Jemand dauerhaft mit Fesseln und Knebbel gefangenzuhalten, ist ziemlich grausam.
Ja, das ist nach heutigen Vorstellungen ziemlich inhuman. Barbarischer wäre da nur noch:
Auge um Auge, Zahn um Zahn. Dieben werden Finger, Hände abgehackt, dann erkennt man sie auch gleich. Zungen herausgerissen, wenn jemand schlecht über die Krone spricht und natürlich Verbannung und Hinrichtungen.
bei all diesen Strafen ist es ziemlich egal, ob der Täter nun gut, schlecht oder was er überhaupt zaubern kann.
Relevant ist hierbei selbstverständlich wie lange es dauert, bis jemand seiner Bestrafung (so dies nicht sowieso eine Kerkerstrafe ist) zugeführt wird. Bekommt der mutmaßliche Delinquent eine Verhandlung? Darf er beim Richter oder Fürsten vorsprechen? Darf er Zeugen oder einen Leumund für sich sprechen lassen, die ihn entlasten? Gibt es eine Ermittlung oder reicht die reine Beschuldigung, dass jemand etwas verbrochen haben soll? Besteht Fluchtgefahr bis zum Urteil?
Ich gehe jedenfalls eigentlich nicht davon aus, dass in den zivilisierteren Gebieten einem mutmaßlichen Eierdieb an Ort und Stelle vom Hauptmann der Wache die Hand abgeschlagen wird, sondern es zumindest in Ansätzen eine Gewaltentrennung sowie Bürgerrechte und klare Richtlinien der Strafgesetzgebung gibt. Möglicherweise ist es aber auch nicht so und der Strafen sind viel brutaler - wäre natürlich auch irgendwo spannend und interessant zu wissen wie das in Splittermond vom Ansatz her gedacht ist.
Zwar gibt es den Zauberspruch "Suggestion", der ohne diese Sachen auskommt, aber selbst dann muss der Magier irgendwie eine Anweisung aussprechen können. Sofern also bekannt ist, dass er diesen Zauber kennt (wie gesagt, er kann sich natürlich verstellen), reicht es also ihm am Sprechen zu hindern.
Wo steht denn das? Die Suggestion entsteht doch im Geist des Opfers, ganz ohne ausgesprochene Worte des Zaubernden.
Weiß man im Vorraus, ob der Bauer, den du gerade einkassiert hast, ein Ninja ist und Meister der Verkleidung? Dass der dürre Junge da ein Schlangenmensch ist, der sich ohne Mühe aus Fesseln entwinden kann?
Deshalb kommen mEn alle in einen Kerker um sicherzugehen, dass sie trotz ausgeprägter "schurkischer" Fähigkeiten nicht so einfach fliehen können. Und da nutzt das Herauswinden aus einer Fessel allein erst mal wenig, wenn sich noch Stahl und dicker Fels zwischen dem Gefangenen und der Freiheit befinden. Und natürlich müssen die Wachen vorsichtig sein, um nicht etwa überumpelt zu werden oder zu unvorsichtig sind, wenn sie Wasser und Brot ausgeben. Dass ein Gefangener sich entfesseln kann oder er in der Lage ist einen Wächter bewusstlos zu schlagen ist logischerweise etwas, womit man rechnet und besonders darauf acht gibt. Ein fähiger Zauberkundiger hat da aber noch ganz andere Möglichkeiten. Der kann sehr wohl ein Loch in eine Felswand formen, durch Wände gehen, die Wächter unter seinen Willen zwingen und vieles mehr. Der Vergleich Magie vs. normal erlernbare Fähigkeiten zieht hier also nicht.
Im Mittelalter gab es auch einfach nur sehr wenig große Gefängnisse. Warum auch? In Kriegen wurden Gefangene meistens sehr schnell wieder ausgelöst, Verurteilte wurden meistens körperlich gezüchtigt oder mit Geldstrafen belegt und für Kapitalverbrechen gab es eine recht endgültige Lösung.
Das ist plausibel. Aber um die großen Gefängnisse geht es mir im Grunde gar nicht so sehr. Eine meiner Gruppen wird Charaktere spielen, die zu Beginn Teil der örtlichen Miliz und im Grunde so etwas wie Dorfbüttel sind. Was können die aber nun tun, wenn sie einen Zauberkundigen festsetzen? Mir fällt hier nur Sack über den Kopf, Knebel in den Mund und in Ketten legen ein. Eleganter fände ich in einer mit Magie durchzogenen Welt, wie sie Lorakis ja sein soll, zB magisches Efeu, das an der Außenwand gepflanzt werden kann und sich durch Fokus aus der näheren Umgebung ernährt, den sie dann eben den Insassen entzieht o. ä. Etwas in diese Richtung wäre jedenfalls unkompliziert und kostengünstig und man müsste nicht gleich Körperteile abhacken.
Verstümmelungen ohne Verhandlung und danach sofortige Freisetzung kann man sicher auch praktizieren, ich weiß aber nicht, inwiefern meine Spieler und Spielerinnen das gutheißen bzw. was die selenische Rechtsprechung tatsächlich als angemessene Strafe vorsieht und inwiefern eine Art Gerichtsverfahren und ein möglicher Freispruch üblich ist.