wandler »

Schattenklinge

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Re: Kintai, Sadu und Kungaitan?
« Antwort #7 am: 17 Mär 2024, 20:47:48 »
Ich entschuldige mich, falls das herabwürdigend klang, mit defizitär meinte ich auch nicht, dass die Tradition der Kintari schlecht ausgearbeitet ist - eher, dass es für ein so großes Reich von Vorteil wäre, es zu streuen und es gut wäre die anderen Gebiete einzubeziehen, also eher geographisch.
So könnten auch andere Adlige sich der Ehre sonnen, den Zug aufzunehmen (wenngleich es vermutlich auch ein Stück weit eine Last ist), ich meine, man stelle sich vor derselbe Daimyo beherbergt die Karawane alle paar Jahre, das dürfte ihm einen großen Vorteil an Ansehen gegenüber anderen geben...und es ist einfacher sich ihm anzuschließen. Und natürlich ist das Reich sehr vielfältig, und die anderen Regionen können sich so besser präsentieren und der Zug durch diese Provinzen ist zugleich eine Erinnerung für diese, dass sie an die Hauptstadt gebunden sind...

Es stimmt natürlich, dass die Geschichte des Reiches hineinspielen könnte und die Tributkarawane zugleich eine Erinnerung an den Nachbarn im Norden ist, dass man den Kriegs siegreich beendet hat (denn sie kommt ja vermutlich aus den Gebieten, die ziemlich zum Schluss erobert wurden?).

Gwydon

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Re: Kintai, Sadu und Kungaitan?
« Antwort #8 am: 17 Mär 2024, 22:51:39 »
Nur ganz kurz: Die Seidene Stadt ist tatsächlich "nur" der Tributablieferungszug der nördlichen Städte. Wie die anderen Regionen das machen, habe ich im Abenteuer bewusst offengelassen, weil es dort nichts gebracht hätte, das festzulegen (sowas schafft nur potenzielle Probleme: entweder limitiere ich mit einem Halbsatz im Abenteuer künftige Ideen, oder noch schlimmer, später gibts einen Widerspruch, weil übersehen wird, dass es dazu schon eine definierte Aussage gibt).  :)

Takur

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Re: Kintai, Sadu und Kungaitan?
« Antwort #9 am: 21 Okt 2025, 18:54:18 »
Für unsere Kampagne habe wir das Tributsystem, zu dem die "Seidene Stadt" gehört, etwas formalisiert (so ähnlich wie Schattenklinge - der das abenteuer gemeistert hat - es schon skizzierte):

Die Karawanen starten nicht alle vier sondern jeweils alle fünf Jahre in einer der fünf "Himmelsrichtungen" des Kranichreiches. Sie wechseln sich dabei ab, d. h. Im Wechsel bricht jährlich eine Karawane aus einer anderen der „fünf Himmelsrichtungen“ gen Senrai auf, sodass der Zyklus alle fünf Jahre von neuem beginnt:
•   Die „Seidene Stadt“ aus Atasato und damit dem Land am östlichen Jadeband, der sich seit jüngster Zeit auch Händler, Künstler und Darstellende aus Zhoujiang und sogar dem fernen Selenia anschließen. Diese wird traditionell durch die Suguri geleitetet (auch wenn das nicht unangefochten ist).
•   Die „Geisterstadt“ aus Miari, die unter anderem Kostbarkeiten und lebende Tiere aus dem Schattenwand-Gebirge und dem Kamioku, dem „Wald der zehn Millionen Geister“ bringt und häufig von Feen- und Geisterwesen begleitet wird. Diese Karawane wird üblicherweise von einem Mitglied von Haus Uome geleitet. Haus Momoku unterstützt sie dabei, stellt die Sichereit und hat mehrmals auch den/die Stadtherren gestellt. Da die beiden Klans (zumindest zur Zeit) verbündet sind, gibt es aber kaum Friktionen untereinander.
•   Die „Stadt der Wogen“ aus der Hafenstadt Yuizu, die die Kostbarkeiten der Nebelbucht sowie aus dem Handel mit den Stromlandinseln und Kungaitan mit sich führt und der sich gelegentlich einige der legendären und dafür eigens aus Kungaitan angereisten Nungmae-Wanderschmiede anschließen. Auch hier liegt die Führung üblicherweise in den Händen der Suguri.
•   Die besonders streitbare „eiserne Stadt“, die in der Festung Matatabi aufbricht. Sie führt die Kostbarkeiten der Ostprovinzen Kintais mit sich. Ihren Namen verdankt die Karawane dem Umstand, dass die Grenze zu Sadu von dem kriegerischen Klan Ranku dominierte wurde und dennoch (oder gerade deswegen) die Tribute ein beliebtes Ziel für transkabilische Rebellen und die Saboteure der Gojoshu waren. Diese Stadt wird von Klan Ranku geführt.
•   Die „Jadestadt“ mit den Kostbarkeiten der Jadesee, die symbolisch in Kimeisha, dem Ort des Erscheinens Myurioks startet, so richtig allerdings erst ab Kyoroku Gestalt annimmt, und von zahlreichen Geistlichen und Künstlern begleitet wird. Diese Stadt wird durch die Zakur geführt, auch wenn die Suguri (als im Außenhandel, der Seefahrt und der Diplomatie dominierend) versuchen (wenn auch bisher vergeblich), einen Zugriff zu bekommen. Die Sicherheit wird traditionell vor allem vom Klan Momoku gestellt. 
« Letzte Änderung: 21 Okt 2025, 22:03:47 von Takur »

Schattenklinge

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Re: Kintai, Sadu und Kungaitan?
« Antwort #10 am: 21 Okt 2025, 20:31:30 »
Im Abenteuer sind es alle drei Jahre für die Seidene Stadt aus dem Norden. Ich habe das dann in der Tat ein bisschen angepasst.

Takur

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Re: Kintai, Sadu und Kungaitan?
« Antwort #11 am: 23 Okt 2025, 16:57:25 »
Als kleine Ergänzung - und nur damit eventuell Interessierte am Thema "Kintai" nicht zu sehr rumsuchen müssen, poste ich hier als Anhang das Kintaina no hon – das Buch des Schwertes
Ein klassisches Werk, das den Lesenden lehren soll, wie er das Chaos des Krieges mit den Tugenden vereinbaren kann, die das Leben im Reich Myurikos bestimmen.
Ich hatte das im letzten Jahr für den Adventskalender gemacht, einfach um Kintai noch ein bisschen auszumalen.