Autor Thema: Sexismus und Homophobie in Lorakis?  (Gelesen 37172 mal)

Eyb in the box

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Re: Sexismus und Homophobie in Lorakis?
« Antwort #75 am: 09 Jul 2014, 16:06:03 »
Kinners, ich denke jetzt ist der Punkt für alle einen kühlen Kopf zu bewahren und das Thema hiermit zu beenden. Es wurde alles gesagt ...

Lorakis ist nur ein Fantasiespiel und nix anderes.

Sonst schick ich gleich meine fiesen Varge los und die haben nicht nur Gnome in Sauce lieb... ;)

Noldorion

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Re: Sexismus und Homophobie in Lorakis?
« Antwort #76 am: 09 Jul 2014, 16:13:31 »
Ich möchte mich Eybie da gerne anschließen. Das Thema ist kontrovers, keine Frage, und es berührt einige sehr persönlich - ein Grund mehr, die Ruhe zu bewahren. Bitte versucht, zu diskutieren, ohne euch gegenseitig anzugreifen - egal ob direkt oder indirekt :)

Andreas (RPGnosis)

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Re: Sexismus und Homophobie in Lorakis?
« Antwort #77 am: 09 Jul 2014, 16:29:52 »
Ich hatte nicht das Gefühl, jemanden angegriffen zu haben (wäre auch nicht meine Absicht gewesen), entschuldige mich aber natürlich gern trotzdem für eventuelle Missverständnisse.
Dann lassen wir das lieber gut sein, und für weitere Diskussion zugrundelegender Themen verweise ich im Voraus auf meinen irgendwann erscheinenen Blogbeitrag.

SeldomFound

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Re: Sexismus und Homophobie in Lorakis?
« Antwort #78 am: 09 Jul 2014, 17:31:14 »
@ JohnLackland

Ich sehe, dass diese Thema dir echt weh tut, aber du irrst dich. Es geht hier tatsächlich mehr um den Diskurs über den Umgang mit Diskriminierung in Rollenspielen allgemein:

Zitat von Andreas:

Zitat
Mir geht es in der Diskussion wie gesagt um die zugrundeliegenden Fragen und um die Begründbarkeit, warum gerade sexuelle Diskriminierung eine Sonderrolle in vielen deutschen Rollenspielen verdient, und ob man die eigentliche Problematik damit in der realen Welt irgendwie verbessern kann, oder eben nicht.

Es geht hierbei darum, dass es gewisse Regeln zu geben scheint (das ist, was ich mit Diskurs meine), was ich als Rollenspiel-Autor in meinen Produkt sagen kann und was nicht:

Zum Beispiel würde es nicht gern gesehen werden, wenn ich für ein Spiel, dass auch 10-jährigen Kindern spielen sollen, eine blutigen Szene beschreibe, in der ein Mann gevierteilt wird. Diese Strafen gab es zwar auch damals wirklich und sie waren damals auch öffentlich für Kinder sichtbar, aber der jetzige Diskurs ist halt "Kinder sollen von Blut und Gewalt ferngehalten werden".

Der Diskurs erlaubt mir den Umgang mit solchen Szenen erst ab einem bestimmten Alter (bzw. setzt es sogar voraus), obwohl die Sensitivität bezüglich solchen Themen ja auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist.

Und der Grund dafür ist halt, dass nun Menschen, die Gewalt vor Kindern verurteilen, in der Lage sind, ihre Meinung auch öffentlich hörbar zu machen, ebenso wie du in der Lage bist, deine Meinung über Diskriminierung offen auszudrücken. Und diese bedenklichen Stimmen werden auch gehört und man denkt über ihre Worte nach.

Und das ist gut so!



@ Andreas

Zitat
Im Prinzip ja, bis auf den letzten Absatz: sicher war das eine bewusste Entscheidung der Autoren, aber die Kritik, die ich daran übe, ist nicht böse gemeint.

Das du es böse gemeint hast, wollte ich dir auch gar nicht unterstellen! Du hast einfach nur gesagt, was man deiner Meinung nach besser hätte machen können.


Zitat
Die Sache ist doch: klar gibt und gab es kämpfende Frauen, in sehr vielen Kulturen - aber es gab eben auch Kämpferprofessionen, in denen es keine Frauen gab - z.B. griechische Hopliten oder mittelalterliche Ritter. Wenn, rein theoretisch, eine Spielerin nun genau einen solchen Charakter, aber in weiblich, spielen will, dann tut sie das doch vermutlich, weil sie eben mit dem Klischee brechen und eine exotische Figur verkörpern möchte.

Nein, ich fürchte, es gibt auch viele, viele Spielerinnen, die einfach nur Spaß an Gekloppe haben, schlicht und ergreifend.

Und bei den von dir sogenannten Kämpferprofessionen, die angeblich nur Männer offen standen, gab es damals nirgendwo ein Gesetz, dass besagte: "Nur Männer dürfen sich hierfür anmelden."

Diskriminierung, die in ein Gesetz verankert wird, ist eigentlich schon so gut wie gescheitert. Denn Diskriminierung lebt davon, dass niemand weiß, dass sie künstlich ist, dass jeder glaubt, sie sei natürlich und normal.

Normal, dass ist der Punkt der die Amazone von dem Ritter unterscheidet. Der Ritter ist/war normal, die Amazone war schon immer eine Sagengestalt. Gleichberechtigung bedeutet in diesem Sinne, dass das was vorher nur für Männer normal war, auch für Frauen normal wird.


Zitat
Wahrscheinlich hat die Sache tatsächlich auch was mit diesen Genres zu tun, aber ich glaube, dass eine Welt mit wenig Diskriminierung auf der einen Seite zwar mehr Charaktere zu bauen erlaubt, gleichzeitig aber diesen Charakteren oft Besonderheiten fehlen, die ihr Konzept ganz über den Haufen werfen können (männliche Amazone?), und vor allem gleichzeitig die Anzahl an Konflikten und daraus resultierenden Plots in der Welt reduziert wird. Vielleicht nicht immens, aber doch spürbar - und da ich als Rollenspieler vor habe, mehr Plots zu spielen als Charaktere zu bauen, wiegt dieser Nachteil für mich einfach schwerer.

Nun, jetzt ist es ja eben in Lorakis nicht so, dass diese Welt völlig frei von Konflikten ist, die aus Diskriminierung resultieren. Es gibt Kulturen mit strengen Kastensysteme, Arme und Reiche, Differenzen zwischen Religionen, etc.

Aber es steht einem Spieler oder Spielerin halt doch schon sehr frei, wie weit sie sich mit dieser Thematik beschäftigen möchte und wer sich von Diskriminierung verletzt fühlt, findet dann in Lorakis halt viele Kulturen, wo man sagen kann: "Hier ist dein Charakter normal, hier bist du willkommen."


Zitat
Dazu kann ich mich nicht ausführlich und konkret äußern, da ich wegen Zeitmangel den Weltenband noch nicht gelesen habe.

Alles klar, in diesem Falle sollten wir mit der Diskussion über dem Umgang dieser Problematik auf Lorakis vielleicht noch etwas warten, bis du auch den Weltenband gelesen hast.

Aber stelle erstmal für dich fest, ob es auf Lorakis Diskriminierung gibt und wie damit umgegangen wird. Und schreib uns dann, was du davon hältst.
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JohnLackland

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Re: Sexismus und Homophobie in Lorakis?
« Antwort #79 am: 09 Jul 2014, 17:55:54 »
Sorry, das ich gerade etwas aus der Haut gehüpft bin, aber ich meine das im Ernst mit Rollenspieler gegen Diskriminierung. Lasst uns das Gründen ;-)

Was mich bei der Diskussion einfach stört ist nicht der Austausch der Argumente, sondern eine andere Sache: Die Diskuntanten sind schätze ich mal so wie ich zwischen irgendwas von 30 bis 40.... vielleicht Familienväter... ihr transportiert dann auch das Thema auf andere Ebenen und zu Euren Kindern, Kollegen und so weiter. Also wenn das beim Rollenspiel nicht schlimm ist, dann ist das auch so nicht schlimm. Da saufen die halt ab in Lambedusa, wollen eh nur unser Geld , ach egal ob die Näherin in Bangladesch es schlecht geht, den Gnomen in Lorakis geht es auch nicht besser. Krasser vergleich aber.... bestimmtes denken stumpft ab. Es kostet etwas, ich würde es Empathie nennen, wenn man solche Rollen und Welten bespielt.

Dazu kommt, das ich in der Realität unter anderen bei meiner ehrenamtlichen Arbeit für Attac und im Bereich LSBT immer mehr erlebe das die Themen verwässern. Der Mensch wird weniger wert, es ist doch alles erreicht uns geht es gut - der Mensch an sich zählt weniger, auch sein Leiden, was zählt sind aber die Leistung, das Geld und der Marterialismus. Ähnliches passiert bei der Debatte, das ist doch nur ein Spiel, das geht doch in Ordnung. Wenn man aber in einer Utopie und sei es eine Fantasy ein postives Weltbild aufbaut dann kann man auch in die Welt positive Impulse senden, ich glaube fest daran, aber wenn ich den ganzen Tag eh nur negative Nachrichten höre, dann schalte ich ab, dann engagiere ich mich nicht dann sehe ich nicht das ich etwas ändern kann. Ich resigniere und das verstärkt auch eine Dystopie im Rollenspiel, klar kann man sich dann dort freikämpfen und der Held sein der sich dagegen stellt, aber es ist dann wie im Film... es ist nicht echt. Es hilft aber nicht, dagegen vorzugehen in der Realität sonden verstärkt ehr die Flucht in alternativen, seien es Spiele, Bücher und andere Dinge und behindert das Engagement. Die meisten Menschen sagen, ich kann es eh nicht ändern.... Politikverdrossenheit und wenig Ehrenamt sind die Folge.

Aber wenn ich Träumen kann das es eine bessere Welt ist und das Werte wie Freundschaft, Empathie und Anerkennung was Wert sind und das Diskrimminierung keine Rolle spielt, dann habe ich eine Utopie vor Augen uns es fehlt an guten Utopien auf der Welt.

Schaut Euch einfach mal an, was außerhalb des Spieltischs los ist, da sind die Bösewichte die wir im Pen & Paper bekämpfen und sie drehen am Rad der Welt, steuern Geldströme und führen Kriege. Hass, Menschenverachtung, Kriege um Rohstoffe und Waren sind an der Tagesordnung. Tut uns nur nicht weh, wir können uns Blaue Sonderausgaben leisten und haben soviel Freizeit das wir Rollenspiele spielen können. Die meisten Menschen können das nicht, die halten uns für Dekadent und denken wir wären was tolles, wie weißen Menschen und Männer sind sowieso noch was besseres dann. Noch nie ging es uns so gut, noch nie waren wie so satt und noch nie waren wir so mutlos.

Was ich mir wünsche ist wirklich, das man sich von diskriminierenden Verhalten abwendet, egal ob auf Arbeit, im Freundeskreis und auch im Hobby. Seine eigene Meinung und Stellung hinterfragt, seine Privilegien.

Es geht nicht nur um eine Fantasywelt, es geht um Utopien und um Wünsche wie man leben will.

Ein anderer Punkt, was ich vermisst habe war von Andreas ganz klar die Ansage, auch auf RPG Gnosis, das Diskriminirung schlecht ist. Das kommt aber nicht, das wird dann als Element genommen um Stimmung zu machen, um Emotione zu Erzeugen um Charakterkonzepte zu ermöglichen die sich frei kämpfen müssen... ich verstehe es nicht. Ich finde es Pervers um ehrlich zu sein und höchst bedenklich.

Es geht hier um Meinungen, ganz klar, aber es geht hier auch um etwas anderes. Nämlich ob wir unsere Phantasie, Immigation, Träume und Wünsche von negativen Bildern beeinflussen lassen wollen oder nicht. Wie wir unsere Nichten, Neffen, Kinder und Enkel aufwachsen sehen wollen, mit welchen Werten und Idealen, welche Welt wir ihnen geben und in welcher wir leben. Als ein Verlag der Spiele verkauft, habe ich da eine besondere Verantwortung meiner Meinung nach, ich verkaufe Träume und gebe Werkzeuge die andere Menschen miteinander Zeit verbringen lassen, ich würde den Menschen eine Utopie verkaufen wollen. Ich habe mich wirklich über das Setting gefreut und ich würde mich noch mehr freuen wenn man sagen würde, bestimmte Themen wollen wir nicht in einer übergroßen Form. Wir haben Elemente und das reicht.

Vielleicht bin ich an der Stelle ein Gutmensch und ein Utopist, aber ich dachte immer Utopie und Phantasie ist das was die Welt vorwärtsbringt und nicht Diskriminierung und festhalten am Status Quo.
« Letzte Änderung: 09 Jul 2014, 20:12:38 von JohnLackland »
Spielst du schon oder diskutierst du noch über die Regeln?

SeldomFound

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Re: Sexismus und Homophobie in Lorakis?
« Antwort #80 am: 09 Jul 2014, 18:12:53 »
Vielleicht bin ich an der Stelle ein Gutmensch und ein Utopist, aber ich dachte immer Utopie und Phantasie ist das was die Welt vorwärtsbringt und nicht Diskriminierung und festhalten am Status Quo.

Utopien können missbraucht werden.

Phantasie ist grenzenlos und machen keine Unterschied zwischen den sanften Träumen mit seinen Liebsten zu kuscheln und den düsteren Rachegedanken, wie man "dieser hässlichen Schlampe zeigen kann, wo der Hammer hängt".


Ich persönlich möchte aber nicht den Redakteuren die Verantwortung aufzwingen, für meine Gedanken verantwortlich zu sein.

Aber um dich zu beruhigen: Ich stimme dir absolut zu, dass Diskriminierung schlecht ist...


... Wobei mir gerade einfällt, dass der Stein des Anstoßes dieses Threads mein Abenteuer "Bestie vom Gévaudan" in Lorakis ist, in dem ich die Idee des Asagiri aus dem Spiel Anima umgesetzt habe, ein böser Geist, der ausschließlich Frauen in Besitz nimmt und sie in reißende Bestien verwandelt...

Uhm, bin ich jetzt wegen diesem Abenteuer ein Frauenhasser? Oder habe ich jetzt eine interessantes Szenario für ein Mystery-Abenteuer geschrieben, in dem sich die Helden mit dieser Thematik sinnvoll auseinander setzen und am Ende eine düstere Welt ein Stückchen besser machen können.

Ich würde diese Entscheidung gerne euch überlassen.
« Letzte Änderung: 09 Jul 2014, 18:31:22 von SeldomFound »
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Andreas (RPGnosis)

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Re: Sexismus und Homophobie in Lorakis?
« Antwort #81 am: 09 Jul 2014, 18:35:46 »
Ein anderer Punkt, was ich vermisst habe war von Andreas ganz klar die Ansage, auch auf RPG Gnosis, das Diskriminirung schlecht ist. Das kommt aber nicht, das wird dann als Element genommen um Stimmung zu machen, um Emotione zu Erzeugen um Charakterkonzepte zu ermöglichen die sich frei kämpfen müssen... ich verstehe es nicht. Ich finde es Pervers um ehrlich zu sein und höchst bedenklich.
Danke, dass du das ausgesprochen hast, dann kann ich mich davon distanzieren. Abgesehen davon, dass sich in meinem Blogbeitrag durchaus Sätze wie "Rassismus ist in jeder Hinsicht abzulehnen" finden, finde ich das eine ziemlich üble Unterstellung, und wäre das nicht das Internet, sondern die Realität, könnte ich dir dafür echt beleidigt sein. Andererseits gehe ich davon aus, dass du mir im wirklichen Leben so etwas nicht sagen würdest, denn du hättest keinen Grund. Ich bin hartgesottener Humanist, der zwar nicht bei Attac aktiv ist, dein Anprangerung der Missstände auf der Welt allerdings völlig unterschreibe.
Nur bin ich auch gefestigt genug, für mich festzustellen, dass Rollenspiel ein Spiel ist, und nicht zwingend viel mit dem wirklichen Leben zu tun haben muss. Ja, ich kann sogar mitunter Computerspiele mit Gewaltdarstellungen oder sogar Strategiespiele mit Kriegsthema genießen, auch wenn ich im wirklichen Leben überzeugter Pazifist und Gewaltgegner bin. Auch ich würde mir eine gerechterre und bessere Welt wünschen, denke aber, dass sich an dieser auf anderer Ebene als Übertragung von aktueller politischer Korrektheit in Rollenspiele besser arbeiten lässt.
Die Trennung von Spiel und wirklichem Leben finde ich wichtig und ein erstrebenswertes Ideal - wenn das nicht gegeben ist, ist klar, dass man sich dann anders mit Tabuthemen auseinandersetzen muss. Und, wie SeldomFound treffend sagte, Spielweltautoren sind nicht für unsere Gedanken verantwortlich.

Von daher danke, dass wir uns in der Hinsicht nochmal ausgesprochen haben, wenn du mir gegenüber keine solche üblen Vorbehalte mehr hastm, lassen wir das Thema hiermit einfach sein.

JohnLackland

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Re: Sexismus und Homophobie in Lorakis?
« Antwort #82 am: 09 Jul 2014, 20:09:35 »
Ich habe mit meinen Thread oben etwas über das Ziel hinaus geschossen.  Entschuldigung an der Stelle an Tilman. Danke auch für die Hinweise. Werde auch nochmal die betreffenden Stellen in den Trend ändern. Will ja auch das alles hier Knorke bleibt.

Folgende Nachricht habe ich bekommen von Noldorion:
Zitat
Hallo John,

keine Angst, das hier ist keine moderative Verwarnung, Androhung von Konsequenzen oder sonst etwas. Nur eine freundliche Bitte.

Ich kann deinen Groll und deinen Ärger über die Debatte gut nachvollziehen. Ich habe ja selbst schon sehr ausgiebig über dieses Thema diskutiert und stehe da auch auf deiner Seite. Dennoch - oder gerade deswegen - würde ich dich bitten, ein wenig darauf zu achten, wie du schreibst, was du schreibst. Scharfe Worte und Anklagen befeuern das Thema nur weiter. Wir wollen das gar nicht totschweigen oder so. Wir würden uns nur wünschen, dass alles möglichst zivilisiert diskutiert wird. So sehr ich deinen Frust nachvollziehen kann, mit scharfen Worten hilfst du der ganzen Sache nicht.

Andreas, ist in Ordnung.  Ich werde dann deinen Artikel auf den Blog kommentieren.
Spielst du schon oder diskutierst du noch über die Regeln?

arnadil

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Re: Sexismus und Homophobie in Lorakis?
« Antwort #83 am: 09 Jul 2014, 20:18:20 »
Hui! Gut, dass der Ton sich wieder gefangen hat. John, du bist das Forenmitglied, dem ich die meisten "Danke" für Beiträge gebe und ich achte dich sehr, aber du hast ja selbst gemerkt, dass du dich bei deinem Beitrag im Ton vergriffen hast. (Und super, dass du das wieder auf eine konstruktive Ebene gebracht hast!)

Ich glaube, von allen Beteiligten schon Aussagen gelesen zu haben, die ihre Einsicht in die Verwerflichkeit jeglicher Diskriminierung klar gemacht haben. Die Bezeichnung als "Tabu" finde ich aber übrigens nicht ganz unproblematisch. Ich glaube nämlich, dass es das nicht trifft. Sondern dass da eine an- und ausgesprochene moralische Wertung vorliegt und das ist mehr als ein bloßes Tabu, das irgendwie Assoziationen von Irrationalität, Unreflektiertheit und Schwäche vermittelt (jedenfalls mir).

Das meiste ist hier schon gesagt, aber ich möchte noch zwei Dinge zum Ausdruck bringen:

1. Ich finde die Idee von "Rollenspieler gegen Diskriminierung" gut. Das könnte man sogar gerne ausweiten zu einer Art "Rollenspiel und ethische Standards"-Lobby. Ich bin dabei - ernsthaft!
Und eine Auseinandersetzung mit der Frage der moralischen Verantwortung im Rollenspiel (auch in Bezug auf andere moralische Grenzbereiche (Gewalt etc.)) würde ich (schon aus Berufsinteresse als Rechtsphilosoph) gerne in irgendeinem Rahmen intensiver führen.

2. Eine praktische Anwendungsfrage: Ich verstehe (und teile diese Meinung), dass man im Rollenspiel nicht auch noch von seinen Alltagsproblemen belästigt und verletzt werden will. Aber mich würde interessieren, inwiefern es euch nicht auch in gewisser Weise reizt, im Spiel eine Handhabe gegen solche Ungerechtigkeit zu haben. Es kann ja auch eine schöne Vorstellung sein, eine Frau zu spielen, die es schafft, sich gegen alle Widerstände zu wehren; einen verrückten Rassisten zu bekämpfen, der medizinische Experimente an Vargen durchführt etc. Es kann reizvoll sein, dies als Feindbild (nicht als gesellschaftliche und unkritisch dargestellte Normalität) bekämpfen zu können und damit Erfolg zu haben. Ja, manchmal kann es vielleicht sogar reizvoll sein, menschliche Abgründe im Spiel nachzuvollziehen und sich damit auseinanderzusetzen (bspw. spielen ja viele durchaus Schläger, Schurken, Betrüger, Lügner und Co.).
Ich kann mich als weißer Heteromann, der auch noch materiell ordentlich situiert und akademisch gebildet ist, tatsächlich - trotz allem Engagement für Gleichberechtigung, Menschenrechte und eine gerechtere Gesellschaft - nicht letztlich in die Situation hineinfühlen.
Meine Fragen dazu also: Reizt euch, sofern ihr betroffen seid, das Bekämpfen solcher Bösewichte? Oder sogar das Sich-Hineinversetzen in solch verwerfliche Gedanken? Gibt es Betroffenen eine Möglichkeit der kreativen Auseinandersetzung und Verarbeitung? Oder stören euch auch solche Feinbilder und Auseinandersetzungen eher und ihr wollt lieber einfach eure Ruhe davon?


EDIT: Noldorions PN finde ich übrigens völlig okay und teile ich so.
« Letzte Änderung: 09 Jul 2014, 22:09:19 von arnadil »

flippah

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Re: Sexismus und Homophobie in Lorakis?
« Antwort #84 am: 09 Jul 2014, 20:28:28 »
was ich aus diesem Thread mitnehme:

1. es ist wichtig, dass man sich in der Spielrunde einig ist, was geht und was nicht
2. um das nicht zu behindern, sollte man als Autor entsprechend vorsichtig mit solchen Themen umgehen.
"In allen anderen Fällen gehen Sie so schnell wie möglich in See und, ohne sich auf eine Schlacht einzulassen, sofern dies möglich ist, nach Wladiwostok" (Jewgeni Iwanowitsch Alexejew)

Noldorion

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Re: Sexismus und Homophobie in Lorakis?
« Antwort #85 am: 09 Jul 2014, 20:35:39 »
Hallo,

eins vorweg: Das hier ist nichts weiter als meine persönliche Meinung. Ich spreche hier nur für mich, nicht für den Verlag oder die anderen Autoren. Ich versuche hier nur, mein eigenes Fazit zu ziehen.

Welche Gründe gibt es dafür, das Thema Diskriminierung im Rollenspiel so zu behandeln, wie wir es behandeln - nämlich es aus Lorakis weitgehend auszuklammern, es lediglich als Schwäche oder als Feindbild anzubieten?

Ich sehe zwei Gründe.

Das eine ist eine persönliche Sensibilität. Wie schon öfter erwähnt, ist Diskriminierung - gleich ob auf Basis des Geschlechts, der Sexualität, der Religion, der Herkunft oder sonst etwas - immer noch auch in unserer "aufgeklärten" Gesellschaft alltäglich. Anders als die meisten anderen Tabuthemen sind sehr viele Leute persönlich davon betroffen - auch sehr viele Leute, von denen wir hoffen, dass sie unser Spiel spielen. Sicher ist es damit immer noch ein persönliches Tabu, aber das spielt überhaupt keine Rolle. Bedeutend hierfür ist nur, dass viele Leute davon betroffen sind. Natürlich kann ich hier keine Zahlen und keine Fakten anbieten, sondern mich nur von meinem Gefühl leiten lassen. Aber mein Gefühl sagt mir, dass die Anzahl der Leute, die von diesem Thema betroffen ist und die sich damit auch nicht spielerisch auseinandersetzen will, so signifikant ist, dass man darauf Rücksicht nehmen sollte - sogar Rücksicht nehmen muss. Und anders als viele andere tabu-ähnliche Themen, wie zum Beispiel Gewalt, kann ich Diskriminierung weglassen, ohne dabei die Gestaltung eines Fantasyrollenspiels einzuschränken.

Das zweite ist eine grundsätzliche Frage. Muss ein Rollenspiel moralisches Vorbild sein? Kann es nicht auch einfach Eskapismus sein? Vielleicht, wenn auch Eskapismus in beide Richtungen geht, in Richtung Dystopie oder Utopie. Aber auch, wenn ein Rollenspiel einfach Eskapismus sein kann, heißt das noch lange nicht, dass es auch einfach Eskapismus sein muss. In diesem Zusammenhang fällt sehr oft der "Vorwurf", jemand, der moralisches Vorbildhandeln fordere, sei "pädagogisch" und würde andere Leute "erziehen" wollen. Ganz davon abgesehen, dass ich nicht weiß, wieso pädagogische Erziehung etwas negatives sein sollte: Darum geht es nicht. Es geht nicht darum, anderen Leuten Denkweisen aufzuzwingen oder sie dazu zu zwingen, ihr Verhalten zu ändern. Es geht darum, die Augen für ein Problem zu öffnen, dass nur allzu oft totgeschwiegen und übersehen wird. Und dieses Öffnen der Augen erreicht man nicht, indem man selbst beide Augen zudrückt und sich darauf beruft, dass es ja schließlich "nur ein Spiel" sei. Auch ein Spiel kann bedeutungsvoll sein. Auch "nur ein Spiel" kann in der persönlichen Bedeutung weit über das hinauswachsen, was es eigentlich ist. Ich zumindest bin mir sehr sicher, dass das Rollenspiel als Hobby mein Verhalten nachhaltig beeinflusst hat. Es ist also tatsächlich die Frage, was für ein Bild wir zeichnen wollen, für die Spieler, für die Welt Lorakis, für alle, die vielleicht zukünftig noch damit anfangen werden.

Ist also ein Rollenspiel der richtige Ort, um ein moralisches Vorbild zu liefern? Das weiß ich nicht. Aber ich weiß eines: Es ist ganz sicher auch nicht der falsche Ort. Denn für derartige Dinge gibt es keine falschen Orte.

Und daher bin ich froh, wirklich froh, dass Lorakis eine Welt ist, auf der Gleichberechtigung und Toleranz gelten.
« Letzte Änderung: 09 Jul 2014, 20:38:26 von Noldorion »

Drakon

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Re: Sexismus und Homophobie in Lorakis?
« Antwort #86 am: 09 Jul 2014, 21:27:07 »
Noch mal von mir (der bislang nur interessiert mitgelesen hat) ein anderer, vielleicht weniger tiefschürfender, aber pragmatischer Gedanke:
Wie man nicht zuletzt an diesem Thread sieht sind v.a. die genannten Themen (Sexismus, Homophobie, Rassismus, etc.) geeignet gerade auch Outgame für Streit und Missstimmung zu sorgen - selbst bei Leuten die grundsätzlich einer Meinung sind (oder etwas hochtrabender gesagt: Mitglied einer Wertegemeinschaft). Selbst bei einer Gruppe, die im realen Leben hinsichtlich dieser Punkte ziemlicher Konsens herrscht, gibt es leicht hitzige Wortgefechte um genaue Formulierungen, die richtige Art der Auseinandersetzung mit diesen Themen oder in wieweit man so etwas eben tabuisiert, totschweigt, forciert zur Sprache bringt etc. Wie gesagt: dieser Thread ist ein ziemlich deutlich Beleg dafür, ich habe es aber auch z.B. oft in politischer Jugendarbeit erlebt.

Ich gehe davon aus, dass die meisten von uns Rollenspiel zur Unterhaltung spielen, als Hobby, um nach einem harten Arbeitstag oder am Wochenende auszuspannen und den Kopf auf Reisen zu schicken. Ich gehe weiterhin davon aus, dass man das in den meisten Fällen zusammen mit Leuten macht, die man gut (oder zumindest einigermaßen gut) leiden kann.
Es ist daher eine Art Selbstschutz für einen gelungenen Abend, potentiell konfliktbehaftete Themen innerhalb des Rollenspiels auszuklammern.
Ich wäre der letzte der behauptet, dass eine gute Diskussion (durchaus sogar hitzig geführt) nicht auch unterhalten kann und man so einen gelungenen Abend bestreiten kann. Wenn man sich aber zum Rollenspiel trifft, will man nunmal erzählen und die Würfel rollen lassen, Lorakis erleben und seinen Abenteurer phatastische Ereignisse erleben lassen. Man möchte eher nicht eine 4,5-stündige intellektuell fordernde Diskussion auf Spielerebene erleben, wo sich vermutlich einige am Tisch ausklinken, der ein oder ander evtl. sogar den Raum verlassen und besonders sensible oder in irgendeiner Weise persönlich getroffene Leute in Tränen ausbrechen.

Oder anders gesagt: Wenn ich in einen Blockbuster-Sommerkino-Film gehe, möchte ich eigentlich nicht als Vorfilm eine handwerklich durchaus gut gemachte, aber sehr tiefgehende und betroffen machende Dokumentation über eines der vielen wirklich gravierenden Probleme dieser Welt sehen.
Der Eule kurz, dem Feinde lang. Näk.

La Cipolla

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Re: Sexismus und Homophobie in Lorakis?
« Antwort #87 am: 09 Jul 2014, 22:25:35 »
Der beste Film ist imho immer der seltene Blockbuster, der dich trotz seines Blockbustings so richtig aufrütteln kann ... oder dich zumindest nicht für vollkommen dumm verkauft. ;D Nolan macht da sehr gute Arbeit, um mal ein typisches Beispiel zu nennen.

Von dieser seichten Kritik an allzu klaren Linien mal abgesehen gebe ich dir aber Recht. Vor allem, wenn wir hier von einem Spiel wie Splittermond reden, dass durchaus ein Allrounder für den Mainstream sein will. Es gibt ja durchaus auch Rollenspiele, die ihren Fokus anders legen (wer keins kennt, kann ja beispielsweise mal einen Blick in Mars Colony werfen).
Mein Kram:
Los Muertos ... Ein Rollenspiel mit Skeletten! :D

Drarsus

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Re: Sexismus und Homophobie in Lorakis?
« Antwort #88 am: 09 Jul 2014, 22:29:57 »
Ist nicht auch eine Stärke von Lorakis, dass die Welt, zumindest derzeit noch relativ offen ist?
Und um es mit Pipi Langstrumpfs Worten zu sagen:
Zitat von: Pipi Langstrumpf
Ich mach' mir die Welt - widdewidde wie sie mir gefällt