Um den Nachbarthread nicht mit dem Thema zu überschwemmen, ich das Thema aber sehr interessant finde, hier ein extra Thread dafür.
Ich finde, man muss da auch Spielercharaktere von den NSC unterscheiden. Ich finde es gut, dass man nicht benachteiligt wird, eine Frau zu spielen, da Spieler ja meistens einen Charakter desselben Geschlechts spielen und niemand benachteiligt werden soll. Andererseits werden NSC ja nicht nach den Regeln für SC gebaut und daher gehe ICH immer davon aus, dass Frauen wie bei echten Menschen durchschnittlich deutlich schwächer sind und einen höheren Körperfettanteil haben. Eben so wie man es aufgrund der Abbildungen auch vermuten kann, also die Varge-Frau ist zwar dürr und nicht wohl gerundet wie die Zwergen-Frau, aber die ist ja nun mal deutlich weniger muskulös und daher stelle ich mir die Varge-Frauen im Allgemeinen auch als körperlich den Männern unterlegen vor. Nur wenn man einen SC erschafft kann die Varge-Frau natürlich genauso stark wie jeder Varge-Mann sein (ist dann aber etwas besonderes).
Diese Darstellung von Weiblichkeit als das schwächere Geschlecht empfinde ich persönlich als extrem negativ. Spielercharaktere als Ausnahme von der Regel zuzulassen, macht es dabei meiner Meinung nach nicht besser. Denn die starke, den Männern ebenbürtige Spielercharakter-Frau als etwas besonderes zu klassifizieren, zementiert nur noch weiter die als Normalfall gesetzte Schwäche von Frauen.
Aber ich will nicht nur an dem Zitat hängen, sondern eigentlich allgemeiner etwas zu diesem Thema schreiben:
Als Argumente für solche Darstellungen von Frauen als das schwächere Geschlecht werden meiner Erfahrung nach meistens zwei Punkte angeführt: 1. "das ist biologisch in echt so" und 2. "das kann man sich anders nicht gut vorstellen".
Das biologische Argument spricht dabei in meinen Augen für eine extreme Überbewertung der biologischen Körperkraftunterschiede. Diese geht meiner Einschätzung nach oft auf Erfahrungen aus dem Sport-Schulunterricht zurück. Doch dieser misst wohl eher unterschiedliche Freizeitgestaltung von Jungen und Mädchen, unterschiedliches zuvor vorhandenen Training, verschiedene in Sozialisationsprozessen erlernte Bewegungsmuster und von den Lehrern unterschiedliche verstärktes und gefördertes Leistungsdenken. Was der schulische Sportunterricht aber wohl weniger misst, sind tatsächliche Unterschiede in der Körperkraft von Jungen und Mädchen, denn diese sind einfach nicht so extrem groß. Ich kann mich noch erinnern, dass in einem DSA-Forum sich mal jemand ausgerechnet hat, wie hoch der reale, durchschnittliche Körperkraftunterschied von Männern und Frauen auf der Skala von DSA wäre. Es war irgendwas zwischen 0,2 und 0,4 und die Skala von DSA reicht bei Menschen von 7-ca.24. In der Skala von Splittermond, die bei Menschen von 1-8 reicht, wäre der Unterschied noch kleiner und ist komplett zu vernachlässigen. Splittermond ist halt keine Simulation der Realität und das soll es auch nicht sein.
Wenn man jetzt aber sogar beginnt, das "Frauen sind körperlich schwächer als Männer" auch auf nicht-menschliche Fantasyrassen zu übertragen, dann löst man sich komplett von der biologischen, als sachlich wahrgenommenen Argumentation. Denn es gibt hunderte realer Tierarten, bei denen die Weibchen wesentlich stärker und/oder größer sind als die Männchen und es gibt einfach kein Naturgesetz, welches Geschlecht das stärkere ist. Was man in diesem Fall macht, ist also keine Anwendung biologischer Tatsachen, sondern die Übertragung eines bestimmten Geschlechterbildes auf Fantasyrassen und damit macht man den ersten Schritt in Richtung einer diskriminierenden Darstellung von Frauen. Das geschieht vermutlich komplett unreflektiert und unbewusst, aber es ist dennoch der erste Schritt in diese Richtung. Man muss sich im Gegenbeispiel nur einmal eine Fantasywelt vorstellen, in der alle Männer schwächlich sind und alle Frauen super stark. Das wäre auch diskriminierend, nur halt gegenüber Männern. Denn Frauen sind halt nicht grundsätzlich schwach und Männer sind nicht grundsätzlich stark, aber wenn man selbst bei Fantasyrassen Frauen immer als das schwächere Geschlecht und Männer immer als das stärkere Geschlecht darstellt, dann erhebt man damit ein bestimmtes Geschlechterbild zum Naturgesetz und stärkt es damit. Und da dies ein Geschlechterbild ist, dass in der realen Gesellschaft die Lebenswege vieler Menschen sehr stark und oft auch sehr negativ eingeschränkt hat, ist das nichts gutes, ganz im Gegenteil.
Natürlich heißt das nicht, dass man deswegen Leuten verbieten sollte, so zu spielen. Das geht ja auch gar nicht.
Aber wenn man es macht, sollte es zumindest bewusst geschehen und man sollte es kritisch reflektieren. Und ich kann nur dazu einladen, mit Geschlechterstereotypen in Fantasywelten auch einmal bewusst zu brechen. Wenn beispielsweise bei Nagas wie bei vielen echten Schlangen die Frauen ein gutes Stück größer sind als die Männer oder indem sich Schwertalben ideale Kämpfer immer weiblich vorstellen, da die göttliche Personifikation der idealen Kämpferin, Myuriko, eine Frau ist. Sowas kann das Spiel bereichern und einer Fantasywelt interessanter machen.
Das manch einer jetzt meint - um zum zweiten Argument zu kommen - Probleme zu haben, sich gleichstarke Frauen als Normalfall vorzustellen, kann ich nur schwer nachvollziehen. Dafür gibt es für mich einfach in echt zu viele körperlich starke Frauen, die beispielsweise im Sport auf Leistungen kommen, von denen der durchschnittliche Mann nur träumen kann. Außerdem kann mir doch niemand erzählen, dass er sich Magie, Götter, Fantasyrassen und und und vorstellen kann, aber keine gleichstarken Geschlechter. Ich glaube, man sollte es da einfach mal auf einen Versuch ankommen lassen und nicht von vornherein die Flinte ins Korn werfen.