Schiedsrichter setzen die Regeln durch und Regisseure halten sich ans Script. Wenn man etwas ermoeglichen will, was die Regeln nicht darstellen koennen, erschafft man diese Regeln in der Gruppe. Der Spielleiter sollte(!) nie Regeln improvisieren.
Regelimprovisierende Spielleiter sind fuer mich ein grausiges Relikt der Vergangenheit.
"Spielst du schon, oder diskutierst du noch?"
Regisseure interpretieren Skripte, schon einmal eine Oper gesehen? Was heute als "Ring der Niebelungen" geboten wird, hat sich Wagner sicherlich nicht so vorgestellt.
Wenn es ein Relikt Deiner Vergangenheit ist, bitte. Ich habe damit in deutlicher Mehrheit gute Erfahrungen gemacht, auf beiden Seiten des Spieltischs. Ich finde kaum etwas störender, als tolle Spielsituationen durch Regeltreue und Diskussion zu sabotieren. "Das kannst Du nicht, dass steht nicht in den Regeln!" - Da kann ich auch ein Computerspiel spielen.
Mir ist absolute Demokratie ein Graus, sie hemmt in einer Gruppe den Fortschritt. Besser einigt man sich auf einen Entscheider, der nicht vor Entscheidungen zurückschreckt. Ich ziehe hier meine Erfahrungen aus Rollenspiel, Alltag und Arbeitsleben zusammen.
Mir ist ein Spielleiter lieber, der Entscheidungen trifft und damit Diskussionen am Spieltisch verhindert, genug Phantasie besitzt, um Lösungsansätze außerhalb der festgeschriebenen Regeln abzuhandeln und gleichzeitig nicht versucht, "mit allen Mitteln gegen seine Spieler zu gewinnen." Improvisation ist bei mir üblicherweise ein Spielervorteil.
Meine Aufgabe als Spielleiter ist es, für Spaß zu sorgen, nicht meine Spieler kleinzumachen und zu demütigen. Deshalb läuft man bei mir selten Gefahr, einfach so auf die Fresse zu fliegen. Ich nenne das "wohlwollende Diktatur".
Bei langfristigen Hausregeln kann man, außerhalb der Spielsitzungen, hervorragend über die Handhabung diskutieren und versuchen, einen Konsens zu erreichen. Man kann auch hinterher darüber sprechen, ob die am Abend angewandte Improvisation angemessen war und bei hoher Zustimmung als feste Hausregel niederschreiben... wenn man das denn haben muss.
Was mir an Splittermond allerdings gut gefällt: Es gibt zahlreiche Regelmechanismen, die man heranziehen kann, um ungewöhnliche Situationen darzustellen: Taktische Vorteile, Unterstützende Proben, Zustände... man greift sich einfach die passenden Mechanismen heraus, und gut ist.