Autor Thema: Queere Vorlagen für Oatu den Sklaven  (Gelesen 4294 mal)

TrollsTime

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Queere Vorlagen für Oatu den Sklaven
« am: 06 Jul 2017, 08:21:51 »
bei unserem schönen Forenspiel ergab sich ein kurzer Disput.
Kernpunkt war ein hübscher Sklave, den ich grob an Bruce Darnell, dem Shopping-Queen-König und diversen anderen als "affektiert", "weibisch" oderoderoder realweltlichen NSCs angelehnt hatte.
Daraus ergab sich am Rande die Diskussion "schwul", "nicht schwul" und darüber am Rande die Diskussion "Ist schwul als Charaktereigenschaft im nichtsexuellen Sinne ein Schimpfwort oder nur eine Charakterbeschreibung?"
(Ich sehe es als Schimpfwort an)
Ergänzung: Der Charakter ist auch extrem stark an den Perserkönig Xerxes aus 300 angelehnt, nur nicht so bösartig und riesig.
Der Charakter hat SM-Klischees. Gleichzeitig habe ich bewusst versucht, das eigentliche Thema Sexualität auszusparen, da ich nicht den 100. Don Juan spielen wollte und n Sexsklave mir nicht liegt.

Spiel mit dem Feuer? Vielleicht.
Spiel mit dem "guten Geschmack"? Sicherlich.
Eine Provokation? Nein, eher eine spielerische Herausforderung.

Dass die genannten realweltlichen Vorlagen homosexuell sind, ist im Grunde eine gesellschaftliche Posse:
Hätte ich die Vorlagen doch auch genommen, wenn sie auf Frauen gepolt wären. Nur gehen viele Heterosexuelle unentspannter mit ihrer eigenen "Affektiertheit" um....längst nicht alle, nur werden die anderen schnell in die Schublade "schwul" geworfen...
Schwieriges Thema.

Versteht diesen Post als Disclaimer: Um Sexualität an sich ging es mir bei dem Charakter nur am Rande. Das schwebt irgendwo im Hintergrund mit, liegt aber nicht im Vordergrund.

Oatu ist
-- Perserkönig
-- aber so nett wie Bruce Darnell
-- mit einem Stilbewusstsein und -Sendungsbewusstsein wie Guido Maria Kretschmer
-- zu körperlichen pragmatischen Lösungen wie Conan, der Barbar neigend und oft ebenso nackt
-- unterwürfig wie ein Lakai aus Downton Abbey
-- Hilfsbereit wie dieser Hobbitmitläufer
-- sich hinundwieder in den Vordergrund drängend wie ein beliebiger C-Star aus "Holt mich hier raus, ich brauche das Geld"
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Thaxx

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Re: Queere Vorlagen für Oatu den Sklaven
« Antwort #1 am: 06 Jul 2017, 14:22:18 »
Super Char-Konzept, ich liebe so exotische Charaktere. Wird viel zu selten gespielt sowas.

Aber ich verstehe nicht genau ob hinter deinem Post eine Frage steckt oder ob Du das Konzept nur schildern wolltest?!
Also: Gehen ein Hirsch, ein Pfau und ein Kranich in eine Taverne...

TrollsTime

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Re: Queere Vorlagen für Oatu den Sklaven
« Antwort #2 am: 06 Jul 2017, 20:04:54 »
Es gab da etwas Verstimmungen in einem anderen Thread. Das Thema wollte ich auslagern, falls sich noch Diskussionen ergebe. Leider sind die anderen beiden, die interessiert waren, überKreuz  und ich bin zu müde zum vermitteln.

Komme gerade von einem Betriebsausflug

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Wandler

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Re: Queere Vorlagen für Oatu den Sklaven
« Antwort #3 am: 06 Jul 2017, 20:34:48 »
Klischees erlauben es bestimmte Charaktermerkmale zu erfassen, sich ein Bild zu machen - mit all den positiven und negativen Auswirkungen.
Rollenspiel sucht Herausforderungen und interessante Charakterkonzepte, und Spieler die mit "anders" umgehen können, auch wenn "anders" sie an Dinge erinnert die im eigenen Leben vielleicht starke emotionelle Reaktionen auslösen würden.
Das rechtfertigt nicht bedingungslos jegliches Charakterkonzept: Auch Spieler und Spielleiter haben Grenzen.
Doch ein Ziel im Rollenspiel sollte sein sehr klar zwischen Charakter und Spieler zu trennen, zwischen "ingame" und "outgame".
Der "Spielervertrag" sieht ja vor dass alle Spass haben - wenn das aus irgend einem Grund nicht klappt sollte man den Schritt zurück machen und als Spieler reden.
Der "Spielervertrag" sieht auch vor dass man sich unter Spielern mit Respekt begegnet - auch wenn sich Charakter hassen mögen.
Nur ein paar Gedanken ...

Wandler

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Re: Queere Vorlagen für Oatu den Sklaven
« Antwort #4 am: 06 Jul 2017, 20:36:01 »
Oh und - interessanter Charakter der sicherlich dichter an manch historische Vorlage herankommt als ein Charakter der sich Helden aus Hollywood als Vorbilder sucht.

Jeong Jeong

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Re: Queere Vorlagen für Oatu den Sklaven
« Antwort #5 am: 06 Jul 2017, 20:53:32 »
Wie man so einen Charakter findet, ist denke ich auch immer eine Frage der Intention. Ist es wie in manchen älteren Sitcoms, das man sich über Leute wie einige der genannten Vorbilder des Charakters lustig machen will, finde ich das nicht in Ordnung. Will man damit hingegen einen komplexen und vielschichtigen Charakter spielen, finde ich das spannend und interessant.

Mit dem Barbesitzer Pree gibt es in der (sehr empfehlenswerten :) ) Science-Fiction-Serie Killjoys beispielsweise einen Charakter, der deinem glaube ich sehr ähnlich ist, TT, und der ziemlich cool rüberkommt. Allerdings ist Pree überhaupt nicht unterwürfig, komplett identisch sind die Charaktere also nicht. :)

TrollsTime

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Re: Queere Vorlagen für Oatu den Sklaven
« Antwort #6 am: 10 Jul 2017, 07:58:11 »
Oatu kann ja beides. Unterwürfig bis zum Erbrechen, wo es notwendig ist und dickköpfig arrogant gegenüber anderen Dienern.
Außerdem passt er sich blitzschnell einer "langen Leine" an.
Das muss man als Sklave beherrschen.

Er macht mir jedenfalls viel Spaß, wenngleich er für mich auch herausfordernd ist.
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Albenkind

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Re: Queere Vorlagen für Oatu den Sklaven
« Antwort #7 am: 11 Jul 2017, 22:18:07 »
das ist schöne zu hören. Leider kann ich mit den ganannt auser mit dem Barbaren nicht anfangen die du dir als Vorbild genommen hast, freu mich aber das du so viel spaß an dem Charkonzept hat und ja Oatu ist sehr vielschicht und interessant
ich bin froh dem Char eine Bühne zu bitte und hoffe ich werden anforderungen an ihn gerecht als Spielleitung, und ja es ist sehr wichtig das alle spass haben und es nicht zu unstimmigkeiten kommt.

La Cipolla

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Re: Queere Vorlagen für Oatu den Sklaven
« Antwort #8 am: 12 Jul 2017, 07:16:02 »
Ich hatte bei solchen Versuchen tatsächlich öfter Probleme mit meinen Gruppen als mit dem Charakterkonzept, also dass bspw. der Charakter auf das gängige Klischee reduziert und (teilweise auch sehr aggressiv von der SL) in dieses hineingedrängt wurde. Da braucht man entweder eine Gruppe, die sehr ähnlich tickt, oder man muss sehr deutlich kommunizieren, was man nicht will.

Und, was man nicht unterschätzen sollte, die eigenen Klischees neigen auch gern mal dazu, sich in den Vordergrund zu drängen, gerade in der Spontanität des Rollenspiels. Da ist es dann wirklich eine Herausforderung.
« Letzte Änderung: 12 Jul 2017, 07:17:38 von La Cipolla »
Mein Kram:
Los Muertos ... Ein Rollenspiel mit Skeletten! :D

Wandler

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Re: Queere Vorlagen für Oatu den Sklaven
« Antwort #9 am: 12 Jul 2017, 18:25:28 »
Charakterkonzepte unterliegen ganz stark dem Kommunikationsmodell. Was der Spieler in seinem Kopfkino vor sich sieht kommt oft ganz anders bei den anderen Spielern und dem Spielleiter an. Das hängt an Klischees, der (notwendigerweise) eingeschränkten Kommunikation darüber wie man sich den Charakter vorstellt, und der Art wie der andere "zuhört".

Das bedeutet nicht im geringsten dass komplexe oder ungewöhnliche Charakter unspielbar wären, aber es bedarf mehr an Rückkopplung zwischen allen Beteiligten um nicht Schiffbruch zu erleiden.

Auch als Spielleiter gab es bei mir häufig "richtig tolle" Nichtspielercharaktere die irgendwie fast links liegen gelassen wurden, dafür interessierten sich Charaktere (und Spieler) für ganz andere Charakter. Kein Beinbruch, aber eben auch etwas was einfach passiert weil der Spielleiter den Nichtspielercharakter ja oft nicht in epischer Breite ausbreiten kann/will/soll.

TrollsTime

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Re: Queere Vorlagen für Oatu den Sklaven
« Antwort #10 am: 13 Jul 2017, 08:19:33 »
Auch wenn das etwas OffTopic ist:
Bei eigenen Abenteuern verwende ich mittlerweile immer einzwei ehemalige SCs als NSCs: War früher für mich ein No-Go, weil die SL schon bei eigenentwickelten NSCs zu selbstverliebt waren und die SCs oft zu exotisch oder unrund waren.
Aber wenn man sich dann auf die eigentlichen Kernkompetenzen des EX-SCs besinnt und den Rest etwas rausreduziert und die "achsotollen erlebten Abenteuer" auf "Schwank am Stammtisch" reduziert, klappt es ganz gut.
Der entscheidende Hauptvorteil ist, dass ich mir als SL diese NSCs viel detaillierter vorstellen kann, insbesondere wie sie fühlen und denken und dieses innere Bild dann auch besser nach außen transportieren kann.
Die entscheidene Hilfe gegen Selbstverliebtheit ist aber immer sich zu fragen "Brauche ich den überhaupt?" bzw "Welchen ikonischen Slot erfüllt deine Barbie in der Handlung?"

Bei SCs ist das anders. Aber auch da kann man sich fragen "Ist ja n geiler Charakterzug.... aber was bringt das jetzt?"
Oatus eitle affektierte Art hat zB folgendes zum Zweck:
1.) Eindeutig ein Diener
2.) Eindeutig aus dem dekadenten Süden
3.) Leibeigener aus dem Norden sagt: "Puh, Gottseidank bin ich kein Sklave aus dem Süden!". Sklave aus dem Süden sagt: "Puh, Gottseidank bin ich kein Leibeigener aus dem Norden!"

Und Spaß machen soll er ja auch. Da liegen mir eher extrovertierte Chars.
Hmja und bei einem Konzept, dass gang klare BG-Aspekte mit ganz klaren PG-Aspekten verbindet, braucht es mehr Kitt als bei nem Klassiker, sonst wirkt der Char nicht authentisch.
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