Autor Thema: Das Casting - oder die Charakterzusammenstellung für eine Gruppe  (Gelesen 12533 mal)

Xandila

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Re: Das Casting - oder die Charakterzusammenstellung für eine Gruppe
« Antwort #15 am: 20 Jul 2017, 06:47:20 »
Du brauchst ganz schön viel Text, um zu sagen, daß bei deinen Conrunden bei SR die Zusammenstellung der "Klassen" bisher deutlich unpassender war als bei anderen Systemen.
Bei mir war das anders. Ich hätte bei den Anforderungen weder eine Runde aus vier Rattenschamanen zugelassen noch hätte ich als Mitspieler eine gebraucht. Ich hatte es auch bisher noch nie, daß tatsächlich der Wunsch nach einer so einseitig besetzten Runde war, egal wo, wenn man die kämpferdominierte oben erwähnte Splittermondrunde, die aber gut funktioniert hatte, nicht zählt.
Und du ignorierst eine wichtige Aussage von mir: Daß der SL Wünsche bezüglich der Fähigkeiten äußert und nicht jeden Char, der ihm angeboten wird, einfach nimmt, bzw daß die Spieler selber etwas gucken, daß es halbwegs plausibel zusammenpasst.

Mr.Renfield

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Re: Das Casting - oder die Charakterzusammenstellung für eine Gruppe
« Antwort #16 am: 20 Jul 2017, 06:53:13 »
zur klarstellung: ich habe noch nie in einer runde mit 4 rattenschamanen gespielt.
es ging mir darum aufzuzeigen, warum ich aufgrund innerweltlicher logik merkwürdige rundenzusammenstellungen in shadowrun ( auftragsvergabe in der regel über professionellen makler/agentur der davon lebt und das mehr oder minder täglich macht) deutlich unpassender finde als in klassischer/stereotyper fantasy runde (ja mei, das waren halt die helden aus der schenke).

p.s. und statistisch betrachtet würde ich sogar sagen, daß die charzusammenstellung bei sr meist eher zum abenteuer paßt als in anderen runden, weil die meisten sr-conspieler eh nen halbes dutzende charaktere für die typischen nischen ballern, magie (bzw. ein sehr kleiner ausschnitt davon), sicherheitssysteme, nahkampf dabei haben.. manchmal sogar welche mit sozialskills und die meisten sr-conruns sowieso nach schema f nur die 4 genannten abfragen.

p.p.s. und die runde mit dem rapper hat super zusammengepaßt. selbst bei dem spieler der sich einen sprengstoffexperten bastelte, der ansonsten aber nicht wirklich ein kämpfer war und eher in den tunnelbau denn auf einen echten run / einen gefakten run zur aufpeppung des tourvideos gepaßt hätte. da wurde dann halt auf der metaebene gemeinsam vereinbart, daß er als vermeintlicher special effects guy (also pyro- , nebel- , lasershow) angeheuert worden war. sowas passiert halt wenn pr-agentur und schieber aufgrund unterschiedlicher interpretationen der gleichen buzz-/codewörter völlig aneinander vorbeireden.

EDIT ps und pps ergänzt
« Letzte Änderung: 20 Jul 2017, 07:14:59 von Mr.Renfield »
Nicht ich ignoriere Plots.
Viele Spielleiter wollen Plots erzwingen, die meinen Charakter ignorieren!

Xandila

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Re: Das Casting - oder die Charakterzusammenstellung für eine Gruppe
« Antwort #17 am: 20 Jul 2017, 08:00:34 »
Also ich habe bisher längst nicht nur gute und professionelle Johnsons erlebt, sondern auch totale Anfängerjohnsons oder welche, die das Team eh verraten wollten. Und oft sind ja auch noch die Schieber der Chars zwischengeschaltet, so daß der Johnson sagt, bringen sie mir mal wen für Job xy. Und wenn es etwas lebensgefährliches, idiotisches, kriminelles, ... ist, dann finde ich es nicht verwunderlich, daß die Leute, die sowas machen, auch ihre Macken haben (Das waren halt die einzigen Idioten, die diesen selbstmörderischen Job grad machen wollten zu diesem lächerlichen Preis)

Und warum sollte man in einer Schänke, wo vielleicht 20 Leute drin sitzen, ausgerechnet diese 4-5 auswählen? Oder warum sollten die sich vorher ausgerechnet zusammengesetzt haben? Nur weil mal wieder genau an einem einzigen Tisch noch etwas Platz war? Und wenn man eben sein Bier unterbrechen mußte für irgendeine Rauferei, dann ist man der perfekte Kandidat für die Rettung einer Jungfrau oder eine andere heroische Aufgabe? Warum sollte man eigentlich seine geplante Reise unterbrechen für irgendso einen komischen Typen, der da was von Schatz und Gefahr faselt?
Unlogik in der Anwerbung kannst du bei den generischen Fantasysystemen genauso finden.

Und bei Cons, wo man nimmt, was da ist, und sich selten Zeit für eine gründliche Charakterzusammenführung nimmt, da ist das eh nochmal schwieriger, das perfekt innerweltlich logisch zu gestalten, egal bei welchem System.

TrollsTime

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Re: Das Casting - oder die Charakterzusammenstellung für eine Gruppe
« Antwort #18 am: 20 Jul 2017, 08:28:19 »
Unterschiedliche EP:
Mit unterschiedlichen EP habe ich unserer langjährigen DSA4.1-Runde sehr gute Erfahrungen gemacht. Allerdings funktionierte das System mangels Heldengraden etwas anders und es war im EP-Fähigkeiten-Balancing eh etwas verkorkst, so dass selbst bei gleichen EP die "Powerlevel" meist unterschiedlich waren.
Splittermond ist da gebalanceder, hat aber wegen der Heldengerade da ne "Kippung". Dennoch haben wir unterschiedliche EP (wenn auch nicht ganz so krass) und jetzt, wo wir alle auf HG2 sind, funktioniert auch das hinreichend gut.

Wechsel von Charakteren:
Da wir alle noch neu im System waren, haben wir beim ersten Wechsel der Charaktere die gleichen EP verwendet.
Ingame kann man das immer noch als "Drogenfantasien von Pippin" erklären, dass aus der Kettenklinge plötzlich n Waldläufer wurde...

Zusammenstellung:
In einem neuen System baue ich mir immer einen Kämpfer und "suche den Exploit", um die Schwächen des Systems frühzeitig zu erkennen. Witzigerweise wurde Ausweichen ja tatsächlich frühzeitig angepasst....
So auch hier. Der Slot war auch gerade eher schwach besetzt, so dass sich der Kämpfer gut einfügte. Wir hatten einen Priester, der nebenbei Heiler war, eine Kettenklinge (später Waldläufer) deren Stil den Haudraufstil meines Chars gut ergänzte und einen Magier.
Wir gehen da eher intuitiv vor. Dopplungen dürfen vorkommen, sollten aber nicht 1:1 sein. Insbesondere beim "zweiten Standbein" bin ich da vorsichtig.
Hätte ich meinen Kämpfer erst jetzt gebastelt, hätte ich den Waldläufer-Spieler gefragt, ob er ein Problem damit hätte, wenn mein Char "Kräuter finden und Drogen kochen" kann.
Bei DSA spielten wir Langezeit eine Mantel+Degen-Kampagne. Da kommt es zwangsweise zu Dopplungen im Bereich "Soziales" und "mit Degen fechten". Dennoch hatten wir in den ganzen anderen Standbeinen, zumindest aber im Charakterspiel wesentliche Unterschiede. Traditionell ist in solchen Runden immer mein Zauberer der Wildniskundige. Ich kann das nicht mal erklären. Ist mittlerweile n Running Gag. Selbst mein horasischer Schelm war "sumpfkundig" (und "Geschützmeister", aber das ist eine andere Geschichte).

Abenteuer, weil am gleichen Tisch sitzend
In vielen Gruppen sind die (zukünftigen) Abenteurer Reisende, Leute mit guter Ausbildung, aus irgendeinem Grund bis an die Zähne bewaffnet, nicht so langweilig wie die Bauern, Bürger, blablabla, die man üblicherweise in einer Kneipe trifft.
Oder sie sind "Fremde".
Absolut logisch, dass man da mit hoher Wahrscheinlichkeit sich an den gleichen Tisch sitzt.
Absolut logisch, dass man da "hervorsticht".
Ebenso logisch, dass der Dorfschulze nicht gerne seine eigenen Bürger verbrennt, sondern sich lieber an professionelle Fremde wendet.
Und die Mutti, die ihre 17jährige Tochter Silvana sucht?
In Dorf A handelt es sich um eine Gemeinschaft, die treu zusammen steht und mit Mistgabel und Fackeln bereits den Düsterwald durchkämmt. Den Abenteurern fällt nur auf, dass die Kneipe recht leer oder geschlossen ist. Sie reisen weiter...
In Dorf B handelt es sich um Feiglinge oder Spießer, die der armen Frau sagen "So wie die sich anzieht, ist die bestimmt mit dem nächst besten Glücksritter abgehauen". Da hat die Mutti gleich zwei Gründe die Abenteurer anzusprechen
i) "Habt ihr etwas mit dem Verschwinden meiner Tochter zu tun?" klingt nunmal sehr unhöflich. Da fragt man besser.
ii) "Ich suche meine Tochter, bitte bitte findet sie, dies hier ist alles, was ich euch geben kann, nehmt es aber findet meine Tochter" (Das kann ehrlich sein. Man kann es auch als Angebot eines Lösegeldes verstehen  8) )
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Jeong Jeong

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Re: Das Casting - oder die Charakterzusammenstellung für eine Gruppe
« Antwort #19 am: 20 Jul 2017, 09:20:52 »
zur klarstellung: ich habe noch nie in einer runde mit 4 rattenschamanen gespielt.
es ging mir darum aufzuzeigen, warum ich aufgrund innerweltlicher logik merkwürdige rundenzusammenstellungen in shadowrun ( auftragsvergabe in der regel über professionellen makler/agentur der davon lebt und das mehr oder minder täglich macht) deutlich unpassender finde als in klassischer/stereotyper fantasy runde (ja mei, das waren halt die helden aus der schenke).

Wenn die vier Rattenschamanen hinreichend optimiert sind, sollte die eigentlich jeden Run mühelos schaffen. Und ein guter Johnson weiß, wie unbalanciert die Regeln seiner Welt sind. :P

Cherubael

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Re: Das Casting - oder die Charakterzusammenstellung für eine Gruppe
« Antwort #20 am: 20 Jul 2017, 09:44:07 »
Wenn die vier Rattenschamanen hinreichend optimiert sind, sollte die eigentlich jeden Run mühelos schaffen. Und ein guter Johnson weiß, wie unbalanciert die Regeln seiner Welt sind. :P

Nice  ;D

So, nun mein Senf dazu:
Ich kann mich bei diesem Thema nur auf Splittermond beziehen, aber das sollte ja kein Problem sein.
Meine erste Runde war hinsichtlich Gruppe sehr einfach:
Ich habe vorgegeben, dass alle aus dem Wächterbund sind. Jeder konnte hinreichend individuell einen Charakter erstellen, aber alle hatten das gleiche Ziel. Tatsächlich hatte einer sogar Rang 3 und war somit der Chef.

Jetzt wird ein Abenteuer um Wüstentrutz geplant. Da hab ich eher vorgegeben: Alle aus Wüstentrutz und direkter Umgebung. Haben noch nicht angefangen, kann da also erst ab Sonntag mehr sagen.
Ich vermute aber, dass sie durch die Geschehnisse Vereint werden, auch wenn da zwangsläufig niemand ein "Fremder" ist. Kommen ja alle von da.
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Olibino

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Re: Das Casting - oder die Charakterzusammenstellung für eine Gruppe
« Antwort #21 am: 20 Jul 2017, 11:17:51 »
In meiner Gruppe sprechen sich die Spieler bezüglich der Fähigkeiten sehr gut ab, um Überschneidungen zu begrenzen. EP sind alle gleich.

In unserer ersten Kampagne hatten wir tatsächlich ein Problem mit unterschiedlichen Zielen und Hintergründen. Wir hatten jemandem aus dem Hochadel und jemanden aus der Unterschicht, jemand geldgierigen und jemand altruistischen in der Gruppe. Und die Frage "warum sind wir eigentlich zusammen?" bzw. "was motiviert uns eigentlich" ist schon mehrmals hochgekommen und konnte auch nicht wirklcih gut gelöst werden.

Einen Ansatz wie von Cherubael beschrieben "Alle sind aus dem Wächterbund" haben wir durchaus diskutiert. Ich glaube dass das für eine selbst entwickelte Kampagne, die dann eben in den Verheerten Landen spielt, auch ideal ist. Wenn man dagegen die Kaufabenteuer nutzen möchte, die ja Kreuz und Quer in Lorakis spielen, ist es schon schwieriger. Teilweise bin ich dann dazu übergegangen, das outgame zu besprechen "Das nächste Abenteuer spielt in xyz und einer von euch kennt dort Person abc, überlegt bitte selber wieso".

Cherubael

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Re: Das Casting - oder die Charakterzusammenstellung für eine Gruppe
« Antwort #22 am: 20 Jul 2017, 11:25:52 »
Die Idee finde ich auch sehr gut.
Teilweise kann man auch über Kontakte was drehen. Einer meiner Spieler in Wüstentrutz hat Kontakte 3. Er kennt somit auch die Donnerbarts, die in Alter Friede Neuer Streit ja eine wichtige Rolle haben.
So wird er quasi über "aufgezwungene" Freundschaft hinein gezogen.
Und für den Rest finde ich auch was.
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TrollsTime

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Re: Das Casting - oder die Charakterzusammenstellung für eine Gruppe
« Antwort #23 am: 20 Jul 2017, 12:15:07 »
...
In unserer ersten Kampagne hatten wir tatsächlich ein Problem mit unterschiedlichen Zielen und Hintergründen. Wir hatten jemandem aus dem Hochadel und jemanden aus der Unterschicht, jemand geldgierigen und jemand altruistischen in der Gruppe. Und die Frage "warum sind wir eigentlich zusammen?" bzw. "was motiviert uns eigentlich" ist schon mehrmals hochgekommen und konnte auch nicht wirklcih gut gelöst werden.

....

Das sind so Fragen, die ich einfach nicht verstehe, auch wenn die bei uns natürlich auch auftauchen. Bei ganz extremen Konzepten sicherlich. Auch noch denkbar im ersten Abenteuer. Aber wenn man gemeinsam durch Blut und Schweiß gelatscht ist, hat man doch wahrscheinlich eine Verbindung aufgebaut.

Das Problem liegt oft ganz woanders: Jeder Spieler erstellt seine Figur mit Schwächen (Crunch) und bestimmten Vorlieben und Charakterzügen (Fluff oder Semi-Crunch) und sagt sich dann "Keine Ahnung: Ich lass mal alles auf mich zukommen", also die Abenteuer und die anderen Charaktere.
Das ist ja auch legitim. Es ist auch legitim Reibungspunkte anzuspielen. Nicht legitim ist es in meinen Augen, seinen Charakter vollkommen unverrückbar in seinen Ansicht und Aspekten zu spielen und die Reaktion auf die angespielten Reibungspunkte gar nicht zu werten HINSICHTLICH EINER AUSWIRKUNG AUF DEN EIGENEN CHARAKTER.
Da muss mehr Beweglichkeit und Entwicklung rein (ungleich "Beliebigkeit").
Rücksichtnahme, Aufeinanderzuspielen und "Nicht jeder kann der Anführer sein".

Du spielst den chaotischen Berserker und löst Fallen und Kämpfe eher zu früh aus?
-- Mach es nicht arg zu früh
-- Latsche dafür in anderen Situationen dem Gruppenritter als natürlichem Anführer mal treudoof hinterher.

Du spielst den Priester und das geistige Oberhaupt der Gruppe?
-- Ja aber eben nicht das weltliche Oberhaupt, nicht den Feldwebel etc.
-- Sei froh, dass sich die Mit-SC an ein paar deiner Regeln halten, übertreib es nicht

Du spielst den halbblinden Barden der Runde und findest die Taschenlampe nicht?
-- Erheitere die anderen
-- Motivier sie
-- Blockier nicht dauernd das Abenteuer

Du spielst den Unterschichtler neben dem Edelmann?
-- Wow, der ist toll! Arrogantes Arsch!!! Aber dieser Stil und die weißen Zähne. So wärst du auch gern mal

Du spielst den Edelmann neben dem Unterschichtler?
-- Igitt! Erstmal in ordentliche Kleider stecken. Dafür kann er sich nützlich machen.
-- Schick ihn mit zu viel Geld zum Einkaufen ohne es nachzurechnen. Was ne Torte kostet, weißt du Schnösel sowieso nicht.
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Wandler

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Re: Das Casting - oder die Charakterzusammenstellung für eine Gruppe
« Antwort #24 am: 20 Jul 2017, 18:30:38 »
Vielen Dank für die vielen interessanten Stellungnahmen und Rückmeldungen.

Shadowrun: Es gibt ziemlich viele Stile Shadowrun zu spielen. So richtig "dreckig" und dysfunktional, Spiegel einer kaputten, korrupten, gewalttätigen Gesellschaft. Wenn das Konsens in der Gruppe ist dürfen nicht nur "kaputte Typen" im Run auftauchen, sondern auch Charakterzusammenstellungen die mehr durch ihren Mangel an Zusammenarbeit (unter Charakteren, nicht Spielern) ein tolles Abenteuer liefern. Inklusive Meinungsverschiedenheiten untereinander - mit oder ohne Überlebenden.
Kampagnenspiel wird so nicht ohne weiteres funktionieren, da würde ich persönlich mehr auf Rollen und Motivationen achten - ein Punkt übrigens den ich an den Antworten toll fand: Die Rollen können noch so gut zusammenpassen, wenn Ziele und Motivationen nicht einigermaßen zusammen passen wird es schwierig.

Das klassische "Ihr trefft euch in einer Kneipe, da kommt ein Typ herein, und egal ob ihr in mögt und traut oder nicht, Ihr wisst ja, das ist der Auftraggeber" ist wohl noch immer vor, dem Vernehmen nach sogar in gekauften Abenteuern  :D
Mindestens genauso oft beobachte ich hier und anderswo jedoch den Versuch Übergänge zwischen den Abenteuern zu schaffen, Abenteuer miteinander zu verbinden.
Das macht natürlich auch das "Casting" einfacher - auch wenn mal einzelne Charaktere ausscheiden und sich dann die Frage stellt: "Du, wir haben unseren Wildnisführer und Medikus in Personalunion verloren, machst halt einen Charakter der das irgendwie ausgleicht!"

Meine Antwort auf dieses Dilemma war oft der Umkehrschluß: Das Abenteuer / die Kampagne / der Spielstil passt sich an die Gruppe an. Das bedeutet nicht unbedingt dass weggefallene Fertigkeiten als nicht mehr bedeutsam für das Abenteuer gewertet werden, im Gegenteil. Ein sonst eventuell kurz gehaltener Teil wird umgestaltet, durch einen NSC (der aber nicht die gleiche Qualifikation wie der weggefallene Charakter hat), oder durch das Erarbeiten von Alternativen, oder der schmerzlichen Einsicht dass die Gruppe mit Heiler schneller wieder auf den Beinen gewesen wäre.

Mr.Renfield

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Re: Das Casting - oder die Charakterzusammenstellung für eine Gruppe
« Antwort #25 am: 20 Jul 2017, 18:44:46 »

Shadowrun:[..]
Kampagnenspiel wird so nicht ohne weiteres funktionieren, da würde ich persönlich mehr auf Rollen und Motivationen achten - ein Punkt übrigens den ich an den Antworten toll fand: Die Rollen können noch so gut zusammenpassen, wenn Ziele und Motivationen nicht einigermaßen zusammen passen wird es schwierig.

wobei sich gerade bei sr als kampagne ja auch die frage stellt:

ist damit gemeint, daß in "multipler one-shot-manier" ein run nach dem anderm gespielt wird, nur daß die chars halt nicht als diverse einzelpersonen sondern als "komplettes erfahrenes team" in den darkgelbenseiten firmieren,

oder als von der gruppe/einzelnen charakteren ausgehender eigener agenda in der 6ten welt.

letzteres hatten wir mal als minikampagne wenn auch mit deutlich "schwächeren" chars (weiß auch nichtmehr ob wir mit per hausregel vereinfachten sr-regeln oder einem komplett anderen regelwerk spielten): wir waren alle bewohner eines dauerbesetzten hauses und die meisten von uns konnten halt ein paar runnertypische dinge auf niedrigem level.

kampagnenziel war die erhaltung des hauses.
der teil der am ehesten noch einem "run" ähnelte, war als wir sowohl physisch als auch matrixseitig in das bezirksrathaus einbrachen um das ergebnis eines volksabstimmung zu fälschen. resultat: nicht unser sondern ein anderer häuserblock mußte der neuen s-bahnlinie weichen.
« Letzte Änderung: 20 Jul 2017, 18:46:53 von Mr.Renfield »
Nicht ich ignoriere Plots.
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Xandila

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Re: Das Casting - oder die Charakterzusammenstellung für eine Gruppe
« Antwort #26 am: 20 Jul 2017, 22:25:19 »
Beides kann damit gemeint sein.
Eine Reihe von Aufträgen, die irgendwie zusammenhängt. Ein festes Team, was lose Aufträge annimmt. Oder auch eine Kampagne mit extra dafür erstellten Chars, die als normale Runner nie unterwegs wären (hatten da mal eine, wo wir ein Knight Errant-Team waren)


Angeheuert werden in einer Kneipe muß übrigens auch nicht schlimm sein, wenn es plausible Gründe gibt, wieso die Chars genau dort sind, ausgerechnet zusammen ausgeguckt werden und dann tatsächlich auch darauf einsteigen. Daher finde ich einen Start dort nicht per se schlecht und finde es auch nicht schlimm, wenn manche Abenteuer so starten. Ist halt immer eine Frage, was man daraus macht.
Die etwas überzogenen Fragen zu einem unlogischen in der Kneipe angeheuert werden bezogen sich darauf, daß es in Fantasywelten eben genauso unlogisch und schlecht sein kann von der innerweltlichen Logik, warum die Truppe dort zusammen losgeschickt wird, wie es bei SR passieren kann.

Irgendwie muß man halt die Gruppe zusammenbringen, und die Autoren können ja schlecht eine individuelle gut zur Gruppe passende Zusammenführung schreiben, ohne die Chars zu kennen, sondern brauchen einen allgemein passenden Startpunkt. Gruppenzusammenführung kann man ja auch vor dem Anheuergespräch machen.

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Re: Das Casting - oder die Charakterzusammenstellung für eine Gruppe
« Antwort #27 am: 21 Jul 2017, 00:23:35 »
Meine Erfahrungen:

Waldläufer aus dem Dämmerwald -> Karawanenabenteuer

Er sollte eine Nachricht am Kaiserhof abgeben und holte die Karawane genau in dem Moment ein, als sie von einer Räuberbande überfallen wurde. Er konnte sofort seinen Wert beweisen, als er aus den Schatten heraus die Räuber mit seinen Bogen abschoss.

Freibeuterin von den Seealben -> Intrigenabenteuer

Sie wurde ursprünglich angeheuert, um bei einen Diebstahl mitzumachen. Allerdings wurde sie dann mehr oder weniger freiwillig in die Pläne der Obrigkeit eingespannt und darf nun Nanny spielen.


Der Trick ist es, als SL irgendwie zu entdecken, wieso diese Charaktere mit dabei ist. Geschichten haben ihren eigenen Willen.
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Re: Das Casting - oder die Charakterzusammenstellung für eine Gruppe
« Antwort #28 am: 21 Jul 2017, 00:30:59 »
@Renfield: Das klingt nach einer wirklich coolen Kampagne! :)

Du spielst den Priester und das geistige Oberhaupt der Gruppe?
-- Ja aber eben nicht das weltliche Oberhaupt, nicht den Feldwebel etc.
-- Sei froh, dass sich die Mit-SC an ein paar deiner Regeln halten, übertreib es nicht
"Oh, Herr Baronssohn, in weltlichen Dingen will ich an Eurer Autorität nicht rütteln. Und grämt euch nicht Eurer kleinen Verfehlungen, ich bin ja der Priester, nicht Ihr."
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Re: Das Casting - oder die Charakterzusammenstellung für eine Gruppe
« Antwort #29 am: 21 Jul 2017, 08:07:08 »
@Renfield: Das klingt nach einer wirklich coolen Kampagne! :)

Du spielst den Priester und das geistige Oberhaupt der Gruppe?
-- Ja aber eben nicht das weltliche Oberhaupt, nicht den Feldwebel etc.
-- Sei froh, dass sich die Mit-SC an ein paar deiner Regeln halten, übertreib es nicht
"Oh, Herr Baronssohn, in weltlichen Dingen will ich an Eurer Autorität nicht rütteln. Und grämt euch nicht Eurer kleinen Verfehlungen, ich bin ja der Priester, nicht Ihr."
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So sollte es aber sein. Muss ja nicht nach der Rollenspiel-Bibel en perfection gespielt werden.
Aber im Ansatz funktioniert es ganz gut. Frei nach der Kindergarten-Losung "Jeder darf mal der Bestimmer sein!".
Das funktioniert sogar mit wildfremden Personen auf Cons manchmal: Der Witz ist, eine Stelle zu finden, wo man seinen eigenen SC unter den Ratschluss oder die Führung des anderen SC stellt.
Oft ist der Mitspieler überrascht, angenehm überrascht....
... und siehe da, in der nächsten Szene macht er es genauso. Er weiß ja, dass ich ihm auch zuspiele.
Im Grunde "Erst geben, dann nehmen. Und so einen kooperativ-wechselndhierarchischen Stil vorschlagen"
Wenn ich gleich anfange: "Wir gehen links, ich bestimme, denn ich bin adlig!" funktioniert das wesentlich seltener!"
Wenn ich aber anfange: "Ich bin von meiner Meinung überzeugt. Aber ihr seid unser geistiges Oberhaupt/militärischer Führer/Stadtkundiger, deshalb mag ich euch nicht weiter widersprechen!" wirkt das schon anders.

Kann auch so funktionieren: Berserker an Zauberin "Der guckt dich scheel an, soll ich ihn für dich verprügeln?" führt oft dazu, dass im nächsten Kampf die Zauberin sich an den Berserker hält.
Quendan zu TrollsTime: "Du musst nicht alle überzeugen!"