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Spielwelt und Abenteuer => Lorakis - Die Welt von Splittermond => Thema gestartet von: JohnLackland am 24 Okt 2014, 11:03:02

Titel: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: JohnLackland am 24 Okt 2014, 11:03:02
Hallo, ich möchte gerne eine allgemeine Diskussion zu den Thema führen.

Ausschlaggebend waren der Thread: http://forum.splittermond.de/index.php?topic=2372.msg42304#new (http://forum.splittermond.de/index.php?topic=2372.msg42304#new)

Mir geht es mal darum über das Thema Religion im Rollenspiel und SpliMo zu diskutieren. Ich bitte bei der Diskussion existierende Religionen nicht zu bewerten. Wir sind Menschen und sind ständig in Berührung mit Glauben und sollten uns alle mit Respekt und auch Verständnis für die Ansichten des anderen zeigen.

Die Idee einer Religion ist, das es etwas gibt das das unerklärliche erklärt im Realen und eine Art Urschuld die man für die Existenz hat beim Universum abgleichen kann. Das gibt es in jeder Religion. In der christlichen Religion sichtbar zum Beispiel durch die Erbsünde, aber auch im Buddhismus. Da wird man solange wiedergeboren bis man seine Schuld - sein Karma ausgeglichen hat und sogar dafür bestraft wenn man es nicht richtig gemacht hat in dem man in etwas "niederen" wiedergeboren wird. Diese Schuld konnte auch durchaus Materiell immer beglichen werden, im Griechenland gab es deshalb die Rechnung von Schulden in Ochsen... im Christentum Ablassbriefe oder Profan in allen Religionen in Gebeten.

Gebete sind zurgleich oft kleine Zauber oder Wünsche, die etwas bewirken sollten.

Im Grunde war - zum Teil ist Religion für Menschen Gesetz und war auch immer mit Herrschaftsansprüchen verbunden. Priester waren oft zugleich am Anfang Herrscher und Gesetzgebende Instanz - z.B. Pharaonen oder Herrscher konnten sich auf die Religion berufen, sie waren von "Götter" oder "Gottes Gnade", alle Könige in Europa sind christliche Könige die sich auf die Bibel berufen und darauf für Gott zu streiten, das selbe im Islam, ein Kalif beruft sich dort auch auf Gott und seine Macht. In Japan ist Shintō einst die Staatsreliogion gewesen, der Herrscheranspruch beruht auch auf diese.

Pantheone waren / sind hierarchisch aufgebaut und es gab auch immer das Böse in Form einer Urschuld gegen das man sich wehre musste und oft die sich gegen die Ordnung gestellt hat.

Diese ganz (sehr vereinfacht) wirft wiederum eine Menge fragen auf:

Das sind jetzt nur einige Fragen, da fallen mir noch viele weitere zu dem Thema ein.

Mich würde einfach mal interessieren wie ihr das so seht und vielleicht finden die Autoren auch noch Anregungen in unserer Disksussion.

Gruß

John
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: rettet den wald am 24 Okt 2014, 11:37:12
Naja, ich würde das eigentlich relativ analog sehen zu Beziehungen zwischen Sterblichen.

Zum konkreten Beispiel "Sünde" würde das zum Beispiel heißen, dass dein Nachbar irgendwas macht, was dir nicht passt: Er hält bei sich Zuhause eine riesen Feier ab mit lauter Musik, die bis spät in die Nacht geht. Du kannst dadurch nicht schlafen, und du musst nächsten Tag arbeiten. Was tust du?

...Wahrscheinlich wirst du zu deinem Nachbarn hingehen und ihm (mehr oder weniger freundlich) erklären, dass er das lassen soll. Wenn er sich dadurch nicht beeindrucken lässt, dann wirst du ihm vielleicht irgendeine Form von negativen Konsequenzen androhen (sofern du auch die nötige Macht hast, diese Konsequenzen durchzusetzen).


Bei den Göttern dürfte das ähnlich sein: Es gibt bestimmtes Zeug, was sie nicht wollen, das du tust, beispielsweise wegen ihrer Moralvorstellungen. Dieses Zeug nennen sie "Sünde". Und dann gibt es bestimmtes Zeug, was sie dir androhen, wenn du es doch tust. Beispielsweise dass sie dir deine Magie wegnehmen, wenn du Priester bist. Oder irgendeine Form von Bestrafung nach dem Tod, wenn du nur ein normaler Gläubiger bist? Weiß ich nicht.

...Die Autorität der Götter für letzteres dürfte auf Lorakis etwas eingeschränkter sein als normal, weil eben alle wissen, dass es einen riesen Haufen an Göttern gibt, die nicht alle die selben Moralvorstellungen haben. Das könnte vielleicht einen vergleichsweise geringeren Einfluss der Religion zur Folge haben... Ich mein, wenn es keine Bestrafung dafür gibt, gegen den Willen der Götter zu handeln ("Sünde"), oder wenn man sich dieser Bestrafung relativ einfach entziehen kann, dann hat der Wille der Götter natürlich weniger Gewicht.
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: Wolfhunter am 24 Okt 2014, 11:51:46
Ich finde als Ansatzpunkt die tatsächliche (Ingame)-Macht der Götter sehr entscheidend, dicht gefolgt von ihrer jeweiligen Intention.
Je nachdem wie umfassend die Macht der Gottheit(en) ist - irgendwas zwischen allwissend-allmächtig-allgegenwärtige Schöpfergottheit und griechischem Halbgott - hat er/sie/es - falls überhaupt geschlechtlich - völlig andere Möglichkeiten, die je nach Intention eingesetzt werden.
Gerade im Zusammenhang mit Macht fände ich eine Setzung der Redaktion hilfreich, damit es eine grobe Orientierung gibt. Bisher kennen wir im Prinzip nur die Einflussnahme durch Priester und das Orakel, abgesehen von den Avataren, die aber auch noch sehr verborgen sind.
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: Grimrokh am 24 Okt 2014, 11:54:26
Ein wichtiger Punkt für mich ist, dass an die Existenz lorakischer Göttern nicht "geglaubt" werden muss. Irdisch kann ich an die Existenz dieser oder jener Gottheit glauben oder nicht, in Lorakis wird kaum jemand anzweifeln dass es ein überirdisches mächtiges Wesen das als Yonnus verehrt wird, tatsächlich gibt. Und manche Götter wandeln sogar unter den Sterblichen, wie etwa Asha-Vera oder Myuriko. Echte "Gläubige" identifizieren sich daher sicher vor allem mit den Aspekten und Werten, wofür die jeweilige Gottheit steht und eifern ihr deshalb nach oder erbitten ihren Segen.

Womit ich mir auch besonders schwer tue sind Vergleiche mit den großen monotheistischen Weltreligionen, da würde ich vielleicht noch eher die römische, griechische oder nordische Götterwelt heranziehen.
Die Idee, dass ein Gott umso mächtiger ist, desto mehr Sterbliche ihn anbeten ist grundsätzlich immer ganz nett, ich fände es aber auch schön, wenn die lorakischen Götter ihre Anhänger andersweitig benötigen/verwenden, um ihre Ziele verfolgen zu können o. ä. In Romanen oder Filmen sind zB Engel oft neidisch auf die Seele eines Menschen, die sie selbst nicht besitzen. Humanoide könnten also (unbewusst) etwas "können" was Wesen aus der mythischen Domäne nicht vermögen.
Meiner Meinung nach sollten Götter auch auf jeden Fall vernichtet werden können - oder zumindest von anderen Göttern ihrer Macht beraubt.
Als Sünde würde ich einfach definieren, wenn jemand besonders stark und eindeutig gegen die Werte und Gebote/Regeln einer Gottheit verstößt. Unmittelbar relevant ist das aber wohl meist nur, wenn entweder alle Leute im Umkreis diesen Verstoß ahnden wollen, weil sie zB nur Personen mit ähnlichen Moralvorstellungen o. ä. bei sich dulden, oder wenn man als Priester magische Energie von dieser Gottheit bezieht. Eine Art Erbsünde würde ich aber nicht in Lorakis einbauen wollen.
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: Luxferre am 24 Okt 2014, 12:05:31
Hui, fragiles Thema. Ich hoffe (und bete *hehe* ), dass die Leute konkret beim Splittermondbezug bleiben.

Für mich persönlich spielt Religion im Rollenspiel immer eine große Rolle. Die Idee, dass es tatsächlich Götter gibt, an die man nicht bloß glaubt, sonder auch _weiß_ , dass diese existieren, ist toll. Das eröffnet in den Glaubensgemeinschaften (die dann ja eigentlich anders heißen müssten) ganz neue Möglichkeiten.
Ich fordere einen reflektierten und neuen Umgang mit dieser Art Glaube geradezu ein. Wie also würde sich die Weltsicht von Klerikern/Priestern darstellen, wenn wirklich Wunder gewirkt würden? Wie ist die Reaktion der Gesellschaft darauf? Welchen Status hätte ein Heiland? Und wo beginnt dieser Begriff überhaupt? Blindheit und steife Gelenke zu heilen ist kein Alleinstellungsmerkmal mehr.
Ich stelle als SL also viele Fragen, damit sich ein Spieler zu seinem göttlichen Charakter auch genug Gedanken macht.

Außerdem bieten so viele unterschiedliche Religionen plötzlich neues Konfliktpotential. Wer, mit wem, wann und warum in welcher Verbindung? Konfliktstoff innerhalb der Gruppe (mit gewissen Beschränkungen, die Gruppe damit nicht platzen zu lassen) oder neue Feindbilder, die sich auftun. Unerwartete Helfer, wie unerwartete Feinde.
Ein schönes Sammelsurium an Ideengebern für meine Kampagnenplanung. Ob das Thema nun im Mittelpunkt steht, oder "nur" schmückendes Beiwerk ist.
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: 4 Port USB Hub am 24 Okt 2014, 12:18:40
Ich denke das Konfliktpotential ist tatsächlich geringer als im echten Leben.
Hierzulande ging es oft darum, wer nun "recht" hat.
In Lorakis hat jeder Glaube recht, denn Götter sind real. Die Toleranz anderen Göttern gegenüber ist in den meisten Regionen sehr hoch, es ist fast egal wen man verehrt. In klassischen SC-Gruppen ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass jeder eine andere Gottheit verehrt, und es ist eigentlich ziemlich egal, wer diese Götter nun sind.
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: JohnLackland am 24 Okt 2014, 13:46:54
Können wir uns einigen, das wir den Begriff Sünde einfach weglassen, den gibts wirklich nur in den abrahamischen Weltreligionen.  Er bezeichnet  im christlichen Verständnis den unvollkommenen Zustand des von Gott getrennten Menschen und seine falsche Lebensweise, finde den Begriff für Splittermond nicht richtig. Schöner fände ich Gebot, Verbot und Moral.

Jeder Gott hat eine Art Moral, darauf bauen sich Gebote und Verbote auf.

Saint Mike hat in nen anderen Thread folgendes geschrieben was ich auch einen guten Ansatz sehe.

Auf jeden Fall steht einer Welt mit einem stark ausgeprägtem Polytheismus eine "unbedingte" Glaubensvorstellung nicht gut zu Gesicht. Ich würde mir wünschen, dass Religion in Lorakis mehr vom guten Gedanken und dem Gemeinschaftsgefühl getragen wird, als von der Überzeugung dem "einzig wahren Glauben" anzugehören.

Also generell:
- eher passive Religionen und keine Fanatiker,
- eher duldende als strefende Priester (man weiß ja schließlich, dass die Götter wirklich exestieren, warum anderen Anhängern also per se Böses wollen?),
- eher gelassene Überzeugung als streitende Bekehrer.

Gern können Priester auch deutlich Aspekttreuer sein. Will sagen, dass die Priester des Kriegsgottes nicht automatisch auch in der Rechtsprechung aktiv sein müssen. Dafür gibt es dann andere zuständige Priester.

Generell ist ja auch spannend wie das nach den Tod so ausschaut, ich glaube dadrauf könnten sich ja auch Religion stiften, wenn Götter die Verwalter der Geistereiche sind und ihre eigene Domäne haben in der göttlichen Sphäre. Kümmern sich die Götter um die Toden? Kommen bestimmte Verdienstvolle Tode in ihre Domäne auf, sprich können sterbliche Lorakier zu Götterboten oder gar Götter werden?
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: Weltengeist am 24 Okt 2014, 15:09:19
Ein wichtiger Punkt für mich ist, dass an die Existenz lorakischer Göttern nicht "geglaubt" werden muss. Irdisch kann ich an die Existenz dieser oder jener Gottheit glauben oder nicht, in Lorakis wird kaum jemand anzweifeln dass es ein überirdisches mächtiges Wesen das als Yonnus verehrt wird, tatsächlich gibt.

Ich denke das Konfliktpotential ist tatsächlich geringer als im echten Leben.
Hierzulande ging es oft darum, wer nun "recht" hat.
In Lorakis hat jeder Glaube recht, denn Götter sind real.

So einfach muss es aber nicht sein. Klar steckt hinter dem Bild "Yonnus" eine reale Macht, aber wie die wirklich aussieht, muss nicht unbedingt klar sein. Denn vielleicht ist dieser Yonnus, der da verehrt wird, nur ein müdes Zerrbild der tatsächlichen Macht, die dahintersteht.

In den letzten Jahren haben das mMn die DSA-Leute ganz gut hingekriegt. Da ist (gerade für diejenigen, die auch noch Myranor kennen) eigentlich völlig unklar, wer oder was sich wirklich hinter den menschlichen Göttervorstellungen verbirgt. Wer ist beispielsweise Levthan - ein Gott? ein Dämon? Die Verehrung Satuarias durch die aventurischen Hexen unterscheidet sich massiv von der Verehrung Zaturas oder auch Satus in Myranor. Zudem gibt es Überschneidungen (nicht nur namentlicher Art) mit Tsa, die wiederum ursprünglich eine Göttin der Echsen war, die gar nicht unbedingt so rundherum nett ist wie die aventurischen Tsa-Anhänger sie gerne haben möchten. Ja, es ist sogar offen, wer eigentlich der "oberste Gott" ist: Die Mittelreicher haben sich auf Praios eingeschossen, die Al'Anfaner bevorzugen Boron, und ein Blick aufs myranische Imperium mit seinem Göttervater Nereton lässt erahnen, dass beide recht haben könnten... Und Kor - meine Güte, wenn man sich mal anschaut, in welcher Form Kor von den frühen Kulturen (beispielsweise von den Echsenvölkern oder den wilden myranischen Minotauren) verehrt wurde, dann hat er mit Zweikampf und Todesmut weitaus weniger zu tun als mit der personifizierten blinden Zerstörung. Und dann gibt es noch Götter, die sich mit der Zeit verändert haben, wie z.B. die Meeresgöttin Charypta, die heute eine Erzdämonin ist, es wohl aber nicht immer war. Ich finde das so superspannend - die Ungewissheit über die wahre Natur der Götter erlaubt es meinen Charakteren eben doch wieder, zu glauben und nicht nur zu wissen.

Und auch in Lorakis scheint ja ein ähnliches Prinzip zu gelten. Da haben wir die böse Übergöttin, die in verschiedenen Gestalten und unter verschiedenen Namen überall auftaucht. Wir haben real auf Lorakis lebende Götter, von denen manche aber überlegen, ob es nicht vielleicht doch eigentlich "nur" mächtige Feen o.ä. sind. Irgendwelche Hinterwäldlerreiche wie Nyrdfing verehren einen Gott, den man sonst überhaupt nirgends kennt, als den einzig wahren und übermächtigen. Und so weiter.

tl;dr: Nur weil irgendwelche Schildchen an göttliche Mächte gehängt worden sind, heißt das noch lange nicht, dass die Schildchen korrekt sind.

Und im übrigen denke ich, dass am myranischen Götterhimmel aus dem Weltenband noch sehr, sehr viele wichtige Gottheiten komplett fehlen. Da gibt es ganz viele Kulturen, in denen wichtige Prinzipien überhaupt nicht abgedeckt werden. Ich hoffe daher, dass da mit der Zeit noch was dazukommt.
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: JohnLackland am 24 Okt 2014, 15:28:46
Bei DSA gibt es aber Karma als Energie... die gibts ja nicht bei SpliMo - da ist alles mystische Kraft die es ermöglich wenn man Geist fokussiert die Kraft real werden zu lassen und so Dinge zu vollbringen.

Ich fände folgendes wichtig, das die Götter ein Mysterium sind, aber man so ein bisschen dahinter schauen darf.

Vielleicht sind die Götter ja auch so unbegreiflich wie die Alten bei Lovercraft. Wer sagt den das ein Totengott nur zwei Arme hat, vielleicht hat er Millionen.... und holt die toten in sein Reich... wer weiß was sie dort machen, vielleicht frisst er sie auch und wenn sie verdaut sind kackt er sie aus und sie werden wiedergeboren, das muss aber kein spieler wissen... am besten auch keine Spielleitung sondern nur die irren Autoren die Erklärungsmodelle brauchen damit alles für sie logisch bleibt.

Vielleicht gibt es aber auch nur eine feste Summe von Seelen in der Welt... und Seelen sind der Stoff für die Götter, das Opium und LSD zugleich. Deshalb buhlen sie so sehr um die Gläubigen...

Aber die Frage ist ja, was für Götter wünschen die Spieler sich und die Spielleitung, was für Geschichten sollen möglich sein und so weiter.
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: SeldomFound am 24 Okt 2014, 15:59:06
Ich würde die These der Anfangspost verneinen, dass ein essentieller Bestandteil aller Religionen eine "Urschuld" sei.

Ansonsten: Was wissen wir über die Götter in Splittermond?

Sie leben in einer anderen Domäne, wo es Arenen und Schlachtfelder an den Grenzen ihrer jeweiligen Reich gibt, in denen sie ihre Konflikte miteinander austragen. Es gibt aber auch einen Ort, wo Neutralität herrscht und von diesem Ort aus senden sie ihre Botschaften über das Orakel von Ioria an die Sterblichen.

Die Götter haben durchaus im Laufe der Geschichte von Lorakis direkt eingegriffen, durch Avatare, Visionen oder Wunder. Generell allerdings wirken sie in erster Linie durch ihre Priester, die sie mit Magie versorgen.

Nun haben wir ein Abenteuer, in denen das Wirken der Götter im Hintergrund steht:

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: Erlan am 25 Okt 2014, 23:42:49
Ich würde auch die Annahme in Zweifel ziehen das die Götter in Splittermond dem durchschnittlichen Lorakier realer Vorkommen als dem durchschnittlichen Erdenbewohner.
Die Götter in Splittermond beherrschen keine Tricks die für Religionen in unserer Welt nicht existieren. Die meisten Götter zeigen sich nicht regelmäßig und göttliches Eingreifen liegt lange zurück und dürfte vor allem als legenden überliefert werden.
Es gibt zwar einige Götter die permanent unter ihren Anhängern Leben, aber auch in der Antike herrschten einige Gottkönige. Ob man nun tatsächlich ein Gott ist oder alle dies nur glauben dürfte praktisch wenig Unterschied machen.
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: Grimrokh am 26 Okt 2014, 07:56:22
Zitat
Ich würde auch die Annahme in Zweifel ziehen das die Götter in Splittermond dem durchschnittlichen Lorakier realer Vorkommen als dem durchschnittlichen Erdenbewohner.
Ein ganz markanter Unterschied ist in meinen Augen, dass wohl viele gläubige Christen nicht an die Existenz hinduistischer, shintoistischer, usw. Gottheiten glauben. Der einzige Gott der für sie wirklich existiert ist ihr Gott, andere "Götzen" sind nicht echt oder gar eine Maske, hinter der sich der Teufel verbirgt. Ein Lorakier wird aber kaum anzweifeln, dass der Gott eines fremden Reisenden real ist und durchaus für erstrebenswerte Aspekte steht - ihm vielleicht sogar Gaben darbringt. Und es ist für mich auch ein Unterschied ob ich im Winter zu einem Wald reisen kann, in dem immer Sommer ist oder einem Priester zusehen kann, wie er in einem magieleeren Gebiet in dem der mächtigste Erzmagier keine Zauber zu wirken vermag, die von seinem Gott gegebene Kraft Energie nutzt um einen Spruch zu formen.

Ich halte aber generell Vergleiche mit großen irdischen Religionen für wenig zielführend, auch weil Fantasygöttern selten Allmacht und absolute Unendlichkeit zugesprochen wird. In Rollenspielen geht es für mich um mächtige Wesen mit Interessen und bestimmten Aspekten, die vielleicht mit Thor, Aphrodite, Neptun oder Seth verglichen werden können, nicht aber mit einem ewigen Schöpfer der unfehlbar ist und über allem steht. Letzteren würde ich persönlich jedenfalls gern aus einem Fantasyspiel heraushalten.
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: Finubar am 26 Okt 2014, 11:25:20
Naja, viele der zig Gottheiten sind wohl identisch und werden in den verschiedenen Regionen halt unter unterschiedlichem Namen angebetet.

Ich glaube ja, dass die sich mit ihren Orakelsprüchen einen Spaß mit den Idioten aus Ioria machen, die alles wortwörtlich nehmen. Iorianer sind meiner Meinung nach bescheuert und nehmen das alles viel zu ernst.
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: rettet den wald am 26 Okt 2014, 13:15:50
Wobei das Orakel da ja auch für sich schon interessant ist: Damit die Götter Orakelsprüche absetzen können, brauchen sie fehlerfreies Wissen über die Zukunft... Und fehlerfreies Wissen über die Zukunft finde ich im Rollenspiel ehrlich gesagt ziemlich blöd, aus dem offensichtlichen Grund dass ich nicht vorhersagen kann, was meine Spieler machen werden.

...Wenn die Orakelsprüche von Ioria also wirklich die klassischen Orakelsprüche mit 0% Fehlerwahrscheinlichkeit sind, dann haben die Götter von Lorakis also Informationen, die ich als Spielleiter unmöglich haben kann. Das ist übrigens einer der Gründe, warum ich meine Gruppe bisher aus Ioria fern gehalten habe: Was mache ich, wenn einer der SCs dem Orakel eine Frage stellen will? Ich habe nicht die nötigen Infos, um diese Frage zu beantworten.

...Ich für meinen Teil hoffe also, dass die Orakelsprüche tatsächlich nur "Die Götter erlauben sich einen Spaß" sind. ;D
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: Noldorion am 26 Okt 2014, 13:58:53
Witzig - genau zu dem Thema "Haben die Götter fehlerfreies Wissen über die Zukunft?" haben wir eifrig diskutiert und uns sehr viele Gedanken gemacht - gerade auch in Hinblick auf das Orakel in Ioria :)
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: rettet den wald am 26 Okt 2014, 15:49:18
Witzig - genau zu dem Thema "Haben die Götter fehlerfreies Wissen über die Zukunft?" haben wir eifrig diskutiert und uns sehr viele Gedanken gemacht - gerade auch in Hinblick auf das Orakel in Ioria :)

Ok, genial.

Ich persönlich bin ziemlich neugierig, was für Gedanken ihr euch da so gemacht habt. :)
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: maggus am 26 Okt 2014, 16:34:56
Ich halte aber generell Vergleiche mit großen irdischen Religionen für wenig zielführend, auch weil Fantasygöttern selten Allmacht und absolute Unendlichkeit zugesprochen wird.

Zustimmung - sofern wir auf die Erde des 21. Jahrhunderts blicken. Die Religion auf Lorakis entspricht mMn der antiken Religiosität  (vor allem, aber nicht nur, der europäischen Antike).

Anders formuliert: Religiös ist bei Splittermond alles möglich, was vor den großen Weltreligionen existiert hat. Damit verbieten sich umfassende Religionen eines monotheistischen Allmachtsgottes (Juden, Christen, Moslems) genau so wie die ebenfalls allumfassenden Religionen des ewigen Weltgesetzes (Brahmanismus, Buddhismus). Passen würden vielleicht noch der  japanische Shintoismus oder der chinesische Daoismus, die beide auf ihre eigene Art einen göttlichen Pantheon haben. Aber da kenne ich mich zu wenig aus.

Ein wesentlicher (wenn auch nicht einziger) Unterschied zwischen den heutigen Weltreligionen und der antiken Religiosität ist der Allmachts-Glaube bzw. das Wissen um die letzte Ursache (was letzten Endes auf dasselbe hinausläuft). Jesus und Buddah und wie sie alle hießen haben sich hingestellt und die letzte Wahrheit verkündet. Das gab es im antiken Götterglauben nicht (lassen wir mal die Kleinreligionen wie die Zarathustrier oder Juden außen vor). Die antiken Götter unterlagen dem Schicksal, welche Form es auch immer angenommen hat, und waren selbst weder ewig noch unfehlbar. Sie waren nur übermenschlich mächtig, aber eben nicht allmächtig.

Und vor diesem Hintergrund mächtiger, aber nicht allmächtiger Götter lassen sich ganz wunderbare Abenteuer und Geschichten ersinnen. Da reicht dann ein Blick in die Mythologien der alten Griechen, Kelten, Germanen oder Japaner, um jede Menge Abenteuerstoff zu bekommen. Genauso lässt sich Schamanismus, Ahnenkult oder Voodoo in die lorakische Welt transportieren, ohne dass es zu innerweltlichen Widersprüchen käme.

Für uns Mitteleuropäer mit unserer christlichen, muslimischen oder jüdischen Kultur ist das allerdings nicht ganz einfach, den latenten Glauben an einen allmächtigen Gott nicht mit an den Spieltisch zu nehmen. Ich persönlich kann mir das europäische Mittelalter ohne Christentum nur schwer vorstellen. Aber diesen Dreh zu finden kann auch einen besonderen Reiz des Rollenspiels ausmachen. Man muss nur mit dem "Chaos" der Religiosität klarkommen, das eine schier unübersichtle Anzahl an Göttern, Halbgöttern und anderen Wesen so mit sich bringt. Daher möchte ich auch mit einer schönen Un-Übersicht des Stammbaums der griechischen Mythologie enden :)

(https://forum.splittermond.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fupload.wikimedia.org%2Fwikipedia%2Fcommons%2F1%2F14%2FMythstammbaum_reloaded.svg&hash=5cfca181c0fe488b0f9dc3cba3dbc8ba)
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: SeldomFound am 26 Okt 2014, 17:52:13
Witzig - genau zu dem Thema "Haben die Götter fehlerfreies Wissen über die Zukunft?" haben wir eifrig diskutiert und uns sehr viele Gedanken gemacht - gerade auch in Hinblick auf das Orakel in Ioria :)

Wobei ich das eher so sehe, dass die Götter solche Fragen nach der Zukunft wohl am ehesten dazu nutzen werden, um den Fragesteller für ihre Zwecke zu manipulieren.

Im Prinzip denke ich auch nicht, dass man die Fragen an das Orakel wie Horoskope benutzt, sondern dass man stattdessen überprüft, ob man bei einer bestimmten Unternehmung die Götter auf seine Seite hat.

Und dabei darf man nicht vergessen: Die Götter in Lorakis sind ja auch für natürliche Phänome wie das Wetter zuständig. Es ist relativ leicht die Zukunft vorherzusagen, wenn man sie selbst macht!


PS: Nur um kurz meine Ansichten über Götter deutlich zu machen, ein Gott oder eine Göttin zeichnet sich für mich dadurch aus, dass sie mindest eine der folgenden drei Qualität besitzt:

1) Der Gott oder die Göttin hat oder kann etwas aus dem Nichts erschaffen.

2) Der Gott oder die Göttin bestimmt oder IST das Naturgesetze für ein bestimmtes Phänomen

3) Der Gott oder die Göttin sind der Gipfel der Perfektion in einer bestimmten Tätigkeit (der ultimative Kämpfer, Dieb, Händler, Magier etc.)


Dazu muss man bei 2) oder 3) sagen, dass die Macht eines Gottes durchaus lokal eingeschränkt sein kann, aber innerhalb seines Machtbereiches ist sie vollkommen. Der Gott mag nur über eine Fläche in der Größe eines Tümpels seine Macht haben, aber innerhalb dieses Bereiches ist er so gut wie unbesiegbar.
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: Nevym am 28 Okt 2014, 15:55:10
"Religion ist Opium für das Volk" - gilt auch für's Rollenspiel - ABER "Glaube" ist eine Menschliche Notwendigkeit.
Trennt die "menschengemachte Religion" von "Glaube/Spiritualität/WhateverUnameIT", dann wird es leichter darüber zu reden.
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: Weltengeist am 29 Okt 2014, 19:54:23
Ich würde vor allem trennen zwischen dem, was die Götter wirklich sind (und wer weiß das schon) und dem, was die Gläubigen über sie wissen (oder zu wissen glauben). Und voilà - schon hat man in einer Welt voller real existierender Götter sehr wohl jede Menge Möglichkeit, Dinge zu glauben oder es zu lassen.

Und was das Orakel angeht: Warum sollten die Götter denn überhaupt perfektes Wissen über die Zukunft haben? Allmächtige Götter gibt es doch auf Lorakis nicht. Sogar wenn sie irgendeinen Fakt wirklich, wirklich schaffen wollten, könnte ihnen doch jemand (und wenn es ein anderer Gott ist) in die Suppe spucken.
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: Finarfin am 09 Nov 2014, 17:35:26
Ich denke das Konfliktpotential ist tatsächlich geringer als im echten Leben.
Hierzulande ging es oft darum, wer nun "recht" hat.
In Lorakis hat jeder Glaube recht, denn Götter sind real. Die Toleranz anderen Göttern gegenüber ist in den meisten Regionen sehr hoch, es ist fast egal wen man verehrt. In klassischen SC-Gruppen ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass jeder eine andere Gottheit verehrt, und es ist eigentlich ziemlich egal, wer diese Götter nun sind.
Wobei eine völlige Konfliktfreiheit auch wieder Plotideen kaputtmacht. Ich halte es für gut, wenn sich die meisten Kulte - unabhängig von den dahinterstehenden Gottheiten - zwar verstehen, einige aber gerne auch streiten, weitere sich hassen, alles regional noch verschoben.
Im Rahmen einer henotheistischen Idee kann auch in einer Vielzahl von Göttern eine Gottheit - bzw. der Kult einer Gottheit - den Anspruch der alleinigen korrekten Verehrung erheben. Die anderen Götter existieren, aber nur unser Gott ist auch verehrungswürdig!
Zudem kann es innerhalb der Anhängerschaft eines Gottes konkurrierende Kulte geben oder auch eine Frage um die korrekte Verehrungsform. Gerade wenn es sich um einen Staatskult handelt - wie bei nahezu allen antiken Religionen - gibt es einen klaren Zentralisierungsimpuls.
Im antiken Israel wurde ursprünglich weniger die Existenz von Astarte, Baal und Moloch bestritten, als vielmehr deren Verehrungswürdigkeit. Zusätzlich versuchten mehrere Könige, allein den Jerusalemer Tempel zum legitimen Kultort zu erklären und die Anbetungsstätten "auf den Höhen" zu beseitigen, obwohl auch dort JHWH verehrt wurde.
Auch das römische Reich war voll von religiöser Intoleranz. Zwar gab es keine Beschränkung, wen man verehrt, aber es war klar beschränkt, wen nicht zu verehren legal war. Die Staatsgötter, die zuerst den König, später Senat und Volksversammlung und zuletzt den Kaiser legitimiert haben, MUSSTEN von jedem verehrt werden. Griechenland war nicht besser, Sokrates wurde u.A. wegen Götterlästerung angeklagt und verurteilt - auch wenn er zugegebenermaßen selbst schuld war, dass es am Ende auf ein Todesurteil hinaus lief.
Eine bestimmte Richtung im Dionysos-Kult wurde u.a. bekämpft, gejagt und getötet, weil diese ihre Kultfeiern in geschlossenen Räumen durchführten, was damals als Schuldeingeständnis galt Wenn die nichts zu verbergen haben, warum verbergen die sich dann hinter Türen? Also machen die da etwas Schlimmes! LOS! TÖTET SIE!!!!!

Bezug zu SpliMo:
Wenn es einen zentralen Staatskult gibt, kann man entsprechende antike Elemente gut einbauen:
Wenn Yonnus der Staatsgott Selenias ist, dann MUSS er - ggf. - verehrt werden; der den Kaiser legitimierende Kult schreibt zudem die konkrete Verehrungsform vor, von der nicht abgewichen werden darf. Möglicherweise ist in Sarnburg der Yonnus-Tempel der einzige legale Tempel. Möglicherweise gibt es im Volksglauben eine Ehefrau des Yonnus, deren Existenz - der Frau oder der Ehe - die Priesterschaft in Sarnburg leugnet und bekämpft, schließlich ist es ein Machtfaktor, Staatkult zu sein, ein Vorteil der verteidigt und ausgebaut werden will.
Vielleicht ist es illegal, als Nichtpriester Gebete an Yonnus zu richten - ein Gebetsmonopol dürfte die Menschen abhängiger von der Priesterschaft machen, was deren Macht stärkt.
Ich wiederhole: KANN GEGEBENENFALLS MÖGLICHERWEISE VIELLEICHT

Ich finde, dass auch für solche Konzepte Platz bei Splittermond sein muss! Gerade, wenn man solche Erscheinungen nicht institutionalisiert, sondern regionalisiert, kann man damit gut spielen. Nur, weil der Yonnus-Kult in Sarnburg so drauf ist, heißt das nicht, dass der Yonnusanhänger in der SC-Gruppe so drauf ist. Vllt. hat er selbst Angst vor dem Kult in Sarnburg, weil die ihn dafür bestrafen wollen würden, dass er privat zu Yonnus betet, oder Schafe opfert statt der befohlenen Stiere ...
Titel: Re: Religionen im Rollenspiel & SpliMo
Beitrag von: Fadenweber am 09 Nov 2014, 19:30:12
Wobei eine völlige Konfliktfreiheit auch wieder Plotideen kaputtmacht.

Weswegen in Splittermond auch beides möglich ist. Es gibt eine hohe Grundtoleranz, die das Zusammenleben und -arbeiten in den allerallermeisten Spielrunden und von diesen ausgehend mit vielen, vielen Auftraggebern und Schutzbedürftigen ermöglicht und fördert. Es gibt aber auch Glaubensinhalte und Strukturen, die Konflikte mit sich bringen - verbotene Kulte, rivalisierende Kultformen und Sekten. Beides bauen wir auch schon so in Publikationen ein, dass man ein buntes Gesamtbild bekommt. Im Szenario "Ein Licht in dunkler Nacht" (http://splittermond.de/wp-content/uploads/2013/12/Splittermond_Weihnachtsgeschenk.pdf (http://splittermond.de/wp-content/uploads/2013/12/Splittermond_Weihnachtsgeschenk.pdf)) freuen sich die NSC-Dörfler bei einer Feier über den Segen auch fremder Priester, wenn ihnen deren Götter wohlmeinend und segensreich erscheinen - solange sie dafür den eigenen nicht abschwören sollen. Im Weltband gibt es u.a. ein Beispiel für die (nicht gerade friedliche) Ablösung eines Staatskults durch einen anderen (im Shahirat Demerai). In Midstad spaltet das Verbot des Hekaria-Kults regional den Adel und dann nochmal Adel und einfaches Volk. Jesavis-Kirche und Uryat-Kult sind weitere Beispiele für verbotene Glaubensrichtungen. Viele Kulte sind dezentral und unhierarchisch organisiert. Die Seealben respektieren anderer Leute Götter, wollen ihr eigenes Pantheon aber eifersüchtig für sich behalten (sozusagen inverse Missionierung ;) ). Usw.