Splittermond Forum

Allgemeines => Allgemeines => Thema gestartet von: JohnLackland am 13 Jan 2015, 13:52:30

Titel: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: JohnLackland am 13 Jan 2015, 13:52:30
Hallo,

mir fällt auf das viele Rollenspiele, eigentlich alle die ich kenne auf Gewalt setzen zur Konfliktlösung und das auch am breitesten beschreiben und die meisten Regeln davor zu Verfügung gestellt werden.... bei Splittermond ist da auch so. Die meisten Regeln sind dafür da um jemanden zu töten oder auf die mappe zu hauen...

Meist ist bei Rollenspielen ja das so inzeniert das man angegriffen wird oder das aus der position der vermeindlichen Schwäche Gewalt ensteht und dann als "Richtig" legitimiert wird. Irgendwie komme ich mir gerade bei den Gedanken über mein Hobby vor wie ein Neandertaler.

Auch die Kulturdarstellungen, da wird immer die grausamen Aspekte der Menschheitsgeschichte oft aufgewärmt oder die Eso- und Relegionserklärungen aus der Vergangenheit...

Im Gegenzug sind sie unpolitisch - selbst shadowrun ist... eigenlich auch nur auf die Mappe kloppen...

Spinne gerade rum und überlege ob es nicht Zeit wird für ein Rollenspiel was im hier und jetzt spielt und aufklärerisch wirkt.... und ob es dann auch ein Verlag gäbe der es veröffentlicht? Ein RPG über das hier und jetzt, das auch realpolitik darstellt, Konflikte und dergleichen fände ich mal echt spannend und eine Innovation... natürlich ist dann nix mit Punktesystem du würfelst aus woher der Charakter stammt, so alles - Sozialschicht, Haut, Harr und Augenfarbe, Attraktivität, Krankheiten, sexuelle Präferenz  und so weiter.... könnte man dann ja psychologsich und sozial weiter spinnen... wird kein verkaufsschlager aber der Renner bei den Pädagogen (leider) und Sozialogen kann ich mir vorstellen....

Titel wäre Anthropozän ...

Wäre doch der Renner oder?^^
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: Fadenweber am 13 Jan 2015, 14:00:26
mir fällt auf das viele Rollenspiele, eigentlich alle die ich kenne auf Gewalt setzen zur Konfliktlösung und das auch am breitesten beschreiben und die meisten Regeln davor zu Verfügung gestellt werden.... bei Splittermond ist da auch so. Die meisten Regeln sind dafür da um jemanden zu töten oder auf die mappe zu hauen...

Siehe hierzu auch: http://forum.splittermond.de/index.php?topic=759.msg16413#msg16413 (http://forum.splittermond.de/index.php?topic=759.msg16413#msg16413)

Zitat
Spinne gerade rum und überlege ob es nicht Zeit wird für ein Rollenspiel was im hier und jetzt spielt und aufklärerisch wirkt.... und ob es dann auch ein Verlag gäbe der es veröffentlicht? Ein RPG über das hier und jetzt, das auch realpolitik darstellt, Konflikte und dergleichen fände ich mal echt spannend und eine Innovation...

Politische Rollenspiele gibt es durchaus, wobei mir da vor allem Live- (http://www.spiegel.de/netzwelt/games/nordic-larps-art-house-rollenspiel-ueber-palaestina-konflikt-a-984627.html (http://www.spiegel.de/netzwelt/games/nordic-larps-art-house-rollenspiel-ueber-palaestina-konflikt-a-984627.html)) oder Online-Spiele in den Sinn kommen.
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: JohnLackland am 13 Jan 2015, 14:04:46
Spannend.... Danke für den Link und der Thread ist mir durchgerutsch... ach da war ich in Urlaub...!
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: Noldorion am 13 Jan 2015, 14:36:40
Hallo!

Ich habe mich in dem alten Thread dazu ja schon geäußert - ich schaue aber mal, ob ich hier eventuell auch nochmal mehr schreiben kann.

Ich will jedoch etwas zu den unpolitischen Rollenspielen schreiben.

Es ist gar nicht so, dass alle Rollenspiele unpolitisch sind. Viele der "großen" Systeme sind relativ unpolitisch, einfach, weil sie eine möglichst große Spielerschaft ansprechen wollen, und das schaffen sie mit einem sehr politischen System eben nicht. Politik ist ein Thema, das viele bei ihrem Hobby ausklammern wollen, und für viele ist Rollenspiel sicherlich auch eine Form des Eskapismus. Viele Systeme sind also unpolitisch - was aber längst nicht heißt, dass auch die darin gespielten Abenteuer unpolitisch sind. Gerade in Abenteuern gibt es immer wieder politische Statements, mal gut, mal weniger gut versteckt. Dennoch ist, glaube ich, die Antwort auf die Frage: Weil die meisten Spieler es eher unpolitisch wollen. Komplexe Politikthemen sind daher meist etwas für Nischensysteme.

Aber nicht immer. Du hast Shadowrun angesprochen - und ja, Shadowrun ist in erster Linie die Übertragung eines klassischen Dungeon-Crawl-Konzepts in ein urbanes SciFi-Universum. Es gibt dort eine Menge politischer Aussagen, die spielen aber im Spiel selten eine Rolle.

Ganz anders ist es aber bei dem alten Cyberpunk-Rollenspiel. Das, beispielsweise, war ein durch und durch politisches Rollenspiel, was sich bei der Vorlage auch gar nicht hätte vermeiden lassen. Cyberpunk ist fundamentale System- und Kapitalismuskritik, und die Charaktere dort sind üblicherweise gesellschaftliche oder tatsächlich politische Rebellen. Anders als in Shadowrun ist dort nicht jeder per default erstmal ein Söldner, sondern ein "Social Warrior" - natürlich mit Abstufungen, man konnte aus seinem Charakter ja machen, was man will. Und Cyberpunk war eine ganze Weile ganz schön groß!

Ein anderes Beispiel: Die moderne World of Darkness gibt sich ja redlich Mühe, religiöse und mythologische Weltansichten zu respektieren, und erschafft dabei dann lieber eine eigene Mythologie anstatt - wie früher - auf judeo-christliche, nativ-amerikanische oder andere Mythen zurückzugreifen. Das hindert sie aber nicht daran, politisch zu sein: Es gibt ein Abenteuer, das sich darum dreht, dass eine korrupte Regierung dazu verwendet wird, Homosexualität unter Todesstrafe zu stellen, und die Spieler müssen verhindern, dass die Politiker damit durchkommen.

Es gäbe noch andere Beispiele für Politik im Rollenspiel. Letztlich kann man, finde ich, gerade den großen Systemen keinen Vorwurf machen, wenn sie unpolitisch sind. Große Systeme folgen selten einem High-Concept-Leitmotiv, sondern verstehen sich als Baukasten für die eigenen Vorlieben. Sprich: Splittermond ist vergleichsweise unpolitisch (aber nicht völlig), aber gut geeignet, um darin politische Abenteuer zu spielen. Und das gilt für die meisten Systeme.
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: maggus am 13 Jan 2015, 15:10:36
Spinne gerade rum und überlege ob es nicht Zeit wird für ein Rollenspiel was im hier und jetzt spielt und aufklärerisch wirkt.... und ob es dann auch ein Verlag gäbe der es veröffentlicht? Ein RPG über das hier und jetzt, das auch realpolitik darstellt, Konflikte und dergleichen fände ich mal echt spannend und eine Innovation... natürlich ist dann nix mit Punktesystem du würfelst aus woher der Charakter stammt, so alles - Sozialschicht, Haut, Harr und Augenfarbe, Attraktivität, Krankheiten, sexuelle Präferenz  und so weiter.... könnte man dann ja psychologsich und sozial weiter spinnen... wird kein verkaufsschlager aber der Renner bei den Pädagogen (leider) und Sozialogen kann ich mir vorstellen....

Titel wäre Anthropozän ...

Wäre doch der Renner oder?^^

Also ich für meinen Teil......aber Rollenspiel ist für mich Privatsache.

Pädagogik treibe ich - zwangsläufig - schon mit meinen Kindern, da können weder die Kiz noch ich etwas dran ändern. Bei meinem Hobby bleibt die Aufklärung aber Außen vor.

(Was übrigens nicht bedeutet, dass man Rollenspiele nicht in pädagogischen Zusammenhängen sinnvoll einsetzen kann.)
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: rillenmanni am 13 Jan 2015, 15:20:49
John denkt an die sogenannten Planspiele. Die haben sehr oft einen politischen Hintergrund, verfolgen in aller Regel einen aufklärerischen oder linken oder marktwirtschaftlichen Ansatz und tendieren leicht zur Überindividualität, dh man spielt nicht unbedingt den Klaus im Ringen oder Aushandlungsprozess mit einer Institution / Gruppe / Partei, sondern einen ebensolche im Ringen mit anderen. Ziel des Ganzen ist freilich, etwas fürs echte Leben mitzunehmen.

Wenn ich ehrlich bin, hätte ich nichts dagegen, gelegentlich ein Planspiel durchzuführen. In meiner Rolle als Rollo-Nerd jedoch bevorzuge ich Witz und Gewalt und gedankenloses Spiel in hohen Dosen. :)
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: arnadil am 13 Jan 2015, 15:42:16
Die "Kritik" an dem Standard der Rollenspiele teile ich, auch wenn ich gleichzeitig unheimlichen Spaß daran habe, dass die Welt einfach mal einfacher ist und sein darf und Gut und Böse eben irgendwie trennbar sind. Ich vermute, dass der Reiz einer solchen Trennung und der Fähigkeiten der Helden, hierin eine Rolle zu spielen, der Hauptgrund für die Standardlösung ist. Und das verstehe ich gut und in gewisser Weise ist das insofern sogar politisch.

Ein bloßes Planspiel fänd ich hingegen als Hobby eher langweilig. Es sollte, denke ich, irgendeine Komponente schon abgeändert werden zum realen, gegenwärtigen Leben. Aber das muss ja vielleicht wirklich nicht die Gewaltlegitimation sein. Vielleicht könnte man bspw. ein weitgehend auf Intrigen und Diplomatie aufbauendes Rollenspiel in einem frühneuzeitlichen Setting spielen, in dem Gewalt im Zweifel eine schlechte Lösung ist. Oder eine Simulation in der Zukunft, in der die SpielerInnen eben in einem korrupten, interstellaren Handels- und Wirtschaftssystem ihre Stränge ziehen müssen... aber Gewalt (jedenfalls gegen Menschen und nicht Roboter) ist nur selten die Lösung, weil die Menschenrechte insoweit eben obrigkeitlich harsch durchgesetzt werden und v.a. die Charaktere im Normalfall diese moralischen Standards auch selbst vertreten werden. etc.
Das fänd ich wirklich spannend und schön und mache das auch nicht selten in meinen Abenteuern (egal mit welchem Regelwerk).
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: flippah am 13 Jan 2015, 16:41:41
Ich denke, dass Lorakis einiges an Hintergrund für politisches Spiel bietet. Und Splittermond genug Regeln, das zu unterstützen. Gut, es ist kein "Das Lied von Eis und Feuer"-Rollenspiel - aber das gibt es ja auch schon.
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: Noldorion am 13 Jan 2015, 17:02:39
Und "Ein Lied von Eis und Feuer" ist zwar ein Spiel (und eine Romanreihe, und eine Fernsehserie), das sich sehr viel mit Politik und Intrigen beschäftigt, aber nicht in dem Sinne politisch, von dem ich glaube, dass John es meint: Es macht keine wirkliche politische Aussage, sondern betrachtet die Geschehnisse eher aus einem pseudo-historischen, scheinbar objektiven und anti-moralischen Blickwinkel.
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: 4 Port USB Hub am 13 Jan 2015, 17:08:00
Ich finde Politik generell doof und möchte in meiner Freizeit davon verschont bleiben, daher bin ich sehr dankbar für die unpolitische Tendenz von Rollenspielen.
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: JohnLackland am 13 Jan 2015, 17:09:06
Es macht keine wirkliche politische Aussage, sondern betrachtet die Geschehnisse eher aus einem pseudo-historischen, scheinbar objektiven und anti-moralischen Blickwinkel.


Jepp ;-)

Denke auch weniger an Planspiele ala Polis und Co. sondern wirklich an Rollenspielsituationen, ein Dorf in Afrika und die Probleme als Pen & Paper mit allen drumherum und die Spieler sind die Helden und wollen das selbe wie die in Europa.... Strom, tolles Essen und nen Gesundheit, auch mal Dick werden dürfen... kannst dich ja auf die Reise machen.... nach Europa oder bleiben und es ändern wollen, dann lernste aber den örtlichen Warlord kennen oder religiöse Fundamentalisten oder die Konzerne die gerade eine Minenkonzession haben für dein Gebiet weil Kupfer im Boden ist.... Das kann man gut als Rollenspiel aufarbeiten und auf der ganzen Welt spielen lassen. Von der Idee her aber gefällt mir die LARP Idee die Fadenweber verlinkt hat... Ausgangspunkt des ganzen Frust aus dem der  Thread geboren wurde war gestern eine Diskussionsrunde bei den Berliner Attacis, mehr aus Bierlaune, wie man junge Leute und jung gebliebene politisch motivieren kann was zu machen sich zu bewegen und sich eine Meinung zu bilden. Satire und Demos können es nicht sein... das setzt halt eine Meinungsbildung in irgendeine Richtung schon voraus damit ein Menschlein sich das anschaut...
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: Noldorion am 13 Jan 2015, 17:15:30
Ich persönlich muss gestehen, dass ich einige Schwierigkeiten damit hätte, aktuelle Probleme spielerisch zu verarbeiten - zumindest dauerhafter. Ich könnte mir kein Spiel vorstellen, in dem ich Kriegsflüchtling bin und mich nach Europa durchschlagen will, beispielsweise. Ich hätte Bauchschmerzen damit, Sorge, dass das zu respektlos sein könnte, wenn die Geschehnisse zu aktuell sind. Sowas könnte ich mir als einmaliges "Serious Game" vorstellen, aber nichts, womit ich alle zwei Wochen einen spaßigen Abend verbringe.

Ich habe aktuell zwei Gruppen, die genau in der Jetztzeit spielen, teilweise zu einem identischen Datum, und schon da habe ich immer wieder Schwierigkeiten, in wie weit ich aktuelle politische Ereignisse aufgreifen darf, ohne dabei respektlos zu sein.
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: Drarsus am 13 Jan 2015, 17:23:44
Ich bin mich gerade in Degenesis: Rebirth am reinlesen, zumindest das Setting ist doch hochpolitisch.

Wenn ich allerdings unsere Weltpolitik betrachte: Da komm ich mir auch wie ein Neanderthaler vor, nur ohne Keule sondern mit Öl/Gashähnen oder AKs.

Ich finde Politik viel zu frustrierend, als dass ich davon mehr im Spiel bräuchte.
Was ich aber im Spiel gerne habe sind eben alternative Lösungswege, aber das bietet Splittermond ja und wie ich finde sogar in einem guten System.
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: Farnir am 13 Jan 2015, 18:18:11
Was die Gewalt angeht, da kommen die alten Wargame-Wurzeln halt immer wieder zum Vorschein. Egal wie aufgeklärt wir sein wollen: Gewalt fasziniert und Macht ausüben ebenso - sonst wären die Knall-Bumm-Peng-Blockbuster nicht so erfolgreich und Spielzeugpistolen an Fasching nicht so beliebt. Warum das so ist, überlasse ich den Psychologen und Soziologen  :)

Rollenspiele ohne Gewalt gibt es hingegen, wenn die Gruppe sich entsprechend darauf einigt. Primetime Adventures zum Beispiel geht wunderbar ganz ohne Waffen. Wir hatten vor Jahren sogar mal eine Shadowrun-Runde, bei der die Charaktere auf minimale Gewalt ausgelegt waren. Das waren dann eher Edel-Einbrecher als Militaristen. Meine letzte D&D-Runde war ein Stadt-Intrigen-Szenario, bei dem jeder Tote sehr negative Konsequenzen hatte, ergo haben die Spieler selbst einen totalen Feind mit ein paar bösen Ermahnungen laufen lassen, nachdem sie ihn erwischt haben.

Von daher: Wenn Du es mal etwas weniger blutig haben willst, frag doch Deine Mitspieler, ob sie das auch mal probieren wollen. Es ändert die Dynamik, macht aber auch sehr viel Spaß!

Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: Belzhorash am 13 Jan 2015, 18:32:31
Was die Gewalt angeht, da kommen die alten Wargame-Wurzeln halt immer wieder zum Vorschein. Egal wie aufgeklärt wir sein wollen: Gewalt fasziniert und Macht ausüben ebenso - sonst wären die Knall-Bumm-Peng-Blockbuster nicht so erfolgreich und Spielzeugpistolen an Fasching nicht so beliebt. Warum das so ist, überlasse ich den Psychologen und Soziologen  :)

Rollenspiele ohne Gewalt gibt es hingegen, wenn die Gruppe sich entsprechend darauf einigt. Primetime Adventures zum Beispiel geht wunderbar ganz ohne Waffen. Wir hatten vor Jahren sogar mal eine Shadowrun-Runde, bei der die Charaktere auf minimale Gewalt ausgelegt waren. Das waren dann eher Edel-Einbrecher als Militaristen. Meine letzte D&D-Runde war ein Stadt-Intrigen-Szenario, bei dem jeder Tote sehr negative Konsequenzen hatte, ergo haben die Spieler selbst einen totalen Feind mit ein paar bösen Ermahnungen laufen lassen, nachdem sie ihn erwischt haben.

Von daher: Wenn Du es mal etwas weniger blutig haben willst, frag doch Deine Mitspieler, ob sie das auch mal probieren wollen. Es ändert die Dynamik, macht aber auch sehr viel Spaß!
Vampire und Cthulhu funktionieren auch problemlos ohne Gewalt.
Bei Vampire hast du dann auch noch eine gehörige Portion Politik und Intrigen dabei.
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: Loki am 14 Jan 2015, 09:02:55
Ist es denn wirklich so, dass ein bestimmtes Rollenspielsystem politisch oder unpolitisch ist? Ich für meinen Teil sehe Rollenspiel sowohl als Hobby als auch als Rahmen an, in dem man seiner Phantasie freien Lauf lassen kann. Daher denke ich, dass kein Rollenspielsystem per se politisch oder unpolitisch ist. Ich denke auch nicht, dass man sagen kann, ein bestimmtes Rollenspiel fördere die Auseinandersetzung mit der Politik (bzw. fördere sie nicht), denn das einzige, was zählt ist doch, was tatsächlich am Ende gespielt wird.

In meiner Shadowrun-Runde hatten wir häufiger schon tagespolitische Themen, die während der Runs angeschnitten wurden - seien es die eingeschüchterten und völlig abgekämpften Goldminen-Kindersklaven, die den Runnern während einer Hetzjagd durch den afrikanischen Busch aus großen Augen hinterher geschaut haben oder die Verhinderung eines Kriegs zwischen zwei Megakons, angezettelt von einem verrückten texanischen Exec. Das lässt sich problemlos auch auf Fantasy-Systeme ummünzen. Wie oft haben die Helden schon Sklaven befreit? Sklaverei ist nach wie vor - leider - immer noch ein aktuelles Thema in der Weltöffentlichkeit (selbst im Splittermond wird es thematisiert: Ich sage nur Keshabid). Es ist also in erster Linie eine Frage der jeweiligen Spielsituation, ob politische Themen aufgenommen und behandelt werden und weniger eine Frage des Systems an sich. Man kann ja auch komplett ohne Keshabid spielen, bzw. sich einfach nicht für die Vergangenheit des Volkes interessieren. Man kann aber auch durch die Straßen laufen und sich ihre Geschichten anhören. Manche Spieler finden das halt toll, andere nicht.

Liebe Grüße

Loki
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: JohnLackland am 14 Jan 2015, 11:42:50
Loki du hast recht, wenn man will kann man alles politisch gestalten. Hatten auch mal eine Shadowrun Runde wo die Leute für eine große Umweltschutz NGO gearbeitet haben.... und unsere Exalted Runden waren halbe philosophie Vorlesungen...
Mir gehts glaube ich um was anders und Noldorion hat es ganz gut gesagt und ich glaube als Serious Game ginge es ganz gut, noch interessanter finde ich aber das LARP was Fadenweber da verlinkt hat.

Im Grunde soll es aber Spaß machen ;-)

Knuddel an Alle!

John
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: Waldviech am 14 Jan 2015, 13:47:13
Zitat
Vampire und Cthulhu funktionieren auch problemlos ohne Gewalt.
Und grade Vampire ist insofern "politisch", als dass es mit seinem ganzen Intrigieren, Taktieren, Fraktionsbilden u.ä. durchaus politische Mechanismen behandeln kann....wenn man in einer Camarilla-Runde denn drauf steht, Konvent-Diskussionen auszuspielen. Und da die WoD zu weiten Teilen mit unserer eigenen Welt identisch ist, kann ich mir da auch gut vorstellen, tagespolitische Themen zu verwursten (was z.b. sagen Assamiten zu Pegida ? :D)
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: Fadenweber am 14 Jan 2015, 14:17:14
(was z.b. sagen Assamiten zu Pegida ? :D)

Haps.
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: Belzhorash am 14 Jan 2015, 14:22:03
(was z.b. sagen Assamiten zu Pegida ? :D)

Haps.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: sindar am 14 Jan 2015, 15:17:03
[..] Irgendwie komme ich mir gerade bei den Gedanken über mein Hobby vor wie ein Neandertaler.[...]
Frei nach Goethe: "Hier bin ich Neanderthaler, hier darf ich's sein." Einer der Gruende, warum mir Rollenspiel so viel Spass macht: Endlich ist die Welt mal schoen einfach.

Bin versehentlich auf den "Thank You"-Knopf statt auf den Zitat-Knopf gekommen.
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: Gilandilas am 14 Jan 2015, 22:41:11
Weil man im richtigen Leben politisch überkorrekt und super sauber sein muss.

Und Gewalt geht mal gar nicht, lass uns drüber reden Du - fühle ich mich gerade kalt schaudernd an Das Spiel der Anwälte und "Besserrollenspiel" aus den 90igern erinnert.

Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: JohnLackland am 14 Jan 2015, 23:33:06
Weil man im richtigen Leben politisch überkorrekt und super sauber sein muss.

Die Frage ist was politisch korrekt ist. Aus der Wiki Politische Korrektheit (häufig als Adjektiv politisch korrekt, engl.: political correctness [pəˈlɪtɪkəl kəˈrɛktnɪs] und politically correct; Abk. PC, P.C. und pc) ist ein aus dem englischsprachigen Raum stammendes Schlagwort. In der ursprünglichen Bedeutung bezeichnet der englische Begriff politically correct die Zustimmung zur Idee, dass Ausdrücke und Handlungen vermieden werden sollten, die Gruppen von Menschen kränken oder beleidigen können (etwa bezogen auf Geschlecht oder Rasse). Die mit „PC“ bezeichnete Politikform Affirmative Action entstand in den 1980er Jahren infolge der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, die versuchte, der Diskriminierung von Minderheiten mit Hilfe nicht wertender, neutraler Sprache entgegenzuwirken. Die Bezeichnung politically correct wurde dabei zunächst als Eigenbezeichnung von den Vertretern dieser Bewegung verwendet. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde der Begriff von der politischen Rechten bzw. Konservativen in den Vereinigten Staaten aufgegriffen, die die Verwendung und Dominanz „politisch korrekter“ Sprache als Zensur und Einschränkung der Redefreiheit rezipierte und bezeichnete. In der Folge griffen auch konservative Kreise in Europa diese Kritik auf.

Die meisten Menschen sehen darin eine Einschränkung ihrer Meinungsfreiheit und ein Angriff, das ist aber gar nicht die Idee dahinter, das lese ich auch aus deiner Kritik.

Und Gewalt geht mal gar nicht, lass uns drüber reden Du - fühle ich mich gerade kalt schaudernd an Das Spiel der Anwälte und "Besserrollenspiel" aus den 90igern erinnert.

Ich kenn das Spiel nicht, mir geht es auch gar nicht um die Gewalt zu verbieten im Spiel.


[..] Irgendwie komme ich mir gerade bei den Gedanken über mein Hobby vor wie ein Neandertaler.[...]
Frei nach Goethe: "Hier bin ich Neanderthaler, hier darf ich's sein." Einer der Gruende, warum mir Rollenspiel so viel Spass macht: Endlich ist die Welt mal schoen einfach.

Da erwiedere ich mal mit der EAV... nicht so bekannt mehr wahrscheinlich:

Zitat
am anfang lebte der mensch am baum
doch verändert hat sich seit damals kaum.
er geht zwar aufrecht und er fliegt ins all
doch er ist noch immer im neandertal.

der mensch von heute, der mailt und faxt
sein gti ist frisch gewachst
doch gibt es irgendwo ein problem
benimmt er sich wie ehedem.

im prähistorischen rachewahn
heisst es auge um auge und zahn um zahn
und bist du nicht willig, dann gibt's krawall
und schon sind wir wieder im neandertal.

seit menschengedenken wird aufgebaut
damit ma's nachher wieder niederhaut.
denn aus blut und schutt und nach jedem krieg
die wirtschaft wie phÖnix aus der asche stieg.

humanismus und menschliche ethik bringen keine kohle
drum sind sie auch nicht nÖtig.
sokrates, plato, hegel und kant
waren an der börse nie genannt.

beim kreuzzug des homo sapiens
geht es um das schwarze gold arabiens
doch dafür in dhafour mischt sich keiner ein
ich fürcht', da dÜrft' kein erdöl sein

schau, do drin im fernsehn
do liegt a klanes kind
schau, dem fehl'n die fusserln
geh, schalt um, mach g'schwind!
des kann si kaner anschaun
weil's essen nimmer schmeckt
und spenden, des hat kann zweck
weil's sowieso verreckt.

auch zucht und ordnung kehren wieder ein
in deutschland brennt ein auslÄnderheim.
trotz microchip und megabyte
wir sind wieder in der guten alten zeit.

das zweite jahrtausend ging zu ende
die mauern sind gefallen, wir haben uns're wende
europa ist groß und so soll's auch sein
doch für manche staaten dann doch zu klein

ref:
willkommen im neandertal
willkommen, willkommen!
willkommen im neandertal
wo ich dir eine auf die rübe knall!

willkommen im neandertal
willkommen, willkommen!
willkommen im neandertal
es sei denn du bist in der Überzahl!

Um eins klarzustellen, ich mag ab und zu auch Kämpfe und es ist sehr spannend, aber ich finde es Schade das oft diese als einzige Lösung um ein Konflikt beilegen zu können gesehn  wird und ich will auch nicht bei jeder Pen & Paper Runde hochpolitisches haben, aber ab und an ein Denktanstoß finde ich schön... da kam ja auch zurecht daran dann Anmerkungen und Hinweise auf andere Diskussionen.
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: Yinan am 15 Jan 2015, 00:17:06
Das ist letztendlich eine Sache des SL und wie er das Abenteuer gestaltet. Man kann nahezu immer eine diplomatische Lösung auch finden, wenn sie denn eingebaut wurde vom SL.

Das Problem daran ist, das man meist Leute spielt, die einfach keine wirkliche politische Macht haben und nicht in einer Position sind, um Forderungen zu stellen oder Angebote im in Ausmaßen zu machen, die ein gegenüber annehmen kann.

Die meisten Helden sind zwar nicht arm, aber auch weit davon entfernt, reich zu sein. Dementsprechend können sie auch kaum was anbieten.
Somit ist Gewalt oftmals die einzige Lösung. Davon abgesehen, das die Gegner meistens derart dargestellt werden, dass sie offensichtlich die "Bösen" sind und deshalb besiegt werden sollten (und sich die meisten Leute bzw. der Großteil der Bevölkerung darüber freut, das man ihn beseitigt hat).

Das hat also letztendlich nicht wirklich was mit dem System zu tun, sondern eher mit den Abenteuern und wie diese gestaltet sind.

Davon mal abgesehen das man im realen Leben nicht einfach mal draufhauen kann, um seine Probleme zu lösen und das die meisten auch gar nicht wollen würden. Da ist so ein Rollenspiel halt ne schöne Gelegenheit was zu machen, was du im realen Leben niemals tun würdest (oder könntest).
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: SeldomFound am 15 Jan 2015, 09:10:50
Ja, es ist immer vom SL abhängig.

Ich mag zum Beispiel Kämpfe gegen Monster am liebsten. Da kann man meist nicht wirklich kommunzieren, weil die Kreatur die menschliche Sprache und Bedürfnisse nicht versteht und einfachen Instinkten folgt, die in der Situation auch nicht umgelenkt werden können.

Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: flippah am 15 Jan 2015, 09:27:44
Bei mir ist es genau umgekehrt: ich finde nicht-Kulturschaffende als Widerpart eher langweilig - eben weil man da nur stumpf draufhauen kann und alternative Lösungswege meistens verbaut sind.
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: Loki am 15 Jan 2015, 09:42:03
Bei mir ist es genau umgekehrt: ich finde nicht-Kulturschaffende als Widerpart eher langweilig - eben weil man da nur stumpf draufhauen kann und alternative Lösungswege meistens verbaut sind.

An dieser Stelle kann man als Spielleiter aber auch super mit den Erwartungen spielen. Die Helden stürmen in die Höhle, um die Bestie zur Strecke zu bringen und stellen plötzlich fest, dass das Vieh mit ihnen kommunizieren kann (z.B. über eine sehr eingeschränkte Form der Telepathie). Die meisten Spieler haben Hemmungen, sprechende Monster anzugreifen (denn irgendwie scheint Sprechen ein Indiz für "Kultur haben" zu sein - auch wenn es ansonsten einfach nur ein wildes Tier ist, das sprechen kann), vor allem wenn es in der Lage ist, Argumente zu formulieren (und mögen sie noch so vereinfacht sein).
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: rillenmanni am 15 Jan 2015, 10:01:12
Wenn man auf Monster immer nur draufhauen kann, dann ist das System nicht tödlich genug. Man spiele mal "Lamentations of the Flame Princess" (OSR) und versuche, mit dieser Strategie durch zu kommen. ... Kämpfe sind hier immer nur die Notlösung.
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: JohnLackland am 03 Feb 2015, 15:20:35
Habe mal weiter recherchiert zu dem Thema Nordic Larp http://www.teilzeithelden.de/2013/05/15/bleeding-ein-kurzer-einblick-in-die-mechanismen-des-larp/

Bald der erste Deutsche Con dazu: http://www.projekt-exodus.com/ sehr krass und profimäßig

Das spannenste aber, die bundeszentrale für politische Bildung hat nen dicken Geldpot für solche Projekte...
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: Jeong Jeong am 03 Feb 2015, 16:06:44
Ja, es ist immer vom SL abhängig.

Ich würde sagen: es ist mindestens genauso von den Spielern abhängig. ^^ Ich habe schon Abenteuer gehabt, wo politische Elemente von den Spielern sehr gut angenommen wurden und welche, in denen sie das gar nicht weiter beachtet haben. Das hängt glaube ich auch stark mit den gespielten Charakteren und den persönlichen Präferenzen zusammen. Der Spieler des edlen Ritters interessiert sich oft auch für Abstammungslinien und Adelsherrschaft und setzt sich intensiv für die Anerkennung des rechtmäßigen Erben einer alten Adelsdynastie ein. Andere Spieler mit anderen Charakteren könnten sich für das Gleiche kaum weniger interessieren (ist natürlich nur pauschalisiertes Beispiel). Da kann man sowas dann als Spielleiter nur schwer zum Hauptteil einer Kampagne machen.

Wobei wir hier auch unterscheiden sollten zwischen politischen Handlungsmöglichkeiten in Abenteuern (wie Bündnisse schmieden) und Anspielungen auf reale politische Ereignisse und deren Verarbeitung in Abenteuern. Während ich ersteres immer für eine spannende Option halte und gerne in Abenteuer einbaue, mache ich letzteres nie und will es auch nicht. Dafür ist Rollenspiel für mich dann doch zu sehr Realitätsflucht. ^^ Was ich allerdings sehr viel in meine Abenteuer einbaue sind Ideen und Ansätze der Geschlechterforschung. Bei DSA mit seiner postulierten Gleichberechtigung bietet sich das bereits sehr gut an, bei Star Wars mit seinen endlos vielen unterschiedlichen Spezies ist es perfekt. Eine politikwissenschaftliche Theorie habe ich auch einmal als Grundlage für eine Star Wars Spezies genommen (womit wir eine dritte Ebene des Politischen im Rollenspiel hätten ^^), aber dazu kann ich nicht mehr schreiben, weil das Abenteuer noch nicht geleitet ist und Spieler hier mitlesen. ^^


edit: Rechtschreibung
Titel: Re: Warum sind Rollenspiele oft gewalttätig und so unpolitisch
Beitrag von: Nevym am 06 Feb 2015, 15:19:42
Ich denke schon die ganze Zeit über dieses Thema nach und finde wenig bis nichts dazu, was ich ausformuliernen kann, obwohl es genau das zu sein scheint, worüber ich am liebsten schreibe und es betrifft DAS Thema, was mich am meisten stört seit was weis ich wie lange schon....

Was mich bisher davon abgehalten hat auch nur zu kommentieren wurde mir eben an hand von Wikipedia und den folgenden Verlinkungen klar:
Zitat von: Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Rollenspiel (http://wikipedia)
Rollenspiel nennt man:
  • ein Konzept eines interaktiven Spiels, siehe Rollenspiel (Spiel) (http://de.wikipedia.org/wiki/Rollenspiel_(Spiel));
  • besonders seine Untergruppen Pen-&-Paper-Rollenspiel und Computer-Rollenspiel;
  • in der Soziologie an einen Status gestellte Erwartungen, Werte, Handlungsmuster und Verhaltensweisen, siehe Soziale Rolle;
  • in der (sozial-)Pädagogik eine systematische, regelhafte, rollenbasierte Arbeitsmethode, siehe Rollenspiel (Pädagogik);
  • in der Gruppenpsychotherapie das theatermäßige Inszenieren eines Problems, siehe Psychodrama (http://de.wikipedia.org/wiki/Psychodrama);
  • in der Verhaltenstherapie eine Standardmethode zur Entwicklung, Überprüfung, Übung und Verfestigung gewünschten Verhaltens;
  • in der Sozialtherapie eine spielerische Interventionsform, siehe sozialtherapeutisches Rollenspiel (http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialtherapeutisches_Rollenspiel);
  • in der lernorientierten Pädagogik Lernen durch Nachvollziehen einer Gesprächssituation, siehe szenisches Spiel;
  • in der Gruppendynamik die Erfahrung der eigenen Rolle anhand eines Vertreters, siehe Systemaufstellung;
  • in der Arbeits- und Organisationspsychologie die Simulation eines Gesprächs oder Konflikts, siehe Rollenspiel (Simulation) (http://de.wikipedia.org/wiki/Rollenspiel_(Simulation));
  • ein Konzept in der Pantomime, siehe Jeux Dramatiques;
  • eine Sexualpraktik, siehe Erotisches Rollenspiel.
und den weiterführenden Links:
Wiktionary: Rollenspiel (http://de.wiktionary.org/wiki/Rollenspiel)
Zitat
Bedeutungen:
spielerisches Hineinversetzen in fremde Rollen
[a:] Soziologie: Lehr- oder Therapiemethode
[b:] Spiel
[c:] Simulation von Konfliktsituationen und Gesprächen zu Schulungs- oder Einstellungszwecken
[...
Unterbegriffe:
[1b] Chatrollenspiel, Forenrollenspiel, Pen-&-Paper-Rollenspiel, Liverollenspiel (LARP), Schreibrollenspiel
Beispiele:
[1a] Im Rollenspiel lernten die Teilnehmer, besser mit konfliktgeladenen Situationen umzugehen.
[1a] Gewaltprävention für Jugendliche arbeitet oft mit Rollenspiel und Verhaltenstraining.
[1b] Das erste Rollenspiel im Sandkasten hieß früher häufig „Mutter-und-Kind“.
[1b] Es gibt eine riesige Auswahl an Rollenspielen für den PC.
[1b] Die drei populärsten Online-Rollenspiele haben jedes über eine Million Abonnenten.
[1c] Nachdem die Teilnehmer sich präsentiert hatten, ging es mit einem Rollenspiel los: „Der neue Dienstwagen“.
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-Lexikon „Rollenspiel“ (http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=Rollenspiel)
Zitat
[...]
Beispiel(e):
 Dieses Vorankommen auf der Karte ist trotzdem eine neue und originelle Weise der Bewegung in einem Rollenspiel. (Quelle: www.bielertagblatt.ch, 2010-12-22) 
 Als ein Beispiel für solch intensive Lernerlebnisse kann man das Rollenspiel verstehen, bei dem Jugendliche am eigenen Leib erfahren, wie skrupellos Industrienationen bei der Ausbeutung ärmerer Länder vorgehen. (Quelle: www.mittelbayerische.de, 2011-01-11) 
 Die Teilnehmer erleben dabei die typischen Übungen - etwa die Präsentation, die Postkorbübung oder das Rollenspiel. (Quelle: www.general-anzeiger-bonn.de, 2011-01-04)
 
und nur hier im letzten Link in einer einzigen Zeile taucht für mich das auf was ich bei John und den folgenden Beiträgen als "politisches Rollenspiel" interpretiere...

Auch finde ich bei all diesen Erklärungen kaum Hinweise und Anmerkungen zur Gewalt und zu "Konflikten" - ich finde keine Gewalttätiglkeit von Rollenspiel - nur in eine weiterführenden Link: Rollenspiel (Spiel) (http://de.wikipedia.org/wiki/Rollenspiel_(Spiel)) und in interpretierbarer, viel allgemeinerer Form in drei weiteren Einträgen:
[...]Inszenieren eines Problems[...]
[...]spielerische Interventionsform[...]
[...] Simulation eines Gesprächs oder Konflikts[...]

Deshalb ist für mich Rollenspiel grundsätzlich nicht gewalttätig und es kann grundsätzlich nicht "politisch" sein...
Trotzdem und gerade deswegen hat JohnLackland damit einen wichtigen Beitrag angestoßen.
In anderen Beiträgen und u.U. auf anderen Plattformen wurde das mal mit "Wie real darfs denn sein?" oder "Nicht schon wieder NextBigThing oder Endgegner plätten". Was auch schon so einige andere geschrieben haben ist, daß vielfältigen Erfahrungen zeigen, daß es kaum andere Konflikt- und Lösungsstrategien bie Spielern, Spielleitern, (Abenteuer-)Autoren, Welten- und Regeldesignern gibt als Gewalt.
Nur wenige Ausnahmen zielen auf alternative Lösungen, kreatives Umgehen oder (trickreiches) Wegesuchen für den Erfolg.
Mit letztem Wort zeigt sich auch gleich worin der eigentliche Zweck besteht - Erfolg, Spaß und Befriedigung zu haben - meist und leider nur unter Auflösung der real existierenden Schranken für Verhalten - hauptsächlich in Form von ritualisierter Ausübung von Gewalt (hier in Regeln gepackt).

Meiner Meinung muß das nicht so sein und ich arbeite seit Jahren daran, hier ein klein wenig zu ändern, sei es als langjähriger Spielleiter, bei der Abwandlung bestehender (Kauf-)Abenteuer oder auch (erst recht) in meinen selbsterstellten Abenteuern.

Leider ist es idR die erdrückende Mehrheit (ca 80-90%) der Spielerschaft, die genau nur eines haben will:
Konfliktlösung mit Gewalt in mehr oder minder harter Form.

Schade eingentlich, daß die wesentlichen Aspekte von "Rollenspiel" zu teils [in Anlehnung an Zitate] ".. unnötigen.." "blöden" "Fluff" [und wie immer das auch bezeichnet wird] verkommen und wohl so viele unterdrückte Emotionen drin stecken...

Für mich ist Rollenspiel viel mehr ...