Autor Thema: [Spielbericht] Abenteuerkampagne in Takasadu (Enthält Spoiler)  (Gelesen 16144 mal)

Takur

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Re: [Spielbericht] Abenteuerkampagne in Takasadu (Enthält Spoiler)
« Antwort #45 am: 28 Jun 2025, 20:27:38 »
Wenn Kinderstimmen ausbleiben (Spoiler für das gleichnamige halboffizielle Abenteuer)
Atasato und Umgebung, Kintai (Akira, Hao, Takur)

Auch wenn es noch einige Monate bis zum Start der „Seidenen Stadt“ waren, der alle fünf Jahre in Richtung der Hauptstadt Senrai startenden Tribut- und Handelskarawane, spürte man in Atasato bereits die damit verbundene Anspannung. Die „Seidene Stadt“ würde nicht nur aus Kintarai bestehen, sondern auch Händler aus Zhoujiang und anderen Ländern umfassen. Das stieß jedoch nicht bei allen Kintarai auf Zustimmung.
Etliche der Helden wollten sich dem Zug anschließen. Ren und Luo waren hingegen vor allem damit beschäftigt, Prinzessin Hui Amui auf dem politischen Pflaster Atasatos zu unterstützen. Hao hatte hingegen erst einmal genug von der Bürgerkriegspolitik Zhoujiangs. Die Prinzessin ging nach Haos Meinung zu große Risiken ein. Die „Seidene Stadt“ und die den Handelszug umgebenden Geschichten erschienen Hao weniger bedenklich. Akira erhoffte sich durch eine Teilnahme Ansehen für sich selbst und seine Familie – und war natürlich daran interessiert, die legendäre Hauptstadt seines Heimatlandes kennenzulernen.

Die „Seidene Stadt“ wurde immer von einem Mitglied des Suguri-Klans geführt, der die Seefahrt, den Handel und die Außenpolitik Kintais dominierte. Die Suguri stellten auch das Kommando des Begleitschutzes der „Seidenen Stadt“. Da dieser allerdings aus verschiedenen (teilweise verfeindeten) Klans kam, waren Spannungen üblich. Angeblich sollte in diesem Jahr eine neue „Stadtherrin“ den Zug anführen. Die „Seidene Stadt“ umfasste üblicherweise etwa 2.000 Personen, davon etwa 200 Wachleute plus den Begleitschutz der einzelnen Händler. Eine der wichtigsten Händlerinnen würde Kikisho Midori sein, eine silberhaarige albische Waffenhändlerin. Es war nicht billig, sich dem Zug anzuschließen. Falls die Helden sich nicht einkaufen wollten, würde das Anheuern bei den Wachtruppen oder die Aufnahme in das Gefolge eines der Teilnehmenden die beste Alternative sein. Akira versuchte zu diesem Zweck, Kontakt mit der Ritualwächterin der „Seidenen Stadt“ zu knüpfen. Allerdings war Uome Satomis Klan mit Klan Ranku (Akiras Lehensherren) verfeindet, was sie ihn deutlich spüren ließ. Bei dem Versuch, die Wogen zu glätten, machte der junge Krieger die Sache nur schlimmer und schaffte es, sich eine Feindin zu machen. Das würde es nicht erleichtern, einen Platz in der „Seidenen Stadt“ zu finden…
Da bereits eine Anzahl von Gefolgsleuten der verschiedenen Klans in Atasato eingetroffen war, kam es verstärkt zu Reibereien zwischen den verfeindeten Gruppen. Die Helden hielten sich heraus. Nur Akira versuchte, die Wogen zu glätten. Zum Glück war er dabei erfolgreicher als bei Uome Satomi.

Doch selbst der beherrschte junge Krieger verlor die Fassung, als eines der berühmt-berüchtigten Schildkrötenschiffe Kungaitans an Atasato vorbeifuhr und mit seinen Kanonen „Salut“ schoss. Nicht nur Akira hielt das für eine dreiste Provokation. Während Akira wütend dem Schiff hinterherfluchte, war Hao beunruhigt. Die zhoujiangische Affenpriesterin fragte sich, warum die Kungaiki Kintai so offen brüskierten. Sie fürchtete, die Spannungen zwischen Kintai und Kungaitan könnten ihrer durch den Bürgerkrieg gebeutelten Heimat schaden. Akira vermutete, dass die Aktion der Kungaiki eine Warnung an jene Kintarai war, die politische Interessen in Zhoujiang verfolgten. Allerdings konnte das leicht ins Auge gehen…

Einige Tage später lief ein übel zugerichtetes Transportschiff in Atasato ein. Angeblich hatten Harpyien das Schiff attackiert. Die Helden kannten zwei der Passagiere: Suguri Hanako und ihr Ehemann Kenji. Die Helden hatten die schwangere Kintarai-Botschafterin in Timog kennengelernt und ihr geholfen, einen wertvollen Mondstahl-Wurfspeer zu bergen. Dabei waren die Helden mit Harpyien aneinandergeraten – bestand da ein Zusammenhang? Zwar war das Ehepaar unverletzt, doch einer ihrer Leibwächter war tot, während der andere nach dem Zusammenstoß mit Harpyien gekündigt hatte.
Die hochschwangere Hanako fürchtete nun, dass die Harpyien sie erneut angreifen könnten. Eigentlich hatte sie vorgehabt, für ihre baldige Niederkunft zu dem Anwesen ihrer Familie weiterzureisen, doch das schien nun riskant. Die Helden erklärten sich bereit, ihrer Bekannten zu helfen.
Die Helden überlegten, wie sie sich am besten aus der Stadt schmuggeln konnten, falls die Harpyien das Umland durchstreiften. Sie kamen auf die Idee, sich nachts aus der Stadt zu schleichen und in den folgenden Tagen tagsüber in Deckung zu bleiben. So würden sie die tagaktiven Harpyien hoffentlich in die Irre führen.
Hao hatte bereits ein Reittier, Akira musste sich eines ausleihen. Leider kam er mit der Stute Inu (was in Kintial „Hund“ bedeutete) nicht gut zurande. Takur weigerte sich, auf ein Pferd zu steigen. Als ausdauernder Langstreckenläufer würde er auch zu Fuß mithalten können. Ansonsten bestand die Gruppe aus Hanako, ihrem Ehemann sowie ein paar Bediensteten.

Von Takur unterstützt, leitete Hao die Gruppe sicher und die Nachtmärsche verliefen ereignislos. Das Wetter war allerdings recht unfreundlich – immerhin war Winter. Hao als versierte Heilerin behielt ein wachsames Auge auf die hochschwangere Hanako, aber diese schien die Reise gut zu verkraften. Die Helden erfuhren von ihr über das Ziel der Reise dass Hanakos Familie bereits seit mehreren Generationen als Verwalter der kleinen Siedlung nahe dem Jadeband diente. Momentan lebten Hanakos Eltern und ihr Bruder Hasame dort, dessen Ehefrau ebenfalls kurz vor der Niederkunft stand. Allerdings war der Frieden brüchig, da eine auf dem Gebiet liegende Zollfeste die Begehrlichkeit von Gankoda Saburo geweckt hatte. Die Helden hatten schon das ein oder andere Mal mit den Gefolgsleuten des ambitionierten Daimyos zu tun gehabt.
Einige Tage vom Ziel entfernt, fanden die Helden eine verwundete Goldamsel. In Kintai waren die anmutigen und zierlichen Tiere als Jagdvögel beliebt. Hao konnte das Tier beruhigen und mit einem Zauber heilen. Dabei stellte sie fest, dass das Tier ein Band trug, welches mit dem Wappen der Gankoda geschmückt war. Die Helden nahmen das genesene Tier mit. Sie hofften, es bei Gelegenheit den Eigentümern zurückgeben zu können.

Dazu erhielt Hao früher Gelegenheit als gedacht. Am übernächsten Tag hörten die Helden zu ihrer Überraschung Gewehrsalven. Takur entschloss sich kurzerhand, einen Spähgang zu wagen. Der Jaguarkrieger entdeckte mehrere hundert Bewaffnete, die bei einem kleinen Dorf ein Militärlager errichtet hatten und trainierten. Die meisten der Anwesenden waren Ashigaru, einfache Soldaten aus der (ländlichen) Unterschicht, die mit Spießen (Yari), Schwertlanzen (Naginata), Bögen oder Drachenrohren bewaffnet waren. Dazu kam eine Reihe schwertalbischer Unteroffiziere und Offiziere. Über dem Ganzen wehten die Banner des Daimyo Gankoda Saburo – obwohl das Dorf eigentlich zu dem Gebiet des Suguri-Klans gehörte.
Unentdeckt kehrte Takur zu seinen Gefährten zurück und erstattete Bericht. Suguri Hanako bestand darauf, in Erfahrung zu bringen, was diese Zusammenziehung militärischer Macht bedeutete, auch wenn weder Kenji noch Hao angesichts Hanakos fortgeschrittener Schwangerschaft davon begeistert waren.

Die Reisegesellschaft näherte sich offen dem Militärlager und wurde wachsam, aber nicht misstrauisch empfangen. Offenbar waren die Soldaten und Offiziere nicht der Meinung, etwas verbergen zu müssen. Die Gruppe fand mit einiger Mühe Quartier in dem Dorf, da aufgrund der Überfüllung die Preise hoch und der Platz knapp waren. Hao und Akira begannen, sich umzuhören. Haos Recherchen wurden dadurch erleichtert, dass sie Gankoda Keita, einem hochrangigen Offizier der Streitmacht, seine Goldamsel zurückgeben konnte, die ihm einige Tage zuvor abhandengekommen war. Keita belohnte die Finderin und Heilerin des Jagdvogels großzügig. Er und Hao fachsimpelten ein wenig über das Halten und das Abrichten von Vögeln.
Die Helden fanden heraus, dass die Truppe zwar von Gankoda-Offizieren ausgebildet und befehligt wurde, tatsächlich aber auch aus Rekruten anderer Daimyos bestand. Offenbar hatte Gankoda Saburo sich als Koordinator für all jene Adligen der Region etabliert, die an den Anfragen der Triaden nach Kintarai-Söldnern interessiert waren. Gankodas Idee war wohl, die Söldner als geschlossene Einheit einzusetzen und so bessere Bedingungen auszuhandeln. Bis zu 800 gut gedrillte und ausgerüstete Ashigaru (plus schwertalbische Offiziere, Unteroffiziere und Elitekrieger) würden die Sache der Triaden deutlich stärken – und Kintai (oder zumindest Gankoda Saburo) Einfluss im Südwesten Zhoujiangs sichern. Das von vielen Kintarai als Provokation empfundene Auftreten des ebenfalls mit den Triaden verhandelnden Kungaitan verlieh dem Projekt zusätzliches Gewicht, aber auch Brisanz.
Weder Suguri Hanako noch Hao waren sonderlich begeistert und auch Akira traute den Motiven der Gankodas nicht. Hanako befürchtete zudem, dass die starke Militärpräsenz ihren nur wenige Tage entfernt liegenden Wohnort bedrohen könnte. Aber die Helden wollten nichts Riskantes unternehmen, zumal ihre eigentliche Aufgabe die Eskorte Hanakos war. So ließen sie das Militärlager hinter sich zurück, wenn auch mit Bedenken…

Der Rest der Reise verlief ereignislos und schließlich erreichten die Helden ihr Ziel: Das kleine aber wohlhabend wirkende Dorf Shimura bestand aus etwa drei Dutzend Häusern und hatte ungefähr 200 Einwohner. Ihr Auskommen fanden die Bewohner vor allem in der Landwirtschaft sowie dem Fischfang. Eine Palisade schützte die Siedlung vor Banditen. Zusätzlichen Schutz bot das befestigte Anwesen des Dorfvorstehers – zurzeit Hanakos Bruder Hasame. Der malerische Anblick wurde durch zwei weiße Banner beeinträchtigt, die über dem Vorsteher-Anwesen wehten und von einem kürzlichen Todesfall kündigten. Und tatsächlich: Zwar wurde die Reisegruppe von Hanakos Eltern und ihrem Bruder begrüßt, doch lag ein düsterer Schatten über dem Willkommen. Hasames Ehefrau Yumiko war bei der Geburt ihres Kindes verstorben. Auch das Kind hatte nicht überlebt. Beide waren vor wenigen Tagen beerdigt worden. Während Hanakos und Hasames Eltern die Fassung wahrten, war Hasame begreiflicherweise am Boden zerstört und entfernte sich rasch.
Die Unterbringung der Helden übernahm Natsumi, eine junge Albin, die trotz ihrer Jugend und anscheinend niedrigen Herkunft bei der Familie eine sehr vertrauensvolle Stellung genoss.
Bevor sie der Familie offiziell ihre Aufwartung machten, erwies Akira den Toten seine Referenz. Bei der anschließenden Teezeremonie hatte er allerdings kein Glück: Während selbst der Jaguarkrieger Takur sich perfekt an die Gebräuche anpassen konnte, entglitt Akira die Teeschale: ein böses Omen. Abgelenkt davon bemerkte er kaum, dass etwas an der Stimmung in der Familie…eigenartig schien. Trotz der traurigen Neuigkeiten bat Hanako die Helden zu bleiben. Gerade angesichts des tragischen Todes ihrer Schwägerin wollte sie eine versierte Heilerin wie Hao an ihrer Seite haben. Und eingedenk der nahen Gankoda-Militärpräsenz konnte es nicht schaden, ein paar zusätzliche Klingen zur Hand zu haben.

In den nächsten Tagen kümmerte sich Hao vor allem um Hanako, deren Niederkunft näher rückte. Dabei machte sie Bekanntschaft mit der Dorfheilerin, einer älteren, aber agilen Menschenfrau. Rasch bemerkte Hao, dass Hanako im Dorf wohlgelitten war, aber gegenüber dem Rest ihrer Familie Ressentiments zu bestehen schienen. Nach etwas Nachbohren erfuhr sie den Grund: Manche meinten, dass der Tod von Hasames Frau und Kind eine übernatürliche Ursache hatte. Hasames Vater hatte vor vielen Jahren die Mutter der derzeitigen Heilerin hingerichtet, weil ein Geschwisterkind von Hanako und Hasame bei der Geburt verstorben war. Die Dörfler fragten sich nun, was passieren würde, falls auch Hanako eine Fehlgeburt erlitt. Zusätzlich waren sie verunsichert durch die Gerüchte über die Gankoda-Truppen, zumal ihr Dorfvorsteher offensichtlich nicht in der Lage war, seinen Aufgaben nachzukommen.
Akira versuchte währenddessen vergeblich, seinen Fauxpas auszubügeln. Takur bekümmerte das alles wenig. Er erkundete lieber die Umgebung. Der Jaguarkrieger hielt die Augen nach Gankoda-Truppen und den Harpyien auf, die Hanako auf dem Jadeband angegriffen hatten. Da es für ihn und Akira nicht viel zu tun gab, waren beide gerne bereit, Natsumi auf eine Wildschweinjagd zu begleiten.

In der Nacht vor der Jagd wurde Akira davon wach, dass irgendjemand im Dunkeln ein verwehtes Wiegenlied zu singen schien. Er sah sich um, konnte aber abgesehen von einer huschenden Bewegung nichts entdecken. Etwas beunruhigt legte er sich wieder schlafen.
Am nächsten Morgen brachen Akira und Takur zusammen mit Natsumi zur Jagd auf. Hao blieb im Dorf zurück, um Hanako im Auge zu behalten. Rasch fand die Jagdgruppe die Spuren einer Wildschweinrotte, darunter ein kapitaler Keiler. Die Helden konnten sich unbemerkt anschleichen, doch lief bei ihrem Angriff einiges schief: Die Schüsse von Natsumi und Takur gingen fehl, wobei letzterer seine Speerschleuder beschädigte. Zum Glück konnte Akira den Keiler in einen Nahkampf verwickeln und dem wütenden Tier mehrere Treffer verpassen, bevor Natsumi und Takur dem Keiler den Rest gaben.

Ironischerweise erlebte Hao gleichzeitig eine ebenso dramatische Situation: Mit Hanako im Dorf unterwegs, wurden die beiden Frauen durch einen Alarmgong alarmiert, der vor dem Anrücken einer Kolonne gepanzerter Reiter warnte. Über den Köpfen des Trupps wehten die Banner der Gankodas. Hao schaffte es, das Dorftor zu schließen, doch war das eher eine symbolische Geste: Zwar waren die Bauern Teil des örtlichen Aufgebotes, doch hätten sie gegen einen entschlossenen Angriff erfahrener Krieger kaum eine Chance gehabt – zumal der gramerfüllte Hasame unfähig war, die Situation zu kontrollieren. So war es vor allem an Hanako, ihrem Mann Kenji und Hao, mit den Fremden zu verhandeln. Diese behaupteten, sich davon überzeugen zu wollen, ob Suguri Hasame angesichts der kürzlichen Schicksalsschläge noch in der Lage sei, seine Pflichten wahrzunehmen – gerade auch bezüglich der umstrittenen Zollfeste. Falls nicht, würde Klan Gankoda ihm gerne die Last abnehmen…
Das war eine unverhohlene Drohung, die entschlossen von sich zu weisen Hasame leider ebenfalls nicht fähig schien. Hanako hielt die Gankoda-Truppe hin und verwies mit Hao auf die Anwesenheit der Helden, die bereits mit Piraten und anderen Gefahren fertig geworden waren. Dennoch kündigte der Anführer der Gankoda-Patrouille eine baldige „Inspektion“ der Zollfeste an. Hao befürchtete einen direkten Angriff, aber in dieser Hinsicht schien Hanako weniger besorgt. Sie vermutete, dass die Gankodas eher auf Druck setzen würden. Falls man demonstrieren könne, dass das Dorf und die Zollfeste sicher seien, würden die Fremden hoffentlich keinen direkten Konflikt riskieren.

Die Helden waren gerne bereit, Hanako zu unterstützen. Akira half, die verängstigten Dörfler zu beruhigen und war in den nächsten Tagen am Drillen des örtlichen Aufgebots beteiligt. Um die umstrittene Zollstation zu verstärken und auf Vordermann zu bringen, wurden Natsumi und Takur dorthin entsandt. Die mit einem knappen halben Dutzend Wachleuten besetzte Station war in einem guten Zustand.
Trotzdem genug zu tun war, hatte Akira nicht das unheimliche Wiegenlied vergessen, dass er vor einigen Nächten gehört hatte. Er erzählte Hao von seiner Beobachtung. Beide hielten nachts auf dem Anwesen Ausschau, konnten aber nichts entdecken.

Dass ihre Besorgnis berechtigt war, mussten die Abenteurer am nächsten Morgen erfahren, als sie Schreie aus dem Dorf allarmierten. Eine ganze Familie war tot aufgefunden worden. Die Helden taten ihr Bestes, die Dörfler zu beruhigen, zumal Dorfvorsteher Hasame angesichts der toten Kinder völlig paralysiert schien.
Beim Durchsuchen der Hütte stellte sich Akira sehr ungeschickt an und so konnten keine Spuren gefunden werden. Haos Untersuchung der Toten brachte mehr Erkenntnisse: keine der Leichen wies Verletzungen auf. Ebenso fehlten Anzeichen auf Gift, Krankheit oder Ersticken. Das legte eine übernatürliche Todesursache nahe. Haos dahingehende Untersuchung ergab Hinweise auf hochrangige Todesmagie. Akira, dem schon die ganze Zeit eine Vermutung im Kopf herumgespukt hatte, kam zu dem Schluss, dass eine Gamji die Familie auf dem Gewissen haben musste. Diese mächtigen Geister, die ihr fürchterliches Antlitz hinter einer Maske verbargen, waren in ganz Takasadu gefürchtet. Sie nährten sich von der Lebenskraft Sterblicher und löschten nicht selten ganze Familien und Blutlinien aus. Besonders wurden sie von neugeborenen Kindern angezogen. Den Sagen nach waren die Gamji sehr heimlich, schwer aufzustöbern und schwer zu besiegen. Angeblich handelte es sich bei diesen Ungeheuern um die Geister von Ammen, denen keine eigenen Kinder vergönnt gewesen waren, oder um die Seelen von Müttern, die im Kindbett gestorben waren oder die ihr Kind bei der Geburt verloren hatten.
Akira äußerte gegenüber seinen Gefährten den Verdacht, dass es sich bei der Gamji um Yumiko oder – weniger wahrscheinlich – den Geist der hingerichteten Hebamme handelte. Allerdings würden Hasame und seine Familie es wohl kaum erlauben, die Leiche Yumikos zu exhumieren.
Hao versuchte mit mäßigem Erfolg, die verunsicherten Dörfler zu beruhigen. Währenddessen informierte Akira die Suguri über die Schlussfolgerungen der Helden. Seinen Verdacht bezüglich des Ursprungs der Gamji erwähnte er erst einmal nicht. Begreiflicherweise war vor allem die hochschwangere Hanako beunruhigt. Sie und ihr Kind waren ein naheliegendes Ziel für den Geist.
Hao wollte die Dörfler über die drohende Gefahr informieren, auch um Gefährdete besser schützen zu können. Nach kurzem Überlegen stimmten die anderen Helden und die Suguri zu. Allerdings erwies es sich als schwierig, die verängstigten Dörfler zu kontrollieren. Akira tat sich schwer, die richtigen Worte zu finden. Mit Haos Hilfe konnten aber die am meisten gefährdeten Personen – Kleinkinder, Schwangere und Verwandte der getöteten Familie – in einer gemeinsamen Unterkunft untergebracht und Panikreaktionen der Bauern verhindert werden.

Akira beschloss, in den verbleibenden Taglichtstunden Tarasu aufsuchen, einen außerhalb des Dorfes lebenden „Weisen Mann“, der einen etwas zwiespältigen Ruf hatte.
Der „Weise“ wirkte sich in der Tat recht merkwürdig und verbarg sein Gesicht hinter einer langnasigen Maske. Akira vermutete, dass es sich bei Tarasu möglicherweise um eines der rätselhaften Tengu-Rabenwesen handelte. Dennoch gab Tarasu dem jungen Adligen einige wertvolle Informationen zu den Stärken und Schwächen der Gamji sowie zwei Schriftrollen, die die Helden vor der schreckenserregenden Wirkung des Geistes schützen sollten. Auf dem Rückweg machte Akira einen Abstecher zu der Zollfeste und rekrutierte Natsumi als Unterstützung für die Nachtwache. Takur blieb im Zollturm, um dort alles im Auge zu behalten. Der Jaguarkrieger hatte kein Verlangen, sich mit einem Geisterwesen anzulegen.

Hao hatte inzwischen mit den verängstigten Dörflern zu tun, die begreiflicherweise die nahende Nacht fürchteten. Verkompliziert wurde die Situation dadurch, dass bei Hanako verfrühte Wehen einsetzten. Gemeinsam mit der örtlichen Hebamme konnte Hao aber auch diese Krise meistern.
Allerdings verkomplizierte dies die Situation, würden doch Mutter und Neugeborenes für die Gamji ein besonders verlockendes Ziel sein. Andererseits verbot es sich aus Standesgründen, adlige und bäuerliche „Ziele“ der Gamji in einem Gebäude unterzubringen. Die Helden beschlossen, sich auf dem Wachturm des Gutshofs zu postieren. So würden sie in der Nähe Hanakos bleiben, konnten aber gleichzeitig das Dorf im Auge behalten und (hoffentlich) schnell zu Hilfe eilen, egal wo die Gamji zuschlagen mochte.
Die Helden richteten sich auf eine lange Nachtwache ein. Das nächtliche Dorf bot einen ungewöhnlichen Anblick: manche Hütten waren hell erleuchtet, um die Gamji so vielleicht abzuschrecken. Andere Bauern hatten alle Lichter gelöscht, in der Hoffnung, der Geist möge sie nicht beachten und sich ein anderes Opfer suchen.

Ob es die scharfen Sinne der Helden oder pures Glück war: fast gleichzeitig bemerkten Hao und Akira eine durchscheinende Gestalt, welche sich dem Dorf lautlos vom Friedhof näherte. Zuerst hielt die schweigend dahingleitende Gestalt auf das Anwesen des Dorfvorstehers zu, schwenkte dann aber in Richtung der Bauernkaten um. Wieder konnten die Helden die verwehten Fetzen des Wiegenliedes hören, welches Akira vor einigen Nächten aufgeschreckt hatte. So leise wie möglich verließen die Helden den Wachturm und nahmen die Verfolgung auf.
Allerdings missglückte die Überraschung – plötzlich tauchte die maskierte Gestalt vor ihnen auf. Sie schien jedoch überrascht, auf eine ganze Gruppe zu stoßen und so konnte Akira den Kampf eröffnen. Sein ebenso wuchtiger wie präziser Hieb traf die Maske des Wesens und spaltete diese in zwei Teile. Darunter schimmerte ein fahles, grauenerregend verzerrtes Gesicht: teilweise kindhaft, teilweise der verstorbenen Suguri Yumiko ähnelnd. Trotz des furchteinflößenden Anblicks setzten die Helden ihren Angriff fort: ein Pfeil Nezumis traf das Wesen und es wandte sich zur Flucht in Richtung Friedhof. Die Helden setzten nach. Nur wenige Schritte von dem Grabmal Yumikos entfernt, traf Akiras Klinge den Geist erneut. Nur das zerfetzte Gewand und die gesprungene Maske blieben zurück.
Erleichtert, aber noch ein wenig unsicher informierten die Helden die Verwalterfamilie. Allerdings behielten sie für sich, dass es sich bei der Gamji offenbar tatsächlich um Hasames verstorbene Ehefrau gehandelt hatte. Der Dorfvorsteher ahnte allerdings offenbar ohnehin die Wahrheit, denn am nächsten Morgen verkündete er, sein Amt niederlegen zu wollen. Vorläufig übernahm seine Schwester Hanako und deren Mann die Verwaltung des Dorfes. Eine mögliche längerfristige Lösung tat sich auf, als die Helden erfuhren, warum Nezumi trotz ihrer einfachen Herkunft eine so vertrauensvolle Rolle spielte: die junge Albin war die Bastardtochter eines hochrangigen Mitglieds des Suguri-Klans, die in das Dorf „abgeschoben“ worden war, um in gesicherten Verhältnissen aber fern der höheren Gesellschaft aufzuwachsen. Besonders Akira setzte sich dafür ein, dass Nezumi das Amt der Dorfverwalterin übernehmen sollte.
Ein aktuelleres Problem waren die Ambitionen des Klans Gankoda, dessen Streifschar wenige Tage später erneut in dem Dorf auftauchten. Allerdings konnten die Suguri und die Helden überzeugend demonstrieren, dass sie die Situation unter Kontrolle hatten und so zogen die Gankodas ab – vorerst. Wenige Tage später war es dann für die Helden Zeit, gen Atasato aufzubrechen. Mit einer ansehnlichen Belohnung – und vor allem Empfehlungsschreiben für die „Seidene Stadt“ – machten sich die Helden auf den Weg.