Das kommt bei mir sehr stark auf die Gruppe an. Je mehr Meta-, Power- oder Jackass -Gaming desto weniger Lust habe ich Gummipunkte zu verteilen. Solange es nicht übertrieben wird belohne ich gelegentlichen Slapstick auch schon mal. Stimmungsvoll in die Geschichte eingebaute Charakterschwächen bekommen mit hoher Wahrscheinlichkeit zusätzliche Splitterpunkte.
Worst case: Ein Fall von "Min-Max der Unbesiegbare" hat als Schwäche "Beleidigt jeden und alle und fordert sie dann zum Duell". Ich als SL: "
Nach einen halben Tag Fußmarsch auf der gut ausgebauten Kaiserstraße erreicht ihr - wie von dem fahrenden Händler beschrieben - die nächste Stadt. Min-Max:
"Sind da Wachen am Tor? - Wenn ja gehe ich zu ihrem Hauptmann und fordere ihm zum Duell. Das ist übrigens meine Schwäche." Da möchte ich am liebsten gleich zwei Splitterpunkte für geben....
Überhaupt finde ich es gaaaanz toll, wenn ich merke, dass der Spieler den Splitterpunkt schon im Hinterkopf hat.
Schon besser: Der Wüsten-Varg kann nicht schwimmen und wird nicht gerne nass. Also baut er sich ständig aus allem möglichen Unrat Floß-artige Gefährte und lässt sich von der Gruppe ziehen. Dafür allein gibt es zwar keine Splitterpunkte. Aber wenn er auch dann nicht ins Wasser springt wenn die Gruppe ihn wegen starker Strömung loslassen musste und er auf einen Wasserfall zutreibt sind die Chancen gut.
Was ich gerne habe: Eine Spielerin schiebt mir einen Zettel zu auf dem steht, dass ihre schurkische Heldin nicht nur die belastenden Unterlagen aus dem Haus des Patriziers klaut, sondern danach versuchen wird die Juwelen der Patrizierin aus deren Schlafzimmer zu stehlen. Denn die hatte ich so schön beschrieben und sie sind der Heldin dann nicht mehr aus dem Kopf gegangen und jetzt MUSS sie die haben.
Zwar ist „wenn es glitzert muss ich es haben“ und „IHHHH Wasser!“ genauso klischeehaft wie der streitsüchtige Schläger. Aber Fall eins ist halt die „Brechstange“ und gibt weder der SL noch der Gruppe groß die Möglichkeit noch zu reagieren. Überhaupt mag ich Schwächen nicht besonders, deren Auswirkungen sich selten auf den Spielercharakter beschränken und immer gleich die ganze Truppe (plus SL) in die Bredouille bringen. Ist mir schlicht zu anstrengend.
Die Königsklasse sind dann natürlich die gut gespielten mehrschichtigen Schwächen die mit dem Hintergrund und Geschichte des Helden verwoben sind. Also nicht nur „Hat Angst vor XY“ oder „Muss in Situation A immer B tun“ sondern Geschichten, Motivationen und Makel in einem, die es dann zu überwinden gilt. Beispiele liefert die Literatur da viele. Da wird die Profession eines verstorbenen Elternteils unreflektiert überhöht, das Verschwinden eines Freundes hat zu Paranoia geführt oder Untaten der Vergangenheit führen zu Schuldgefühlen, Selbsthass, Zynismus oder Altruismus. Wenn ein Held es aus Kaisertreue nicht wahrhaben kann, dass es auch korrupte Schwertrichter gibt und dann einen ebensolchen trifft sind die Splitterpunkte nicht weit weg. Den ersten gibt es dafür, dass er dem Schwertrichter blind vertraut und den nächsten sobald ihm dämmert, dass das ein Fehler war. Das wäre dann „best case“ für mich.