Da der Thread über "Diskussion über Diskussionen zu Regeln und Setzungen im Spiel" inzwischen völlig zerfasert ist, wollte ich einen Diskussionspunkt, der irgendwo zwischen Seite 8 und 35 verloren gegangen ist, noch einmal getrennt aufgreifen. Für diejenigen, die sich jetzt nicht durch dutzende Seiten Metadiskussion lesen wollen, seien hier noch einmal kurz die Dinge aus diesem Thread zusammengefasst, auf die ich Bezug nehme. In der besagten Metadiskussion kam irgendwann die Frage auf, ob Begriffe wie "Tank", "Damage Dealer" oder "Aggro ziehen" feststehende Fachbegriffe sind, und ob sie hier im Forum verwendet werden sollen. Den zweiten Punkt möchte ich hier ausdrücklich nicht diskutieren, das kann im Nachbarthread geschehen. Hier geht es mir darum, wie denn die "Fachsprache" eines Rollenspiels sich zusammensetzt.
Einige Diskussionsteilnehmer lehnen die genannten Begriffe schon deshalb an, weil sie Englisch sind, und deshalb ihrer Meinung nach nichts in einem deutschen Rollenspiel verloren haben. Das kann ich insoweit nachvollziehen, als ich Denglisch am Spieltisch durchaus für stimmungsstörend halte, aber in einer Diskussion über Splittermond sehe ich diesen Punkt weniger. Es soll hier also nicht um die Frage "Deutsche oder Englische Fachbegriffe?" gehen.
Die Frage, die mich interessiert ist die Folgende: Wie austauschbar (oder, positiv gesagt, wie universell) sind Rollenspielbegriffe zwischen verschiedenen Systemen? Wie prägen Rollenspielautoren ein System durch die Verwendung von Begriffen? Ich möchte dazu zwei Beispiele geben. In DSA haben sich für den Spielleiter und die Spielercharaktere die Begriffe "Meister" und "Helden" eingebürgert. Diese Begriffe wurden von den Machern bewusst forciert, und konsequent in allen Publikationen so verwendet. Nun ist es offensichtlich, dass diese Begriffe keineswegs neutral sind, sondern eine gewisse Erwartungshaltung an den Spielleiter bzw. die Spielercharaktere zum Ausdruck bringen. Meiner Meinung nach haben diese Erwartungshaltungen das Spielgefühl von DSA über die Jahre nachhaltig geprägt, und sind ein gutes Beispiel dafür, wie Rollenspielautoren durch Sprache Einfluss nehmen auf das Spielverhalten. Anderes Beispiel: Wenn ein cinemastischeres System offiziell von "Mooks" spricht, dann trägt das nicht eben dazu bei, dass diese Nichtspielercharaktere von den Spielern besonders ernst genommen werden. Tiefere Interaktionen sind hier offensichtlich nicht vorgesehen. Auf diese Weise wird Sprache offensichtlich von Seiten der Autoren dazu genutzt, zu verdeutlichen, welchen Spielstil ein System unterstützt. Die eingangs genannten Begriffe "Tank", "Damage Dealer" oder "Aggro ziehen" fallen für mich in eine ähnliche Kategorie.
Meine Frage daher: Braucht ein Rollenspiel wie Splittermond eine eigene, unverwechselbare Sprache, oder ist es besser, möglichst universelle Begriffe zu verwenden? Legt ihr Wert darauf, dass Autoren einheitliche Begriffe verwenden? Was ist derzeit "typische" Splittermondsprache? Und ist eine solche überhaupt erstrebenswert?