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« am: 18 Jul 2014, 14:25:48 »
Ich glaube, dass hier viele falsche Vorstellungen davon vorherrschen, wie das Spiel mit mehreren Charakteren aussieht (bzw. aussehen kann). In unserer nWoD-Runde ist es üblich, dass wir mit mehreren Charakteren in der selben Chronik spielen. Das machen nicht alle Spieler, aber doch manche, da man so immer neue Gruppenkonstellationen hat. Dass man es dabei versucht zu vermeiden, mit zwei Charakteren in derselben Szene zu spielen oder gar einen Dialog zu führen, ist schon so, aber es ist kein Muss. Dabei ist es egal, ob es zwei vollwertige SCs sind oder ein SC und ein Gefolgsmann. Man muss sich dann eben nur dafür entscheiden, aus der Sicht welchen Charakters man spielt. Dass man nicht einmal mit "Ich" SC1 und einmal SC2 meint, ist natürlich klar. Es ist eher so, wie wenn in einem Buch die Erzählperspektive wechselt. Dass das auch dann nicht immer nur für 5 Minuten ist, ist auch selbstverständlich. Wir haben schon ganze Chronikabschnitte nur mit Gefolgsleuten gespielt - und zwar die ganze Gruppe. Die eigentlichen SCs werden dann zur Not auch mal vom SL übernommen, aber nicht immer. Ich habe auch schon Diskussionen zwischen meinen Chars geführt und am Ende hat der einen den anderen völlig hinters Licht geführt.
Oft genug kommt es auch vor, dass der SL an uns Spieler NSCs vergibt, wenn der Charakter sonst grade nicht vorkommt. Da gibt es manchmal eine kurze Anweisung, was Ziel des NSCs ist, und dann wird drauf losgespielt. Oft ist das aber auch nicht nötig, weil es sich von selbst ergibt, wie ein NSC zu spielen ist. Da kommen dann auch großartige Situationen raus, wenn Spieler 1 als Angeklagter vor Gericht sitzt, Spieler 2 macht den Ankläger und der SL macht den Richter. Und das wird dann auch nicht von den Spielern ausgenutzt, um das beste für ihre Mitstreiter rauszuholen. Das passiert nicht. Angst vor Kontrollverlust über die SCs oder NSCs hat da keiner. Man spielt ja schließlich zusammen.
Mir ist bewusst, dass das nicht der Spielstil ist, der in jeder Gruppe betrieben wird. Ich kann aber nur jeden ermutigen, sich von dem klassischen-DSA-Einzelchar-Rollenspiel auch mal zu lösen. Unter der Prämisse, dass Spieler und Spielleiter gemeinsam eine spannende Geschichte erzählen wollen, kann man damit einen riesigen Spaß haben. Dazu gehört ein gewisser Lernprozess, aber zu behaupten, dass es nicht funktioniert, ist aus meiner Erfahrung einfach falsch. Darum nochmal: Probiert das Spiel mit Gefolge oder mehreren SCs aus! Habt keine Angst davor, auch wenn es etwas ungewohnt sein kann. Grade fortgeschrittenere Rollenspieler können da nochmal eine neuen Aspekt für ihr Spiel lernen (Achtung: Es wird nicht von Anfang an zu 100% klappen!). Wenn es nicht läuft, kann der Meister ja immer noch ein Machtwort sprechen, auch wenn es für den am Anfang auch mehr als ungewohnt sein kann.
Edit: Mir ist bewusst, dass die ganze Sache komplizierter wird, je mehr Spieler am Tisch sitzen, aber mit bis zu 4-5 Spielern hat es bei uns schon funktioniert. Das ist natürlich aber eher die Seltenheit. Meist sind wir nicht mehr als 3 Spieler.