Hordgyth hatte, nachdem er quasi eben erst in Brynntal angekommen war und für sein Treffen mit der Vögtin schon fast was zu spät war, keine Zeit und auch wenig Interesse an den Worten einer dieser Mondprediger, die ihm bisher nicht recht überzeugen konnten. Diese Priesterschaft war ihm eindeutig zu sehr auf Machtausübung aus und er bevorzugte Priester, bei denen die Hilfe Bedürftiger an erster Stelle stand, gab es doch mal eine Zeit, wo er selbst auf diese angewiesen gewesen war.
Er versank für einen Augenblick in Gedanken an die Vergangenheit und die vielen einfachen Leute in Wintholt, die ihm völlig fremd gewesen waren, ihm aber trotzdem Essen und ein Dach über dem Kopf gegeben hatten. In Wintholt zwar eigentlich die Regel, er hatte aber gelernt, dass es besonders die Armen waren, die, die selbst nichts hatten, die am hilfsbereitesten waren, und Leute, von denen er dachte, sie wären seine Freunde gewesen, hatten ihm am meisten enttäuscht. Zumindest sollte allen Priestern als erstes das Wohl der Bedürftigen sein und nicht Macht und eigener Reichtum.
Durch den lauter werdenden Lärm wieder aus den Gedanken gerissen, blickte er nun doch wieder zum Prediger. Hatte er da das Wort Häretiker gehört? Las der Priester etwa irgendwie seine Gedanken? Nein, da schien wer anderes gemeint zu sein.
Jetzt wo er sich den Priester erstmals was genauer ansah, stellte er fest, dass er ganz anders gekleidet war als die üblichen Priester des Yonnus. Vielleicht beteten sie einen anderen Gott an? Aber hatte er ihn nicht vorhin von Yonnus reden hören? Verdammt, er hätte besser aufpassen sollen.
Dieser Priester schien auch gar nicht allein zu sein. Neben ihm stand noch ein Mensch und ein Varg. Der Varg neben ihm, der die gleiche Kleidung trug, zeigte zumindest gerade auf einen Menschen in der Menge. Das ist dann wohl der Häretiker, dachte sich Hordgyth. Und die Menge war nun tatsächlich auf dem besten Wege dem Kerl an den Kragen zu wollen. Ein Zwerg und ein fremdländisch aussehender Alb, schienen die bisher einzigen zu sein, die dem vorlautem Kerl beistehen wollten. Das hätte ihm früher auch gut selber passieren können, dachte sich Hordgyth, aber durch seine Reisen durch Dragorea hatte er sich angeeignet seine Meinung lieber für sich zu behalten. Wie auch immer, hatte er gerade nicht noch gedacht, dass man Bedürftigen helfen sollte? Und dieser Kerl schien eindeutig Hilfe zu benötigen.
Er zog sein Schwert demonstrativ halb aus seiner Schwertscheide und ging langsam zu den drei Gestalten, die von dem Mob in Bedrängnis gerieten.
Ihr seht aus als könntet ihr was Hilfe gebrauchen. Vielleicht können wir wir die Leute noch irgendwie besä...
Mitten im Satz, stürmen die ersten auch schon nach vorne. Kopfschüttelnd zieht er sein Schwert.
Dann wohl so, sagt er zu sich selbst.