Autor Thema: Realismus von Sportfechten und HEMA  (Gelesen 20898 mal)

TrollsTime

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Re: Realismus von Sportfechten und HEMA
« Antwort #15 am: 16 Mär 2017, 12:45:37 »
@TrollsTime: Wie gesagt, beweisse es mir, dass es geht! Schreiben kann man viel, aber zu behaupten, dass sowohl Sportfechten als aus historisches Fechten nur einen kleinen Teil der Realität abbilden ist falsch! Zeigt mir ein Video, wo einer ein Sturmangriff macht bei dem er sich vor dem Gegenagriffs verteidigen kann. Ich bin mir extrem sicher, dass es keines gibt, weil es einfach unmöglich ist! Und ich vermute, dass Jeong Jeong mir da zustimmen wird.

@Jeong Jeong: Wenn bei SpliMo sich jemand mittels der Aktion "Laufen" (wenn nicht sogar "Sprinten" seinem Ziel nähert, um  dann sofort anzugreifen, kann ich dies nur als Sturmangriff werten. Bei einer normalen Annäherung, sieht es hingegen anders aus.

Das wäre eine Umkehr der Beweislast meines Erachtens.
Vielleicht interpretiere ich "Sportfechten" auch falsch.
Wird dort auch der Kampf mit der Axt, Ninjataktiken, Straßenkampf geübt? Spontanes Aufeinandereindreschen und - gegeben - mit anfänglichem Auflauern?
Ich denke nicht. Damit KANN Sportfechten schon nur einen kleinen Teil der Realität abbilden.
Inwieweit dass auch für HEMA gilt, kann ich nicht überblicken.

Auch verkürzt und verengst du meine Aussage.
Ich sage ja gerade, dass bei manchen Sturmangriffen
-- der Gegner, und sei es psychologisch, in die Defensive gedrängt wird
-- das Wegschlagen der gegnerischen Waffe oberste Priorität hat
-- auch ein ein Gegenangriff keine vollkommene Abwehr darstellt

Blick in die Historie:
In vielen Fällen funktionierten Sturmangriffe und in vielen Fällen waren sie genau das Falsche.
Es gibt kein ja/nein, schwarz/weiß, sondern eine Vielzahl denkbarer Szenarien, in denen mal der Sturmangriff das absolut richtige ist, mal sich die Waage hält (nennen wir es mal "Schrödinger's Sturmangriff), mal der Verteidiger/Gegenangreifer uU im Vorteil ist und mal der Sturmangriff an Dämlichkeit nicht zu überbieten ist.
Wie gesagt: Man darf das nicht zu "klinisch" sehen.
Quendan zu TrollsTime: "Du musst nicht alle überzeugen!"

Gonzo

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Re: Realismus von Sportfechten und HEMA
« Antwort #16 am: 16 Mär 2017, 12:59:13 »
Das macht jetzt Sportfechten nicht zwingend unrealistisch, denn die dort häufig auftauchenden Szenarien wären uU auch auf bestimmte (!) Kämpfe in der Realität übertragbar.
Wenn Waffengang zum Sport erhoben wird hat dies mE wenig mit Realität zu tun, da geht es um einen geregelten Wettbewerb, alleine der schmale Kampfbereich beim Sportfechten erlaubt ja nur Vor- und Rückbewegung - da fehlt mir persönlich das am Kronleuchter auf den Gegner schwingen ;) Gerade das nicht an Regeln und Normen halten macht doch oftmals den Vorteil aus und auch die Psyche ist Ernstfall entscheidend, ein Bekannter von mir der jahrelang Kampfsport praktizierte musste dennoch in einer brenzligen Straßensituation einstecken - da scheint auch Training nicht viel zu helfen, ist halt in der Realität dann immer eine andere Sache. So auch beim Sturmangriff um den Bogen zurück zu bekommen wenn da ein Monstrum auf einen einstürmt.

« Letzte Änderung: 16 Mär 2017, 13:03:29 von Gonzo »

barbarossa rotbart

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Re: Realismus von Sportfechten und HEMA
« Antwort #17 am: 16 Mär 2017, 15:46:14 »
@TrollsTime:
Du magst argumentieren soviel Du willst, aber ohne einen echten Beweis bleibt Deine These unbewiesen und damit irrelevant! Liefere den Beweis!
Man eine ganz dumme Frage: Hast überhaupt jemals einen bewaffneten Kampfsport betrieben?

@Gonzo:
Sorry, aber gerade das historische Fechten ist da doch sehr an der Realität.

Gonzo

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Re: Realismus von Sportfechten und HEMA
« Antwort #18 am: 16 Mär 2017, 19:59:38 »
@Gonzo: Sorry, aber gerade das historische Fechten ist da doch sehr an der Realität.
Ja aber an der Realität sich im sportlichen Wettkampf zu messen, sprich auf geringes Verletzungsrisiko ist das Reglement der Fechtschulen schon kurz nach den ersten Niederschriften der Kunst ausgelegt. Da sehe ich eben den großen Unterschied zu einem Scharmützel bei dem man zB schon mal gern den Sand in das Gesicht des Gegners mit dem Fuss fegt oder plötzlich ein Wurfmesser mit der Linken wirft ;) Eine Situation auf Leben und Tod ist immer eine wahrhaftigere als die im sportlichen Wettkampf, wenn ich um mein Leben fürchten muss würde ich beim fechten daher eher Klingenbindung betreiben als mit gewagtem Ausfällen, im Sport macht ein gewagtes Manöver da schon mehr her.

Nachtrag: Ich bin der Meinung das man nicht pauschalisieren kann was effektiver bzw. vorteilhafter ist - ganz klar ist das jeweilige Momentum entscheidend kombiniert mit den zahlreichen Faktoren die sich im Vorfeld einer reellen Situation nicht vorab bemessen lassen. Selbst innerhalb eines Reglements ist dabei die Spanne groß ansonsten würde sportlicher Wettbewerb ja ohne Spannung sein.
Innerhalb einer Würfelsimulation ist das Ganze zum Glück ja noch reduzierter zu betrachten ;)
« Letzte Änderung: 16 Mär 2017, 20:10:46 von Gonzo »

barbarossa rotbart

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Re: Realismus von Sportfechten und HEMA
« Antwort #19 am: 16 Mär 2017, 20:38:01 »
Es tut mir leid, Gonzo, aber damit liegst Du falsch. In den ersten Fechtbüchern ging es darum die Techniken eines Fechtmeisters zusammeln. Und wenn man sich z.B. das von Talhofer anschaut, findet man da doch so einige recht hinterhältige Manöver. Man muss sich daran erinnern, dass diese Bücher zu einer Zeit entstanden sind, als die darin beschriebenen Waffen und Techniken in Kämpfen auf Leben und Tod verwendet wurden, inklusive Schlachten. Das Verschärfen der Regeln, um Verletzungen zu vermeiden, kam erst viel später, nämlich erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts, zu einer Zeit also, als die Techniken, aus denen sich erst ein Jahrhundert später das moderne Sportfechten entwickelt hat, schon voll entwickelt waren. Und das moderne historische Fechten (HEMA) basiert, so weit möglich, auf diesen alten Fechtbüchern.
Wer in einem realen Gefecht stets auf Klingenbindung kämpft, hat eigentlich schon verloren, denn es gibt genug Techniken, die gerade dies ausnutzen. Talhofer beschreibt in seinem Fechtbuch z.B. wie man jemanden entwaffnet, wie man jemand zu Fall bringt oder ihn sogar blendet. Glaubst Du wirklich, dass er sich so etwas für sportliche Wettkämpfe ausgedacht hat? Nein, es ging ihm darum, seinen Schülern das Überleben im Gefecht zu ermöglichen. Die von Dir dem sportlichen Wettkampf zugeordneten gewagten Manöver wurden genau deshalb entwickelt. Viele von ihnen haben in einem sportlichen Wettkampf keinen Platz, wie z.B. das in Deinen Augen wahrscheinlich gewagte und deshalb gefährliche Manöver, mit der behandschuhten Linken die gegnerische Waffe zu ergreifen. Bei Tallhofer und anderen Fechtmeistern ist es ein ganz legales (und auch effektives) Manöver, aber es ist im Sportfechten verboten, weshalb Fechter auch nur an der Waffenhand einen Handschuh tragen.

Gonzo

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Re: Realismus von Sportfechten und HEMA
« Antwort #20 am: 16 Mär 2017, 21:37:28 »
Es tut mir leid, Gonzo, aber damit liegst Du falsch. In den ersten Fechtbüchern ging es darum die Techniken eines Fechtmeisters zusammeln. Und wenn man sich z.B. das von Talhofer anschaut, findet man da doch so einige recht hinterhältige Manöver. Man muss sich daran erinnern, dass diese Bücher zu einer Zeit entstanden sind, als die darin beschriebenen Waffen und Techniken in Kämpfen auf Leben und Tod verwendet wurden, inklusive Schlachten. Das Verschärfen der Regeln, um Verletzungen zu vermeiden, kam erst viel später, nämlich erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts, zu einer Zeit also, als die Techniken, aus denen sich erst ein Jahrhundert später das moderne Sportfechten entwickelt hat, schon voll entwickelt waren. Und das moderne historische Fechten (HEMA) basiert, so weit möglich, auf diesen alten Fechtbüchern.
Mit Hans Talhoffer hab ich mich nicht befasst, kenne halt die Fecht-Ursprünge von Johannes Liechtenauer (deutsche Tradition) und hatte mal früher als ich einen horasischen Fechtlehrer (in diesem Rollenspiel mit den drei Buchstaben) gespielt hatte ein wenig an Quellen eingesehen (www.hammaborg.de Fechtbuecher). Die Vermeidung von Verletzungen und die sportliche Komponente setzte aber mWn wesentlich früher ein, sicherlich nicht so reglementiert wie Mitte des 18.Jhd aber eben schon zum sportlichem Vergnügen.*1 Hast du evtl. zugängliche Quellen zu Talhoffer, hatte gelesen das er in Tradition von Liechtenauer stand aber eigenen Stil entwickelt hatte - klingt sehr interessant.

*1 Nachtrag: Mir ist bewusst das Liechtenauer und Co die von dir beschriebene Grundbasis gelegt haben und die sportliche Basis erst darauf kam, das kurz nach den ersten Niederschriften der Kunst ausgelegt meinerseits bezog sich auch eher auf den Zeitraum in der Gesamthistorie des Fechtens. Sprich erst mit den Fechtschulen kam der sportliche Wettbewerb und das Reglement - dort traf man sich zum Vergnügen. Bevor wir aneinander vorbei diskutieren.

Wer in einem realen Gefecht stets auf Klingenbindung kämpft, hat eigentlich schon verloren, denn es gibt genug Techniken, die gerade dies ausnutzen. Talhofer beschreibt in seinem Fechtbuch z.B. wie man jemanden entwaffnet, wie man jemand zu Fall bringt oder ihn sogar blendet. Glaubst Du wirklich, dass er sich so etwas für sportliche Wettkämpfe ausgedacht hat? Nein, es ging ihm darum, seinen Schülern das Überleben im Gefecht zu ermöglichen. Die von Dir dem sportlichen Wettkampf zugeordneten gewagten Manöver wurden genau deshalb entwickelt.
Habe doch gar keine speziellen Manöver dem Wettkampf zugeordnet? Selbstverständlich gibt es Techniken (zB die Cavation) die Bindung auszunutzen, ich sprach davon das es mir sinnvoller erscheint mit Bindung zu arbeiten als mit gewagten Ausfällen, zB erscheint mir eine Transportbindung doch sicherer als eine Battuta (Klingenschlag). Bin da aber reiner Theoretiker. ;) 

Viele von ihnen haben in einem sportlichen Wettkampf keinen Platz, wie z.B. das in Deinen Augen wahrscheinlich gewagte und deshalb gefährliche Manöver, mit der behandschuhten Linken die gegnerische Waffe zu ergreifen. Bei Tallhofer und anderen Fechtmeistern ist es ein ganz legales (und auch effektives) Manöver, aber es ist im Sportfechten verboten, weshalb Fechter auch nur an der Waffenhand einen Handschuh tragen.
Mit dem Handschuh eine Waffe ergreifen (solange es keine scharfe Hiebwaffe ist, wobei die auch oft nur eine scharfe Seite haben) halte ich durchaus für ein Manöver das im ernsten Gefecht Sinn macht (gibt ja cineastisch auch solche Aktionen mit der blanken Hand). Aber darauf wollte ich ja auch hinaus das im echten Gefecht gewisse Handlungen sinnvoll sind die eben im Kampfsport nicht zum tragen kommen.
« Letzte Änderung: 16 Mär 2017, 21:48:30 von Gonzo »

Jeong Jeong

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Re: Realismus von Sportfechten und HEMA
« Antwort #21 am: 16 Mär 2017, 21:49:00 »
Hast du evtl. zugängliche Quellen zu Talhoffer, hatte gelesen das er in Tradition von Liechtenauer stand aber eigenen Stil entwickelt hatte - klingt sehr interessant.

Wie für die meisten Fechtbücher ist wiktenauer.com da die beste Adresse: Hans Talhoffer auf wiktenauer.com. :)

Der historische Rahmen von Liechtenauers und Talhoffers Lehre sind übrigens (falls noch nicht bekannt) Gerichtsduelle. Daher werden zwar vor allem Duelle mit gleicher Bewaffnung betrachtet, aber von sportlichen Veranstaltungen kann in diesem Zusammenhang nicht die Rede sein.


edit: Präzisierung
« Letzte Änderung: 16 Mär 2017, 21:50:57 von Jeong Jeong »

Gonzo

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Re: Realismus von Sportfechten und HEMA
« Antwort #22 am: 16 Mär 2017, 21:55:30 »
Wie für die meisten Fechtbücher ist wiktenauer.com da die beste Adresse: Hans Talhoffer auf wiktenauer.com. :)
Danke! Muss da mal morgen den Quellenanhang checken finde Transkriptionen ja immer spannend.

Der historische Rahmen von Liechtenauers und Talhoffers Lehre sind übrigens (falls noch nicht bekannt) Gerichtsduelle. Daher werden zwar vor allem Duelle mit gleicher Bewaffnung betrachtet, aber von sportlichen Veranstaltungen kann in diesem Zusammenhang nicht die Rede sein.
Oooh "trail by combat" endet ja oft mit dubiosen Ende, da fallen schon mal Leute durch die Moondoor oder es gibt geplatzte Schädel nach dem Augenausdrücken ;)



TrollsTime

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Re: Realismus von Sportfechten und HEMA
« Antwort #23 am: 17 Mär 2017, 08:16:26 »
@TrollsTime:
Du magst argumentieren soviel Du willst, aber ohne einen echten Beweis bleibt Deine These unbewiesen und damit irrelevant! Liefere den Beweis!
Man eine ganz dumme Frage: Hast überhaupt jemals einen bewaffneten Kampfsport betrieben?
...

Unterstreiche "Sport"!
Und nein, ich muss da an sich gar nichts beweisen.
Du musst den "Gottesbeweis" führen, nicht ich den "Gegengottesbeweis".
Du behauptest "Sportfechten" sei realistisch und deshalb sei ein Sturmangriff, weil das im Sportfechten so sei, allgemein taktisch unklug.

Diese Argumentationslinie ist schon falsch.
1) Denn erst ein Mal müsstest du beweisen, dass Sportfechten realistisch sei.
2) Dann müsstest du beweisen, dass ein Sturmangriff im Sportfechten Unfug sei (was ich dir sogar glaube).
3) Und zu guter Letzt, dass das auf andere Stile und Formen realistischen Kämpfens übertragbar sei.

Und 1+3 bleibst du uns schuldig.
---
Wobei man "Beweis" gar nicht so hoch aufhängen muss. "Hinreichend glaubhaft gemacht" reicht mir schon!
Dass HEMA schon "nahe an der Realität" oder "realistisch" ist, glaube ich ja sogar mittlerweile.
Aber wie gesagt: Es sind nur Aspekte, Blitzlichter. Die Realität ist größer.

Halte ich "HEMA" für realistisch? Ja, hinreichend.
Halte ich "Sportfechten" für realistisch? Nein, wie fast alles mit "Sport" im Namen.
Halte ich "Sturmangriff im Sportfechten" für schlecht? Ja, dank deiner Expertise.
Halte ich ihn in der Realität für schlecht? Jein, kommt auf die Situation an.
Halte ich "Sportfechten" für repräsentativ? Nein, auf gar keinen Fall.
Halte ich "HEMA" für repräsentativ? Wesentlich mehr als Sportfechten, aber auch das berücksichtigt in meinen bescheidenen Augen nicht ein Mal 50% der hinreichend möglichen Situationen, wenn auch vielleicht einen bereits großen Teil.
Kann man aus einem beliebigen Kampfsport unter Umständen Nutzen in der Realität ziehen? Ja, aber eben "unter Umständen"!


Quendan zu TrollsTime: "Du musst nicht alle überzeugen!"

barbarossa rotbart

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Re: Realismus von Sportfechten und HEMA
« Antwort #24 am: 17 Mär 2017, 08:18:44 »
Hast du evtl. zugängliche Quellen zu Talhoffer, hatte gelesen das er in Tradition von Liechtenauer stand aber eigenen Stil entwickelt hatte - klingt sehr interessant.

Wie für die meisten Fechtbücher ist wiktenauer.com da die beste Adresse: Hans Talhoffer auf wiktenauer.com. :)

Der historische Rahmen von Liechtenauers und Talhoffers Lehre sind übrigens (falls noch nicht bekannt) Gerichtsduelle. Daher werden zwar vor allem Duelle mit gleicher Bewaffnung betrachtet, aber von sportlichen Veranstaltungen kann in diesem Zusammenhang nicht die Rede sein.
Dies bedeutet aber nicht, dass ihre Lehre außerhalb von Gerichtsduellen nutzlos ist. Wenn ich mich nicht sonderlichh täusche, gibt es in einigen Fechtbüchern sogar ganze Kapitel über Verteidigungstechniken für Burganlagen.
Ich bin übrigens über die sechsteilige britische Dokumentationsreihe "Weapons that made Britain" auf Talhoffergestoßen. Dort wurden in der Folge über das Schwert Talhoffers Lehre vorgestellt und einige seiner Techniken sogar nachgestellt. Leider sprechen ihr einige wegen des Senders, für den sie produzuiert wurde, jegliche Seriösität ab.

Da Du anscheinend auch praktische Erfahrung im historischen Fechten hast, etwas, was die meisten von uns nicht haben, eine Frage an dich, Jeong Jeong. Kann man sich bei seinem eigenen Sturzangriff gegen einen Gegenangriff bzw. Riposte seines Zieles verteidigen, wie TrollsTime glaubt, oder ist dies, wie ich meine, nicht möglich?

edit: Sturmangriff durch das korrektere Sturzangriff ersetzt
« Letzte Änderung: 17 Mär 2017, 08:34:28 von barbarossa rotbart »

barbarossa rotbart

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Re: Realismus von Sportfechten und HEMA
« Antwort #25 am: 17 Mär 2017, 08:33:38 »
@TrollsTime:
Wer eine Behauptung aufstellt, muss sie auch beweisen (können). Ich habe meine Behauptung anhand des Flèches* bewiesen, mit dem Du ja überhaupt nichts anfangen konntest, was für mich ein Hinweis ist, wie wenig Du über die Materie zu wissen scheinst. Also wo bleibt Dein Beweis?

*Videos zu diesem Thema gibt es auf YouTube mehr als genug.

TrollsTime

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Re: Realismus von Sportfechten und HEMA
« Antwort #26 am: 17 Mär 2017, 08:41:39 »
...
Da Du anscheinend auch praktische Erfahrung im historischen Fechten hast, etwas, was die meisten von uns nicht haben, eine Frage an dich, Jeong Jeong. Kann man sich bei seinem eigenen Sturmangriff gegen einen Gegenangriff bzw. Riposte seines Zieles verteidigen, wie TrollsTime glaubt, oder ist dies, wie ich meine, nicht möglich?

Du zitierst mich nicht ganz richtig... "Blitzlicht" wieder.
Weder habe ich behauptet, dass man sich "immer" gegen einen Gegenangriff oder gar eine Riposte (die ich hier als speziellen besonders professionellen Gegenangriff definiere) verteidigen kann, noch dass ein Gegenangriff oder eine Riposte stets die schlechtere Wahl wäre.

Ich sage nur, es gebe Sachverhalte, da sei der Sturmangriff eine gute Wahl.
In manchen fällt der Gegenangriff schon aus psychologischen Gründen aus.
In anderen ist davon abzuraten, weil man den Sturmangriff nicht aufhält, zwar den Gegner verletzt, aber immer noch massig selbst verletzt wird.
Dann wiederum gibt es Fälle, wo der Sturmangriff auf die feindliche Waffe oder Zerschlagung der gegnerischen Verteidigung setzt.
In all diesen Fällen ist der Gegenangriff eher nutzlos oder gar gefährlich.

In vielen anderen Fällen ist der Gegenangriff oder gar die Riposte das Optimum, bezweifle ich nicht.
Und dann kommt es immer noch darauf an, welcher Art der Sturmangriff ist, bzw wie ausgefeilt der Gegenangriff.

Man kann auch einfach nicht ignorieren, dass historisch Sturmangriffe (in welcher Form auch immer) vorkamen und nicht per se sinnlos waren.
Ebensowenig ignoriere ich nicht, dass es durchaus - je nach Situation - Techniken gab, die den Vorteil eines Sturmangriffs in sein Gegenteil verkehrten, sei es Auflaufenlassen im Pikenwall oder diverse Techniken in diversen Kampfsportarten.
Dazu gehört Training, viel Training unter Umständen.... und halt eine passende Situation.
Quendan zu TrollsTime: "Du musst nicht alle überzeugen!"

TrollsTime

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Re: Realismus von Sportfechten und HEMA
« Antwort #27 am: 17 Mär 2017, 08:46:21 »
@TrollsTime:
Wer eine Behauptung aufstellt, muss sie auch beweisen (können). Ich habe meine Behauptung anhand des Flèches* bewiesen, mit dem Du ja überhaupt nichts anfangen konntest, was für mich ein Hinweis ist, wie wenig Du über die Materie zu wissen scheinst. Also wo bleibt Dein Beweis?

*Videos zu diesem Thema gibt es auf YouTube mehr als genug.

Du hattest behauptet (widersprich mir gerne):
A) Sportfechten sei realistisch
B) HEMA sei realistisch
C) Dies gelte für eine Vielzahl an Situationen über Sportfechten und HEMA hinaus und mache Sturmangriffe nahezu immer sinnlos


A) naja, Fechtwaffe gegen Fechtwaffe auf Turnierboden. Ich kann da nicht den Realitätsbezug herstellen. Vielleicht übersah ich ja ein Argument. EDIT: Allerdings glaube ich dir, dass INNERHALB des Fechtsports eine Sturmangriff grundsätzlich ziemlich nutzlos sein mag EDITENDE
B) mache ich einen Haken dran, glaube ich dir
C) HAST DU NICHT BEWIESEN. Das ist das, was ich mit "Blitzlichtern" meine. Du überträgst einen einzelnen Sachverhalt (der ja durchaus realistisch sein kann... möglich...) auf eine Vielzahl an anders gelagerten Sachverhalten.
Das ist nicht zulässig.
« Letzte Änderung: 17 Mär 2017, 08:48:46 von TrollsTime »
Quendan zu TrollsTime: "Du musst nicht alle überzeugen!"

barbarossa rotbart

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Re: Realismus von Sportfechten und HEMA
« Antwort #28 am: 17 Mär 2017, 09:13:46 »
Ich lasse mich jetzt auf dein Spiel ein, auch wenn ich es später bereuen werde:
A) Sportfechten hat realistische Grundlagen, denn alle Grundlagen des Sportfechtens entstammen den Schriften von  Henri Saint Didier, 1570(!).
B) HEMA ist realistisch, da viele der Disziplinen, die HEMA ausmachen, aus Fechtbüchern und anderen Schriften rekonstruiert wurden.
C) Das stimmt so nicht. Ich habe nur gesagt, dass ich nicht glaube, dass es möglich ist, sich als Angreifer gegen einen Gegenangriff oder eine Parade-Riposte des Zieles(!) zu verteidigen. Als Beispiel und Beweis dient das Flèche, mit dem Du ja überhaupt nichts anfangen konntetst und den es schon zu Zeiten gab, als Fechten noch kein Sport sondern tödlicher ernst war. Ein Flèche kann man nicht mit dem Sturmangriff eines axtschwingenden Barbaren über 10 oder mehr Meter vergleichen, sondern ist ein schneller und meist auch überraschender Sturz auf den Gegner aus viel kürzerer Distanz. Wenn er gelingt, gut, wenn er aber misslingt,  war es das (meistens jedenfalls). Sich da noch gegen einen Angriff seines Zieles(!) zu verteidigen, besonders wenn dieses den eigenen Angriff pariert hat oder einfach ausgewichen ist, halte ich auf Grund meiner Erfahrung für unmöglich.

Wenn wir hier schon über den Realismus von Sport- und historischem Fechten diskutieren, sollte man wenigstens die Grundlagen kennen.

TrollsTime

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Re: Realismus von Sportfechten und HEMA
« Antwort #29 am: 17 Mär 2017, 09:22:06 »
Ich lasse mich jetzt auf dein Spiel ein, auch wenn ich es später bereuen werde:
A) Sportfechten hat realistische Grundlagen, denn alle Grundlagen des Sportfechtens entstammen den Schriften von  Henri Saint Didier, 1570(!).
Aber es ist "Sport" und von daher verfremdet, reguliert, ritualisiert. Der "realistische Kern" hat einen "unrealistischen Überbau" wie bei den meisten Sportarten.
Zitat
B) HEMA ist realistisch, da viele der Disziplinen, die HEMA ausmachen, aus Fechtbüchern und anderen Schriften rekonstruiert wurden.
Grundsätzliche Zustimmung.
Zitat

C) Das stimmt so nicht. Ich habe nur gesagt, dass ich nicht glaube, dass es möglich ist, sich als Angreifer gegen einen Gegenangriff oder eine Parade-Riposte des Zieles(!) zu verteidigen. Als Beispiel und Beweis dient das Flèche, mit dem Du ja überhaupt nichts anfangen konntetst und den es schon zu Zeiten gab, als Fechten noch kein Sport sondern tödlicher ernst war. Ein Flèche kann man nicht mit dem Sturmangriff eines axtschwingenden Barbaren über 10 oder mehr Meter vergleichen, sondern ist ein schneller und meist auch überraschender Sturz auf den Gegner aus viel kürzerer Distanz. Wenn er gelingt, gut, wenn er aber misslingt,  war es das (meistens jedenfalls).  Sich da noch gegen einen Angriff seines Zieles(!) zu verteidigen, besonders wenn dieses den eigenen Angriff pariert hat oder einfach ausgewichen ist, halte ich auf Grund meiner Erfahrung für unmöglich.
Zustimmung, insbesondere, dass man es nicht mit einem "axtschwingenden Sturmangriff" vergleichen kann.
Insbesondere "meistens", also "nicht immer".
In anderen Situationen, jenseits des Fechtsports, mag daher ein Sturmangriff sinnvoller sein und/oder der Gegenangriff schwerer.
EDIT zur Klarstellung: Den Fleche habe ich verstanden und kann auch deine diesbezügliche Argumentation nachvollziehen EDITENDE
Zitat
Wenn wir hier schon über den Realismus von Sport- und historischem Fechten diskutieren, sollte man wenigstens die Grundlagen kennen.
Oder der mit der angeblichen Expertise, erklärt einfach besser....
Wir haben hier anscheinend in einem Sachverhalt aneinander vorbeigeredet, was ich durchaus geschuldet sehe in einer gewissen Mentalität "vom hohen Ross aus", die ich nicht gut heiße.

Das Thema war von Anfang an, ein Sturmangriff, Sturzangriff, Vorstürmen auch in anderen Situationen, die nicht den klinischen Begebenheiten des Sportfechtens entsprechen.
Innerhalb des Sportfechtens spreche ich dir die Expertise nicht ab, tat ich von Anfang an nicht.

Ich kritisierte lediglich die - vermeintliche, vielleicht unterstellte? - Übertragung auf Sachverhalte außerhalb des Sportfechtens.
« Letzte Änderung: 17 Mär 2017, 09:26:08 von TrollsTime »
Quendan zu TrollsTime: "Du musst nicht alle überzeugen!"