Ich glaube, ich bin da ganz beim Threadersteller. Ich habe überhaupt nicht den Eindruck, dass die Konsequenzen wirklich durchdacht werden. Das ist allerdings auch sehr, sehr schwer (Wer ist denn in der Lage, auch nur die Konsequenzen unserer jetzigen Technik auf unsere Welt in 10 Jahren zu durchdenken?) und gelingt in so gut wie keinem Setting, egal ob Rollenspiel oder Roman. Die Zusatzmöglichkeiten (Magie, Technik, whatever) werden immer gerade dann eingesetzt, wenn's in den Plot passt oder einen netten Fluff-Effekt hat, und den Rest der Zeit schlicht vergessen.
Wenn wir beispielsweise in die bereits erschienenen Abenteuer schauen, dann sehen wir eigentlich schon wieder das vertraute Phänomen, dass die existierenden Möglichkeiten nicht mal im Ansatz ausgeschöpft werden. Wenn ich allein daran denke, wie sich ein bedeutender NSC (egal ob gut oder böse), der einer einflussreichen Organisation angehört, auf einem wichtigen Auftrag durch das Mitführen geeigneter Spruchrollen und Relikte pimpen könnte (und würde)...
Aber auch die Konsequenzen auf die Spielwelt selbst sind sicher noch nicht erschöpfend durchdacht. Gerade die Reichen und Mächtigen werden dieses Hilfsmittel wie jedes andere einsetzen, um ihre Ziele zu erreichen, und in einer Welt, in der jeder über magische Begabung verfügt, würden sie ganze Armeen von Support-Zauberern heranzüchten und für alles einsetzen, was den Aufwand rechtfertigt. Das umfasst die Kriegsführung (hier gibt es zumindest Denkansätze im Weltenbuch), aber auch Aspekte wie Spionage, Kommunikation, Handel oder Produktion. Absolut jeder wichtige NSC muss sich gegen Beherrschungsmagie schützen, wichtige oder eilige Nachrichten werden bestimmt nicht auf einem Stück Papier von einem berittenen Boten transportiert, Burgen müssen ebenso gegen Luftangriffe verteidigt werden können usw. Und sobald es wirklich wichtig wird, muss ich mich tatsächlich gegen diesen HG4-Magier auf der Gegenseite wehren können, und der hat wirklich was drauf!
Erschwerend kommt hinzu, dass derzeit ja noch gar nicht alle Zauber bekannt sind - da kommt ja mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch etliches hinzu. Wir wissen ja noch nicht mal, wie z.B. Beschwörung etc. funktioniert, wir wissen nur, dass es sie irgendwann geben wird. Und wie sollen wir eine Welt konsequent durchdenken, von der wir nicht mal wissen, welche Zauber es überhaupt gibt oder was z.B. Feen oder Geister wirklich können?
Übrigens würden die Menschen, die in so einer magischen Welt leben, eine Geisteshaltung, Gesellschaftsordnung und Religiosität entwickeln, die wir uns nur sehr schwer vorstellen können. Ich fände es hochgradig spannend, darüber nachzudenken, wie solch eine Gesellschaft wirklich aussieht, habe aber nicht den Eindruck, dass man sich derart tiefgreifende Gedanken beim Entwurf des Riesenprojekts Lorakis wirklich machen konnte. Die einzigen Welten, die ich kenne und bei denen das funktioniert hat, sind solche, in denen man nur sehr kleine Änderungen im Vergleich zur realen Welt zugelassen hat.
Allerdings sollte das jetzt kein Gemecker sein - ich spiele trotzdem gerne auf Lorakis. Ich bin nur sehr, sehr skeptisch, dass die Autoren die Konsequenzen der Magie wirklich durchdacht haben können - das ist einfach zu schwierig. Lasst mal ein paar Powergamer (hier absolut positiv gemeint) drüber nachdenken, was sie mit ein paar hundert Solaren und einigen HG3-4-Charakteren nebst einigen hundert Mann Gefolge anstellen könnten, und ihr werdet merken, was alles möglich ist. Und vermutlich wird da auch vieles dabei sein, was bisher noch nicht bedacht wurde.