Ich habe das Beispiel der krabbelnden Käfer gewählt, weil ich auf den Aspekt der beweglichen (versus statischen) Illusion hinauswollte.
Aus irgendeinem Grund wird gemeinhin "Beweglichkeit" als eine Art von "höherem Attribut einer Illusion" angesehen und pauschal argumentiert, dass niedergradige Illusionen dazu nicht in der Lage seien, weil dies nur höhergradigen Illusionen vorbehalten sei.
Wenngleich ich den grundlegenden Gedanken dahinter nachvollziehen kann, vertrete ich nicht die Auffassung, dass die niedergradigen Illusionen ausschließlich statisch sein dürfen. Andererseits will ich damit auch nicht fordern, dass die niedersten Illusionen bereits komplexe Bewegungsabläufe abbilden können sollen. Meine bevorzugte Interpretation geht dahin, dass niedere Illusionen in einem geringfügigen Grad Bewegungen darstellen können, gerade soviel, dass sie dadurch glaubwürdig bleiben. Beispiele: Die Troddeln an einer illusionären Rüstung bewegen sich mit, wenn der Träger sich bewegt, anstatt wie einbetoniert an der Rüstung zu hängen; oder die Sanduhr mit dem rieselnden Sand (wobei man hier bei genauer Betrachtung feststellen wird, dass der Sand zwar rieselt, aber weder die obere Kammer an Inhalt verliert noch die untere Kammer sich füllt). Es sind Bewegungsabläufe, aber sie sind natürlich nicht perfekt. Sie untermauern lediglich die Täuschung und sind daher selber nur eine Täuschung. Sie verhalten sich nicht physikalisch präzise. Genaue, aufmerksame Beobachtung wird über kurz oder lang immer dazu führen, dass durch genau diese kleinen Unstimmigkeiten Zweifel an der Illusion aufkommen. Wenn dem versierten Illusionisten daran gelegen ist, keine solchen Auffälligkeiten zu integrieren, dann muss er natürlich bei der Wahl seiner Illusion sehr sorgfältig sein und idealerweise ein Objekt wählen, das sich möglichst nicht bewegt, vermutlich von niemandem bewegt wird, sich möglichst glaubwürdig in die augenblickliche Situation/Umgebung einfügt, nicht über Gebühr Aufmerksamkeit auf sich zieht usw.
Gruß,
Cerren