Guten Abend, werte Splittermond-Community.
Ich möchte nur kurz bestätigen, dass der ausführliche Blogpost noch folgt und die Verzögerung private Gründe hatte, die nichts mit dem Thema zu tun haben. Gegenwärtig stehe ich nach wie vor mit Quendan in Kontakt; meine Ergebnisse liegen ihm auch bereits vor, wir werden in der kommenden Woche noch einmal hinter den Kulissen reden, bevor es dann einen ausführlichen abschließenden Blogpost gibt.
Zum aktuellen Thema möchte ich daher jetzt nichts vorweggreifen.
Ich möchte aber ein paar allgemeine Dinge loswerden, die sich auf einige Kommentare hier im Thread beziehen.
Erstens möchte ich einmal klarstellen, dass ich Splittermondfan bin und nicht etwa ein Hater.
Auch bin ich stolzer Besitzer der Print-Ausgaben (und warte gerade sehnsüchtig auf die Mondstahlklingen, die ich mir zum Geburtstag gönne). Das Regelwerk halte ich, wie ich immer wieder betone, sogar für das gegenwärtig beste deutschsprachige RPG-System und bin in unserem Verein gerade auf großer Werbetour, um es u.a. auch für pädagogische Zwecke und Sommerferienprojekte zu nutzen.
Mein damaliger Rant ("Es tröpfelt babybläulich...") bezog sich in erster Linie auf die Veröffentlichungspolitik, die
mir zum damaligen Zeitpunkt zu langsam ging, weil ich nicht weniger, sondern MEHR Splittermond wollte. Er bezog sich ebenso auf meine Hoffnung, dass Setting möge in Zukunft noch mutiger und innovativer werden.
Das ausführliche Mondpfade-Beispiel sollte diese Meinung verstärken, dass alles schonmal irgendwo dagewesen sei, sogar bei uns in Rakshazar, was ich für ein so frisches Setting als schade erachte. Im Nachhinein natürlich äußerst dämlich, ausgerechnet mit einem eigenen Beispiel zu argumentieren. Dermaßen dämlich, dass die eigentliche Botschaft hier im Thread gar keine Rolle mehr spielte, sondern nur noch das (provozierende) Beispiel im Zentrum des Interesses stand. Mea culpa.
Zweitens möchte ich betonen, dass ich mit meinem Blog in erster Linie meine eigene Leserschaft adressiere und nicht etwa die große Splittermondcommunity. Und natürlich liest ein Anhänger eines Systems einen an die Allgemeinheit gerichteten Blogpost anders, wenn das eigene System thematisiert wird. Ich kenne das Gefühl, wenn beispielsweise ein Musikmagazin oder ne Tageszeitung plötzlich über unser Hobby Rollenspiel schreibt und man im Grunde nur darauf wartet, dass irgendwelcher Bullshit auftaucht.
Tatsächlich gebe ich gerne zu, dass ich (ganz bewusst) mit spitzer, doppeldeutiger und provokanter Feder schreibe. Warum? Weil ich mich bemühe den archaischen, wilden, provozierenden und übellaunigen Ton des von mir vertretenen Settings rüberzubringen. Daher vergebe ich bei Bewertungen auch keine "Einhörner", wie Nandurion, die sich dem "nandusgefälligen Wissen" und wissenschaftlichen Disputen und Co. dem Thema nähern, sondern "Barbaren". (Wurde mir von der Vampire-Community übrigens auch schonmal negativ ausgelegt; es sei eine Frechheit für das Vampire Regelwerk "8 von 10 Barbaren" zu vergeben...)
Da ich nicht soviel Output wie die großen Blogs habe und viele nur sporadisch mal einen Blogpost von mir lesen, der etwas von Interesse für die jeweilige Person enthält, kennen die meisten Spontanbesucher mein Konzept überhaupt nicht.
Hätte ich einen "normalen" Rollenspielblog, würde er "Thorus' Schublädchen" oder so heißen. Aber der Blog heißt "Der Riesländer". Und da wird leidenschaftlich, subjektiv und emotional argumentiert, weil es bereits genug andere Blogs gibt, die sich der Objektivität und der Inhaltsexegese verschrieben haben.
Ich persönlich denke, dass zu einer Szene auch leidenschaftliche Fans gehören, die kräftig herumpoltern, überspitzen, übertreiben und sich aufregen. Genau, wie in der Gamerszene auch Leute wie "Angry Joe" Platz haben und nicht nur journalistisch arbeitende Magazinredakteure. Am 29. August letzten Jahres, habe ich einen bitterbösen Blogpost gegen Ulisses verfasst, in denen ich ihnen vorwarf, "Hofberichterstattung" zu begünstigen. Das Ding ging durch die Decke. 1000 Zugriffe in den ersten 24 Stunden. Bereits zwei Tage später habe ich Ulisses mit Liebe überschüttet, als sie die Regelwiki ankündigten. Zur selben Zeit stand ich wegen einer Projektsache ganz entspannt mit Michael Mingers in Kontakt, da man den Blogger durchaus von der restlichen Person trennen kann.
Wichtig ist: Das Pendel muss in beide Richtungen schlagen, wenn die Uhr ticken soll. Das ist niemals böse gemeint und soll schon gar nicht eine Community angreifen oder gar zerstören. Leidenschaft ist immens wichtig für einer Fanszene; das Wort "fan" kommt von "fanatic". Und ich möchte einfach das "mittlere Aktivierungsniveau" aufbrechen, was die deutschsprachige Rollenspielfamilie verbindet. Denn man vergisst durch die Verflochtenheit zwischen Kreativen und Rezipienten oftmals, dass beide Seiten auch noch Anbieter und Konsumenten sind. Das mittlere Aktivierungsniveau führt zwar dankenswerterweise dazu, dass Orkenspalter TV bei den Machern in den Schreibtisch schauen darf (was uns als Fans natürlich wieder zu Gute kommt), aber das im Umkehrschluss auch nichts wirklich zerrissen und geflamed wird.
Und da möchte ich einfach Fan UND Kunde sein. Und wenn mir ein System an einigen Stellen missfällt und man lästert, dann heißt das nicht, dass ich es als Ganzes ablehne.
Verlockend ist, sich jedes Mal auf die sichere Seite zu stellen und objektiv, ruhig und ausgeglichen zu sein. Auf die Seite des Shitstorms stellt man sich dann nur, wenn die Sache ein Selbstläufer ist. (Ich sag nur: Historia Aventurica).
Wie herrlich können sich die DSAler über Ulisses oder die DSA-Redaktion aufregen. Und wie schön ist es mit der Warhammer Community auf Games Workshop einzuprügeln.
Aber ich habe gelernt, dass bei der Splittermond-Community diese Rechnung nicht aufgeht. Und ich muss zugeben, dass mich das ein bisschen freut. Hier passt zwischen Community und Redaktion kein Blatt Papier, wenn barbarische Blogger kommen und rummotzen. Hier fühlt es sich wirklich an, als würden alle gemeinsam an einem Setting arbeiten und an einem Strick ziehen.
(In diesem Fall an dem um den Hals des Bloggers. ) Ich finde, das ist etwas ganz seltenes und besonderes. Und ich denke, dass ihr darauf stolz sein dürft.
Alles Gute und bis nächste Woche.
Thorus aka Der Riesländer