Autor Thema: Vermögen 0, Verpflegung und Traglast  (Gelesen 2346 mal)

Neruul

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Vermögen 0, Verpflegung und Traglast
« am: 19 Jun 2022, 09:10:57 »
Da die Antworten drüben im Tanelorn eher spärlich ausfielen (2 Antworten nach 1,5 Jahren und eine der beiden Antworten ging vollkommen am Thema vorbei...)

Damals habe ich mich mit dem Thema "Kosten von Überlandreisen" beschäftigt, wenn man ein Vermögen von 0 (oder sogar weniger) hat.

Während selbst Arrou durch einen Vermögenswert von 1 (bequemer Lebensstil) keine detaillierte Einkaufsliste aufstellen braucht, muss Telkin dies mit Vermögen 0 (einfacher Lebensstil) sehr wohl.

Schaut man sich den blauen Kasten auf S. 77 an, geht daraus hervor, dass bei einem Abenteurer mit einfachem Lebensstil u.a. ein Bett im Schlafsaal und ein Eintopf zum Abendesssen "gratis" sind.

Das wiederum hätte zur Folge, dass man für eine Reise das Geld für weitere Marschrationen abstreichen müsste.

Ein Seil oder ein Spaten könnten zwar eventuell über den einfachen Lebensstil finanziert werden, könnten aber (ebenso wie die Marschrationen) zusätzliche Auswirkungen auf die Traglast haben. (Bei den Archetypen ist die Grundausstattung, die Abenteurer erhalten -bis auf die Marschrationen- ohne Lastwert angegeben. Bei selbsterstellten Charakteren kommt noch das Handwerkszeug (ohne Waffen und Rüstungen) dazu, welches sich auf die Traglast auswirkt).

Würde Telkin z.B. auf eine zweitägige Reise (z.B. von Brynntal nach Kynwall in der Arwinger Mark) aufbrechen, bräuchte er:

Variante 1:
2x Marschrationen (20 T), Last 2
(Es wird angenommen, dass er im Freien nächtigt, daher fallen keine Übernachtungskosten an).

Variante 2:
Macht er am Ende des ersten Tages in einem Gasthaus mit Schlafsaal und Abendessen Rast:
2x Marschrationen (20 T), Last 2
Schlafsaal und einfaches Abendessen im Lebensstil enthalten

Variante 3:
Macht er am Ende des ersten Tages in einem Gasthaus mit Mehrbett- oder einfachem Einzelzimmer und Abendessen Rast:
2x Marschrationen (20 T), Last 2
1x Mehrbettzimmer / Einfaches Einzelzimmer (30 T)
Gesamt = 50 T

Die meisten anderen Dinge wie Geschirr, Wasserschlauch u.ä. sind in der Grundausstattung bereits enthalten. Dinge wie Rucksack oder Seil könnten eventuell noch Teil des einfachen Lebensstils sein (und sind in den meisten Fällen so oder so einmalige Anschaffungen).

Jetzt kommt allerdings sein Gefährte Arrou (Jagdkunst 6 Pkt. , Naturkunde 6 Pkt.) ins Spiel:

Dadurch dürfen wir 60% von den Reisekosten abziehen. (5% pro Punkt)

Variante 1 und 2:
20/100*60= 12

Die Kosten sinken damit um 12 Telare, sodass sich Telkin für die Reise 8 Telare abstreichen muss.

Variante 3
50/100*60= 30

Die Kosten sinken damit um 30 Telare, sodass sich Telkin 20 Telare abstreichen muss.


Falls ihr ebenfalls schonmal einen Abenteurer mit Vermögen 0 (oder sogar weniger) gespielt habt:
Habt ihr die Reisekosten auf eine ähnliche Art und Weise berechnet?

Falls ihr ebenfalls mit Traglastregeln spielt:
Welche Gegenstände zählen bei Euch gegen die Traglast, welche nicht?

Wie handhabt ihr die Vermögensressource (und die Einkäufe, bei denen man sich nichts abstreichen muss) generell?

Freue mich über Antworten

Wandler

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Re: Vermögen 0, Verpflegung und Traglast
« Antwort #1 am: 19 Jun 2022, 10:12:25 »
Normalerweise versuchen wir in der Gruppe solche Buchhaltungsaufgaben zu vermeiden - und mit der Regelung von Ressourcen macht einem Splittermond das relativ einfach. Die beiden Spielleiter der Gruppe geben auch mal Ober- und Untergrenzen von Werten für bestimmte Ressourcen vor wenn es für eine Kampagne passt - dazu gehört auch "nicht zu arm und nicht zu reich".
Wenn Du in den Bereich Vermögen 0 kommst wird es spannend - ganz wie Du aufgeführt hast.
Wir gehen jedoch immer davon aus dass eine Abenteurergruppe "solidarisch" handelt, also Vermögen etwas ausgleicht und nicht darauf besteht dass der "arme" Charakter seine bescheidene Suppe löffelt während die anderen Wildschweinbraten mit Preiselbeeren schlemmen.
Eine weitere Möglichkeit ist die Wertung von passenden Fertigkeiten ab einer Stufe von 6 investierten Punkten: Jagdkunst, Naturkunde als direkte Möglichkeiten der Nahrungsbeschaffung, aber auch andere Fertigkeiten die eine mögliche Einkommensquelle sein können (Darbietung, Handwerk, Edelhandwerk, Heilkunde, ...). Obwohl wir nicht erlauben dass ein Charakter quasi "Hobbyreisender" und "Fastvollzeithandwerker" ist - wenn eine entsprechende Fertigkeit da ist würde ich ebenfalls gewisse kleinere Kosten handwedeln.
Wenn wir nicht explizit ein Abenteuer ausspielen bei dem es ums Überleben geht oder die Armut so richtig "wehtun" soll ignorieren wir die Traglast von Nahrung und minimieren Proben zur Nahrungsbeschaffung.
Wenn es darauf ankommt - siehe oben. Trotzdem würde die Gruppe jemand der jede Nacht das Lager aufschlägt nicht bitten sich abseits zu setzen da man kaum ertragen kann worauf der Charakter rumkaut  :)

Wandler

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Re: Vermögen 0, Verpflegung und Traglast
« Antwort #2 am: 19 Jun 2022, 13:01:45 »
Weitere Überlegungen:
  • Eine Gruppe senkt auf Reisen oft (aber nicht immer) ihren Lebensstil. Bei Vermögen 1 und 2, geschweige denn höheren Werten lässt sich oft kein angemessenes Gasthaus finden. Dann ist es sehr leicht auch innerweltlich zu verargumentieren wenn ärmere Reisegefährten ohne Zusatzkosten mit verpflegt werden.
  • Du führst Beispiele für eine normale Überlandreise an mit Wegstationen an. Hier ist keine besondere Herausforderung gegeben, also scheint es mehr um die Kosten zu gehen.
    Dafür gibt es schon eine Berechnung im GRW (S. 152, "Reisekosten"):
    Zitat
    Eine Reise durch ländliches Gebiet oder die Wildnis kostet pro Reisendem und Tag 25 Kupferstücke ohne Pferd, 50 Kupferstücke mit. Diese Kosten decken einfache Verpflegung, Übernachtung und Verbrauchsmittel ab
    Danach kommt das auch von Dir angeführte Beispiel mit Naturkunde und Jagdkunst.
    Damit wärst Du dann mit einem Spezialisten wie Arrou mit 6 Punkten auf beiden Fertigkeiten bei (100-40)% von 25 Telaren ohne Pferd, und etwas mehr für Mann mit Maultier (siehe unten).
  • Ein Maultier wirkt Wunder wenn es um Traglasten geht  bringt aber eventuell Kosten mit sich (siehe oben).  :) Es könnte von der Gruppe angeschafft werden.
  • Wenn es wirklich ans Eingemachte geht - also einen Überlebenkampf - erwartet oder unerwartet, dann greifen die Splittermond-Regeln mit verschiedenen Fertigkeiten und Traglast recht gut. Last 1 für eine vorbereitete (nicht frische) Tagesmarschration halte ich im Schnitt für sinnvoll. Wenn Du dazu tiefer gehende Regeln willst: Hex Crawler wie Twilight 2000 (Englische Version) und Verbotene Lande (Deutsch, beide von Free League) bieten tiefergehende Möglichkeiten wie die Aufteilung von Aufgaben und ähnliches. Soweit ich das bis jetzt sehe würde sich das gut in das Splittermondsystem einfügen.
« Letzte Änderung: 19 Jun 2022, 13:04:39 von Wandler »

Zauberfeder

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Re: Vermögen 0, Verpflegung und Traglast
« Antwort #3 am: 19 Jun 2022, 21:08:59 »
Wandler hat unsere Handhabung der Regeln in Bezug auf Reisekosten und Last schon ganz gut beschrieben. Vielleicht noch ein paar Überlegungen zur Ergänzung:

Ich denke, dass man die Berechnung von Kosten für Reisen und das Abstreichen von Rationen trennen sollte. Ich glaube, dass das nicht auf der gleichen Granularitätsebene des Spiels stattfindet. Die Regeln auf Seite 152 im Grundregelwerk interpretiere ich so, dass man damit für eine Gruppe einigermaßen schnell überschlagen kann, was eine Schnellreise von A nach B kostet, je nachdem wie das Vermögen der Mitglieder in der Gruppe aussieht und in wie weit sie sich selbst mittels Naturkunde und Jagdkunst versorgen können. Sollte ein Charakter nicht genug Geld für so eine Reise haben, aber dafür Rationen, dann würde ich die Reisekosten im Wert der abgestrichenen Rationen ganz pragmatisch reduzieren.
Bei einer detaillierten Erkundungsreise in die Wildnis wo es wirklich jeden Tag darum geht, ob die Gruppe genügend Nahrung zusammenbekommt, macht es auch Sinn, die Rationen detaillierter nachzuhalten. Dann werden aber auch detaillierte Probe auf Jagdkunst und Naturkunde fällig, um für Nachschub an Nahrung zu sorgen, bzw. auf Überleben für den Lagerbau und die summarische Regel und damit auch die Kosten fallen weg.

Was die Last angeht, so sind die Belastungsregeln schlicht nicht dafür gemacht, das auf der Granularität der Tagesrationen nachzuhalten. Es steht auch im blauen Kasten auf Seite 181 zur Traglast explizit drin, dass es den Autoren nicht wichtig war, ob ein Charakter 5 oder 6 Rationen mit sich herumtragen kann. Die dort angegebene Optionalregel zur Last ist aus meiner Sicht unbrauchbar. Der Interpretationsspielraum, was zur Grundausstattung gehört und was nicht, erscheint mir größer zu sein, als der Spielraum, den man sich durch zusätzliche Stärkepunkte erarbeiten kann, bis man weitere Behinderung erleidet. Und diese steigt dann auch noch extrem schnell an, sobald man mal über dem Limit ist. Das passt für mich einfach nicht zusammen. Insofern achte ich in meinen Spielen darauf, dass die Charaktere sich ein bis zwei Lasttiere zulegen, wenn sie Ersatzrüstungen, Ersatzwaffen, schweres Werkzeug wie Schmiedeausrüstung und ähnliches transportieren wollen. Die Last einzelner Gegenstände spielt nur im Zusammenhang mit manchen Zaubern und Meisterschaften eine Rolle.

Und ansonsten achte ich auch als Spieler darauf, dass irgendwann das Vermögen eines HG 2 oder HG 3 Helden zu dem im Spiel "gefühlten" Lebensstil passt, auch wenn man dafür dann mal ein paar EP ausgeben muss. Auf dem Level mach ich mir lieber Gedanken darüber, was der nächste Gegenstand mit hoher Qualität kostet und wo man den her bekommt, als über die Kosten von Seilen und Tagesrationen.
Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit.