Ein Dilemma wäre es ja nur wenn es gute Gründe gäbe die Unterdrücker zu unterstützen ... gibt es die?
Darüber würde ich mir keine Gedanken machen. Die meisten Regierungen in Lorakis dürften das sein, was man gemeinhin "Mittelalterliche Barbarei" nennt. Gründe für Unzufriedenheit und Aufstand finden sich da leicht.
Aus unserer Sicht ja, aber so einfach ist das ja dann doch nicht. Willst du dich auflehnen, brauchst du Macht! Ein Revolution in Midstadt ist viel wahrscheinlicher als in Mertalien, weil dort in Großem und Ganzen die Elite schon relativ sicher im Sattel sitzen sollte. Ich kann mir gut vorstellen, dass mögliche Anführer eines Aufstandes einfach bestochen werden.
Das ist möglich.
Noch wahrscheinlicher ist es allerdings wahrscheinlich, dass sich findige Leute an die Spitze des Aufstandes setzen, die Revolutionäre nutzen, um ihre alten Erzfeinde loszuwerden und als Revolutionsführer selbst mittelfristig in den Kreis der Magnaten aufsteigen - es muss in Mertalia immer jemanden geben, der oben sitzt und kontrolliert, was die Massen so treiben. Das System ist extrem tolerant gegenüber den Wegen, WIE derjenige in die Position "oben" gekommen ist.
Genau so etwas ist ja vor einigen Jahren in Aylantha geschehen: Eine Revolution wollte den "Despoten" Herzog Gaspar IV. aus dem Amt fegen. Der hat sich recht schnell vom Acker gemacht und kam dann, als "das Volk" gesehen hat, dass ihre Revolutionsführer irgendwie auch nicht viel besser waren, mit der Rückendeckung der anderen Städte zurück. Dem Volk war das gar nicht so unrecht, denn wenigstens kannte es seinen "Despoten" und wusste woran bei ihm war. Letztlich ist Gaspar ja nur ein mächtiger Kaufherr und Kredithai - damit kommen die Aylantheser besser zurecht als mit selbsternannten Tugendwächtern, die die florierende Handelsstadt in einen quasi-kommunistischen Idealstadt verwandeln wollten.
1. Jemand muss das Problem der "Schuldsklaven" identifizieren und entsprechend den Soll-Zustand der Gleichheit definieren. Dafür bietet sich ein Philosoph aus Taupio an.
Ich weiß gar nicht, ob den Mertaliern die Schuldsklaverei so sehr als Problem erscheint: Grundsätzlich kann ja jeder, der tüchtig genug ist in eine Position aufsteigen, wo ein anderer sich bei ihm so verschuldet, dass er für ihn als Schuldsklave arbeiten muss. Ich vermute das Bewusstsein ist eher, dass die Schuldsklaven ihr Los in den meisten Fällen selbstverschuldet haben. Bei dem unbescholtenen Nachbarn, der jetzt durch ein unglückliches Geschäft in Schuldsklaverei gefallen ist, sieht das natürlich anders aus, aber allgemein ist das doch ein total gerechtes System, wo nur die Leistung jedes anderen zählt
Nicht zufällig stand der amerikanische "pursuit of happiness" Pate für den mertalischen Traum.
Allerdings mag die Zeit schon reif sein für einen taupiotischen Marx....
Das schöne ist ja, dass die Spieler - wenn sie von ihren Idealen ausgehen, das imemr schlecht finden werden (hoffe ich zumidnest). Interessanter wird es aber sogar noch, wenn die Spieler in character bleiben - was zu hoffen ist. Der mertialische Städtebund ist ein bestehendes Gesellschaftssystem, das die Helden (je nach ihrem individuellen Background) für unterstützenswert halten könnten oder nicht. Ein aus dem Armenvierteln stammender Held wird das Ganze anders betrachten als ein adliger Held ;-) Genau dies möchte ich auch bei Spielern von adligen Helden provozieren: Dass sie vielleicht vollkommen entgegen ihrer persönlichen Spielermeinung handeln sollten, weil es eben zum Charakter passt (wenn es dazu passt, vielleicht gibt es ja einen adligen unter den Spielern, der solche Aufstände unterstützt).
Hierbei aber darauf achten, dass es im Städtebund ja eigentlich keinen Adel mehr gibt. Es gibt eben keine gegebene Ordnung und einen Platz in der Gesellschaft, wo man hingehört, sondern jeder kann zumindest potentiell beliebig hoch aufsteigen. De facto ist für viele die Chance natürlich verschwindend gering, da die Eliten wissen, wie sie sich auf ihrem Platz halten, aber wenn Kleinpiefke A sich bei seinem gesellschaftlich etwas höher stehenden Kumpel Mittelpiefke B beschwert, wie ungerecht das System ist, wird B ihm vermutlich sagen, dass er selbst Schuld ist, dass er es nicht geschafft hat sich in der gesellschaftlichen Hackordnung hochzuarbeiten.
Eisenbrann finde ich als Ausgangspunkt eines "Schuldsklavenaufstands" allerdings durchaus geeignet, gerade weil durch die eher kürzlich erfolgte Annexion, noch das alte Feudalsystem Selenias inhärent spürbar ist und sich die "Stahlbarone" noch stärker wie echte Adlige gebärden - ja, es teilweise sogar noch sind und diesen Titel nur nicht mehr offiziell führen, um nicht mit den anderen Städten aneinander zu geraten.
Hier kann ich mir solch eine erbittert und blutig geführte Rebellion vorstellen und den Exodus der Arbeiter, die zu unterliegen drohen. Dann mögen sie durch das Land fliehen, sich bis in die unwegsamen hohen Ventellen durchschlagen, in Taupio verständnisvolle Gelehrte finden, die das ganze recht spannend finden, aber bitten das Rebellionsgeschehen doch an anderer Stelle durchzuführen, man sei gerade mit anderen Theorien beschäftigt. Ein junger idealistischer Gnomen-Gelehrter namens Erx findet sich aber, der als Berater zum Pseudo-Spartacus-Anführer des Aufstands stößt und seinem Drevilnischen Brieffreund Manglev (der möglicherweise vor einigen Jahren Rädelsführer der Revolution in Aylantha war und in Verkleidung untergetaucht ist) schreibt, woraufhin auch dort die Aufstände losbrechen. Dann können sich die beiden Truppen aufständischer Arbeiter vereinen und beschließen Vatenna zu erobern, um dort ihre Idealvorstellung von Stadt umzusetzen. Und während gerade Arbeiterräte beginnen, die Organisation ihrer neugegründeten Arbeiterrepublik Vatenna zu erörtern, schicken sich die anderen Metropolen an, diesem Treiben ein Ende zu bereiten.
Wird die Stadt fallen? Wird sie es schaffen sich gegen die anrückenden Heere zu behaupten, etwa indem sie Hilfe aus dem Ausland annimmt und künftig von deren Gnade abhängig ist? Schaffen es die Vatenner Arbeiter, ein Agreement mit den neun Metropolen zu erreichen? Oder verkaufen sich die Führer der Revolution ans Establishment, schwingen sich mit Hilfe Nuumischer Schwarzmagie und Aurigischem Gold zu den neuen Tyrannen Vatennas auf und werden mit gnädiger Duldung der anderen Metropolen zu Magnaten, wie sie sie früher selbst gehasst habne?
Ja, das ist eine Geschichte, wie sie zu Mertalia passen könnte.
Wenn wir es noch eine Spur weiter treiben wollen, wollen auch noch die Royalisten mitspielen, indem sie behaupten in einem der Arbeiterführer den lange verschollen geglaubten wahren Erben der alten Königslinie gefunden zu haben, der jetzt in Vatenna bitte wieder ein neues Königreich ausrufen soll. Das passt den republikanischen Führern der Revolution natürlich überhaupt nicht. Möglicherweise haben aber auch nur fulnische Intriganten das Gerücht gestreut, ein Revolutionsführer mache mit den Royalisten gemeinsame Sache, um die Aufständischen zu spalten.
Ihr merkt: man kann das Spiel beliebig weit treiben