Autor Thema: Hintergrundgeschichte für die Gruppe notwendig?  (Gelesen 2900 mal)

DerTobi

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 3
    • Profil anzeigen
Hintergrundgeschichte für die Gruppe notwendig?
« am: 02 Nov 2018, 13:43:09 »
Hi zusammen,

ich hab mit ein paar Freunden beschlossen, mal 'so ein Rollenspiel-Dings' auszuprobieren. Ich werd dabei den Spielleiter geben.

Ich hab mir das Starterset zugelegt und da wühle ich mich derzeit durch.

Eine Frage, die sich mir stellt: Wie lernen die Protagonisten sich kennen?

Die Einsteigerkampagne "Kettenrasseln" beginnt mit den Worten: "Am späten Vormittag erreicht ihr nach langer Reise endlich Brynntal". Sprich, die Abenteurer kennen sich da offensichtlich bereits.

Wie regelt ihr das in einer neuen Runde? Nimmt man es einfach als gegeben hin? Oder überlegt ihr euch ne Hintergrundstory für die Gruppe? (Beispiele, Ideen sehr willkommen)

Gruß, der Tobi


Loki

  • Korsaren
  • Hero Member
  • *
  • Beiträge: 3.016
  • Q: Sein v ¬Sein
    • Profil anzeigen
    • Google
Re: Hintergrundgeschichte für die Gruppe notwendig?
« Antwort #1 am: 02 Nov 2018, 13:51:56 »
Hi, DerTobi und willkommen im Forum!

Was den Gruppenhintergrund angeht gibt es alle möglichen Vorgehensweisen: Von der detaillierten gemeinsamen Charaktererschaffung und Einbindung in die geplante Kampagne (Schurken, Verbündete, Artefakte, etc.) bis hin zu "Ihr sitzt alle in einer Taverne, als euch ein mysteriöser Gnom in den Roben des Bewahrerordens anspricht..." ist alles möglich. Der limitierende Faktor ist, wie viel Energie du und deine Gruppe in einen möglichen Hintergrund stecken wollt. Man kann mit der eher oberflächlichen und simplen Charakterzusammenführung in der Taverne (oder alternativ auf einer viel bereisten Hauptstraße des Reiches) genauso viel Spaß haben wie mit einem gemeinsamen Kampagnenhintergrund. Zum "Einspielen" in das unbekannte Thema Rollenspiel empfehle ich aber, erstmal kleine Brötchen zu backen und die Abenteurer (und die Spieler) mehr oder weniger direkt ins Abenteuer zu werfen. Wenn wir beim Beispiel von Kettenrasseln bleiben wollen, könnten die Charaktere sich schon kennen, weil sie zufällig alle in die selbe Richtung unterwegs sind und eben gemeinsam in Brynntal Halt machen (Vorlesetexte sind allgemein immer nur eine Empfehlung und kein Muss, Brynntal muss also keineswegs das End-Ziel der Gruppe sein, sie könnten auch eigentlich auf dem Weg nach Sarnburg oder Arwingen sein). Auf dem Weg haben sie vielleicht das eine oder andere Wort miteinander gewechselt, wissen wie wer aussieht und vielleicht auch, was jemand kann (einem Kämpfer wird man das für gewöhnlich ansehen, einem Diplomaten vielleicht eher nicht). Das ist dann der Zeitpunkt, an dem die Spieler einmal ihre Charaktere beschreiben und kurz umreißen können, was sie auf der Reise gemacht haben, bzw. wie sie mit den anderen Charakteren (falls überhaupt) interagiert haben. Und dann ab ins Abenteuer. :-)

LG
Who has seen the wind - Neither you nor I
But when the trees bow down their head, The wind is passing by

SeldomFound

  • Beta-Tester
  • Hero Member
  • ***
  • Beiträge: 10.283
  • Wohin auch die Reise geht, ich bin da
    • Profil anzeigen
Re: Hintergrundgeschichte für die Gruppe notwendig?
« Antwort #2 am: 02 Nov 2018, 14:59:38 »
Wie schon erwähnt, gibt es da nicht nur ein oder zwei richtige Wege. Es hängt halt von dem Spielstil ab. Die Hintergrundgeschichte für die Gruppe ist hilfreich, wenn ihr eure Charaktere konsequent ausspielen wollte, weil es dann eine gewisse Motivation geben sollte, warum eure Gruppe zusammenarbeitet.
Patience is a virtue, possess it if you can
Seldom found in woman
Never found in man

Ravenking

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 232
    • Profil anzeigen
Re: Hintergrundgeschichte für die Gruppe notwendig?
« Antwort #3 am: 02 Nov 2018, 15:00:07 »
Wenn ihr alle gerade erst mit dem Rollenspiel startet, würde ich euch wie Loki empfehlen, einfach erstmal loszulegen:
Also zu Spielbeginn vielleicht nur ganz kurz abzusprechen, dass die Abenteurer sich alle bereits kennen und maximal vielleicht ein oder zwei Gedanken zu entwickeln, woher sie sich kennen und warum sie an dem Ort sind, an dem das Abenteuer startet.

Beispiele dafür:
  • sie hatten sich als Reisegruppe auf einem gefährlichen Weg zusammengeschlossen
  • sie sind alle von Person XY eingeladen worden (Hochzeit, lokales Fest, Jagdgesellschaft o.ä.) und haben sich dort getroffen und kennengelernt
  • sie sind für einen kleinen gemeinsamen Auftrag bereits als Gruppe angeheuert worden (Handelszug begleiten, Bewachung auf einem Schiff o.ä.) und hatten das vorab zusammen erledigt
usw.

Für den ersten Einstieg ins Spiel ist das m.E. völlig ausreichend - am besten einfach direkt ins Abenteuer starten und erst einmal ein Gefühl für die Gruppe, das Setting, die Regeln und Rollenspiel im allgemeinen entwickeln.

Möglicherweise stellt ihr fest, dass euch ein solcher Minimalhintergrund auch auf Dauer völlig reicht. Für das Spiel ist eigentlich auch wirklich nicht mehr nötig.

Wenn man Rollenspiel aber längere Zeit betreibt, kann bei manchen Spielern oder Spielleitern der Wunsch aufkommen, den Einstieg ausführlicher und mit mehr Hintergrund auszugestalten. Manche Gruppen verbringen am Anfang viel Zeit damit, das bisherige Leben aller Abenteurer und deren gemeinsame Verbindungen miteinander zu überlegen.
Häufig steht der Gedanke dahinter, dass es sich erstmal unplausibel anfühlt, dass so unterschiedliche Personen wie die Abenteurer (weit entfernte Kulturen, unterschiedliche soziale Stände usw.) so eng zusammenarbeiten und man dafür eine passende Geschichte sucht, um das zu erklären.

Mein Lieblingseinstieg, den ich bei einer meiner aktuellen Gruppen als Spielleiter gewählt hatte, war die Erbschaft eines Hauses als Aufhänger:
Jeder Spieler hat sich zu Anfang seinen Abenteuer erschaffen so wie er ihn spielen wollte. Logischerweise war es dann ein bunt gewürfelter Haufen aus den unterschiedlichsten Kulturen und sozialen Schichten - die in der Form möglicherweise eher selten zufällig aufeinander treffen und zusammen arbeiten würden.

Ich habe dann einen (verstorbenen) Typen erfunden - schwarzes Schaf einer adeligen Familie, der als Tunichgut um die Welt gezogen ist - und diese Figur mit einer wichtigen Begegnung in den Hintergrund jedes Abenteurers geschrieben. Durch seine Weltreisen war dieser Typ in verschiedenen Regionen vorbeigekommen und aufgrund seiner Abstammung aber auch seiner Herumtreiberei hatte er Kontakt sowohl mit den gehobenen Gesellschaftsschichten als auch mit der Unterwelt.

Jeder Abenteurer hatte dann zum Einstieg einen Brief erhalten, dass dieser Typ verstorben war und ihm sein Haus hinterlassen hatte. Also ist der Abenteurer zum Antritt der Erbschaft angereist - und hat verdutzt festgestellt, dass er nicht der Alleinerbe war, sondern eine seltsame Runde von anderen Leuten mitgeerbt hatte...
Die Gruppe musste dann als Erbengemeinschaft zusammenarbeiten und hat ein seltsames Artefakt im Nachlass gefunden - und schon gings los mit dem Abenteuer (und ja, sie haben das Haus irgendwann durch eine Intrige der örtlichen Adelsgesellschaft wieder verloren...).
« Letzte Änderung: 02 Nov 2018, 15:02:23 von Ravenking »
The rain made a door for me and I went through it, the stones made a throne for me and I sat upon it.
[Jonathan Strange & Mr Norrell]

DerTobi

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 3
    • Profil anzeigen
Re: Hintergrundgeschichte für die Gruppe notwendig?
« Antwort #4 am: 02 Nov 2018, 18:17:52 »
danke für die Antworten und Anregungen  :)

Zitat
Häufig steht der Gedanke dahinter, dass es sich erstmal unplausibel anfühlt, dass so unterschiedliche Personen wie die Abenteurer (weit entfernte Kulturen, unterschiedliche soziale Stände usw.) so eng zusammenarbeiten und man dafür eine passende Geschichte sucht, um das zu erklären.

Exakt das war mein Problem und die Motivation hier zu posten. Fällt mir im Moment schwer einzuschätzen, wie wichtig eine solide Background-Story meinen Mitspielern ist.

Die Geschichte mit der Erbschaft ist natürlich genial, das passt auf jede mögliche Kombination. Ich denk da mal noch drauf rum; wenn ich das gefühlt in kurzer Zeit abhandeln kann, übernehm ich die Variante.

Ansonsten war halt am Tag zuvor Herbstfest in Brynntal (ist ja total berühmt, der Brynntaler Reigen) und meine Männer haben sich dort gemeinsam besoffen ;D . Das schweißt ja auch zusammen.

Also nochmal danke, ich lass es euch wissen wie unser erster Abend gelaufen ist, falls es euch interessiert.


Loki

  • Korsaren
  • Hero Member
  • *
  • Beiträge: 3.016
  • Q: Sein v ¬Sein
    • Profil anzeigen
    • Google
Re: Hintergrundgeschichte für die Gruppe notwendig?
« Antwort #5 am: 02 Nov 2018, 18:23:13 »
Mich interessiert es sehr.  :)
Who has seen the wind - Neither you nor I
But when the trees bow down their head, The wind is passing by

DerTobi

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 3
    • Profil anzeigen
Re: Hintergrundgeschichte für die Gruppe notwendig?
« Antwort #6 am: 02 Nov 2018, 18:36:40 »
Alles klar, ich meld mich dann nochmal. Ist allerdings noch ein paar Tage hin (20.11.), ich hatte mir Zeit zur Vorbereitung erbeten :)

Konsumlumpen

  • Jr. Member
  • **
  • Beiträge: 65
    • Profil anzeigen
Re: Hintergrundgeschichte für die Gruppe notwendig?
« Antwort #7 am: 04 Nov 2018, 22:51:54 »
Gerade Neueinsteiger tun sich anfangs mit ingame Gesprächen schwer. Da ist es wirklich eine unnötige Hürde, sich vor Beginn des Abenteuers  erst gegenseitig anzusprechen und zusammenzufinden.
Sowas macht nach ein paar Monaten dann richtig Spaß ;)