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Autor Thema: Kalt wie Eis / Bewertung & Rezensionen  (Gelesen 6744 mal)

Thallion

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Kalt wie Eis / Bewertung & Rezensionen
« am: 18 Okt 2018, 16:05:22 »
Hier könnt ihr eure Meinung zum Roman Kalt wie Eis abgeben.
Das Ganze ist im Uhrwerk Web-Shop als Buch erhältlich oder als PDF im .



Wiki-Artikel
Kalt wie Eis

Roman-Übersicht
Hier gelangt ihr zu der Auswertung und Übersicht bereits bewerteter Spielhilfen:
https://rollenspiel-bewertungen.de/splittermond/romane/

Klappentext:
Die Küstenstadt Zitrabyt am eisigen Firnmeer wird seit Anbeginn der Zeit von unzähligen Zwergenclans friedlich bevölkert. Nun deutet sich jedoch eine Verwerfung des Status Quo an: Das Gerücht über die Sichtung großer Walflotten vor den Küsten löst – in der Hoffnung auf reiche Beute – ein regelrechtes Wettrennen aus. In der Hoffnung, sich einen Vorteil und mehr Einfluss sichern zu können, setzen die Clans ihre Flotten in Bewegung.
Bald schon gibt es Berichte, dass diese untereinander in Konflikt geraten: Im Kampf um die besten Jagdgründe attackieren sie sich gegenseitig, versenken und kapern mitunter. Die Hafenmeisterin und Friedenswahrerin Vychoda hat die Vermutung, dass der Streit bewusst geschürt wird. Da sie als Parteiische wenig ausrichten kann, wendet sie sich an einen alten Freund: den Gnom Baro. Zusammen mit seiner Leibwächterin Marca soll er Beweise für Vychodas Vermutung sammeln …
« Letzte Änderung: 18 Okt 2018, 16:09:48 von Thallion »

Weltenwanderer

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Re: Kalt wie Eis / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #1 am: 29 Okt 2018, 12:15:36 »
Moin moin, liebe Lese-Rattlinge,
der neueste Splittermond-Roman "Kalt wie Eis" macht es mir nicht gerade leicht: Eigentlich basiert er auf einer Idee, die mir sehr gut gefällt und auf die ich mich gefreut habe. Allerdings hat mich das Buch eigentlich auf ganzer Linie enttäuscht siehe (unten). Trotzdem möchte ich keinen Totalverriss schreiben, denn schließlich ist der Roman auch nicht wieder grottenschlecht (da gibt es in der Fantasy/Rollenspielromanen ganz andere Kaliber) - nur weiterempfehlen würde ich ihn in der Regel nicht.
Zu den Gründen:
1. Das Konzept des Romans ist eigentlich ganz "cool" (Achtung Kalauer): Ein Politthriller in einem ungewöhnlichem Setting; die großen Sippen der Frynjord-Zwerge in der eisigen Stadt Zitrabyt stehen kurz vor einem offenen Bürgerkrieg und beschuldigen sich gegenseitig der Sabotage. Drei Außenseiter (ein Gnom, ein Varg und eine Zwergin) werden von der Hafenmeisterin beauftragt, den wahren Schuldigen zu finden und Frieden zu stiften.
Schön an dieser Idee ist, dass es mal nicht die übliche Fantasy-Story mit Monstern, Drachen oder Feenwesen ist, die die Welt der Sterblichen terrorisieren. Für eine Politthriller/Detektivgeschichte gibt der Roman aber leider, leider nicht genug her. Da bin ich von "Game of Thrones" bis "House of Cards" viel intelligentere, bösartigere und nervenaufreibendere Intrigen gewöhnt. Hier gibt es aber (fast) kein Doppelspiel, einen einzigen (müden) Twist, und auch keine Rätselraterei für den Leser.

2. Ein Hauptproblem ist vielleicht das langsame Tempo des Romans: Ich hatte erst auf Seite 200 (von ca. 290) das Gefühl, dass allmählich Spannung entsteht und die Charaktere in eine bedrohliche Lage kommen. Vorher laufen sie die großen Sippen ab, versuchen mehr oder weniger erfolgreich die Ältesten zu sprechen, ärgern sich über die Sturheit der Zwerge und werden mal (in belang- und folgenlose) Prügeleien verwickelt. Normalerweise hätte ich das Buch schon längst weggelegt, wenn es nicht den Splittermond-Bonus gehabt hätte.

3. Auch die Charaktere haben mich nicht überzeugt: Marca (die Vargin) und Baro (der Gnom), die auch auf dem Cover zu sehen sind, bleiben eigentlich völlig flach: Marca ist eine aggressive, impulsive Kämpferin (welche Überraschung) - das mag ja noch angehen. Aber Baro fand ich in seiner betulichen Onkelhaftigkeit ziemlich entnervend. Er verwickelt die übrigen Figuren in umständliche Dialoge (die auf die Hälfte der Zeilen hätten gekürzt werden können) und sinniert über seine früheren Abenteuer, den Wert von Ruhe sowie sein Fernweh. Tatsächlich wird uns überhaupt keine Hintergrundgeschichte gegeben; die früheren Abenteuer werden einfach behauptet. Typisch hierfür fand ich gleich am Anfang die Stelle, als Baro von der Kaiserstadt Sarnburg schwärmt - aber überhaupt nichts Gehaltvolles über die Stadt oder seine Erlebnisse erwähnt (ich habe das Buch nicht hier, sonst könnte ich zitieren - aber es waren nur nichtssagende Phrasen wie "die beeindruckenden Dächer und prächtigen Türme der Stadt".)
Übrigens ist Baro nahezu nutzlos für die Handlung: Er kann nicht kämpfen, beherrscht einen lausigen Heilzauber, hat kein tiefsinniges Wissen über irgendwas; selbst sein detektivischer Spürsinn ist praktisch nicht vorhanden (die einzige fast kluge Beobachtung seinerseits, mit der er eine beschuldigte Sippe entlastet, hätte auch einem Kleinkind auffallen können - oder zumindest der Hafenmeisterin, die ein Schiffsregister führt... aber mehr will ich nicht verraten).
Baro kommt mir vor wie ein Charakter vom Heldengrad 1, der sich unnötig wichtig macht und die gesamte Spielegruppe nervt.

4. Leider bleibt auch die Stadt, der Hintergrund und die Kultur der Zwerge farblos: Wir erfahren beispielsweise nicht, was für ein Mensch (sorry, Zwerg) die Hafenmeisterin ist, welche Taten sie zu diesem Amt qualifizieren - nicht einmal, ob sie einen Partner oder Kinder hat etc. Die Ältesten der Stämme (und andere Figuren) haben meist einen kurzen Auftritt, sagen ihr Sprüchlein auf und treten wieder ab.
Fast alle Beteiligten sind stur und unsympathisch, so dass ich mich mehrmals gefragt habe, warum ihnen überhaupt geholfen werden sollte (übrigens fragen sich das Marca und Baro auch; die Antwort lautet bezeichnenderweise: "Wir sind eben hier". Ungefähr so verhält sich auch eine Spielegruppe, wenn ihnen der SL eben ein unmotiviertes Kaufabenteuer vorsetzt, das gar nicht zur Gruppe passt).

Mich ärgert vor allem, dass die Story deutlich mehr Potential für Spannung, Konflikte und Dramatik gehabt hätte: Gibt es denn z.B. keine Eheschließungen zwischen Angehörigen verschiedener Sippen? Falls ja, wie gehen solche Paare mit den Feindschaften um? In echten Bürgerkriegen ist es ja das Fatale, dass die Fronten durch Familien verlaufen (und oft auch nicht so klar ist, wer welcher Fraktion angehört). In "Kalt wie Eis" werden die Sippen so klischeehaft unterschieden, dass ich eher an verschiedenfarbige Spielsteine in einem Brettspiel denken musste.
Zitrabyt und seine Bewohner werden durch den Roman nicht lebendig, und ich bekomme auch keine Lust, meine Spieler einmal mit einem Abenteuer dorthin zu schicken (das leistet z.B. "Nacht über Herathis" viel besser).

Schließlich noch eine Sache am Ende, über die ich sogar empört war, weil ich mich vom Buch veralbert gefühlt habe:
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« Letzte Änderung: 29 Okt 2018, 18:20:10 von Weltenwanderer »

Konsumlumpen

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Re: Kalt wie Eis / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #2 am: 07 Dez 2018, 22:18:06 »
Was mir an dem Roman eigentlich sehr gut gefallen hat,  waren die Beschreibungen der Stadt. Das habe ich ein bisschen anders wahrgenommen. Die Hallen, die Architektur, der Hafen, ... sehr schön und athmosphärisch.
Übrigens ist es von Anfang an recht seltsam, dass die Vorfälle und das Auftauchen der Verräterin gleich zu Beginn als zeitgleich auftretend beschrieben werden, aber niemand hellhörig wird.

Pluspunkte definitiv für die letzten Kapitel sowie den stetigen Spannungsaufbau und das spannende Thema,  aus dem wahrscheinlich noch mehr herauszuholen gewesen wäre.

Belfionn

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Re: Kalt wie Eis / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #3 am: 13 Jan 2019, 14:06:41 »
Ich kann mich Weltenwanderer in fast alle Punkten anschließen.

Die Grundidee ist spannend, aber das Potential wird nicht ausgeschöpft. Das Tempo ist zu gering, die Ermittler sind etwas einfallslos (mehr als die Sippenältesten zu befragen fällt ihnen nicht ein) und kommen erst viel zu spät auf die Idee, nach einem Motiv zu suchen, und Sippen und Charaktere sind relativ flach. Rein räumlich wird Zytrabit und der Norden aber ganz schön beschrieben.

Nur dem Spoiler würde ich etwas widersprechen:
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Tena Breuer

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Re: Kalt wie Eis / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #4 am: 28 Feb 2019, 13:01:54 »
Ich kann meine Vorredner verstehen bin vom Gesamturteil aber eher bei Konsumlumpen und Belfionn. Bei Weltenwanderer kann ich 1., 2. und 3. gut nachvollziehen, den Rest finde ich übertrieben.
Das was hier als Spoiler abgedeckt wird reicht aber finde ich nicht aus um nicht zu viel vorwegzunehmen.
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Hier meine Zusammenfassung:
•   Der Einstieg ist atmosphärisch gelungen und führt in die lokalen Begebenheiten ein.
•   Die Charakterbeschreibungen erzeugen klare Bilder, es wird sich auf ein paar Charaktere konzentriert, die durchaus verschieden sind. Andererseits wird auch nicht viel mit ihren Hintergründen gearbeitet.
•   Das maritime Flair von Zitrabyt und das „zwergische“ der Stadt werden meist anschaulich beschrieben, hier und da fehlen ein paar kleiner Details über die der aufmerksame Leser stolpern oder ignorierend hinweggehen kann. Insgesamt ist der Roman bestimmt sehr hilfreich, um in eigenen Erzählungen die Frynjord zu nutzen.
•   Ähnlich wie in Nacht über Herathis ist die Magie für mich passend dargestellt und eingebunden, es hätte für mich gerne noch etwas mehr Alltagsmagie sein dürfen.
•   Der Glaube an Jord spielt eine Rolle, ansonsten kommen die anderen Domänen nicht vor, was den Eindruck nahe legt, dass der Roman mit lediglich ein paar geographisch und geschichtlich angepassten Aspekten auch in jede andere Welt mit zwergischem Anteil verlagert werden könnte.
•   Der Plot ergibt sich stringent, ist gut nachvollziehbar und unterhaltsam, birgt aber auch keine großen Überraschungen oder Spannungen.
•   Fazit: Um den hohen Norden und die Frynjord besser kennenzulernen und Anregungen für eigene Geschichten zu bekommen durchaus empfehlenswert!
Der Charakter ruht auf der Persönlichkeit, nicht auf den Talenten. (Goethe)

barbarossa rotbart

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Re: Kalt wie Eis / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #5 am: 23 Apr 2019, 15:07:20 »
Mir hat dieser Roman wirklich gefallen. Er hat vielleicht nicht die beste Handlung, aber seien wir doch einmal ehrlich, wäre es ein Abenteuer gewesen, hätten sich die meisten Gruppen doch genauso verhalten, oder etwa nicht? Weltenwanderers Kritikpunkte kann ich daher nicht teilen.

Sindaja

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Re: Kalt wie Eis / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #6 am: 27 Jun 2019, 22:11:57 »
Mir hat der Roman gefallen. Vielleicht lag es an den wüstenhaften Temperaturen, von denen die Welt im Eis etwas ablenkte. Die wurde für meinen Geschmack anschaulich und stimmunggsvoll vermittelt.
Gut gefiel mir auch, daß zur Abwechselung kein Mensch unter den Protagonisten war. Auch wenn in Lorakis generell Kultur vor Volk kommt steht hier eine durch nur ein Volk bestimmte Kultur im Fokus.
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Ansonsten las sich das Buch auch stilistisch flüssig.
Ich hätte auf jeden Fall Lust, meine inzwischen zwergenfreie Gruppe in den Norden zu schicken...