Der Verlust des Charakters kann aus einer Menge Situationen heraus erfolgen. Der Kampf ist da nur immer der offensichtlichste Kandidat. Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich habe die Ansicht, dass einige Runden den Charakterverlust nur als Folge eines Kampfes (oder natürlich freiwillig) so richtig im Kopf haben und dadurch alles andere ziemlich ungefährlich wird. Ist natürlich verständlich, wenn man nen heroisches Setting im Kopf hat. Da bedeuten ständig gepatzte Proben bei der Schifffahrt nicht, dass einem die Vorräte ausgehen und die Crew verdurstet, sondern halt irgendwas spektakuläres. Wenns dann doch in Richtung Charakterverlust gehen soll, dann greift nen Riesenkraken das Schiff an und frisst alle in einem heroischen Kampf.
Dahrling hat ansonsten auch schon die einen oder anderen Dinge genannt, die einem nen Charakterverlust einheimsen können. Und da gibt es abseits des Kampfes halt schon ne ganze Menge (wobei in einigen Fällen der eine oder andere Charakter vielleicht noch den "Eher sterbe ich in einem angezettelten Kampf, als dass ich das zulassen würde"-Weg gehen würde).
Nur durch nen Kampf oder ne böse Falle, die mir Schaden macht, zu sterben, scheint mir noch sehr vom Dungeoncrawling zu stammen. Denn da waren das halt die einzigen Möglichkeiten für den Charakterverlust. Außerhalb des Dungeons war man nur, um Gold auszugeben, um besser für den nächsten Dungeon vorbereitet zu sein.
Grundsätzlich denke ich, dass spezialisierte Charaktere schon sinnvoll sind, wenn es zum Charakter passt. Man sollte sich aber auch immer die Frage stellen: Macht es Sinn, dass mein Charakter
keine Ahnung von gewissen anderen Sachen hat?
Redekunst 0: "Lügen? Was ist das?", "Beim Händler bezahle ich eigentlich immer nen gutes Stück zu viel" oder "Ich habe noch nie versucht Leute von meiner Ansicht zu überzeugen"
Empathie 0: "Mich interessiert gar nicht, ob mich andere Leute belügen", "Ich interessiere mich nicht für die Gefühle Anderer und habe noch nie versucht, jemanden zu beruhigen"
Athletik 0: "Puh, also ich gehe eigentlich immer nur.", "Schwer heben tu' ich nie!"
Wahrnehmung 0: "Es passieren Dinge um mich herum?"
Spezialisierungen mutieren gerne in solche Richtungen, dass nur noch die Spezialisierung im Kopf bleibt. "Ich bin Kämpfer. Also lerne ich Waffenskills, Zähigkeit und etwas Athletik... Vielleicht noch Tierführung, damit ich später vom Pferd aus kämpfen kann."
Und wenn dann am Ende beispielsweise nur der Sozialcharakter Redekunst und/oder Diplomatie kann, ist aber das Geschrei groß, wenn man plötzlich beim Einkaufen mehr bezahlen muss. Dann wird einfach danach der Sozialcharakter vorgeschickt. Und zwar meist auf Basis von OOC Wissen. Denn der Char selbst dürfte ja nicht mal realisieren, dass er gerade vom Händler abgezockt wurde. Woher auch? Für ihn ist das mit Redekunst 0 sein Leben lang ja schon so (wenn er überhaupt kommuniziert hat
!). Und warum sollte das nun auf einmal nen großes Problem sein, wenns das vorher das ganze Leben lang auch nicht war?
Gegen so Lücken spricht jetzt aber prinzipiell erst mal gar nichts! Aber nur unter der Bedingung, dass man mit dieser Einschränkung zufrieden ist und sich sagt, dass der Charakter tatsächlich exakt so sein soll und so ist! Ergo: Seine eigenen Schwächen akzeptieren.
Bei der Charaktererstellung wird dann oft doch lieber optimiert. Und die Sachen, in denen ich jetzt 0 Punkte habe? Ach, das Aufgabengebiet stecke ich dann einfach immer wem anders zu!
Das Phänomen gibts in so ca. allen P&Ps, die ich bisher so gespielt habe. Der eine Punkt im Spezialgebiet oder nem wenigstens näher Verwandten Gebiet ist dann doch wichtiger, als den Charakter doch rund zu gestalten.
Die Pakete bei der Charaktererstellung machen da in meinen Augen schon halbwegs runde Charaktere für die Charaktererstellung.
Das Problem ist, dass man bei Splittermond nicht eher das Bewusstsein verliert, bevor man tödlich verletzt wird. Sofern der Gegner also keinen Wert darauf legt, dich am Leben zu erhalten, wirst du in der Regel während deiner Bewusstlosigkeit verbluten.
Und dazu kommen dann noch im Fantasyspiel dazu, dass viele Gegner Monster sind, die auch häufig aus Hunger heraus angreifen und töten. Manche Wesen, wie zum Beispiel die Kreaturen der Finsternis, zeichnen sich sogar durch ihre absolute Mordlust aus.
Neben der von Dahrling angegebenen Möglichkeit auch mal aufzugeben gibt es noch den Betäubungsschaden. Gibt ja auch das nette freie Manöver "Betäubungsschlag". Aber klar, es gibt nen paar Situationen, da gehts um Leben und Tod.
Bei deinem Beispiel fällt mir zum Beispiel Parker aus der Serie Leverage ein (ist sie vielleicht sogar das Vorbild?): Sie ist die meiste Zeit sozial eher "untauglich", doch deswegen setzt sich auch mit der Sozialexpertin der Gruppe, Sophia, zusammen. Sie überwindet ihre Einschränkungen niemals vollkommen, doch sie wird durchaus von ihren Erlebnissen beeinflusst und findet zum Beispiel eine echte Freundin außerhalb ihres "Berufsfeldes" und findet auch eine Beziehung.
Klingt danach, als ob Parker ein paar Erfahrungspunkte in ihre Sozialskills gehauen hat und mit den Skills auf 0 irgendwie unzufrieden war
Was deine Beispiele angeht finde ich das ja auch ganz passend, wenn sich dann um diese Schwachstellen gekümmert wird und diese als solche akzeptiert und entsprechend bespielt werden. Ich finde es nur dann kritisch, wenn man nicht mit der Schwachstelle konfrontiert werden will und dann halt einfach immer den nächstbesten Charakter vorschieben will, der das dann alles regeln soll. Im Kampf funktioniert das ja auch nicht einfach so.
@Xandila
Die von dir beschriebenen Punkte sind genau die Arten von Szenen, wo es richtig interessant wird. Blöd wirds dann nur, wenn der Charakter eigentlich findet, dass sein Charakter trotz seiner Stufe 0 Fertigkeit, eigentlich vom Konzept her jetzt gar nicht so doof dastehen sollte, wie er das nun tut.