Wenn man sich mal den aktuellen Krieg in Syrien anschaut, dann wird vermutlich jede der beteiligten Fraktionen sich selbst als gut und mindestens eine der anderen als böse bezeichnen.
Ein sehr guter und richtiger Ansatz. Gut und Böse lassen sich zumindest in der realen, komplizierten Welt kaum allgemeingültig definieren. Was der eine als legitim und richtig empfindet, ist für den anderen unmenschlich und inakzeptabel.
Ein gewisser Rohal hat in einer Fantasywelt mal grob zusammengefasst gesagt, dass die Freiheit des einen dort aufhört, wo sie andere beschneidet. Sein Zwillingsbruder Borbarad sah das anders als er. Die meisten würden Rohal wohl als "gut" und Borbarad als "böse" bezeichnen, dabei meinten es beide auf ihre ganz eigene Weise nur gut mit der Menschheit.
Ich bezeichne jemanden als böse, wenn ich ihn und seine Taten als starke Bedrohung empfinde. Es ist so eine Art Rechfertigung, warum es legitim ist, denjenigen mit allen Mitteln zu bekämpfen.
Das ist eine recht "amerikanische" Sichtweise. Der dumme Austauschschüler, der als Lausbubenstreich in einer fremden Garage Bier stehlen will, wird vom schon mehrfach bestohlenen Besitzer der Garage als Bedrohung empfunden und ohne Ansprache oder Warnung erschossen. Wer ist da der Gute und wer der Böse?
Sind Skaven/Goblins/Rattlinge per Definition unrettbar böse? Finde ich nicht, sie werden so erzogen. Selbst bei den in ihrer Heimatwelt allgemein wegen ihrer Grausamkeit gefürchteten Drow soll es ja Einzelpersonen geben, die so strahlend hell leuchten, dass mir beim Lesen schlecht wird.
Als Gegengift sehr zu empfehlen sind die Drowromane von Elaine Cunningham, da findet noch so etwas wie eine Charakterentwicklung mit all den zu erwartenden Ambivalenzen statt.
Ich persönlich sehe die Welt(en) gerne so, dass es das pure, unveränderliche und unrettbare Böse entweder gar nicht oder nur jenseits aller Grenzen im Dämonenreich gibt. Der Gedanke ist für mich ungemein beruhigend. Meine Jahrzehnte als Rollenspieler begannen mit D&D und AD&D, aber mit starren Gesinnungsgerüsten oder nach Gesinnung sortierten Existenzebenen kann ich schon länger nichts mehr anfangen.