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Nachrichten - Takur

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Die Welt der Masken
Palitan, Spinnenprovinz, Zhoujiang (Akira, Hao, Takur)

Nach ihrem „Besuch“ im Palitaner Frühlingspalast wollten Hao, Ren und Luo in der nächsten Zeit möglichst wenig Aufmerksamkeit erregen. Ren und Luo als kaiserliche Loyalisten übernahmen aber noch einige Kurier- und Hilfsaufgaben für Prinzessin Hui Amui. Hao hatte da weniger Ehrgeiz: Sie sympathisierte zwar mit der Sache der Kaiserlichen (oder stand vielmehr den anderen Bürgerkriegsparteien deutlich ablehnender gegenüber), doch fehlte ihr das Engagement von Ren und Luo. Ren war allerdings auch mit ihren weiteren Recherchen im Kaiserlichen Archiv beschäftigt.
Auch dank der Unterstützung der Helden hatte der zwergische Waffenhändler Zai Mou inzwischen einen Sitz im Palitaner Handelsrat erhalten, was er mit einem Umzug feierte. Akira und Takur halfen bei der Organisation und Durchführung und machten ihre Sache gut. Viele andere Mitglieder des Handelsrates und der Triaden waren anlässlich der Eintragung Zai Mous in die Ratsmitgliederliste versammelt, während der Fürstenhof Palitans durch Abwesenheit glänzte.

In den folgenden Tagen war Takur damit beschäftigt, die während der Palitaner Winterspiele erhaltenen Informationen zu nutzen. Endlich hatte er eine Spur zu dem Gedankenkristall, dessen Diebstahl ihn aus seiner fernen Heimat Huatla fortgeführt hatte und der sich in Sarnburg im Besitz des Zirkels der Zinne befinden sollte. In sozialen Dingen nicht allzu gewandt, rekrutierte er seine Mithelden als Unterstützung. Schnell erfuhren diese, dass es in dem vor allem von Seleniern bewohnten Palitaner „Hirschviertel“ eine Niederlassung des Zirkels der Zinne gab.
Statt sich direkt an Lorion von Drauenfurt zu wenden, den als schwierig und arrogant geltenden Vorsteher der Zirkelniederlassung, nahmen die Helden zuerst auf Hinweis eines Bediensteten des „Magierturms“ Kontakt mit der Magierin Mariel Talnor auf. Sie gehörte wie Drauenfurt zum Ersten Haus des Zirkels der Zinne. Im Gegensatz zu ihm galt die in Zhoujiang „akklimatisierte“ Talnor jedoch als umgänglicher – angeblich auch, weil sie aufgrund finanzieller Nöte auf gewisse „Nebeneinnahmen“ angewiesen war.
Es zeigte sich schnell, dass die Vorsicht der Helden angebracht war: Als Takur das gesuchte Artefakt und vor allem die „Lebende Göttin“ seiner Heimatstadt schilderte, identifizierte die Magierin anhand der Beschreibung des Jaguarkriegers die Herrin Huatlas als eine Drachlingin. Daraufhin verlegte Mariel das Gespräch an einen neutralen Ort und warnte die Helden: wenn sie sich mit diesen Informationen an den Zirkel der Zinne wandten, würden sie in Schwierigkeiten geraten. Viele Magier würden sich kaum die Gelegenheit entgehen lassen von Takur – freiwillig oder erzwungen – alles über seine Herrin zu erfahren, war doch die Erforschung der Drachlinge und ihrer Hinterlassenschaften ein Hauptziel des Zirkels. Angesichts der in Selenia verbreiteten Paranoia gegenüber den Drachlingen – in Zhoujiang hatten die ehemaligen Herrscher nicht annähernd so einen gefürchteten Ruf, wohl auch weil ihre Zahl im Osten stets geringer gewesen war – würde man in dem Fall auch kaum gewillt sein, das Artefakt zurückzugeben.
Doch es würde so oder so schwierig sein, an den Gedankenkristall zu kommen: Takur hatte keinen Beweis für seinen Anspruch. Aussichtsreich wäre sein Ansinnen, wenn er Fürsprecher fand, der Zirkel der Zinne die in dem Gedankenkristall enthaltenen Informationen bereits „ausgelesen“ hatte und Takur ein ähnlich wertvolles Artefakt zum Austausch anbieten konnte. Das waren keine guten Aussichten.

Mariel Talnor äußerte die vorsichtige Bereitschaft, den Helden zu helfen und eigene Recherchen zu dem gesuchten Artefakt anzustellen. Neben einer Summe Silber verlangte sie dafür allerdings die Unterstützung der Helden bei der Absicherung eines anstehenden, hochkarätigen Xianqui-Turniers. Bei dem Brettspiel-Wettkampf, bei dem nur ausgewiesene Meister antreten konnten, ging es um einen wertvollen Preis in Gestalt eines magischen, reich verzierten Spielbretts. Die in finanziellen Nöten steckende Talnor stand offenbar unter beträchtlichem Druck. Sie sollte sicherstellen, dass bei der Veranstaltung nichts schiefging und auch nicht betrogen wurde. Die Helden sagten ihre Unterstützung zu.
Das Turnier würde im „Maskenzug“, stattfinden, dem Amüsierviertel Palitans. Austragungsort war die „Pagode des Rauschenden Silbers“, ein hochpreisiges Spiel- und Amüsierhaus. Die Helden nutzten die noch zur Verfügung stehende Zeit, um sich mit dem Veranstaltungsort, der Umgebung und dem eingesetzten Personal vertraut zu machen und sich auf ihren Einsatz vorzubereiten. Bei einer derartigen Veranstaltung war vermutlich am ehesten mit Taschendiebstählen und Betrugsversuchen zu rechnen, vielleicht auch mit Streitigkeiten zwischen den auf das Turnier Wettenden. Das Waffenverbot des Maskenzugs bewirkte, dass Hao und Takur „zeremonielle“ Stäbe trugen und Akira ein Dschiahn, das in einer Trickscheide verborgen war.

Am ersten Tag des Turniers waren die Helden mit einigen Stunden Vorlauf vor Ort und platzierten sich, um Publikum und Wettkämpfende im Auge zu behalten. Die Zuschauenden waren recht gemischt, entstammten aber vor allem der wohlhabenderen Mittel- und Oberschicht. Zahlreiche Mitglieder verschiedener Triaden waren ebenfalls anwesend. Deshalb war es wohl kein Wunder, dass es zu Spannungen zwischen den Vertretern von verfeindeten Triaden kam. Zum Glück erkannte Hao rechtzeitig die Gefahr und konnte schlichtend eingreifen.
Weniger auffällig war der Versuch eines vargischen „Bediensteten“, einem der Wettkämpfer eine Teetasse mit einem starken Abführmittel zu verabreichen (tatsächlich hatte der Saboteur das Aussehen eines Angestellten angenommen). Zum Glück bemerkten Hao und Akira sein verdächtiges Verhalten. Sie griffen ein und Akira konnte den Schuldigen fangen, dem eine heftige Abreibung drohte.
Akira war es auch, dem etwas später eine zwergische Taschendiebin auffiel, die die Runde machte. Er stellte die Diebin und zwang sie, das Diebesgut zurückzugeben, ließ sie dann aber laufen.

Am nächsten Tag würden das Semifinale und die Endrunde stattfinden. Die Zahl der Zuschauenden war deutlich höher als am Vortag. Auch die Höhe der Wetteinsätze stieg.
Offenbar wollte auch jemand anderes mit höherem Einsatz spielen: Gerade noch rechtzeitig bemerkten die Helden, wie eine Gestalt durch eine Dachluke Rauchbomben in die Pagode warf, um eine Panik zu erzeugen. Zum Glück konnte Akira die Menge beruhigen und eine Massenpanik verhindern. Takur verfolgte die Diebin aufs Dach, wo er sie stellen konnte. Es entspann sich ein kurzer, aber wütender Kampf, bei dem beide Kontrahenten Wunden davontrugen. Dank eines glücklichen Treffers konnte der Jaguarkrieger die Oberhand gewinnen. Die Diebin bot an, ihre Waffe als Pfand zurückzulassen, wenn man sie entkommen ließe. Takur gestattete ihr nach kurzem Überlegen die Flucht – auch weil er der „Gerechtigkeit“ der Triaden nicht so recht traute.
Weitere Störungen blieben aus. Mariel Talnor, die Auftraggeberin der Helden, war mit dem Ergebnis zufrieden. Wie versprochen würde sie sich bezüglich des von Takur gesuchten Gedankenkristalls im Zirkel der Zinne umhören – warnte aber noch einmal, dass dies Zeit dauern und die Rückgewinnung des gestohlenen Artefakts teuer werden würde.
Geld hatten die Helden diesmal nur wenig verdient. Immerhin konnten sie die Waffe der Möchtegern-Diebin verkaufen: ein qualitativ hochwertiges Peitschenschwert (Urumi). Zudem erhielten sie eine kleine Belohnung in „Spinnenaugen“, der Glücksspielwährung Palitans, mit der sie es sich in dem Vergnügungsviertel gut gehen ließen.

Ren und Luos Recherchen brachten ebenfalls Ergebnisse. Luo hatte sich dazu entschlossen, die Nachforschungen zu den fünf Inhabern von „Drachenklingen“ fortzusetzen, deren Namen sich in den kaiserlichen Archiven hatten ermitteln lassen. Er musste sich dazu freilich Geld leihen, da seine eigenen Mittel nicht ausreichten. Unterstützt von Hao und Ren konnte die wieder mit den Archivrecherchen beauftragte Meisterin Hira in der Tat einige Details zu den vier Männern und einer Frau ermitteln, auch wenn sie so manches Mal in eine Sackgasse geriet. Freilich erwiesen sich die gesammelten Informationen als weniger konkret als erhofft. Hira fand in der Mehrheit recht legendarische Informationen, die eher zu Wu Xia-Erzählungen zu passen schienen, und sich teilweise widersprachen.

Odara Song, Hauptmann der Silberschwerter, hatte der Li Sao-Fraktion gedient, die mit finsterster Magie Rache für die namensgebende ermordete Kaiserin gesucht hatten. Das Dschiahn „Drachenfang“ und seinen Rang hatte er erhalten, als er die Kaiserin Li Sui verraten, seinen Vorgesetzen erschlagen und übergelaufen war. Er hatte mit seiner Einheit eine sehr zwiespältige Rolle gespielt: militärisch nur mäßig erfolgreich, hatten sie Verräter und unsichere Kantonisten gejagt oder „diszipliniert“. Der Hauptmann war nicht einmal von allen legendären Kämpfern der eigenen Seite respektiert worden, geschweige denn von seinen Feinden. Seine Einheit wurde nach der letzten, bis heute unheilvoll erinnerten Schlacht von Soong Mai auch aufgrund ihrer Verbrechen aufgelöst. Song galt seither als verschollen. Wieso sein Geist – oder ein geisterhafter „Schatten“ desselben – in der Kranichprovinz nordwestlich von Baoshi umgegangen war, wo die Abenteurer ihm begegnet waren, blieb indes ein Mysterium.

Shi Yao, dessen Schwert „Vipernzunge“ Luo führte, hatte ebenfalls der Fraktion der ermordeten Kaiserin Li Sao angehört. Von ihm hieß es, er sei kein Mensch gewesen, sondern ein in einem Menschenleib gefangener Schlangengeist, eine von den Drachlingen geschaffene Chimäre oder ein aus Zauberschlaf erweckter Diener der gestürzten echsischen Herrscher. Die Beschreibungen schilderten ihn als Mischwesen oder Mensch mit partiell echsischen Zügen. Seine magische Waffe war ihm nicht für besondere Taten verliehen worden, sondern gleich zu Beginn seines Dienstes, nachdem er kurz nach Beginn des Krieges der Zwillingskaiserinnen scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht war. Yao war berüchtigt für seine Grausamkeit gewesen und hatte anderthalb Dutzend Attentate auf hochrangige Ziele durchgeführt. Diese waren oft von beträchtlichen Kollateralschäden begleitet gewesen. Man warf ihm zudem Folterungen und Vergewaltigungen vor. Die gegnerische Seite hatte immerhin fünf Solare auf seinen Kopf ausgelobt gehabt. Yao hatte einige Male mit Odara Song zu tun gehabt, Freunde waren sie indes nicht gewesen. Mit Tran Xue, dem General der Kaiserlichen Kavallerie seiner Fraktion, hatte er eine erbitterte Rivalität kultivier. Einige Berichte brachten ihn in romantische Verbindung mit Su Ji, „Herrin der Bestien“ und ihrerseits Trägerin zweier Drachenschwerter. Sein Schicksal blieb ein Mysterium. Auch nach dem Ende des Bürgerkrieges war das Kopfgeld nicht aufgehoben worden. Letzte Sichtungen hatte es in den Zanshi-Bergen im Grenzgebiet zwischen dem heutigen Sadu und Kintai gegeben (also dort, wo eine der magischen Schmieden für die Zauberschwerter verortet worden war). Ein gewisser Akita Shan hatte nach dem Meuchelmörder fanden lassen, wohl aus familiären Gründen. Vipernzunge wurde nach dem Bürgerkrieg noch mehrfach erwähnt. Leider gab es keine Hinweise auf seine späteren Träger und ob ihr Schicksal mehr über die Geheimnisse der Waffe verriet.

Su Ji, Besitzerin des Tigerhakenschwert-Paares „Blitz“ und „Donner“, stammte aus einer niederen Adelsfamilie der heutigen Tigerprovinz. Später stieg Haus Ji zur Fürstenfamilie der Provinz aus, was Su Jin, die „weiße Tigerin“ und amtierende Fürstin der Tigerprovinz zu einer entfernten Verwandten von Su Ji macht. Ji hatte ebenfalls für die Li Sao-Fraktion gekämpft. Sie hatte ihre Heimat verlassen, nachdem sie ihren Bruder in einem Übungskampf verkrüppelt hatte. Zunächst als Schaukämpferin unterwegs, hatte sie während des Krieges zahlreiche Kommandoaktionen durchgeführt. Sie hatte sich selbst in eine Bestie verwandeln können und war auch von solchen begleitet worden. Ji hatte oft mit General Tran zusammen gedient, und die Geschichten verbanden die beiden und Shi Yao in einer komplizierten Dreiecksbeziehung. Angeblich hatte sie ein Kind gehabt, doch es war unbekannt, wer der Vater war. Ihr Schicksal nach dem Krieg blieb ungewiss. Manche sagten, sie sei in der Wildnis der Tigerprovinz verschollen, andere meinten, ihre Spur habe sich in den Zanshi-Bergen verloren – vielleicht zusammen mit Shi Yao?

Auch Tran Xue hatte der Li Sao-Fraktion angehört. Er war in der heutigen Büffelprovinz geboren. Es hieß, er habe Jogdarenblut gehabt, doch ob sein Vater ein Söldner im Dienste Zhoujiangs war oder seine Mutter bei einem Überfall der Barbaren vergewaltigt worden war, war umstritten. Xue war als erfahrener Grenzkommandeur bekannt, der als fähiger, wenn auch harter und eher pragmatisch als ehrenhafter Kriegsherr erinnert wurde. Seine Reitertruppen hatten meist als Plänkler und leichte Kavallerie gedient, seltener für Frontalangriffe. Er hatte sich nicht gut mit Shi Yao verstanden, was vielleicht an der Rivalität um Su Jis Zuneigung gelegen haben mochte. Mit General Li Tang von der Sui-Fraktion hatte er in einem bewaffneten Wettstreit gestanden, doch hatten sie sich respektiert.
Von Kindern und einer weiteren Familie des Generals war nichts bekannt. Sein Schicksal hatte ihn in der letzten Schlacht des Krieges ereilt, als er bei Soong Mai gefallen war, und auch seine Waffe, das Huang Dao „Schwarze Flamme“, war damals verlorengegangen.

Li Tang hatte der schwestermörderischen Kaiserin Li Sui die Treue gehalten, ja sollte vielleicht gar selber etwas mit dem Mord an Li Sao zu tun gehabt haben. Er war ein entfernter Verwandter der Kaiserzwillinge gewesen. Es gab Behauptungen, er sei mit Li Sui liiert gewesen – vielleicht aber auch mit deren Schwester oder gar beiden Kaiserinnen, und damit der Grund für den tödlichen Streit der Zwillinge. Angesichts der Tatsache, dass die beiden zum Zeitpunkt des Mordes immerhin 30 Jahre einträchtig regiert hatten, klang dies freilich Rens Meinung nach nicht glaubhaft. Er hatte wiederholt mit Shi Yao die Klinge gekreuzt und dessen Anschläge auf seine Kaiserin stets verhindern können.
Auch er war in der letzten Schlacht des Krieges gefallen, als dunkle Mächte beide Heere und die noch lebende der Zwillingskaiserinnen Li Sui verschlangen. Seine Klinge war allerdings geborgen worden und weiterhin im Gebrauch in der kaiserlichen Garde. Sein Geist sollte in Soong Mai umgehen, doch das ehemalige Schlachtfeld war kein Ort, an den Sterbliche mit klaren Verstand gingen – geschweige denn von dort zurückkehrten… 

Es erschien momentan wenig aussichtsreich, tief aus dem Machtbereich des Usurpators Wu Informationen zu erstreben oder das Schlachtfeld von Soong Mai aufzusuchen, um unter den todbringenden Geistern nach auskunftswilligen Schemen zu suchen.
Vielleicht würde es lohnen nachzuforschen, ob Akita Shan mehr über den Verbleib seines Gegners erfahren hatte, doch das würde nur in Kintai möglich sein.

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Ankündigungen / Re: Quo Vadis Splittermond - September 2024
« am: 19 Jan 2025, 22:23:41 »
Meine Stimme hättest du (auch wenn ich mich frage, ob es nicht umgedreht besser klappt: erst der Regelband, dann die Kampagne). ;D Ich weiß allerdings nicht, ob die SpliMo-Redax momentan die Kapazitäten dafür hätte. Ich fürchte... :'(


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Das sind tolle Ideen, finde ich!

Wenn ich noch ein paar weitere einwerfen könnte:

Zitat
- Der König besitzt den Schlüssel zu der Truhe in der die Krönungsinsignien verwahrt sind
- Die Abenteurer sollen also die Krönungsinsignien der Garde des Königs überbringen. (Diese werden den Schlüssel dabei haben, um ihre Identität zu bestätigen?)
Man sollte sich noch überlegen, warum man nicht einfach die Kiste aufbricht. Ich meine Holz (selbst eisenbeschlagen) sollte nicht unüberwindlich sein. Selbst wenn es spezielles Material ist (vielleicht sogar magisch verstärkt), man sollte niemals die Helden unterschätzen. "Meine" Helden kämen sicherlich auf diese Idee. ;)

Ich sehe mehrere Möglichkeiten:
- Die Truhe hat einen "Sicherheitsmechanismus" - wird sie gewaltsam geöffnet, wird ein verankerter Zauber aktiviert, der das Innere zerstört
- die Truhe selber - als Aufbewahrungsort der Kron-Insignien, ist schon an sich selber ein (wenn auch weniger bedeutsames) Objekt der Legitimität, die man nicht einfach zerstört/Das feierliche Öffnen der Truhe ist teil der Krönungszeremonie o. ä.
- es sind schon zu viele "garantiert echte" Insignien "gefunden" worden. Die Übergabe in der Originaltruhe erhöht die Glaubwürdigkeit

Zitat
- Die Abenteurer werden gebeten die Krönungsinsignien zu überbringen. Die Garde bleibt zurück und wird versuchen die Verfolger aufzuhalten.
Alternativ rückt die Garde ab, um die Feinde wegzulocken, da diese annehmen würden, dass die Garde nun das Artefakt hat.

zu 6.:
Natürlich könnte es sein, dass die Gegner (o. andere "interessierte Parteien") am Zielort ebenfalls präsent sind und ihre Möglichkeiten sehen.
Das könnte ein Diebstahlversuch sein, Erpressung, sogar ein Überfall, falls das Artefakt nicht mit größerer Bedeckung in der Stadt unterwegs ist - wenn es zum Beispiel öffentlich präsentiert wird o. ä.
Oder der Gegner organisiert eine Schmierkampagne und behauptet (am besten indem man jemanden Respektiertes vorschiebt - ob der nun ein Verräter ist oder manipuliert wurde), dass die Insignien eine Fälschung sind.

4
Der Frühlingspalast
Palitan, Spinnenprovinz, Zhoujiang (Hao, Ren, Luo)

Der Einsatz bei den Winterspielen hatte Hao, Takur und Akira ein gutes Stück bei der Verwirklichung ihrer persönlichen Ziele vorangebracht. Der Schwertalb war inzwischen damit beschäftigt, sich eine kunstvolle mittelschwere Schuppenrüstung aus Totenerz anfertigen zu lassen, auf die er lange hingearbeitet hatte. Takur versuchte, mehr über die Magier der Zinne zu erfahren, da dass das von ihm gesuchte Artefakt sich bei diesen in Sarnburg befinden sollte.
Nicht alle Kämpfer waren nach dem Ende der Winterspiele abgereist, was sporadisch für Probleme sorgte. Die Stadtgarde war überfordert, weshalb sich Inspektor Yaogun Tran, dem die Abenteuer schon einmal geholfen hatten, an Ren, Luo und Hao wandte. Im Randgebiet der Stadt hatte es allem Anschein nach einen Überfall gegeben. Da die Spuren jedoch nicht eindeutig waren, sollten sie sich das erst einmal anschauen, bevor weitere Schritte eingeleitet und wertvolle Kapazitäten verschwendet wurden. Dieser Nebenauftrag führte die drei auf eine der Dammstraßen, die durch die nordwestlich der Metropole befindlichen Sümpfe führte.

An dem Ort des vermuteten Überfalls fanden die Helden den frischen Kadaver eines Pferdes, dem der halbe Kopf abgeschlagen worden war. Hao stellte fest, dass der außergewöhnlich wuchtige Schlag mit einer mittellangen, leicht gebogenen Klinge geführt worden war. Es handelte sich eher um ein Arbeits- als ein Reitpferd. Sattel und Zaumzeug waren einfach gearbeitet. Der Reiter war nirgends zu sehen, doch führten Spuren in den Sumpf, denen die Helden kurzentschlossen folgten. Nach einer reichlichen Stunde war in der Ferne eine Sumpfinsel auszumachen. Schon von weitem war zu erkennen, dass der Reiter dort wohl sein Ende gefunden hatte: jemand hatte eine Leiche an die Zweige eines Strauches gebunden.
Die Helden untersuchten die übel zugerichtete Leiche. Der Gekreuzigte war vor etwa einem halben Tag gestorben, und er hatte kein leichtes Ende gefunden. Der halbnackte Mann mittleren Alters wies zahlreiche Verletzungen auf. Offenbar war er gefoltert worden, bevor ein brutaler, mit großer Wucht geführter Schnitt seinem Leiden ein Ende gemacht hatte. Eine Untersuchung der Umgebung brachte einen Lederpanzer, Kleidungsstücke und ein Dao mittlerer Qualität zu Tage: um einen Raubmord handelte es sich also anscheinend nicht. Der einzige ungewöhnliche Fund war ein grünlackierter Stahlring, sehr wahrscheinlich Teil eines Kettenpanzers, den der Tote in der Hand hielt, und der nicht zu seiner Ausrüstung passte. Ren überprüfte die Gegend magisch, konnte aber keinen Hinweis auf den Geist des Toten finden. Mit ihrem grausigen Fund machten sich die Abenteurer auf den Rückweg. In der langsam einsetzenden Abenddämmerung hatte Hao Probleme, den Weg zu finden, weshalb die Helden nur langsam vorankamen. Glücklicherweise bemerkten die drei rechtzeitig, dass sie von zwei Ghulen verfolgt wurden, die vermutlich von der Aussicht auf Beute angezogen wurden. Die Untiere konnten schnell besiegt werden, und die Gruppe erreichte glücklich festen Boden.

Es ließ sich schnell ermitteln, dass es sich bei dem Toten um einen ehemaligen Teilnehmer der Winterspiele namens Kao Zhu handelte. Er kam offenbar aus dem Norden und war bei den Kämpfen weder durch seine Ausrüstung noch sein Können aufgefallen. Bemerkenswert war allerdings, dass er behauptet hatte, zusammen mit dem mysteriösen Jadedrachen – einem ehemaligen Elitekämpfer General Wus – einen Raubüberfall auf eine Karawane verhindert zu haben. Zhu war als Geleitschutz der Reisenden angeheuert worden und hätte mit seinen Schützlingen den Tod gefunden, hätte der Jadedrachen nicht eingegriffen. Diese Erzählung passte so gar nicht zu einigen Gräuelgeschichten, die über den Jadedrachen in Umlauf waren. Die Geschichte des Söldners hatte ihm nicht nur Freunde gemacht – doch war das ausreichend, seinen Tod zu besiegeln? Luo forschte auch nach Personen mit grünen Rüstungen, doch dies brachte ihn nicht weiter: da Jadeeisen ein beliebtes Material für Panzerungen war, trugen nicht wenige Streiter grünlackierte Rüstungen, die den Eindruck erwecken sollten, aus dem magischen Metall gefertigt zu sein. Natürlich besaß auch der Jadedrachen dem Vernehmen nach eine grüne Brünne. Doch warum sollte er einen „Fan“ ermorden? Für den Augenblick schienen alle Fährten zu dem Verbrechen kalt.

Die Abenteurer hatten während ihrer Recherchen zum Tempel der tausend Tore auf die finanzielle Unterstützung der Botschaft Kintais bauen können. Allerdings hatte Botschafterin Suguri Jun seinerzeit angedeutet, dass sie eine Gegenleistung erwartete. Dieser Moment war gekommen, als sie Hao, Ren und Luo – nicht aber Takur und Akira – in ihren Amtssitz einlud. Das Gespräch drehte sich zunächst um die Ergebnisse der Recherchen. Behutsam lenkte die Botschafterin das Gespräch auf die aktuellen Ereignisse in Zhoujiang, wobei sie die Positionen der Abenteurer im Bürgerkrieg sondierte. Offenbar wollte sie sichergehen, dass die drei keine Anhänger der Triaden oder General Wus waren. Hao lehnte die Triaden und den rebellischen General ab, da diese ihrer traditionellen Einstellung widersprachen. Ren und Luo machten ihre Loyalität zu den Kaiserlichen keinen Hehl, ohne allerdings zu verraten, dass sie in deren Auftrag standen. Zufriedengestellt bat die Botschafterin um die Verschwiegenheit der Abenteurer und rekapitulierte, dass der kürzliche Palitan-Besuch von Prinzessin Hui Amui, einer Tante der künftigen Kaiserin Hui Yi, einigen Staub aufgewirbelt hatte. Die als versierte Kämpferin und Diplomatin bekannte Prinzessin habe die politische Lage in den südöstlichen Provinzen sondieren wollen und auch die Botschaft von Kintai kontaktiert. Doch ihr diplomatischer Vorstoß war an Hardlinern in den Reihen der Triaden gescheitert. Nur die Abreise der Prinzessin habe die Lage beruhigt. Hao kannte noch einige zusätzliche Details zu der Prinzessin: Ihr wurden eigene politische Ambitionen nachgesagt. Es gab sogar Gerüchte über eine frühere Affäre mit General Wu, was jedoch niemand in ihrer Gegenwart zu erwähnen wagte, zumal bekannt war, dass die Prinzessin den General inzwischen abgrundtief hasste. Das verhinderte jedoch nicht, dass einige in Zhoujiang eine Ehe zwischen ihr und dem Usurpator propagierten, um die verfeindeten Parteien zu versöhnen.

Nach diesen Erläuterungen führte die Gesandte die drei Helden auf die geschmackvoll mit Ziersträuchern und Miniaturbäumen eingerichtete Dachterrasse der Botschaft, wo eine hochgewachsene, muskulöse Frau die Helden erwartete. Hao erkannte sie sofort aufgrund von Beschreibungen, und Ren hatte sie sogar schon mal kurz gesehen: es handelte sich um niemand anderen als um Prinzessin Amui höchstpersönlich. Die beiden Frauen warfen sich sofort zu Boden, gefolgt von Luo (der zudem realisierte, dass es sich bei Amui wohl um die Maskierte handelte, die er mit der designierten Fürstin Zo Zo gesehen hatte).
Während Suguri Jun die Terrasse verließ, bedeutete die Prinzessin, die es mit Förmlichkeiten nicht genau zu nehmen schien, den Abenteurern sich zu erheben. Nachdem sie die Helden noch einmal zum Stillschweigen verpflichtet hatte, erklärte sie, dass ihre Abreise eine Finte gewesen war, um Verfolger abzulenken. Tatsächlich hatte sie in der Botschaft Kintais Zuflucht gefunden. Bevor sie nun endgültig die Stadt verlassen würde, würde sie aber bei einer dringlichen Mission Hilfe brauchen. Sie versprach, dass sich dies ungeachtet der Gefahren lohnen würde. Doch da die drei Abenteurer ohnehin eher Hui-Loyalisten waren, hatte Amui ihre Unterstützung ohnehin sicher.
Das Vorhaben der Prinzessin war allerdings ziemlich kühn: Sie wollte aus dem verlassenen Frühlingspalast ein kaiserliches Siegel bergen. Die Kintarai-Botschaft wollte sich nicht durch den Einsatz eigener Agenten kompromittieren. Dies war offenbar auch der Grund, warum man Takur und Akira aus der Sache herausgelassen hatte. Akira wäre als Schwertalb politisch heikel, falls die Sache schiefgehen sollte. Und der Jaguarkrieger zog selbst in einer Stadt wie Palitan zu viel Aufsehen auf sich. Luo argwöhnte, dass die Prinzessin etwas verschwieg. Er traute sich allerdings nicht, nachzuhaken. Amui erklärte, die Ausgaben der Abenteurer ersetzen können. Falls der Einbruch in den Palast gelänge, könnten sie sich zudem aus der geheimen Schatzkammer, in der das Siegel lag, je ein Stück mitnehmen.
Ren kam auf die Idee, als Zugang zum Palast die unterirdischen Kanäle zu nutzen, welche die Versorgung Palitans mit Trinkwasser sicherstellten und Abwässer entsorgten. Amui hielt dies für eine vielversprechende Idee.

Die Abenteurer begannen mit ihren Recherchen. Der Frühlingspalast war alt und ging wohl auf Drachlingsbauten zurück. Nach deren Sturz wurde die Anlage zu einem kaiserlichen Palast, der während des Krieges der Zwillingskaiserinnen von den Anhängern der ermordeten Kaiserin Li Sao als Hauptquartier benutzt worden war. Die folgende Onshi-Dynastie hatte den Palast ausgebaut, doch nach deren Sturz war er seltener genutzt worden. Unter anderem diente er dazu, unbequeme Angehörige der Kaiserinnenfamilie komfortabel abzuschieben, aber auch als Ausbildungsort für angehende Thronerbinnen. Während des zeitweiligen Abfalls der Kranich-, Spinnen- und Katzenprovinz 896 bis 939 LZ fungierte er als Regierungssitz der Separatisten, danach war er einmal mehr meist nur Domizil von Angehörigen kaiserlicher Seitenlinien. Gegenwärtig stand der Palast leer. Einzelne Triadenangehörige hatten erwogen, die Anlage für zahlende Neugierige zu öffnen, doch das war in seltener Einmütigkeit von der angehenden Fürstin Zo Zo und My-Mei als Führerin des Handelsrates abgeschmettert worden. Einige Unbelehrbare hatten den Palast dennoch für private Feiern – oder Orgien – missbraucht und einige ambitionierte Langfinger hatten versucht einzubrechen. Beides hatte nicht gut geendet: Möchtegerneinbrecher waren verschollen, und die unrechtmäßige Nutzung hatte zu drakonischen Urteilen geführt, die teilweise auch vollstreckt worden waren. Die Sicherheit des Palastes wurde zudem nicht nur von sterblichen Wachen gewährleistet, die die Mauern und Außenanlagen patrouillierten, sondern vor allem von den Geistern kaiserlicher Elitegardisten.
Zu den Kanälen unter Palitan waren alle möglichen unerfreulichen Gerüchte über feindselige Geister, Untote und andere Monster im Umlauf. Immer wieder verschwanden Wartungsarbeiter. Die Dunkelheit der Kanäle sollte „ansteckend“ sein, so dass spezielle Schutzkleidung dringlich geraten schien – und wegkundige Führer.

Die Prinzessin war mit den zusammengetragenen Informationen zufrieden. Ein unterirdisches Vorgehen schien trotz der Gefahren aussichtsreich, und Suguri Jun war bereit, Schutzkleidung für die Abenteurer und die Prinzessin zu organisieren. Freilich schienen zwischen der Botschafterin und der Prinzessin auch gewisse Spannungen zu bestehen, auch wenn diese unterschwellig blieben.
Es war Hao, die auf die Idee kam, die „große Yia“ zu kontaktieren. Die Rattlings-Unterweltführerin rechnete es den Abenteurern hoffentlich immer noch positiv an, dass sie den Mord an einigen ihrer Leute aufgeklärt hatten. Gegen eine „kleine“ Gebühr und Hilfe bei den schwierigen Verhandlungen mit einem unkooperativen Vorarbeiter namens Bu Han war sie tatsächlich bereit, eine kompetente „Kanalläuferin“ zu kontaktieren, eine Einbrecherin namens Hachimaki.
So trafen die Abenteurer dann des Nachts in einem verlassenen Lagerhaus im Bauch des Drachen mit der Nezumi-Diebin zusammen. Offenbar verdankte sie ihren Namen, einem hellen Fellstreifen über ihren Augen, der an die in Kintai gebräuchlichen, Hachimaki genannten Stirnbänder erinnerte.
Die Verhandlungen gestalten sich schwierig. Hachimaki war bereits an einem versuchten Einbruch in den Palast beteiligt gewesen und wollte nur ungern noch einmal dorthin zurück. Sie malte ein eindrucksvolles Bild von den Gefahren im Untergrund und verlangte nach langem Feilschen immer noch eine üppige Bezahlung von fast 30 Lunaren. Sie war allerdings bereit diese zu reduzieren, falls man sie als angebliche Dienerin zu einer Vorstellung der berühmten Schauspielerin Su Su Mina mitnehmen würde. Die Abenteurer beschlossen, einen Versuch zu unternehmen. Ihre finanziellen Mittel waren begrenzt, und sie wollten auch die Hilfe der Prinzessin nicht zu sehr strapazieren.
Mit Hilfe der mit den Helden befreundeten Adelsfamilie Ka gelang es Ren, eine nicht gerade billige) Karte zu ergattern, so dass sie herausgeputzt und mit einer gemieteten Sänfte ihren Auftritt hinlegen konnte. Das Theater, ein hell erleuchtetes Pagodenhaus, bot einen prunkvollen Anblick. Ren bemühte sich, nicht darüber nachzudenken, was die Einbrecherin hier vorhatte. Das Stück war wie zu erwarten ungemein rührselig und handelte von einem Liebespaar, das von einer Räuberbande bedroht wurde. Allerdings gab es Ärger, als einige Schläger der 13 Blätter die Aufführung unterbrachen und den „Helden“ verprügelten. Offenkundig hatte die Triade Anstoß an den nicht sehr subtilen Anspielungen des Stückes genommen. Ren konnte nicht rechtzeitig eingreifen und nur noch den übel zugerichteten Schauspieler verarzten. So kam der Kunstgenuss an diesem Abend leider etwas kurz. Hachimaki, die zeitweilig verschwunden war, schien aber dennoch zufrieden zu sein.

Ein weiteres Treffen bei der „großen Yia“ diente der Vorbereitung des Einbruchs. Man diskutierte die verschiedenen Optionen: die Abwasserkanäle waren schmutzig, eng und gefährlich, doch war der Zugang zu ihnen relativ einfach über Wartungsschächte möglich. Die Wasserversorgung verlief natürlich separat, hier waren die Eingänge aber besser gesichert. Zudem war der Weg dort mühsamer, da die Leitungen deutlich enger waren. Allerdings galten sie als weitaus weniger „verseucht“ mit gefährlichen Wesen und Geistern. Schließlich gab es noch die Entwässerungskanäle, die für den Fall von Überflutungen angelegt worden waren. Sie reichten nicht annähernd so weit wie die beiden anderen Systeme, galten aber als weniger gefährlich als die Abwasserkanäle und leichter bewacht als die Wasserversorgung, wenngleich durch massive Fluttore gesichert. Indes bestand gerade jetzt im Winter die Gefahr, dass sie überflutet wurden, was sehr schnell geschehen konnte. Die Helden und die Prinzessin entschieden sich für die Abwasserkanäle. Hachimaki und Luo spionierten einen möglichen Einstiegspunkt aus.

Zu nächtlicher Stunde schlichen sich die Abenteurer und die mit einem Gesichtsschal und einem breiten Hut maskierte Prinzessin zum geplanten Einstiegsort. Hachimaki knackte das Schloss der Zugangsluke. Der Gestank, welcher die Abenteurer entgegenschlug, war atemberaubend. Nur dank der Schutzmasken ließ er sich halbwegs ertragen. Im spärlichen Licht ihrer Lampen tastete sich die Gruppe die lückenhaften Trittsteine entlang. Um keinen Preis wollten sie in der grausigen Flüssigkeit in der tiefen Rinne daneben landen. Die Gänge waren meist nur einen Schritt breit. An einigen Stellen waren die Steine überflutet. Da es immer wieder Abzweigungen gab, verirrten sie sich wohl nur dank Hachimakis Erfahrung nicht, wobei Luo für den Rückweg Markierungen an den Wänden anbrachte. Ren verletzte sich durch einen Sturz leicht. An einer Stelle war der Gang eingestürzt und erzwang einen Umweg.
Es sollte den Helden indes nicht vergönnt sein, ihr Ziel ohne Komplikationen zu erreichen. Als die Helden eine der größeren Auffangkammern erreichten, verstärkte sich das Plätschern und Glucksen, und während in der Flüssigkeit – die man kaum Wasser nennen mochte – Blasen aufstiegen, formte sich eine humanoide Gestalt. Das Wesen nannte sich Zhǎozé, und behauptete als Wächter hier gebunden worden zu sein. Mit Rens Hilfe konnte Amui den Geist – nach Rens Einschätzung eine Art Fäulnis-Elementargeist – von einem Angriff abhalten, doch erwies sich das Wesen als boshaft und launisch. Es wollte die Gruppe nur für einen Kuss passieren lassen. Hao bot sich wiederwillig als erste dafür an, was ihr die tiefe Dankbarkeit der Prinzessin und Rens sicherte. Es kostete die Unggoy-Priesterin viel Überwindung, die Maske abzunehmen und die widerwärtige Berührung des Wesens zu ertragen. Doch danach konnten die Abenteurer passieren.
Kurz darauf erreichten sie den Zugang zum Palast. Unterstützt durch Haos Segenszauber gelang es Luo und Hachimaki – die den Palast nicht betreten wollte – das Schloss zu knacken. In dem schmucklosen Raum dahinter säuberten sich die Abenteurer und die Prinzessin notdürftig und legten die Schutzkleidung ab. Argwöhnisch sichernd schlichen sie los, wobei Luo – der dank seiner Magie am besten in dem Halbdunkel sehen konnte – die Spitze bildete.

Der Frühlingspalast war zwar nicht das größte und prächtigste der kaiserlichen Schlösser, gleichwohl jedoch ein beeindruckendes Bauwerk. Davon bekamen die Abenteurer allerdings wenig zu sehen, denn sie bewegten sich im „Bauch“ des Palastes: den Bereichen, wo normalerweise dienstbare Hände all die Dinge des Alltags erledigten, um die sich Höflinge und Adel nicht bekümmerten. Das hieß freilich nicht, dass die Pfade unbewacht waren: Mit einmal tauchten die durchscheinenden Gestalten der Geisterwächter auf. Doch mit beeindruckender Selbstsicherheit trat die Prinzessin ihnen entgegen, und konnte die Geister davon überzeugen, dass es ihr Recht war, hier zu sein.
Es hatte den Anschein, als wäre die Prinzessin nicht das erste Mal in den Wirtschaftsbereichen des Palastes unterwegs. Der Weg führte die Gruppe durch schlichte Korridore, versteckte Hinterhöfe und fensterlose Räume. Der Palast schien von Bewohnern verwaist. Vielerorts lag Staub, und kein Geräusch eines lebenden Wesens war zu vernehmen. Freilich galt dies nicht für die nicht-lebenden Bewohner. Noch zweimal begegneten die Abenteurer wachsamen Geisterkriegern, die sie dank der Prinzessin aber passieren ließen. Die Wachgeister waren nicht die einzigen verblichenen Seelen, die in den Gemäuern hausten. In einem kleinen Palastgarten saß eine durchscheinende Gestalt und spielte auf einer Flöte. Ren hätte gerne mit ihr gesprochen, wollte aber weder eine Verzögerung noch mögliche Komplikationen riskieren.
Schließlich erreichten die Abenteurer eine der Bibliotheken, die mit ihren zahllosen Schriftrollen und Büchern einen beeindruckenden Anblick bot. Amui interessierte sich jedoch nur für einen Wandspiegel, dessen Rahmen mit zahlreichen Tieren und Figuren verziert war. Hao, die einen heimlichen Blick riskierte, stellte fest, dass die Prinzessin die Großen Geister des Tierkreises in umgekehrter Reihenfolge berührte. Der Spiegel schwang zur Seite und enthüllte einen schmalen Gang mit holzvertäfelten Wänden. Zum Glück entdeckte Luo rechtzeitig eine den Gang sichernde Netzfalle und konnte diese blockieren. Nach nur wenigen Schritten erreichte die Gruppe eine Schiebetür. Misstrauisch geworden, untersuchten sie auch diese sorgfältig. Tatsächlich wurde die Tür durch eine Krallenfalle gesichert. Auch diese konnte mit einiger Mühe blockiert werden. Der Raum dahinter maß vielleicht sieben auf sieben Schritt, war holzgetäfelt und – wenig überraschend – fensterlos. Lampen mit leuchtenden grünen Perlen erwachten zum Leben und erhellten den Raum. Im Erdgeschoss fanden sich zahlreiche Schränke und Truhen mit Kostbarkeiten aller Art. Auf einer Empore lagerten wertvolle oder brisante Schriftstücke.
Doch etwas anderes erregte die Aufmerksamkeit der Abenteurer: Im Raum hatte sich ein hüfthohes achtbeiniges Konstrukt erhoben, einer Spinne beunruhigend ähnlich. Als es sich langsam näherte, trat die Prinzessin vor. Wohl auch, weil bisher kein Alarm durch eine Falle ausgelöst worden war, konnte sie das Wesen beruhigen, so dass es sich in einer Ecke zusammenrollte. Dennoch behielten Luo, der dem Frieden misstraute, und Hao, die schier vor Neugierde verging, die Kreatur im Auge. Die Priesterin hatte über solche permanent belebten magischen Konstrukte bisher nur Gerüchte gehört. Es schien kein simpler Golem zu sein. Vielleicht war es von einem Geist beseelt? Es handelte sich offenbar um eine Mischung aus Magie und Mechanik. Interessanterweise wies es auf der Seite ein Siegel auf, das dem auf Luos Schwert glich – war also vermutlich in derselben Schmiede geschaffen worden. Sowohl Hao als auch Luo hatten ein leicht beunruhigendes Gefühl, konnten aber keinen Finger darauflegen, was es war. Allerdings entging ihnen, dass die Prinzessin heimlich einen kleinen Gegenstand in ihrem Gewand verschwinden ließ. Ren, die dies beobachtet hatte, schwieg dazu.
Wie von der Prinzessin versprochen, durften sich die Abenteurer dann jeweils ein Stück aus der Schatzkammer aussuchen. Obwohl es sich nicht um die Hauptschatzkammer des Palastes handelte, war die Auswahl beeindruckend: ganze Rüstungssets, zahlreiche verzierte Waffen, Amulette, welche den Körper oder die Seele schützen sollten, kostbare Gewänder, Schalen voller Gold und Edelsteine…
Von der Umgebung abgelenkt und eingeschüchtert, dazu in Eile und weil sie vor den Augen der Prinzessin nicht zu gierig erscheinen wollten, nahmen sich die Abenteurer bei weitem nicht die wertvollsten Stücke: Hao wählte ein kunstvolles Spinnenseide-Gewand, Ren ein Amulett des verbannten Drachenfisch-Geistes (das einen guten Preis einbringen mochte) und Luo ein Rundschild. Ehe die Gruppe die Schatzkammer verließ, intonierte Amui feierlich „Wir werden zurückkehren!“ Ren bekräftigte, an diesem Tag der Prinzessin zur Seite stehen zu wollen. Der Rückweg durch den Palast verlief ohne Komplikationen.

Am Eingang zu den Abwasserkanälen zogen die Abenteurer wieder die Schutzkleidung an und stießen zu Hachimaki, die nervös auf sie gewartet hatte. Gemeinsam pirschten sie durch die stinkenden Röhren zurück – wobei Ren sich einmal mehr nicht sehr geschickt anstellte. Der Fäulnisgeist zeigte sich diesmal nicht, wofür alle dankbar waren. Doch damit hatte die Glückssträhne ihr Ende: in einer der größeren Kavernen zeichneten sich einmal mehr Bewegungen im „Wasser“ ab, als sich irgendetwas Größeres näherte. Luo sprang zwischen die Prinzessin und die potenzielle Gefahr, und im nächsten Moment durchbrach der fast einen Schritt messende Schädel eines untoten Krokodils die Oberfläche. Es entbrannte ein hitziger Kampf, in dem die Abenteurer durch die schlechten Sichtverhältnisse, das halbhohe „Wasser“ und den schlüpfrigen Untergrund behindert wurden. Amui demonstrierte, dass sie sich selber beschützen konnte, und sprang Luo zur Seite. Die Klingen der beiden hatten Mühe, den festen Panzer zu durchdringen, und Luos Klinge nahm bei einem unglücklichen Hieb sogar Schaden. Dennoch teilten sie unterstützt durch Haos Kampfstab gut aus. Ren konnte einen mörderischen Biss der Bestie dank ihrer Zauberkunst abmildern, der dennoch Luo ernsthaft verletzte. Schließlich konnte das Untier erschlagen werden, und die Helden sahen zu, die Abwasserkanäle eiligst zu verlassen.

Alle waren froh, der Unterwelt entkommen zu sein. Hachimaki, die sich aus allen Unannehmlichkeiten herausgehalten hatte, verabschiedete sich mit einer launigen Bemerkung (wieder auf Luos Kosten, den sie die ganze Zeit mit Anzüglichkeiten gestriezt hatte).
Die Prinzessin würde vor ihrer Abreise noch einige Zeit in der Botschaft verbringen und die Abenteurer kontaktieren, wenn sie Hilfe benötigte.
Wohl auch dank der Fürsorge Rens blieb Luo von einer Infektion seiner Wunde verschont, hatte allerdings einen neuen Satz Narben vorzuweisen. Auch Hao überstand den ekelerregenden „Kuss“ des Fäulnisgeistes ohne Folgen. Ren hoffte, den Kontakt zu der Prinzessin aufrecht zu erhalten, war diese doch eine ihrer Heldinnen. Wenn sie die Stadt verließ, würden die Abenteurer bereit sein, ihr zu helfen – wann gab es schon einmal die Gelegenheit, eine Prinzessin zu beeindrucken?

Parallel zu dem Einbruch hatte sich Luo bemüht, weiter dem Mordfall am Stadtrand nachzugehen, kam er indes nur sehr mühsam voran. Erst nach dem Einbruch hatten seine Nachforschungen doch noch Erfolg. Kao Zhu hatte wohl wegen seiner Geschichte über den Jadedrachen Streit mit Angehörigen der „13 Blätter“-Triade gehabt. Andere Teilnehmer der Winterspiele waren ihm beigesprungen, und ein Kampfwächter hatte den drohenden Kampf geschlichtet. Allerdings hatte seine Geschichte auch an anderer Stelle für Aufsehen gesorgt: Zhu war vom Justizministerium eingestellt worden, das ebenfalls den Jadedrachen suchte, war aber dort nie erschienen. Es schien allerdings unwahrscheinlich, dass die Beamten oder die 13 Blätter etwas mit dem Mord zu tun hatten. Jedoch stellte sich heraus, dass auch noch andere sich nach Kao Zhu erkundigt hatten. Die Beschreibung der Fragenden variierte. Vielleicht handelte es sich stets um dieselbe Person, die sich magisch getarnt hatte? Dank intensiver Nachfragen, fand Luo doch noch einen verlässlichen Augenzeugen, der einen älteren Mann beschrieb, auf den ebenso beunruhigend wie überraschenderweise die Beschreibung des Nekromanten Kong zu passen schien, mit dem die Helden bereits zusammengestoßen waren. Weilte der Schwarzkünstler noch immer in Palitan?
Luo informierte seine Mitstreiter und die Behörden, auch wenn letztere skeptisch schienen. Was mochte das Interesse der Nekromanten bedeuten? Kong war bisher eher an magischen Geheimnissen interessiert gewesen. Spürte er Zhu wegen dessen Kontakt mit dem Jadedrachen nach? Oder wusste er etwas über Zhus Mörder, dass niemand anderes entdeckt hatte? Auf diese Fragen gab es fürs erste keine Antwort…

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Man könnte auch überlegen, ob nicht so sehr die Fähigkeiten des Artefaktes es sind, die es so begehrt machen, als was es repräsentiert: als ein Zeichen der Legitimität und Herrschaft, die einer der Seiten im Bürgerkrieg (oder wahlweise auch anderen Akteuren, die sich einmischen) vor allem einen psychologischen und politischen Vorteil bieten: eine Krone, ein Zepter, ein "Reichsapfel", ein Schwert...
Natürlich KANN so etwas auch magische Fähigkeiten haben, aber dann müssen sie nicht zu übermächtig sein (was dann manchmal mit dem Balancing oder der Frage - warum wurde/wird es nicht in dieser oder jenen Situation genutzt - Probleme macht). Bei (magischen) Superwaffen habe ich tw. recht gemischte Erfahrungen gemacht. ;)

Falls du mehr Komplexität willst, könntest du natürlich weitere Parteien einbauen, die an dem Artefakt interessiert sind. Sei es aus egoistischen Gründen (Chaos ist eine Leiter), oder weil externe Figuren (z. b. benachbarte Staaten) ihre eigenen Interessen verfolgen. Dabei müssen die Gegner keineswegs unbedingt die "Bösen" sein - vielleicht haben sie ja durchaus nachvollziehbare und (zumindest in ihren Augen) altruistische Gründe.
Vielleicht müssen die Helden sich dann (ob zeitweise oder auf Dauer) mit anderen Interessengruppen oder Artefaktsuchern zusammentun - sei es, um den Gefahren der Reise zu begegnen, sie es, weil der Feind meines Feindes zumindest zeitweise mein Freund ist.
Falls es möglich ist, dem Gegner ein "menschliches" Gesicht zu verleihen (und vielleicht auch ein paar sympathische Züge), kann durchaus ein interessanter Konflikt entstehen...

das sind jetzt aber wirklich nur Gedankensplitter - ich kenne das Abenteuer nicht und spinne so vor mich hin.

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Zur Sicherheit stelle ich auch meine Adventskalender-Geschichte noch mal als eine PDF-Datei hier rein, FALLS jemand daran Interesse hat.  ;)
So kann ich gleich noch ein paar kleine Fehler rausnehmen, die mir entgangen waren oder beim Einstellen passiert sind. :)

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Fanprojekte / Re: Splittermond Fan-Adventskalender 2024
« am: 25 Dez 2024, 13:00:19 »
Den letzten Post von Schattenklinge hatte aus versehen ich unter seinem Namen geschrieben. Das kommt davon, wenn ich beim Heimaturlaub den Computer meines Bruders nutze und vergesse, mich unter meinem eigenen Usernamen anzumelden, Sorry. ::)
Nur, dass niemand denkt, hier würde Identitätsbetrug betrieben. ;)

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Fanprojekte / Re: Splittermond Fan-Adventskalender 2024
« am: 23 Dez 2024, 18:58:47 »
Glückwunsch an die anderen Gewinner!
Es hat viel Spaß gemacht, teilzunehmen!
Die Geschichte "Am Rande des Schilfmeeres" war eigentlich für den letzten Kalender gedacht, aber da war ich einfach nicht rechtzeitig fertig geworden. ;)

Da unsere Runde primär in Zhoujiang/Kintai spielt bin ich etwas auf die Gegend fixiert. ;D
Und ich mag einfach fernöstliche Settings (die leider etwas seltener bei RPG/Fantasy-Settings im Mittelpunkt stehen...

9
Fanprojekte / Re: Splittermond Fan-Adventskalender 2024
« am: 07 Dez 2024, 14:32:45 »
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

10
Fanprojekte / Re: Splittermond Fan-Adventskalender 2024
« am: 04 Dez 2024, 17:20:55 »
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

11
Fanprojekte / Re: Splittermond Fan-Adventskalender 2024
« am: 01 Dez 2024, 17:42:16 »
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

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Ankündigungen / Re: Quo Vadis Splittermond - Oktober 2024
« am: 27 Nov 2024, 19:54:33 »
Gibt es eigentlich Chancen, dass die Redax irgendwann wieder etwas Verstärkung bekommt? Oder Elemente "outsourcen" kann? Einfach um etwas den Druck vom Kessel zu nehmen?
Nicht, weil ich mich irgendwie beschweren möchte. Bloß weil ich es lieben würde, wenn es mehr gäbe - auch über Gegenden, die bisher noch nicht so intensiv behandelt wurden...

13
Der nächste Morgen brachte den zweiten Kampftag, an dem etwa 100 Duelle stattfinden würden. Das waren nur halb so viele Kämpfe wie am ersten Tag. Aber nachdem die Spreu vom Weizen getrennt worden war, würden die Kämpfe härter, die Wunden schwerer sein. Für Hao würde es viel zu tun geben.
Akira war diesmal unter den ersten, die zum Kampf antraten. Er und Rokaku Jun waren ein ungleiches Kampfpaar: Akiras Gegner war größer und kräftiger und seine Waffe konnte schwerere Wunden schlagen. Dafür bot Akiras Rüstung einen besseren Schutz und er war schneller und gewandter. So konnte Akira rasch einen schweren Treffer anbringen und den Hieben seines Gegners besser ausweichen. Zwar kassierte er ebenfalls eine Wunde, konnte jedoch einen Entwaffnungsschlag abgleiten lassen und trotz eines bösen Patzers mehrere Treffer landen. Schließlich musste Rokaku Jun klein beigeben. Seine Wut wurde noch gesteigert, als Akira Juns Klinge als Trophäe einforderte. Die beiden Kontrahenten schieden in gegenseitiger Abneigung.
Auch Hao hatte ein dramatisches Erlebnis: Bei einem anderen Kampf bemerkte sie, dass sich eine hölzerne Gebäudebrücke, auf der sich zahlreiche Neugierige drängten, gefährlich durchbog. Hao schlug Alarm, sodass sich die meisten Schaulustigen in Sicherheit bringen konnten. Freilich nicht alle: ein Unglücklicher konnte sich zwar mit letzter Kraft festhalten, drohte aber jeden Augenblick abzurutschen. Hao ließ ihren Eichhörnchen-Tiergefährten Hozhou magisch auf Zwergengröße anwachsen und schickte ihn zu Hilfe. Hozhou konnte den Verunfallten retten und Hao und ihr Tiergefährte wurden als Helden gefeiert. Dem Hausbesitzer, dem die instabile Brückenkonstruktion gehörte, wäre es allerdings beinahe an den Kragen gegangen. Zum Glück konnte Hao das Schlimmste verhindern. 

Mittlerweile war es Zeit für Takurs Kampf mit Tsa Go, bei dem mehr auf dem Spiel stand, als der alte Triaden-Kämpfer wusste. Gleich zu Anfang kassierte der Jaguarkrieger eine Wunde, revanchierte sich aber mit einem heftigen Treffer. Kurz schien es, als würde das Gefecht zu Takurs Ungunsten kippen, als er einen Klingenwirbel verpatzte. Aber sein Gegner konnte die Gelegenheit nicht ausnutzen und ging nach einem erneuten mörderischen Hieb Takurs zu Boden. Seinem Auftrag eingedenk, gab der Jaguarkrieger dem Schwerstverletzten den Rest, wenngleich nicht ohne Gewissensbisse. Vielleicht auch deswegen eignete er sich nicht die Waffe seines getöteten Gegners an, nahm ihm aber sein reichverziertes Stirnband ab. Der brutale Tod der „Krallenfaust“ löste einen Aufschrei unter den Zuschauenden aus, unter denen sich auch Angehörige von Tsa Go befanden. Es blieb Takur erspart, sich ihnen zu stellen, denn plötzlich teilte sich die Menge und sein Auftraggeber Shui Kang erschien. Der Tigermann wirkte zufrieden, was Takurs ungutes Gefühl verstärkte. Sein Auftraggeber merkte an, dass Takur wohl noch zu weichherzig sei. Offenbar hatte Shui Kang nicht zum ersten Mal mit Jaguarkriegern zu tun. Unter anderem behauptete er, die legendäre Ma’Ua-Attentäterin Xarsha „die Blutige“ zu kennen.
Die angehende Fürstin Zo Zo und die beiden Bekannten der Helden bestanden ebenfalls ihre Kämpfe, allerdings wurde Ilko Barenfried verletzt. Zudem hatte er mitansehen müssen, wie eine der andersweltlichen Rabentöchter Anspruch auf einen getöteten Kämpfer erhob, den Leichnam in Stücke riss und mit der Waffe des Toten verschwand. Der Selenier fühlte sich sehr fern von daheim und nach einem längeren Gespräch mit Akira – der bezweifelte, dass der junge Schwertrichter den weiteren Kämpfen gewachsen sein würde – stieg Barenfried aus dem Wettkampf aus.

Ren war derweil von einem vorgeblichen Magierkollegen um ein Treffen in einem Gasthaus gebeten worden. Sie traute der Sache nicht. Begleitet von zwei zwielichtigen Schlägern – die sich auf Verlangen des Wirtes im Hintergrund halten mussten – stellte sich ihr Gastgeber, ein älterer Mann in kostbarer Kleidung, als Guo Chi vor. Ren erinnerte sich, dass dies der „Forscher“ mit dem obsessiven Interesse an Feenwesen sein musste, von dem sie gehört hatte, als die Abenteurer der Nymphe Aonami geholfen hatten. Anscheinend hatte der Mann durch Spitzel bei der Portalgilde von der Nymphe erfahren, vermutlich. Er behandelte die junge Magierin von oben herab, weil sie seiner Meinung nach eine günstige Gelegenheit nicht genutzt hatte. Nichtsdestotrotz war er an Rens Erfahrungen interessiert und bot einen Wissensaustausch an, wobei er andeutete, dass Ren und ihre Gefährten in Gefahr seien. Es war offenkundig, dass er Feen für bloße Marionetten ihrer „Rollen“ hielt. Mit leichtem Widerwillen schilderte Ren die Details der Schwangerschaft der Nymphe. Sie ging davon aus, dass dieses Wissen keinen Schaden anrichten konnte, stand Aonami doch inzwischen unter dem Schutz des Herrn der Seidenstraße. Als Gegenleistung erhielt sie abgesehen von einigen Lunaren die Warnung, dass das hinterhältige Feenwesen Sho, mit dem die Helden vor kurzem aneinandergeraten waren, Zuflucht in der an die Seidenstraße grenzenden „Reich des Krieges“ gefunden hatte. Sho diente dort der „Prinzessin der Missgunst“, was ihm möglicherweise Zugriff auf Feenkrieger bot, die auch jenseits der Tore operieren konnten.
Ebenfalls sehr erfreulich war eine Nachricht aus Timog. Rens im Justizministerium angestellter Verwandter teilte mit, dass es keine Spur von „Meister Kong“ gebe, vor dem Ren gewarnt hatte. Es blieb zu hoffen, dass der Nekromant nicht im Verborgenen auf Unheil sann. Es gab auch so genug Probleme in Timog: Die Zahl der „Verwehten Seelen“ nahm weiter zu, und die Leiber einiger Vermisster waren im See gefunden worden. Was auch immer die Unglücklichen beeinflusste, schien stärker zu werden. Dazu kamen weltliche Gefahren. Die Zahl und Schlagkraft von Wus Kaperern nahm zu, was im Gegenzug zu verstärkten Flottenaktivitäten der Triaden führte.

Der folgende Tag war wieder ein Ruhetag. Die Zahl der Wettkampfteilnehmenden war inzwischen deutlich zusammengeschmolzen, dafür war die Höhe der Wetteinsätze gestiegen. Für Hao gab es im Hospital viel zu tun – auch weil einige Besucher die Runde machten, die nicht ganz irdisch waren. Ein Geist besuchte seine lebende Enkelin, die im Wettkampf schwer verletzt worden war und eine der gefürchteten Rabentöchter streifte durch das Hospital. Sie zog sogar noch mehr unbehagliche und furchtsame Blicke auf sich, als der Geist. Hao nutzte die beunruhigende „Besucherin“, um einige Verletzte zu überreden, nicht noch einmal bei den Kämpfen anzutreten.
Beinahe hätte das Hospital einen Patienten verloren, als ein Verwundeter einen Schock erlitt und wiederbelebt werden musste. Offenbar hatte er allergisch auf den Tee reagiert, den man ihm gereicht hatte. Eine Untersuchung Haos enthüllte, dass die Tasse mit verschiedenen Allergenen versetzt worden war. Es schien keine sichtbare Verbindung zwischen diesem Patienten und dem ersten Anschlagsopfer zu geben. Inzwischen ernsthaft beunruhigt, informierte Hao die Hospitalleitung. Dort konnte man sich nicht recht vorstellen, dass einer der Heilkundigen zum (bisher zum Glück verhinderten) Mörder werden könne. Aber die Beweise sprachen für sich und deuteten auf einen Insider hin. Hao neigte zu der Vermutung, dass der Täter unter den Akolythen zu finden war, die noch nicht lange im Dienst der das Hospital betreibenden Unggoy-Kirche standen. Vielleicht war ja Erpressung im Spiel? Nur wie sollte man den Täter aufspüren?

Takur hatte inzwischen von Shui Kang die Belohnung für seine Bluttat erhalten: Der Tigermann führte ihn zu der Wahrsagerin auf dem Feenmarkt, die Hao am ersten Tag so einen Schrecken eingejagt hatte. Ein Trank des Tigermannes machte Takur immun gegen den furchterregenden Anblick der Wahrsagerin und er konnte seine Fragen stellen: Wo befanden sich seine verschollenen Gefährten, mit denen er einst im fernen Huatla aufgebrochen war? Und wo konnte er das gestohlene Artefakt finden, das zurückzuholen sie ausgesandt worden waren?
Die Antworten waren kryptisch. Dennoch glaubte Takur herauszulesen zu können, dass der von ihm gesuchte „Drachenkristall“ ins selenische Sarnburg und in die Hände des Zirkels der Zinne geraten war. Seine Kameraden schien es hingegen auf die fernen Stromlandinseln verschlagen zu haben, sehr wahrscheinlich in die Hauptstadt, wo sie der Spiegelprinzessin dienten.
Shui Kang stellte weitere Hilfe in Aussicht, falls Takur ihm das Seidenstirnband des getöteten Tsa Gos übergab, aber Takur traute dem Tigermann inzwischen noch weniger als am Anfang. Letztendlich gab er das aus Geisterseide bestehende Stirnband lieber Hao.

Ren hatte weniger zu tun als Hao. In der Regel fungierte sie als medizinische Hilfskraft für die ärztliche Betreuung der Fürstin und der anderen bei den Kämpfen antretenden Streiter des Fürstenhofes. Gelegentlich wurde sie für die Behandlung anderer Kämpfer „ausgeliehen“. Vermutlich wollte sich der Fürstenhof so politische Gefallen sichern oder in ein positives Licht rücken. Ren durfte auch an den abendlichen Empfängen bei Hofe teilnehmen, hatte sich aber im Hintergrund zu halten. Trotz ihrer komplizierten Position konnte Zo Zo sich nicht über einen Mangel an Besuchern beklagen. Die Botschaften von Kintai und Selenia waren ebenso vertreten wie Angehörige des Handelsrates und regionale Adlige. Auch My-Mei tauchte auf, allerdings blieb die Atmosphäre zwischen ihr und der designierten Fürstin frostig. Die Gankoda-Gesandtschaft wurde ebenfalls eingeladen. Zo Zo wollte offenbar den mächtigen Kintarai-Daimyo nicht vor den Kopf stoßen und behandelte seine Gesandtschaft mit Höflichkeit. Wenn sie von den möglicherweise wenig freundlichen Absichten Gankoda Saburos wusste, ließ sie sich das gegenüber dessen Sohn Genma nicht anmerken, der sie seinerseits höflich behandelte. An den Gerüchten, dass er für sie schwärmte, schien allerdings nicht viel dran zu sein.
Die Gankoda und die Kintarai-Botschafterin Suguri Jun standen offenbar nicht im besten Einvernehmen, doch schienen sie einig in ihrem Interesse, Schmuggel und Piraterie auf dem Jadeband zu unterbinden. Auch Han Mari durfte an einem der Empfänge teilnehmen, hielt sich aber zurück. Aus einer zhoujiangischen Adelsfamilie stammend, aber im Exil in Kintai lebend, saß sie zwischen allen Stühlen.

Da es Luo inzwischen besser ging, traf er sich mit Lin und Chen für einen Besuch des Feenmarktes. Er war allerdings vorsichtig, da er die Warnung vor Sho nicht vergessen hatte. Chen wollte die mysteriöse Wahrsagerin des Marktes besuchen, und so schlenderten ihre beiden jungen Ex-Schüler gemeinsam über den abendlichen Markt. Luo fiel eine hochgewachsene Gestalt auf, die ihr Gesicht unter einer Kapuze verborgen hielt. Er war sich sicher, in ihr die maskierte Kämpferin zu erkennen, die mehrmals mit Fürstin Zo Zo trainiert hatte. Neugierig heftete er sich mit Lin an die Fersen der Unbekannten. Sehr schnell erkannten beide aber, dass sie ihrerseits von zwei Bewaffneten mit roten Kopftüchern beschattet wurden. Luo wollte keinen Kampf riskieren. Zusammen mit Lin setzte er sich ab, verlor aber dadurch das Ziel seiner Beschattung aus den Augen.

Am dritten Kampftag würden zwei Kampfrunden stattfinden: eine morgendliche mit 50 Kämpfen und eine abendliche, bei der die Sieger der Morgenduelle antraten, um die Kandidaten für das Finale zu ermitteln.
Akira trat als erster der Helden an und sah sich einer Geisterfrau gegenüber, zu Lebzeiten eine Kriegerin der vor über 250 Jahren herrschenden ersten Urda-Kaiserin. Wieder und wieder schien sie um seine Hiebe herumzufließen, während sie den jungen Kintarai mit durchscheinenden Wurfspeeren beschoss, die sehr reale Wunden schlugen. Letztlich musste sich Akira geschlagen geben und seine Niederlage eingestehen.
Auch Takur traf einen ungewöhnlichen Gegner, verwandelte sich sein albischer Gegenüber doch vor dem Kampf in einen Stier, der den Jaguarkrieger um ein Haar auf die Hörner genommen hätte. Zwar konnte Takur dem Sturmangriff standhalten, verpatzte jedoch seinen Gegenangriff und ging verletzt zu Boden. So musste auch Takur den Kampf aufgeben und seinem triumphierenden Gegner als Auslöse etliche Silbermünzen zahlen. Han Mari und Fürstin-in-spe Zo Zo schieden hingegen erst in der Abendrunde aus den Wettkämpfen aus. Immerhin trug keiner der Helden oder ihrer Bekannten dauerhafte Verletzungen davon.
Hao hatte währenddessen bei der Versorgung der Verwundeten genug zu tun. Sie rettete einen Duellanten, der beinahe durch ein tödliches Waffengift gestorben wäre. Dass die Regeln der Winterspiele den Einsatz von Gift gestatteten, stieß bei der gnomischen Priesterin auf wenig Gegenliebe.

Der folgende Tag war die letzte Ruhepause vor dem Finale der Winterspiele. Besonders für Hao verlief der Tag allerdings keineswegs ruhig, hatte sich doch die designierte Fürstin Zo Zo zum Besuch in dem Hospital angemeldet, in dem Hao arbeitete. Die Unggoy-Priesterin half bei der Vorbereitung für den hohen Besuch, der tatsächlich reibungslos vonstattenging. Die junge Fürstin-in-spe fand lobende Worte für das Hospital. Haos Stress wurde allerdings noch dadurch verstärkt, dass sie weitere Anschlägen auf Patienten befürchtete. Sie hatte ihren Tiergefährten Hozhou beauftragt, die Augen nach verdächtigten Ereignissen aufzuhalten.
Tatsächlich erwies sich ihre Vorsicht als begründet: am Abend bemerkte Hao, wie einer der Patienten einen anderen Verwundeten hinterrücks angriff. Die unbewaffnete Heilerin ging mit ihren Zaubern dazwischen. Zum Glück kam schnell Hilfe herbei und der Angreifer wurde überwältigt. Seine Befragung und Untersuchung ließ einen Beherrschungszauber vermuten. Hozhou schien ebenfalls etwas bemerkt zu haben und führte Hao zum Zimmer der Hospital-Verwalterin. Diese blockte erst ab, verlor dann aber die Nerven und ergriff die Flucht. Eine Durchsuchung des Zimmers förderte mehrere Gifte zutage. Offenbar hatte Hao den gesuchten Saboteur gefunden. Da die Schuldige flüchtig war, blieb ihr Motiv vorerst ein Rätsel.

Akira hatte einen weniger dramatischen wenn auch etwas heiklen Abend: Der junge Gankoda Genma, Sohn und Erbe des nahe von Atasato herrschenden Daimyo Gankoda Saburo hatte ihn eingeladen, ein Kugetsu (ein magisches Puppentheater) zu besuchen. Die anmutige Aufführung war ein Augenschmaus, aber natürlich ging es nicht um den Kunstgenuss: Der junge Gankoda wollte das Schwert seines Gefolgsmanns Rokaku Jun zurückgewinnen, welches Akira in der zweiten Runde der Winterspiele erbeutet hatte. Im Gegenzug bot er an, Akira dabei zu unterstützen, das Schwert seines Vaters zurückzugewinnen. Akira hielt das für einen fairen Tausch und willigte ein. Daneben versuchte Genma, seinen Gegenüber auszuhorchen. Akira verbarg seine eigenen Zweifel an der isolationistischen Außenpolitik Kintais und entlockte Genma weit mehr, als der junge Adlige mitteilen wollte: Genmas Vater hatte wie vermutet große Ambitionen in Zhoujiang. Deshalb war er bereit, im zhoujiangischen Bürgerkrieg die Triaden zu unterstützen, da er sie als „handhabbarer“ als General Wu oder die kaiserlichen Loyalisten einschätzte. Natürlich widersprach dies zumindest dem Geist der defensiven Außenpolitik Kintais, aber sowohl Genma als auch sein Vater hielten diese für einen Fehler, wobei Genma sich durch besondere Ungeduld auszeichnete. Derartige Ansichten grenzten gefährlich nahe an Hochverrat. Insgeheim konnte Akira einige Argumente der Gankodas nachvollziehen, auch wenn er ihre Ziele und Ambitionen nicht teilte. Da er sich nach seiner Übereinkunft mit Genma in dessen Schuld fühlte, behielt er die gewonnenen Informationen erst einmal für sich.

Während dieser Ereignisse suchte Luo einen Abnehmer für die Klinge, die er bei seinem ersten und einzigen Kampf bei den Winterspielen erbeutet hatte. Durch seine Kontakte erfuhr Luo, dass das Gefolge des von ihm Getöteten inzwischen abgereist war, nachdem sie Probleme bekommen hatten. Kurz darauf erfuhr Luo, was diese „Probleme“ gewesen waren: er wurde von einem hünenhaften Meng Shu (Bestienmeister) namens Laohu angesprochen. Dieser warnte Luo, dass er sich mit dem Tod Wen Jins Feinde gemacht hatte und kaufte das Schwert des Toten für einen guten Preis. Von dem Toten schien er wenig zu halten. Anscheinend war Luo in eine Tigerprovinz-Fehde hineingeraten, doch fürs erste würde er hoffentlich nicht weiter behelligt werden. Ansonsten verbrachte er soviel Zeit wie möglich mit Lin.

Der vierte Kampftag brachte das Finale der Winterspiele. Da die Helden schon vorher ausgeschieden waren, nahmen sie – teils wegen ihrer Verletzungen, teils wegen anderer Verpflichtungen – nicht mehr aktiv am Geschehen teil. Insgesamt hatten die Winterspiele gut 30 Personen das Leben gekostet. Zum Glück waren diesmal nur wenige Unbeteiligte darunter.
Am Abend fand eine Feier statt, bei der die Gewinnerinnen und Gewinner geehrt wurden. Zu den Geisterwesen, die von Anfang an ein Teil der Winterspiele gewesen waren, hatten sich einige neue hinzugesellt... Auch zahlreiche der Feenwesen, die zu den Winterspielen angereist waren, nahmen an der Abschlussfeier teil.

In den folgenden Tagen kehrte in Palitan allmählich das „gewohnte“ Chaos ein – zumindest Stadtwachen und Heiler hatten aber noch immer mit den Folgen der Winterspiele zu tun. Wie Hao erfuhr, war die verräterische Hospital-Verwalterin doch noch gestellt worden. Offenbar war sie einen Wettkampfbetrug verwickelt gewesen und hatte aus Gewinnsucht gezielt favorisierte Kämpfer sabotiert. Das war eine fast enttäuschend banale Lösung.
Akira konnte mithilfe seiner Ersparnisse und dank der Unterstützung durch die Gankoda und Suguri Jun endlich das Schwert seines Vaters zurückgewinnen. Er hatte sogar genug Geld übrig, um auch noch einen kunstvollen Panzer aus Totenerz in Auftrag zu geben. Nicht umsonst hatte er seit fast einem Jahr den Großteil seiner Abenteuergewinne zurückgelegt und Stück um Stück das seltene, aus Esmoda stammende Erz gesammelt.
Zu seiner Überraschung wurde er zudem noch einmal von Zhan Ke kontaktiert: die sadische Kämpferin war bereit, weitere Informationen über die Mörder von Akiras Vater zu liefern, wenn er ihr ihrerseits dabei helfen würde, die Auftraggeber des Piratenüberfalls zu finden, der Zhan Kes Eltern das Leben gekostet hatte. Zhan Ke glaubte immer noch, dass der Überfall kein Zufall, sondern von jemandem in Kintai beauftragt worden war. Auch wenn Akira das bezweifelte, erklärte er sich einverstanden.

14
Die Winterspiele
Palitan, Spinnenprovinz, Zhoujiang (v. a. Hao, Akira, Takur)

Nachdem sie das Abenteuer auf der Seidenstraße verpasst hatte, informierte sich Hao ausgiebig über die Welt jenseits des Mondtores. Das hatte auch praktische Gründe: die von den Helden beschützte Wassernymphe Aonami hatte mit der Portalgilde und dem Wächter des Mondpfades eine Übereinkunft gefunden und wollte mit ihrer neugeborenen Tochter zu ihrem neuen Zuhause aufbrechen. Dieses lag nahe der Bernsteinpagode, einem der Rasthäuser an der Seidenstraße. Hao, Akira und Takur begleiteten die junge Mutter. Sie hofften allerdings, jenseits des Mondtores nicht auf Sho zu stoßen, das mächtige Feenwesen, mit denen sie kürzlich aneinandergeraten waren.
Auf ihrem Weg querte die Gruppe unter anderem das verheerte „Feld der Tränen“, auf dem man schnell den Pfad verlieren und abseits des Weges mit gefährlichen Feenwesen zusammenstoßen konnte. Auch dank Haos Hilfe blieb der Wegeführer der Portalgilde auf dem Pfad. Die Helden konnten auch der unnatürlichen Traurigkeit widerstehen, die jeden erfasste, der das Feld passierte.
Die Bernsteinpagode erwies sich als gastlich, auch wenn die Herbergsleute angespannt wirkten. Der Aufenthalt verlief jedoch ohne Vorfälle. Dann erschien der von einem beeindruckend fremdartigen Gefolge begleitete Pfadwächter Takuri in Gestalt eines grüngepanzerten Albenkriegers, um seine neue Untertanin zu begrüßen. Aonamis neues Zuhause würde ein kleiner Flusslauf sein, der sich am Mondpfad entlangschlängelte. Die Nymphe dankte den Helden noch einmal und verschwand in den Fluten. Die Helden kehrten nach Palitan zurück.

Im Schwertalbenviertel Palitans liefen inzwischen die Vorbereitungen für das Tanatami-Fest, welches dem Erscheinen Myurikos auf Kimeisha gedachte. Akira durfte sich an den Vorbereitung beteiligen und machte seine Sache gut. Zum Glück nahm er auch an dem feierlichen Umzug teil und bemerkte eine sich nähernde Unruhe: Jemand hatte eine Schar Gänse wie Kraniche angemalt, Lunten an ihren Flügeln befestigt und trieb die Vögel auf die Prozession zu. Akira und einige Prozessionsdiener konnten die Vögel abdrängen und so peinliche Zusammenstöße verhindern. Akira stellte den Verursacher dieses fragwürdigen „Scherzes“: einen älteren Alben, der vermutlich zu den Myuriko gegenüber feindlich eingestellten Kintarai-Exilanten gehörte. Akira übergab den Möchtegern-Saboteur der Gerichtsbarkeit des Schwertalbenviertels, wohl wissend, dass ihn eine harte Strafe erwartete.

Das in ganz Palitan gefeierte Drachenfest, bei dem die Mannschaften der einzelnen Viertel in riesigen Drachenkostümen gegeneinander antraten und dem Sieger Steuervergünstigungen für das kommende Jahr winkten, war eine wesentlich chaotischere Angelegenheit. Die Helden ließen das bunte Treiben auf sich einwirken. Takur beteiligte sich dabei auch an einem der „Esswettkämpfe“, bei denen die Teilnehmenden konkurrierten, wer die meisten der stark gewürzten Speisen herunterbekam. Der Jaguarkrieger – gestählt durch seine robuste Konstitution und die scharfe Küche seiner fernen Heimat – schnitt gut ab, musste sich aber letztendlich geschlagen geben.

Währenddessen verfolgten Ren und Luo eigene Projekte. Ren stellte Nachforschungen zu dem „Geisterhorn“ an, welches die Helden vor einiger Zeit am Maishi-See erbeutet und der Fürstin von Timog übergeben hatten. Die Nachforschungen waren schwierig, zumal Ren dem örtlichen Geisterministerium wegen dessen Beziehungen zur Gagamba-Kirche nicht traute. Immerhin bestätige sich, dass die Schriftzeichen auf dem Horn aus Esmoda stammten und hunderte von Jahren alt sein mussten. Das Horn diente sehr wahrscheinlich der Langstreckenkommunikation mit Geistern. Es hatte vermutlich auch eine Funktion in aufwändigeren Ritualen. Ren hoffte, dass das Artefakt in Timog sicher war.
Schon seit Längerem hatten Ren und Luo zudem Kontakte zum fürstlichen Hof von Palitan geknüpft. Dieser befand sich seit dem Tod der alten Fürstin in einer Umbruchsphase. Da nicht klar war, wer Anteil am Ableben ihrer Mutter gehabt hatte, hatte die angehende Fürstin Zo Zo im letzten Jahr zahlreiche Angehörige von Leibwache und Hofstaat ersetzt.
Ren sicherte sich die temporäre Position einer Helferin der fürstlichen Heilerin Gia Jin, die für die kommenden, blutigen Winterspiele ein paar zusätzliche Hände brauchte. Gia Jin, eine zwergische Unggoy-Priesterin, war noch nicht lange bei Hofe tätig. Ren schaffte es, sich mit ihrer Vorgesetzten anzufreunden und erfuhr so mehr über die hohe Politik:
Bei Hofe herrschte Uneinigkeit, wie Zo Zo ihre Position sichern und endlich den ihr zustehenden Platz als gekrönte Fürstin einnehmen sollte. Die Beamtenschaft war zum Gutteil korrupt und von den Triaden abhängig. Auch auf das fürstliche Heer konnte sie sich nicht verlassen: Dessen Kommandeurin Zhuge Cheng galt ebenfalls als bestechlich, war nur selten in Palitan anzutreffen und gehorchte angeblich in erster Linie ihren triadischen Geldgebern.
Aussichtsreicher war vermutlich, die verschiedenen Machtgruppen Palitans gegeneinander auszuspielen: Die Triadenführerin, Herrin des Archivs und Anführerin der Seidenhändler My-Mei war zwar das Haupthindernis für Zo Zos Amtseinführung, doch hofften manche am Hof, sie mit den richtigen Anreizen gewinnen zu können. Andere setzten auf My-Meis Rivalen unter den Triaden. Der Bürgerkrieg spielte in diesen Überlegungen keine große Rolle: General Wu schien sehr weit weg und Zo Zo sympathisierte zwar angeblich mit den Kaiserlichen, aber diese hatten keinen echten Einfluss in Palitan.
Man sah am Fürstenhof freilich auch über die Grenzen Zhoujiangs hinaus. So gab es Bestrebungen, Zo Zo zu einem Ehebündnis mit dem selenischen Hochadel – gar dem Kaiserhaus? – zu verhelfen. Andere hätten eher einen Bräutigam aus Zhoujiang bevorzugt. Liu Luli, die Fürstin der Kranichprovinz, hatte mit ihrem Cousin General Liu Jang einen potentiellen Kandidaten. Sein militärischer Sachverstand und Fürstin Liu Lulis Unterstützung mochten genau das sein, was Zo Zo benötigte, um den Fürstenthron einzufordern, falls juristische Argumente sie nicht weiterbrachten.
Diplomatisch blickte der Fürstenhof aber auch in andere Richtungen. Sollte Zo Zo sich in die Verhandlungen des Palitaner Handelsrates mit der Republik Kungaitan einmischen? Kungaitan wäre sicherlich an der Fürsprache der designierten Fürstin interessiert...
Oder sollte Zo Zo auf das benachbarte Kintai setzen, dass gewiss etwas gegen den Machtzuwachs der Händlerrepublik hatte, waren Kintai und Kungaitan doch seit jeher Rivalen? Die Beziehungen zwischen Zhoujiang und Kintai hatten in letzter Zeit unter den Raubzügen der „13 Blätter“-Triade gelitten, die vor allem die „Ringe“ im kintarischen Atasato schädigten. Zo Zo mochte den Schwertalben als geeignete Partnerin erscheinen, um für Ruhe an der Grenze zu sorgen.

Luo hatte es geschafft, mit der Palastgarde Kontakte zu knüpfen, wenn auch erst nach einer eingehenden Prüfung durch Ma Dao, die Kommandeurin der persönlichen Leibgarde Zo Zos. Die misstrauische und brüske Kommandeurin war ursprünglich eine Xia Ho gewesen, eine wandernde Kampfmeisterin. Vor zwei Jahren sehr erfolgreich bei den Winterspielen, war sie der jungen Zo Zo aufgefallen und von ihr rekrutiert worden. Dass die junge Adlige bei den letzten Winterspielen so gut abgeschnitten hatte, verdankte sie wohl auch der Ausbildung Ma Daos. Diese war freilich nicht glücklich, dass ihr Schützling dieses Jahr wieder antreten wollte. Wie leicht konnte dabei versehentlich oder vorsätzlich etwas passieren…
Die fürstlichen Garden setzten sich aus vier Formationen zusammen:
Die Palastgarde bewachte den fürstlichen Wohnsitz und sicherte fürstliche Prozessionen und Reisen ab. Die etwa 100 Kämpferinnen und Kämpfer waren Veteranen des fürstlichen Heeres. Das Kommando hatte ein erfahrener Offizier, der auch als Berater der Fürstin fungieren sollte. Der Umstand, dass Zo Zo noch immer nicht formell als Fürstin eingesetzt war, komplizierte dies allerdings.
Daneben gab es die handverlese persönliche Garde der Fürstin. Bei diesen von Ma Dao angeführten dreizehn Männern und Frauen handelte es sich um die absolute Elite. Das Verhältnis zwischen Ma Dao und dem Anführer der Palastgarde war allerdings angespannt.
Die Ehrengarde wiederum bestand aus jungen Angehörigen des Adels, aber auch einigen bürgerlichen Aufsteigern. Diese eher „politische“ Einheit übernahm in erster Linie Repräsentationsaufgaben und galt als nicht sehr kampfstark oder zuverlässig. Angeblich mussten die Gardisten teilweise stumpfe Waffen oder mit Draht in der Scheide fixierte Klingen tragen, wenn sie die Fürstin bewachten.
Zudem heuerte der Hof immer wieder externe Experten als zusätzliche Verstärkung an – wie jetzt angesichts der anstehenden Winterspiele. In diese Gruppe gehörte jetzt Luo.

Zo Zo übte intensiv mit Mitgliedern ihrer persönlichen Leibgarde, aber auch mit externen Trainingspartnern. Einmal durfte Luo gegen die Fürstin antreten, die sich als geschickte Gegnerin erwies. Luos Klinge weckte das Interesse der Fürstin, und er erzählte bereitwillig, was die Helden in den kaiserlichen Archiven zu der Waffe erfahren hatten.
Zo Zos Trainingspartner wechselten häufig. Eine Gegnerin, die Luo auffiel, war eine maskierte, hochgewachsene Schwertfechterin. Luo beobachtete, dass die Fürstin und die Fremde sich mehrmals unauffällig unterhielten. Neugierig und etwas misstrauisch, observierte er die Kämpferin nach dem Training. Er bemerkte schnell, dass ihr auch zwei andere Beschatter folgten. Luo vermutete, dass Ma Dao dahintersteckte. Die Schattenklinge folgte der Fremden bis zum Hafen, wo er sie verlor, als sie in ein kleines Boot stieg. Zwar konnte er später den Fährmann ausfindig machen, verpatzte aber die Befragung. Er nahm sich vor, während der Winterspiele die Augen nach der Unbekannten offen zu halten.

Inzwischen war der Beginn der berühmt-berüchtigten Palitaner Winterspiele herangekommen. Die Spiele zogen zahlreiche Schaulustige, Händler, Scharlatane, Taschendiebe, Handwerker, Prostituierte und potentielle Teilnehmende an. Unter anderem traf auch eine Delegation des Gankoda-Klans aus Kintai ein. Die Helden hatten schon einmal mit den Vertretern des ehrgeizigen Daimyos Gankoda Saburo zu tun gehabt und fragten sich, was er diesmal plante. Andere Besuchende kamen aus dem fernen Selenia und sogar aus den Feenwelten. Zu letzteren gehörten unter anderem rabenköpfige Tengus, blutdürstige Rottücher (eine hiesige Variante der Rotkappen), sowie Dornlinge und Hobgoblins. Auch manche der rätselhaften Rabentöchter wurden erwartet, die traditionell das Recht hatten, auf mehrere getötete Wettkampfteilnehmende Anspruch zu erheben. Gerüchten zufolge würden sogar Geister und andere Untote zu den Kämpfen antreten.
Die den Helden bekannte Adelsfamilie Ka hatte ebenfalls mehrere Besucher, die an den Kämpfen teilnehmen wollten: Ilko Barenfried von Wuselbach, ein selenischer Schwertrichter, sowie Han Mari, eine entfernte Verwandte der Kas, die mit ihrer Familie im Exil in Kintai lebte. Die Kriegerin hatte unter anderem als Piratenjägerin gearbeitet und sogar eine Begegnung mit einer Drachenschildkröte überlebt. Anscheinend hatten die Kas mit ihren Gästen politische Pläne, die über die Spiele hinausgingen.
Akira, Luo und Takur meldeten sich für die Spiele an. Insgesamt würden mehrere hundert Kämpferinnen und Kämpfer bei den mehrere Tage dauernden Spielen antreten. Es winkten hohe Preisgelder und Beute – auch wenn es als verpönt galt, beim Ausplündern von Besiegten zu gierig zu sein, oder deutlich unterlegene Gegner nur wegen ihres Besitzes herauszufordern.
Hao und Ren würden sich nicht an den Spielen beteiligen, sondern verwundete Teilnehmer verarzten: Ren im Dienste des Fürstenhofes und Hao zusammen mit anderen Priesterinnen und Priestern des Affengottes, die ein Spital nahe des Austragungsortes unterhielten. Beide Heilerinnen sahen das blutige Spektakel skeptisch. 
Parallel zu den Spielen würde ein Feenmarkt stattfinden, bei dem Sterbliche seltene Materialien und Artefakte, Zauber und Paktdienste erwerben konnten – wobei der Preis sich allerdings manchmal als höher als vermutet erwies.

Die Winterspiele begannen mit einer Prozession der teilweise sehr exotischen Teilnehmenden. Takur fiel ein aufrechtgehender humanoider Tiger auf, ein Diener des Tigergottes Lao namens Shui Kang, der offenbar einen recht beunruhigenden Ruf hatte. Angeblich übte er die Gerechtigkeit seines Gottes auf erbarmungslose, ja grausame Art und Weise aus. Takur war dennoch fasziniert: Gab es in Zhoujiang ein Volk raubkatzenartiger Humanoider, entfernte Verwandte von Takurs Volk im Jaguardschungel?
Am Abend fand in der Halle des Festausrichters Lun-Kao ein ausschweifendes Fest statt, zu dem zahlreiche hochrangige Triadenmitglieder, Adlige, Tempelvorstehende und Beamte erschienen. Dennoch war die Atmosphäre eigenartig. Es schwang ein unheimlicher Ton mit, was auch den sehr…merkwürdigen Gästen und dem Ausrichter der Spiele zu verdanken war, war doch der „Schmugglerkönig“ Lun-Kao ein Geist.
Hao interessierte sich vor allem für die erschienenen Feenwesen, Akira versuchte in der High Society Anschluss zu finden und der Jaguarkrieger Takur suchte den Kontakt mit dem „Tigermann“ Shui Kang. Dieser war etwas ausweichend, befragte aber Takur eingehend über dessen Woher und Wohin. Zu Takurs Überraschung behauptete er dann, dem Jaguarkrieger bei der Suche nach dessen verschollenen Artgenossen und dem Artefakt helfen zu können, wegen dessen Diebstahl Takur vor Jahren aus seiner Dschungelheimat Huatla aufgebrochen war. Allerdings würde die Hilfe nicht umsonst sein: Der Tigermann verlangte, dass Takur ihm bei seiner blutigen Vergeltung half. Bei den Spielen würde ein Triadenmitglied namens Tsa Go antreten, der große Schuld auf sich geladen habe. Takur sollte ihn töten. Je mehr der Missetäter und seine Familie leiden würden, desto ausführlicher würde Shui Kang Takur Auskunft geben. Das Angebot verunsicherte Takur. Einen feindlichen Kämpfer zu töten war das eine, dessen Familie auf Korn zu nehmen etwas anderes. Er fragte sich, welches Ziel Shui Kang verfolgte.

Akira konnte sich unter den höherstehenden Gästen gewandt bewegen. Nebenbei gelang es ihm, einen Streit zwischen zwei Zwergenbrüdern zu schlichten, auch wenn den anderen Festgästen ein wenig Blutvergießen als Unterhaltung durchaus recht gewesen wäre.
Von Suguri Jun, der Botschafterin Kintais, erfuhr Akira, dass auch sie der Gankoda-Delegation misstraute. Bestenfalls erwog der ehrgeizige Daimyo aus dem Norden Kintais ein Bündnis mit der Fürstin-in-spe Zo Zo. Schlimmstenfalls plante er, sie „aus dem Spiel zu nehmen“, um die Spinnenprovinz ins Chaos zu stürzen und einen Krieg zwischen Kintai und Zhoujiang zu provozieren. Vielleicht wäre es klug, dem Gankoda-Recken rechtzeitig einen anderen Kämpfer entgegenzustellen, BEVOR dieser Zo Zo herausfordern konnte? Ohnehin stand zwischen Akira und Rokaku Jun, dem Kämpfer der Gankodas, noch die Frage, wer der bessere Schwertfechter sei…
Hao, die den exotischen Feenmarkt erkundete, suchte wie viele andere eine Wahrsagerin auf, die im Austausch gegen Erinnerungen, Blut oder Zauberkraft angeblich wertvolle Blicke in die Zukunft gewährte. Doch wie andere potentielle Kunden wurde Hao durch das grauenerregende Gesicht der Wahrsagerin abgeschreckt.

~

Am nächsten Tag begannen die Kämpfe. Heute würden immerhin 200 Duelle stattfinden. Hao nahm an einem Gottesdienst im Affentempel teil, bei dem sich die Heilkundigen und ihre Gehilfen mental auf Tage voller Blutvergießen vorbereiteten. Haos zwiespältige Einstellung zu den Spielen verstärkte sich. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn die Kämpfenden mit stumpfen Waffen angetreten wären.
Die engen Straßen und Gassen der Pfeiler von Lun-Kao waren voller Schaulustiger, die sich auch auf Booten in den Kanälen, sowie auf Balkons, Terrassen, Dächern und Gebäudebrücken drängten. Die mit tigerfarbenen Umhängen gekennzeichneten Ordner und Kampfrichter schienen nicht allzu sehr auf Sicherheit zu achten. Während die Nahkampfduelle auf den Straßen stattfanden, würden Kämpfe mit Schuss- und Wurfwaffen auf den Dächern ausgetragen werden. Dies sollte das Risiko für Unbeteiligte verringern, verlieh diesen Kämpfen aber auch einen besonderen Nervenkitzel.

Takur trat als erster der Helden an. Seine Gegnerin war eine grauhaarige Naginata-Kämpferin. Takur war eindeutig überlegen, aber beide Kontrahenten verpatzten einen ihrer Angriffe, was die Zuschauenden abfällig kommentierten. Schließlich schickte Takur seine Gegnerin mit einem Klingenwirbel zu Boden, schwächte seine Hiebe aber ab, da seine Gegnerin bereits schwer verwundet war. Er half seiner Gegnerin auf und freute sich über seinen ersten – wenn auch nicht glanzvollen – Sieg.
Akira, der erst später am Tag antreten sollte, beobachtete Rokako Juns Kampf. Der Krieger des Gankoda-Klans führte seine zweihändiges Schwert mit tödlicher Präzision und überwand seinen Gegner mit Leichtigkeit. Dieser wäre sicherlich gestorben, hätte Hao den Schwerverletzten nicht stabilisiert. Akira half, den Besiegten durch die überfüllten Gassen zum Lazarett zu transportieren. Rokako Juns Können erfüllte Akira mit Sorge, aber immerhin konnte er so die Kampfmuster seines künftigen Gegners studieren.
Auch Takur versuchte mehr Informationen über sein potentielles Ziel zu sammeln: den Triadenkämpfer Tsa Go, auf den ihn der „Tigermann“ Shui Kang angesetzt hatte. Tsa Go war ein bereits ergrauter, aber immer noch muskulöser Mann, dessen Tätowierungen ihn als Mitglied der Triade des „Fließenden Steins“ identifizierten. Er führte eine Drachenfaust, eine Kette mit schweren Gewichten am Ende, die er vor dem Kampf in Brand setzte. Fragen bei den Zuschauenden bestätigten, dass die „Klauenfaust“ in seinen Jahren als Triaden-Vollstrecker zahlreiche Leben genommen hatte.
Hao hatte als Heilerin einen riskanten Einsatz, als sie eine Kämpferin versorgen musste, die bei einem der Schützenduelle in schwindelerregender Höhe verletzt worden war. Da sie ihren Kletterkünsten nicht traute, verwandelte sie sich in ein Eichhörnchen und gelangte so problemlos auf die Dächer.
Inzwischen war es Zeit für Akiras ersten Kampf. Er trat gegen einen gnomischen Kämpfer mit Dao und Rundschild an, den er schnell besiegen konnte. Der junge Krieger achtete darauf, seinen Gegner nicht zu töten und behielt dessen Säbel als Beute.

Luos Kampf gegen einen mit zwei Tigerhakenschwertern bewaffneten Krieger namens Wen Jin verlief deutlich dramatischer. Die beiden waren am Vorabend aneinander geraten, als die Schattenklinge den prahlerischen Kämpfer erbarmungslos verspottet hatte. Luo ging auf volles Risiko, kassierte heftige Treffer – doch sein Gegner bezahlte den Einsatz mit dem Leben. Akira hatte den Eindruck, dass es bei dem Kampf möglicherweise um mehr gegangen war, als nur um einen Tabellenplatz. Auf seine Nachfragen erfuhr er später von Luo, dass der Fürstenhof Luo den Auftrag gegeben hatte, seinen Gegner möglichst vernichtend zu schlagen. Offenbar war Wen Jin der Sohn einer mächtigen Kriminellen aus der fernen Tigerprovinz, der im Auftrag seiner Mutter Kontakte mit den Triaden Palitans knüpfen wollte. Sein Tod sollte diese Avancen unterbinden.
Andere Kämpfe verliefen weniger tödlich. Die angehende Fürstin Zo Zo überwand ihren Gegner mit Leichtigkeit. Auch Ilko Barenfried und Han Mari, die neuen Bekannten der Helden, gewannen ihre Kämpfe. Allerdings war der Selenier schockiert von dem blutigen Spektakel der Winterspiele, kannte er doch nur die „ordentlicheren“ Turniere seiner fernen Heimat.
Am Abend wurden die in den Kampfspielen Gefallenen im Jadeband beigesetzt, deren Familien keinen Anspruch auf die Körper erhoben hatten. Während die Sieger und Schaulustigen auf den Straßen feierten, bereiteten sich die Helden auf ihre künftigen Kämpfe vor: Takur wandte sich an einen der „Kampfvermittler“, um sein Duell mit Tsa Go zu arrangieren. Akira ging direkter vor: er suchte Rokako Jun auf, um ihn zum Zweikampf herauszufordern. Damit hatte er Erfolg, provozierte seinen Gegner aber derart, dass der ältere Krieger ihm eine blutige Lektion versprach.

Der folgende Tag war ein Ruhetag, an dem die Kämpfer ihre Wunden auskurieren, sich auf die nächste Runde vorbereiten und den Feenmarkt besuchen konnten. Andere feierten ihren möglicherweise letzten Tag auf Erden. Akira war nicht nach Feiern zumute. Angesichts des bösen Blutes, welches zwischen ihm und seinem Duellgegner herrschte, regelte er lieber seine Angelegenheiten, verabschiedete sich von seinen Freunden und meditierte im Myuriko-Schrein des Schwertalbenviertels. Hao ging der Fatalismus ihres Gefährten ein wenig auf die Nerven, zumal sie überzeugt war, dass er siegen würde.
Auch andere waren nicht in Feierlaune: die Nachricht, dass ein Magier dabei erwischt worden war, einen Wettkampfteilnehmer zu verfluchen, machte die Runde. Der Betrüger wurde an den Pranger gestellt und fürchterlich verprügelt.

Für Hao gab es im Wettkampf-Hospital genug Arbeit. Der ohnehin turbulente Betrieb geriet durcheinander, als bei einem der Verwundeten zahlreiche Maden in der Wunde gefunden wurden. Hatte eine der Pflegerinnen gepfuscht? Hao, die den Infizierten versorgte, vermutete allerdings einen Zauber oder Sabotage: der Befall war zu stark, um Zufall zu sein. Eine Untersuchung der verwendeten Wundsalbe enthüllte, dass diese mit Fliegeneiern versetzt worden war. Das Motiv des Anschlages schien rätselhaft: der aus der fernen Krebsprovinz stammende Krieger hatte nach seinen eigenen Angaben keine Feinde – jedenfalls keine, die zu derart elaborierten Mitteln greifen würden. Hao beschloss, wachsam zu bleiben, verschwieg die Angelegenheit aber vorerst der Hospitalleitung. Auch wenn sie nicht glauben mochte, dass unter ihren Kollegen oder dem Hilfspersonal ein Attentäter lauerte, der Anschlag musste von jemandem durchgeführt worden sein, der im Hospital aus- und einging.

Luo war von Ren verarztet worden, musste aber Ruhe halten. Das bedeutete, dass er nicht weiter an den Wettkämpfen teilnehmen konnte. Überraschend erhielt er Besuch von seiner Lehrerin Sun Chen und deren Nichte Sun Lin. Meisterin Chen war offenbar ebenfalls vor kurzem verletzt worden. Die beiden Frauen waren erst vor wenigen Tagen in Palitan eingetroffen. Da Chen im Bürgerkrieg keine Partei ergreifen wollte, hatten sie in letzter Zeit mehrere lukrative Angebote der Triaden ausgeschlagen. Nicht jeder war so standhaft: Lins früherer Verehrer Sung Bei, dem Lin und Luo bei der Flucht aus Timog geholfen hatten, hatte sich für General Wu anwerben lassen. Luo, der auf Bei eifersüchtig war, war nicht unglücklich darüber, dass dieser von der Bildfläche verschwunden war.
Chen hatte eigentlich auch an den Winterspielen teilnehmen wollen. Sie war aber kurz vor Beginn der Wettkämpfe von einem jungen Krieger namens Tao Doppelklinge herausgefordert worden, der zu einer rivalisierenden Schule gehörte. Sie hatte gesiegt, war aber verwundet worden. Ihrem Gegner hatte der Kampf das Leben gekostet. Deshalb hatte sie nicht bei den Spielen können und hatte dann auch Lin die Teilnahme verboten.
Die beiden waren nicht glücklich zusehen zu müssen, wie Luo beinahe in Fetzen geschnitten wurde. Ihnen war offenbar auch aufgefallen, dass Luo es auf den Tod seines Gegners angelegt hatte. Widerstrebend klärte Luo sie auf, dass er im Auftrag des Fürstenhofs gehandelt hatte. Chen warnte Luo, sich aus der Politik herauszuhalten. Lin kommentierte spöttisch, diese Einstellung sei der Grund, warum sie beide immer noch in miesen Gasthäusern schliefen und sich ihren Unterhalt auf der Straße verdienen mussten. Offenbar war sie verärgert, dass ihre Meisterin ihr die Teilnahme an den Wettkämpfen verboten hatte. Nachdem Chen gegangen war, tauschten sich Lin und Luo über ihre kürzlichen Erlebnisse aus. Luos nicht-so-heimlicher Schwarm hatte weniger…farbige…Abenteuer erlebt. Sie und Chen hatten hauptsächlich Geleitschutzaufgaben und ähnliches übernommen. Zusammen mit ihrer Meisterin hatte sie zudem einen Friedhof von Ghulen gesäubert. Hingegen hatte Chen es abgelehnt, für einen Steuereintreiber zu arbeiten. Ihre moralischen Grundsätze machten es Chen nicht gerade einfach. Inzwischen Mitte 40, sah Meisterin Chen laut Lin nach fast drei Jahrzehnten auf der Straße das Ende ihres (Abenteuer-)Weges vor sich und suchte nach Beständigkeit. Erst kürzlich war einer ihrer früheren Schüler beim Kampf mit einer Rebellengruppe getötet worden. Das war wohl auch der Grund ihrer Besorgnis um Lin.

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Fanprojekte / Re: Splittermond Fan-Adventskalender 2024
« am: 15 Nov 2024, 14:59:53 »
Bei bereits 34 gefüllten Türchen (und es sind ja noch gut zwei Wochen, da kommt sicherlich noch was dazu), frage ich mich, wie das präsentiert werden soll.  ;D
Wir Weihnachten bis über Neujahr hinaus verlängert oder gibt es an den Advents- und Feiertagen eine doppelte Ration? ;)

Aber es ist auf jeden Fall toll, dass die Resonanz diesmal so groß ist. :D

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