Autor Thema: "Böse" Charaktere - Eure Meinung  (Gelesen 11772 mal)

Neruul

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"Böse" Charaktere - Eure Meinung
« am: 15 Jun 2013, 15:10:07 »
Da im Thread "Kampfsystem und Fragen zu diesem" dieser Faden mit oben stehendem Titel plötzlich fast aus dem nichts entwickelte, möchte ich hier die Diskussion (in einem passenden Forum und mit passendem Titel) weiterführen:

Ich selbst habe in meiner Rollenspielzeit viele verschiedene Charaktere gespielt. Von der ehrenhaften Kämpferin, die  mit ihrer Axt gegen das Böse auszieht, um den Schwachen zu helfen, über die undurchsichtige Adlige, die neben den Wünschen ihrer Auftraggeber ihre eigenen nicht immer ehrenhaften Ziele verfolgt bis hin zur Ninja-Kämpferin, die ihre Ziele / Gegner stumm aus dem Hinterhalt tötet und auch vor dem Einsatz von Gift nicht zurückschreckt.

Manche Spieler, auch hier im Splittermond-Forum, scheinen bösen Charakteren abgeneigt zu sein. Man hat kein interesse, "Hirnlose Abschlachter" oder "Fantasy-Hooligans" zu spielen, man möchte einfach "HELDEN" spielen. (Auch ich habe kein Interesse an solche eindimensionalen Charaktere zu spielen, für mich sollten ihre Taten irgendwie motiviert sein. (Zum Beispiel einem Bösen Magier / Fürsten zu dienen, Rache gegen Diener eines guten Gottes / Gesetzeshüter)

Für mich gehören zu den Helden beide Seiten: Sowohl "Dunkle" Nekromanten und Schattenpriester als auch strahlende Paladine, ich reduziere keine der Seiten nur auf "NSC-Pool" oder "EP-Lieferanten."

Wie steht Ihr zu "Bösen" SC? Habt ihr sie selbst mal gespielt, habt ihr Kampagnen mit ihnen  gespielt oder sie geleitet?

Grüße

Neruul
« Letzte Änderung: 15 Jun 2013, 17:01:11 von Neruul »

Awatron

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Re: "Böse" Charaktere - Eure Meinung
« Antwort #1 am: 15 Jun 2013, 15:16:17 »
Hat weder mich noch irgendjemanden aus meinen Gruppen interessiert. Was spricht denn gegen einen Ninja, der seine feinde heimtückisch tötet, solange es einer höheren Sache dient? Nicht alle, die keine abartigen Bastarde spielen, sind strunzdoofe Strahlemänner. lawful good =/= lawful stupid oder lawful nice.
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widuj

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Re: "Böse" Charaktere - Eure Meinung
« Antwort #2 am: 15 Jun 2013, 15:21:26 »
Was ist schon böse?

Ich glaube was die Leute an bösen Charakteren am ehesten abstößt ist die Tatsache, dass sie im Normalfall einfach dämlich gespielt werden.

Also, böse Charaktere sind meiner Meinung nach einfach nur deutlich paranoider, da ihre Pläne mit den Plänen der breiten Masse kollidieren.

Aber, was ist schon böse?
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Awatron

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Re: "Böse" Charaktere - Eure Meinung
« Antwort #3 am: 15 Jun 2013, 15:22:31 »
"Gut, wir haben das Waisenhaus angezündet und vorher die Tür verramelt. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Waisen da was ausgeheckt haben!"
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derPyromane

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Re: "Böse" Charaktere - Eure Meinung
« Antwort #4 am: 15 Jun 2013, 15:28:35 »
"Gut, wir haben das Waisenhaus angezündet und vorher die Tür verramelt. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Waisen da was ausgeheckt haben!"

Das waren Ork-Waisen. Die sind auf jeden Fall böse...
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BattleaxeMan

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Re: "Böse" Charaktere - Eure Meinung
« Antwort #5 am: 15 Jun 2013, 15:32:07 »
Mh. Meine "bösen" waren zumeist Magier, also Leute die ihren Intellekt nutzen um für sich Vorteile herauszuarbeiten und sich dann halt auch mal auf die Seite der NSCs schlägt, wenn Macht winkt.
Die Mitspieler sind davon öfters auch nicht so erfreut, wenn deswegen, ihre Charaktere sterben, aber so ist es halt mit den Bösen.

Mein Rechtschaffen Böser oder nahe drankommender Ork Leibwächter, bringt dagegen auch nur Leute um, wenn er es befohlen bekommt, aber dann auch ohne Umschweife, Leute foltern, Verprügeln etc. gehört alles dazu. Halt die Liebenswerte Exekutive.

In Vampire-> Sabbath haben wir auch mal ne Runde gemacht, aber wir haben vorher abgesprochen, was geht und was nicht geht zum Beispiel Ausgespielte Vergewaltigungen etc. . So etwas ist ja auch "böse" etc. aber die Spieler haben da ja auch noch einmal selber Moralische Grenzen.
Ich muss auch sagen, dass ich ein mal einen "guten" Zwergenkrieger gespielt habe und es halt persönlich sehr schwer fande nicht Kombattanten wie wehrlose Frauen und Kinder umzubringen, nachdem schon alle anderen Goblins getötet worden sind. Aber ich denke da hat jeder seine eigenen Grenzen.

Wenn man will soll man Böse spielen können, aber ich finde gut, dass alle Abenteuer etc. prinzipiell für Gute ausgelegt sind
.
Die meisten "Guten" sind nämlich eh schon Grau und Fanatiker..

derPyromane

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Re: "Böse" Charaktere - Eure Meinung
« Antwort #6 am: 15 Jun 2013, 15:36:52 »
Ich persönlich finde dass eine gute sowie eine böse Gruppe einen echt schönen Abend bereiten können. Die Probleme sehe ich eher bei einer Durchmischung bei authentischen Charakteren.

Das was ich eher doof finde als "böse" ist ein chaotisches Muster. Oder viel mehr ein nicht-Muster. Das ist für den Leiter teil sehr aufwendig um in Abenteuer-Spur zu bleiben. Wenn ich davon ausgehen kann, dass Chars zumindest im groben, gleiche Ziele verfolgen, dann kann sich auch in bestimmte Richtungen leiten und letztendlich ein Abenteuer aufbauen. Habe ich eine Gruppe halb-lusitge Clowns, die jede Option für Dummfug nutzen und jedes Gespräch mit "Ok, stechen wir ihn ab." beenden, kann ich kaum was planen. Woher soll ich als Leiter wissen Welchen Inputs sie als Chars folgen? Was machen, wenn sie auf keinerlei Wertvorstellungen Rücksicht nehmen? Woher soll der Char neben dem Char wissen, das er Nachts nicht ausgeweidet wird?

Böse ja. Von mir aus. Aber dafür müssen klare Wertvorstellungen der Helden bekannt sein. Chaotisch. Nein. Zumindest habe ich noch nie in so einer Runde gespielt oder geleitet, in der das am Ende noch Sinn hatte.
« Letzte Änderung: 15 Jun 2013, 15:39:35 von derPyromane »
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Awatron

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Re: "Böse" Charaktere - Eure Meinung
« Antwort #7 am: 15 Jun 2013, 15:40:02 »
Zitat
Mh. Meine "bösen" waren zumeist Magier, also Leute die ihren Intellekt nutzen um für sich Vorteile herauszuarbeiten und sich dann halt auch mal auf die Seite der NSCs schlägt, wenn Macht winkt.
Die Mitspieler sind davon öfters auch nicht so erfreut, wenn deswegen, ihre Charaktere sterben, aber so ist es halt mit den Bösen.

Also Böse gegen die Welt und Arsch gegenüber seinen Mitspielern sind schon zwei verschiedene Stufen. Das führt nur zu Problemen am Spieltisch. So etwas sollte vorher deutlich abgesprochen werden.
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Zornhau

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Re: "Böse" Charaktere - Eure Meinung
« Antwort #8 am: 15 Jun 2013, 15:46:52 »
Ich zitiere einfach mal aus dem leider den Bach runtergegangenen anderen Thread:


Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum man denn überhaupt "böse" Charaktere spielen können MÖCHTE!

Räuber, Vergewaltiger, Brandschatzer, Mörder, und was noch sonst so alles BÖSE Charaktere darstellen, kann man natürlich in letztlich so gut wie JEDEM Rollenspiel spielen.

Niemand hindert z.B. im Schnellstarter-Abenteuer die SC daran die Bauersfamilie im Schlaf zu ermorden und sich danach sexuell an den Leichen zu vergehen. - Wie sollte auch ein Rollenspielentwickler die Spieler an so etwas "hindern" können?

Es ist also der WUNSCH und die ENTSCHEIDUNG der jeweiligen SPIELER selbst, ob sie böse Charaktere spielen wollen bzw. weder gut noch böse "voreingestellte" Charaktere einfach als amoralische Massenmörder und Verbrecher spielen wollen.

MIR macht so etwas aber weder als Spieler noch als Spielleiter Spaß.

Ich mag es HELDEN zu spielen, die mehr bewegen können, als ich in der realen Welt, die moralisch sattelfester sind, als ich in der realen Welt, die einfach meinen Idealvorstellungen eines sympathischen, für andere mit seinem Leben eintretenden HELDEN entsprechen.

Und ich mag es als NSCs stimmige Charaktere zu spielen, bei denen man merkt, daß sie in der Spielwelt LEBEN. Ich mag es NICHT, den "bösen SCs" einfach nur "Zielscheiben" oder schlimmer noch OPFER zu präsentieren, an denen sie dann ihre "Bosheit" ausleben können, sich vergehen, sie beschämen, schänden und schinden können. - Das finde ich einfach nur SCHEISSE.

Und Spieler, die unbedingt solche "bösen Charaktere" spielen wollen, die mag ich nicht einmal bei mir am heimischen Spieltisch haben. Wer solche "Gelüste" verspürt, ist bei mir an der falschen Adresse.

Und ich hoffe daher sehr, daß die SCs in Splittermond eben eher als HELDEN gedacht sind und nicht als marodierende, menschenverachtende Fantasy-Hooligans.

Böse Charaktere sind NSCs. Und die bekommen für ihre bösen Taten, was sie verdienen!


Und in Ergänzung und zur Klarstellung:
Ich rede hier von BÖSEN Charakteren, nicht von Leuten, die auf dem Markt einen Apfel stehlen oder die einen Gefangenen grob behandeln, sondern BÖSE Charaktere sind Leute, die den Apfel stehlen, nachdem sie die Obsthändlerin vergewaltigt, deren Kind erschlagen und den Obstkarren angezündet haben.

Niemand möchte gerne einen "Zwang" laute "übergute" Saubermänner zu spielen. Das ist eventuell bei DSA eine implizite Annahme an die Charaktere: Damit überhaupt ein SC auf die oft lahmen, nicht zugkräftigen Abenteueraufhänger anspringt, muß er schon DOOF und "übergut" sein. Ohne diese überzogene "Gutlichkeit" kann man nur seine Spieler bitten doch den Wegweisern "hier entlang zur Abenteuer-Eisenbahnfahrt" zu folgen.

Aber das GEGENTEIL solcher "Zwangsstörungen" in Rollenspielen heißt NICHT, daß man jetzt "böse Charaktere" spielen müßte! - Das Gegenteil ist einfach die Möglichkeit OHNE Eisenbahnfahrt ein FREIES Spiel zu spielen!

Abenteurer sind doch eh nicht zimperlich in der Wahl ihrer Mittel - aber das macht sie noch lange nicht zu Bösen. Sie sind sicher oft genug Gesetzesbrecher (und oft genug stehen ja gerade die Gesetze der klischeehaft notwendigen "Gerechtigkeit" im Wege).

Ich habe den Eindruck, daß der Wunsch böse Charaktere zu spielen aus zwei Quellen entsteht:
- Zum einen aus der oft feststellbaren "größeren Coolness" der Bösen. Die Bösen haben die tolle Ausrüstung mit den Totenköpfen, die langen schwarzen Ledermäntel und die gefährlicher aussehenden Waffen. Und als "Endgegner" sind sie auch oft deutlich kompetenter als ein SC allein. - Daher will man gerne auch mal der Böse sein, um cool zu wirken, Kompetenz auszustrahlen und so eben zwar vielleicht nicht gerade moralisch, aber doch von der gesamten "Leindwandpräsenz" her ein HELD = übermenschliche Figur zu sein.
- Zum anderen wird man in manchen Rollenspielen dauerhaft kleingehalten und genötigt die blödesten, ja LIEBLOSESTEN Abenteueraufhänger als eine Art "Reinemachedienst" für ein "Messy-Setting" anzunehmen. Das ist KEIN Heldentum, das ist die Putzkolonne! Und wenn einem das dauerhafte, zwangsweise Gut-und-strohdoof-Darstellen irgendwann einmal leid ist, dann kommt der Wunsch auf doch mal der Böse zu sein. Mal nicht jedem Hilferuf nach einem entlaufenen Karnickel oder einem durchgegangenen Ochsen nachzugehen, sondern EIGENE Ziele mit pragmatischen, rücksichtslosen Mitteln zu verfolgen, weil dies - anscheinend - der einzige Weg ist, einer gegenüber Veränderungen durch die Aktionen der Spieler "resistenten" Spielwelt einen eigenen Stempel aufzudrücken.

Beides sind Lösungen des falschen Problems mit den falschen Mitteln.

Heroische Fantasy heißt nicht, daß die HELDEN irgendwie "nur gut" und strohdämlich sein müssen. Das ist nur das DSA-Verständnis von "helden" (ja, KLEIN-geschrieben, weil diese derartig impotenten Jammerlappen nicht einmal das Wort Held wert sind).

Helden der Fantasy machen auch Fehler, unterlaufen irrigen Annahmen, enden TRAGISCH! - Aber sie sind es eben, die - im Guten wie im Schlechten - der Welt ihren Stempel aufdrücken!

Und das macht sie allein schon wirklich cool und bemerkenswert.

Ein Rollenspiel, das die Spieler in die Lage versetzt der Spielwelt wirklich markante Änderungen mittels ihrer Charaktere aufzuprägen, das macht die Spieler zu Darstellern von HELDEN. Und derartige HELDEN-Spieler brauchen nicht den Griff in die "Trickkiste" des bösen Charakters, um dauerhafte Höchstmotivation im Spiel zu empfinden!

So gesehen kann durchaus auch die Redaktion eines Rollenspiels durch allzu starkes Kleinhalten von Spielereinfluß auf die Spielwelt und durch Herunterspielen der BESONDERHEIT der Hauptfiguren, der Spielercharaktere, den Keim des Übels legen. - Das ist auch der Grund, warum hier im Forum viele der Ansicht sind - auch entgegen der Äußerungen der Redaktion - daß Splittermond doch ein HEROISCHES Rollenspiel sei. Immerhin sind die Splitterträger ja etwas Besonderes, sie stehen heraus aus der Gesellschaft, es gibt wenige von ihnen, sie sind eine Art übernatürlich begabter und damit auch übernatürlich "gesegneter" ELITE!

Wenn die Splitterpunkte-Regeln und die Splitterfähigkeiten dies unterstreichen, dann hat man auch kein Problem mit dem Bedürfnis mancher leidvolle Spieltraumatisierungen angesammelt Habender hier "böse Charaktere" spielen zu wollen. - Denn dann tritt dieses Bedürfnis überhaupt nicht auf!

widuj

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Re: "Böse" Charaktere - Eure Meinung
« Antwort #9 am: 15 Jun 2013, 16:58:21 »
@Zornhau: Ich glaube du hast eher ein Problem mit unnötiger, dummer, psychopatischer Gewalt, welche dann unter der Begründung, weil ich böse bin, läuft. Sowas find ich auch, ich nenne es mal, doof.

Ich glaube jeder muss da auch mal seine Grenzen selber ausloten, was für einen geht. Man sollte selber mal heraus finden was für einen eine Grenze ist, schauen was einen schockiert, wenn andere etwas tun, und sich auch mal darüber austauschen.

Ich finde es nur am schlimmsten, wenn nicht mal einzelne Handlungen ausgewertet werden und das muss nicht Ingame sein, redet verdammt nochmal miteinander, weil Spieler sind manchmal sehr schnell angepisst, wenn etwas mit ihrer "Fantasie" nicht ganz konform läuft.
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Zornhau

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Re: "Böse" Charaktere - Eure Meinung
« Antwort #10 am: 15 Jun 2013, 17:16:53 »
Ich finde es schon wichtig und hilfreich, wenn mir ein Rollenspiel klar sagt, welche Rolle die Charaktere in der Gesellschaft, in der Kultur, in der Spielwelt so spielen.

Wenn ich in Shadowrun den Bodensatz einer ultraneoliberalen Konzerngesellschaft spiele, dann ist meine Rolle klar umrissen - und durch dieses Umfeld auch die Methoden, derer ich mich bedienen könnte.

Wenn ich in Castle Falkenstein die edelsten, heroischsten Glanzlichter einer romantisch verklärten Elfen-Zwerge-Steampunk-Welt spiele, dann ist meine Rolle klar umrissen - und dadurch auch, was an Methoden akzeptabel für das Genre und das Setting sind, und was nicht.

In einer harten, brutalen Underdog-Fantasy-Welt wie bei Warhammer FRP, da sind normale Charaktere auch schon eher der Bodensatz, und aufgrund ihrer hohen Sterblichkeit und generellen Inkompetenz leichter mal dazu veranlaßt eher brutal, brachial vorzugehen und statt mit Gegnern lieber mit Opfern umzugehen.


Was sagt mir Splittermond dazu?

Ihr spielt minderkompetente Sozialaußenseiter, die ohne jegliche Skrupel zusehen, wie sie sich irgendwie durchschlagen. Sie suchen nicht direkt "böse Taten" zu vollbringen, aber wenn ein Informant nicht auspackt, dann schneidet man ihm ein Auge raus, wenn ein Bauer einem dumm kommt, dann verdrischt man ihn, daß er nie wieder Feldarbeit leisten kann, und wenn man ein gutbezahltes Angebot von einem "kinderopfernden Nekromanten" erhält, bei seinen Vorhaben mitzumachen, dann nimmt man das halt an, weil die Hauptsache ist, daß man irgendwie durchkommt. Moral ist für die Verlierer, die Toten - die OPFER! Die Spielercharaktere sind da anders.

Sagt mir Splittermond das?

Neruul

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Re: "Böse" Charaktere - Eure Meinung
« Antwort #11 am: 15 Jun 2013, 17:39:54 »
Es hat für mich nicht mit irgendeiner "Traumatisierung" zu tun, böse Chars spielen zu wollen.
Es hat auch nichts damit zu tun, dass man als "guter" SC ständig nur "Lauf- und Töte- Quests" gestellt bekommt, so etwas hängt immer vom Spielleiter ab (und bei uns gibt es nie irgendwelche "Kauf-Abenteuer", die stehen bei mir als SL als Ideensteinbrüche im Schrank.)

Allerdings muss ich zugeben, dass "böse" Charaktere stellenweise sehr viel stylischeres Equipment haben als "gute". Eine Magierin in einer wehenden schwarzen oder weinroten Robe mit Stehkragen? Dazu noch einen Stab mit schwarzer Obsidiankugel an der Spitze (oder ein Stier-/ Widderschädel wie Maeve aus "Mystic knights?")
Dagegen sieht das Pendant der "weißen" Magierin doch buchstäblich "blass" aus.

Und vielleicht können auch manche Chars auf den Ersten blick einen "Bösen Eindruck" machen, aber dennoch einen Funken Menschlichkeigt besitzen oder eine Gute Seite haben.

"A song of Ice and Fire" ist meiner Meinung nach ein Paradebeispiel dafür, dass sogar Charaktere, die auf den ersten Blick "Böse" sind, doch eher eine gute Seite haben (ging mir bei Daenerys so, zuerst habe ich sie (beim lesen der Klappentexte) nur als eine Art "kaltherzige Eroberin" gesehen) oder das Charaktere, die beim Ersteindruck "Gut" sind, doch eine sehr Dunkle Seite haben (Ging mir bei Melisandre so, da ich sie durch ihren Glauben an den "Herren des Lichts" als "gute" Priesterin eingestuft habe.)

Der Kommentar mit den Orkwaisen war im übrigen mehr als Geschmacklos.

Und einer der Vorredner hat auch wiederrum recht:
Man hat als "guter" Held keine Probleme, als Zwerg, Elf, Mensch oder Gnom eine Vielzahl von Hexen, Orks, "bösen" Priestern, Schmugglerbanden, Orks, Drachen, Dunkel-Elfen, Untoten und ähnlichem ohne mit der Wimper zu zucken, abzuschlachten, ihre Städte zu erobern und auszuplündern.

Sobald man aber anderen "Menschen" (oder allgemein Angehörigen seines "eigenen" Volkes) gegenübertritt, hat man meistens nicht mal mehr den Mut, das Schwert, den Feuerstrahl oder den Pfeil gegen eine einzelne Frau / einen einzelnen Krieger / Priester (dort besonders bloss nicht die PriesterInnen der Lichtgötter!) / Magier o.ä. zu erheben, von Plünderungen oder Eroberungen ganz zu schweigen. (Außer die Menschen wären von Dämonen korrumpiert, aber das lassen wir mal außen vor.)

Neruul

Grimrokh

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Re: "Böse" Charaktere - Eure Meinung
« Antwort #12 am: 15 Jun 2013, 19:23:05 »
Was sagt mir Splittermond dazu?
Na hoffentlich, dass es jedem selbst  überlassen bleibt so hell, grau oder schwarz zu spielen wie er und seine Gruppe es möchte und es keine Moralkeule-Angaben geben wird. Ich möchte keine einschränkenden Vorgaben oder einen Kodex, welche Rolle die SC zu spielen haben. Die sollen Mitglieder einer Diebes- oder Schmugglerbande sein dürfen oder auch Mitglieder eines strahlenden Ritterordens. Je nachdem welche Art von Kampagne man gerade spielen möchte.
« Letzte Änderung: 15 Jun 2013, 19:26:44 von Grimrokh »
When you think all is forsaken listen to me now: You need never feel broken again. Sometimes darkness can show you the light.

TeichDragon

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Re: "Böse" Charaktere - Eure Meinung
« Antwort #13 am: 15 Jun 2013, 23:16:02 »
"A song of Ice and Fire" ist meiner Meinung nach ein Paradebeispiel dafür, dass sogar Charaktere, die auf den ersten Blick "Böse" sind, doch eher eine gute Seite haben (ging mir bei Daenerys so, zuerst habe ich sie (beim lesen der Klappentexte) nur als eine Art "kaltherzige Eroberin" gesehen) oder das Charaktere, die beim Ersteindruck "Gut" sind, doch eine sehr Dunkle Seite haben (Ging mir bei Melisandre so, da ich sie durch ihren Glauben an den "Herren des Lichts" als "gute" Priesterin eingestuft habe.)

Entschuldige wenn ich darauf jetzt einsteige, auch wenn es ziemlich OT ist.
ASoIaF zeigt mE bemerkenswert, wie es ein Autor schafft beim Leser sämtliche moralischen Synapsen aus dem Hirn zu brennen.
(Ja, Schorschie macht das auch sehr geschickt, besser als nachfolgende Autoren)

Schlimmer sind nur noch Autoren wie Peter V. Brett oder beispielsweise Abercrombie.
Ich kann dieses "Die Welt ist Scheiße, alles ist Scheiße, man behandelt mich Scheiße, also kann ich mich auch Scheiße verhalten" nicht mal mehr auf Meilen entfernt riechen.
Das Leute den Brett oder Abercrombie überhaupt noch lesen ist mir Rätsel.
(Und Brett war spätestens nach dem ersten halben Buch unten durch, als das Mädel (Name vergessen) jahrelang einen auf Jungfrau gemacht hat (machen musste? Ich weiß es nicht mehr...), dann von einer ganzen Bande vergewaltigt wurde und keine zwei Tage später vom "Helden" überzeugt wurde, wie so ein "richtiger Mann" und "richtiger F***" doch toll ist.
*KOTZ*)

Und das sind nur einige Autoren, die auf der momentan gehypten Welle "more grim&gritty" herum reiten, ohne das die Masse scheinbar merkt, was man da eigentlich serviert bekommt.

widuj

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Re: "Böse" Charaktere - Eure Meinung
« Antwort #14 am: 15 Jun 2013, 23:30:23 »
Da stellt sich für mich eine interessante Frage:

Wenn die "guten" Helden, den Plan des "bösen" Hexers vereiteln, sind dann nicht die Helden die "Bösen" für den Hexer, welcher sich selber als "gut" ansehen könnte.

Wer ist jetzt eigentlich gut oder böse?
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