Ich halte Nostalgie und eine gewisse bittersüße Wehmut über die Vergangenheit generell für einen sehr, sehr wichtigen Topos der klassischen Fantasy. Ich weiß nicht, ob Tolkien auch hier den Grundstein gelegt hat, aber ganz sicher ist er einer der bekanntesten Vertreter: Die großen Schönheiten der Welt sind längst vergangen, wie leben nur noch in ihren Überresten, wandern zwischen ihnen umher und können uns danach sehnen, was früher war.
Ein wichtiger Punkt hierbei ist, dass tatsächlich Fantasy häufig eher rückwärtsgewandt und fortschrittsfeindlich ist. Letzten Endes steckt in jeder Fantasywelt etwas Eskapismus und damit häufig die Sehnsucht nach einer einfacheren, durchschaubareren Welt, die sich der hektischen Geschwindigkeit der modernen Zeit entzieht. Daher stecken Fantasywelten oft in bestimmten Entwicklungsstadien fest, obwohl längst genug Zeit für weitere Fortschritte vergangen ist.
Ich persönlich mag das. Ich mag urtümliche, urzeitliche Welten, in denen ich zwischen Ruinen wandele und versuche, zu ermessen, was vor mir kam. In denen ich mich frage, ob die Fußstapfen, die meine Vorgänger hinterlassen haben, vielleicht zu groß sind, oder ob ich sie ausfüllen kann und eines Tages in einem Atemzug mit ihnen genannt werden kann. Die Größe dessen, was vorher war, wird dadurch auch zum Antrieb: Ich muss beweisen, dass ich ähnliches erreichen kann.
Ganz sicher gibt es auch andere Konzepte für Fantasy, aber das ist doch ein Aspekt, der meines Erachtens immer wieder aufkommt und den ich bei klassischer Fantasy fast allgegenwärtig finde.