Welche Logik steckt denn hinter der Aussage, dass in SciFi der Begriff Rasse ok ist, bei Fantasy aber Volk gewählt werden soll?
Außerirdische, die mit ihren hochentwickelten Raumschiffen gerade auf dem Weg sind, die Erde zu zerstören, weil sie eine Autobahn bauen wollen ("Niemand hat die Absicht, eine Autobahn durch Ihren Planeten zu errichten!") würde ich durchaus als andere Rasse bezeichnen. Vielleicht bestehen sie ja nichtmal aus Kohlenstoffketten.
Ich persönlich(!) finde den Begriff Rasse in einem Sci-Fi-Setting deutlich unproblematischer als beim Fantasy.
Aber lass uns drüber reden!
Ich finde das wie gesagt auch bei der SF eher befremdlich (und tatsächlich wäre es da auch angemessener, von Spezies zu reden). Man muss aber bei Star Trek und vergleichbaren Serien daran denken, dass die aus den USA stammen, wo das Wort "race" schlicht und einfach das ist, was man bei uns als "Ethnie" oder "Abstammung" bezeichnen würde und längst nicht so sehr mit biologischer Konnotation aufgeladen. "Race relations" sind in den USA primär die beziehungen zwischen Afroamerikanern und Euro-Amerikanern. "Race" bezeichnet einfach größere soziale Gruppen, die sich irgendwie über eine gemeinsame Herkunft definieren lassen. Insodern passt das Wort auf Englisch eben auch für Elfen, Zwerge und Vulkanier.
Auf deutsch würde man z.B. den großen türkischstämmigen Bevölkerungsteil niemals als "Rasse" bezeichnen - das wäre völliger Blödsinn. Auf deutsch redet man in diesem Kontext meistens von "Einwaderern" (was auf eine andere Art problematisch ist, aber das führt jetzt zu weit), weil Deutschland sich (im Gegensatz zu den USA) immer noch nicht so recht als Einwanderungsland begreift und das Wort "Einwanderer" damit als Marker für irgendwie von der sogenannten "Mehrheitsgesellschaft" unterschiedene Gruppen zur Verfügung steht.
Lange rede kurzer Sinn: In diesem Bereich gibt es keine perfekte Übersetzung von "race", und für den Fantasy-Kontext gibt es auf Deutsch keine perfekte Begrifflichkeit, um die Existenz verschiedener, klar unterschiedener vernunftbegabter Arten zu erfassen. Das englische "race" funktioniert ziemlich gut - auch wieder gerade deshalb, WEIL es so schwammig ist - das deutsche "Rasse" ist wegen seiner ausschließlich biologischen Konnotation eben für ein pseudomittelalterliches Setting besonders falsch und weckt hässliche Assoziationen. "Volk" wäre als nächste Entsprechung zu "Race" der Begriff der Wahl, oder, wenn man hervorheben will, dass es sich um biologisch grundsätzlich voneinander unterscheidbare Wesen handelt, "Art". Aber nicht Rasse.