Klar dann hätte man eine andere Begründung/Ausrede finden müssen, warum all die penible Vorarbeit nicht gezogen hat. Aber macht das wirklich Spaß ?
Mir kommt es widersprüchlich vor, auf der einen Seite die Einmischung des Spielleiters zurückzuweisen, SCs und NSCs mit zweierlei Maß zu messen und auf der anderen Seite sich einem einzelnen Würfelwurf komplett Untertan zu machen.
Also, wenn du es wirklich verstehen willst, dann lass dir noch mal durch den Kopf gehen, dass meine Spielhaltung ist, dass SL und Gruppe gemeinsam die Geschichte ihrer Figuren erspielen. Gemeinsam. Das heißt, man findet bei der Interpretation der Würfelergebnisse einen Weg, bei dem keiner der Spieler das Gefühl hat, sein Charakter wird verbogen, weil jeder der Spieler in Bezug auf seinen Charakter ein Veto einlegen kann. Die Erklärung, dass wir die Schlacht verloren haben, weil wir zu arrogant sind, hat gepasst und nicht nur die Geschichte interessanter gemacht, sondern auch die Charaktere. und ohne das miese Würfelergebnis wären wir nie darauf gekommen, uns so etwas herbeizuerzählen. Das ist der Vorzug davon, die Würfel entscheiden zu lassen.
Du kannst jetzt natürlich eine Situation konstruieren, in der ein Fehlschlag absolut nicht vernünftig zu erklären ist. Wenn diese Situation vorliegt, dann kann man sich in meinen Augen das Würfeln tatsächlich sparen. Aber eigentlich erlebe ich fast nie, dass die Eintritt. Dagegen mache ich die Erfahrung, dass die Interpretation der Würfelergebnisse immer wieder tolle Wendungen hervorbringt, auf die keiner von uns allein und ohne Würfelhilfe gekommen wre. Und in sozial halbwegs funktionierenden Gruppen funktioniert das bei mir immer. Ja, immer. Ich habe noch nie erlebt, dass ich mit meinen Freunden spiele und einer sagt: "Menno, ich kann mir jetzt überhaupt nicht vorstellen, dass wir die Schlacht verloren haben, das passt voll nicht zu meinem Charakter, ich kann mir den jetzt gar nicht mehr richtig vorstellen, und die Story ist jetzt auch scheiße!" Weil die meisten dramatischen Entscheidungen es eben an sich haben, dass sie ein Element der Unwägbarkeit haben.
"Würfel" repräsentieren dieses Element der Unwägbarkeit - was übrigens auch nichts mit Willkür zu tun hat. Willkür hat (wie der Wortbestandteil "Kür" sagt) etwas mit Entscheiden zu tun. Würfel entscheiden aber nichts. Ein Spielleiter kann Willkürlich entscheiden, ein Würfel nicht. Ein Dachziegel, der einen Menschen auf der Straße erschlägt, tut das ja auch nicht aus Willkür, sondern aus Zufall.