Für mein Verständnis gibt es grundsätzlich zwei Arten, Magie zu erkennen:
1) der "profane" Weg, d.h. durch Beobachtung und Wissen/Erfahrung (dies wäre theoretisch auch jemanden möglich, der selbst keine Magie wirken kann - gut, in Lorakis kann das jeder, aber sagen wir mal falls wir Erdenbürgen nach Lorakis gebeamt würden...)
Mit dem profanen Weg kann man Zauber entdecken, indem man den Zauberer beim Zaubervorgang beobachtet oder ein von einem Zauber betroffenes Ziel untersucht und die entsprechenden Schlüsse zieht.
a) den Zauberer beobachten und damit erfolgreich einen Zauber identifizieren:
das geht natürlich nur, wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind: ich muss den Zauberer sehen, die Lichtverhältnisse sind danach, der Typ benutzt Gesten und Worte usw. ggf. gibt es entsprechende Erschwernisse. Zudem hilft mir mein vorhandenes oder nicht vorhandenes Wissen über Magieschulen, kulturelle Unterschiede im Magiewirken usw. um zu identifizieren, was genau der Typ denn zaubert. All das wird in die Arkane-Kunde-Probe miteingerechnet. Falls ich aber nicht hingucke, es stockdunkel ist oder der Typ schlicht stumm und bewegungslos zaubert, habe ich keine Chance irgendwas von einem Zauber mitzubekommen. Und natürlich ist das alles auch nur im Moment möglich, wo der Zauber gewirkt wird.
b) einen Zauber anhand seiner Wirkung zu erkennen:
das ist möglich während der Zauber noch wirkt (kanalisiert) oder auch nach Abschluss, wenn der Zauber länger andauernde Effekte hinterlässt. Natürlich gilt auch hier wieder: die Situation spielt rein, wie gut ich überhaupt gerade wahrnehmen kann, was ich da analysieren will und mein eigenes Wissen spielt rein, wieviel ich dazu weiss, erfolgreich zu interpretieren, was ich da mitkriege. Will sagen: wenn es stockdunkel ist, kann ich nicht mitbekommen, dass jemand Rindenhaut gezaubert hat. Aber wenn ich eine bläulich-schimmernde Kuppel sehe, kann ich mir denken, dass das wohl magisch ist und mit einer erfolgreichen Arkane-Kunde-Probe vielleicht zusätzlich rausfinden, dass jemand hier "Schutz vor Untoten" gewirkt hat.
Schwieriger wird es schon bei Dingen, die sowohl natürlich als auch magisch entstanden sein können. Verhält sich jemand freiwillig so oder steht er unter magischer Beherrschung? Ist der Stein behauen oder magisch geformt worden? Ist jemand natürlich gesundet oder magisch geheilt? In all diesen Fällen ist es m.E. nur möglich anhand von Indizien logische Schlussfolgerungen zu ziehen und Wahrscheinlichkeiten anzugeben. Die Frage "magisch oder nicht magisch" wäre vielleicht vergleichbar mit der Frage "natürliche oder gewaltsame Todesursache" in der modernen Forensik/Pathologie: abhängig von Erfahrung und Equipment mag manches offensichtlich zu sehen sein, anderes kann quasi nicht nachgewiesen werden egal wie intensiv man untersucht.
Für mein Verständnis bezieht sich das GRW (S. 150) de facto auf diesen profanen Weg: Man muss Zauberer oder bezaubertes Objekt sehen und daraus folgern.
Dazu passt für mich auch die Art des Illusionen-Erkennens (S. 208): Illusionen sind erstmal "normale" Wahrnehmungen wie jede andere auch. Ich kann nur durch (gezielte oder zufällige) Beobachtung und daraufhin gemachte Rückschlüsse (Pfeil fliegt durch den Drachen, Wand kann durchschritten werden) herausfinden, dass diese Wahrnehmung hier wohl nicht natürlich ist, sondern eine Illusion am Werk. Ein wirkliches "Durchschauen" / Auflösen (und nicht nur ein logisches Folgern) ist nur mit "Wahrer Blick" möglich, d.h. indem die eine Magie gewissermaßen die andere aushebelt. (Auf diese Weise kann ich dann z.B. Illusionen entlarven auch wenn ich sie nicht "testen" kann, also sehen, dass die Wand illusorisch ist ohne testen zu müssen, dass meine Hand einfach durchreicht.)
2) der zweite Weg, Magie zu erkennen, wäre der "magische" Weg: also durch "spüren" oder analysieren der magischen Struktur, der magischen Aura oder Veränderungen des Magieflusses usw. (Dies wäre nur Personen möglich, die eine entsprechende Gabe besitzen, Magie zu spüren/anzuwenden/wahrzunehmen, also eine Fähigkeit besitzen, die wir Erdenbürger nicht haben.)
Da Lorakis durch und durch von Magie durchdrungen ist, wäre die Frage "wirkt hier Magie?" erstmal überflüssig, da die Antwort immer Ja ist. Bliebe offen, ob ich bestimmte Veränderungen oder Flüsse von Magie im allgemeinen Rauschen spüren oder herausfinden kann.
Soweit ich das Regelbuch aktuell verstehe, ist nirgends von einem einfachen "Spüren" der Magie die Rede - zumindest nicht als normale/angeborene Fähigkeit oder so. Wann immer der "zweite, also magische Weg" Magie zu erkennen ins Spiel kommt, passiert dies m.E. durch einen aktiven Zauber, den ich konkret sprechen muss: z.B. "Wahrer Blick" lässt mich Illusionen durchschauen - also quasi den "magischen Fluss" an einer Wahrnehmung spüren oder Zauber wie "Magie erkennen" lassen mich Magiestärke in der Umgebung spüren.
Zusammengefasst: Arkane Kunde ist das theoretische Wissen über Magie, das ich zum profanen Schlussfolgern aus meinen Beobachtungen nutzen kann. Magische Energien wirken immer und überall, ich kann sie anzapfen, um selbst zu zaubern (maximal generell aufgrund meiner "Mystik" spüren, dass sie da sind), aber nicht detailiert wahrnehmen, was da zu welchem Zweck gerade "fließt" oder gezaubert wird. Wenn ich magische Flüsse, zauberische Veränderungen usw. direkt wahrnehmen will, muss ich aktiv einen entsprechenden Zauber dazu wirken, der mich befähigt, das zu erkennen.
Das bedeutet: ich bin auf Beobachtung und Schlussfolgerung angewiesen, wenn ich wissen will, ob etwas magisch ist oder ich kenne einen konkreten Zauber dafür (wobei es da aktuell im Regelwerk noch ziemlich wenige dazu gibt).
Was also das Beispiel des Unsichtbaren angeht:
Wenn er sich nicht bemerkbar macht und ich nicht zaubere: keine Chance, etwas mitzubekommen.
Wenn er Spuren im Staub hinterlässt oder mich ein Luftzug von ihm streift, als er vorbeigeht: hätte ich die Chance zu folgern, dass hier vielleicht was Unsichtbares ist (falls ich es bemerke und mir entsprechende Gedanken mache).
Wenn er sich nicht bemerkbar macht und ich einfach mal so "Magie erkennen" zaubere: kann ich entdecken, dass an einer Stelle das magische Feld dichter oder brüchiger ist. Was auch immer ich dann daraus folgern mag...
Wenn ich sowohl was vermute, den Luftzug spüre und "Magie erkennen" zaubere: hab ich - zumindest für den Moment - ganz gute Chancen, handfeste Indizien für einen Unsichtbaren zu haben und seine Position zumindest mal einzugrenzen.
Das wäre zumindest meine aktuelle Interpretation wie Magie erkennen funktioniert. Bin mal gespannt, welche neuen Erkenntnisse der Magieband bringen könnte!