Gestern in meinem neu erworbenen Regelband fand ich beim Durchblättern eine recht interessante Stelle: Da Magie so sehr verbreitet ist, bringt man hauptberuflichen Zauberern keine atemlose Ehrfurcht entgegen, sondern respektiert sie eher so, wie man auch einen Handwerkermeister respektieren würde. Irgendwie sorgt das bei mir grade für ein recht interessantes Bild für potentielle dragoreische Magiergilden:
Normalerweise werden Magiergilden in Fantasysettings ja eher etwas abgehoben geschildert. Was aber nun, wenn es in Dragorea Magiergilden gäbe, die sich tatsächlich eher an mittelalterlichen Gilden und weniger an Geheimorden und frühen Universitäten anlehnen?
An Magie ginge man natürlich ziemlich hemdsärmelig heran - mehr Praxis, weniger mystisches Geseier. Magier dieser besagten Richtung leben nicht archetypisch allein in irgendwelchen Türmen, sondern wohnen wie andere städtische Handwerker auch zusammen mit ihrer Familie in einem Stadthaus. Genau wie in Handwerkergilden gibt es die üblichen Querelen, Kompetenzgerangel und Intrigen. Genau wie in anderen Handwerkergilden ist die Gildenbürokratie komplizierter und konfuser als das magische Handwerk selbst. Genau wie bei anderen Handwerkergilden wird bei Gildentagungen ganz ungeniert gesoffen bis der Arzt kommt (OK, bei der Zauberergilde fliegen die Bierkrüge per Telekinese durch die Luft, aber ansonsten). Die Ausbildung könnte darüber hinaus auch ähnlich ablaufen wie im mittelalterlichen Handwerk. Man hängt selten an irgend einer Zaubererakademie herum, sondern geht bei einem Meister in die Lehre und lernt Zauberei nach dem Prinzip "Learning by Doing". Wie in anderen Lehrberufen lebt der Lehrling im Haushalt des Meisters und geht ihm zur Hand. Natürlich gibt es auch einige Rituale bei diversen Prüfungen. Vielleicht besteht die Gesellenprüfung in der Durchführung eines komplexen Zaubers vor einem Gildenprüfungsgremium oder so. Das wichtigste (und abenteuerrelevanteste) wäre allerdings: Gildenmagier praktizieren die schöne Sitte der Wanderjahre. Um vom Zauberergesellen zum Meisterzauberer werden zu können, muss ein Geselle sich für X Jahre auf Wanderschaft begeben, um fremde Orte kennenzulernen, Lebenserfahrungen zu sammeln und andernorts neue Formen der Zauberei zu erlernen.