Die Interaktionen zwischen Bestienmeister und seinen tierischen Begleitern bereiten mir viel Kopfzerbrechen. Denn neben dem allgemeinen Interpretationsspielraum, was kann ein SC ,was kann die Kreatur, kommt noch bei uns vermehrt hinzu, dass die Kreaturen über die Stärke Tiervertrauter gebunden werden und zusätzlich noch "Vernunftbegabt" sind. Ab dann geht es erst richtig los. Den Kreaturen werden dann gerne Fähigkeiten zugeschrieben, die zumeist irgendwelche Boni beinhalten. ( "Jaguar haben so tolle Augen. Die können ALLES bei diesem Zaubervorgang sehen")
Okay, hier müssen wir nur klarstellen: Diese Kreatur ist mit dem Baukasten erstellt worden und hier geben die Regeln dir als SL das volle Veto-Recht! Du kannst eine selbstgebaute Kreatur und die vom Spieler geplante Lore zu dem Wesen jederzeit ablehnen oder einen Kompromiss aushandeln.
Hier musst du die Grenze ziehen, wo die Autorität von dir als SL und von den Spielern beginnt und endet. Und das fängt auch damit an zu bestimmen, wer die Kontrolle über eine vernunftbegabte Kreatur hat. Denn das muss mit Nichten der Spieler sein!
Ich befinde mich dann auf einer Gratwanderung zwischen Lore und Regeln. Klar hat ein Jaguar gute Augen, aber heißt das auch, dass er mitbekommt, wie ein Zauberer einen Zauber in 50 m Entfernung wirkt? Ein Raubtier sieht in diesem Magier dann potentielle Beute oder Gefahr, aber es kann nicht wissen, dass er gerade regeltechnisch einen Zauber wirkt, denn woher weiß es den Unterschied zwischen wildem Armrudern und einer Geste? So ganz ohne Arkane Kunde bzw Magieschule als "Theoretisch angelegtes Wissen".
Als Faustregel würde ich in diesem Fall sagen: Kann ein SC mit Dämmersicht und guter Wahrnehmungsprobe den Zaubervorgang beobachten? Dann kann es auch der Jaguar mit Dämmersicht und guter Wahrnehmungsprobe.
Und hier greift wieder die Frage: Lore vs Regeln? Ich versuche immer als Meister kein Spielverderber zu sein und bei mir bemerkt dann der Jaguar den Magier in den hinteren Reihen und erkennt ihn auch als "Magier" ,aber zeitgleich denk ich mir :" Was interessiert es den Jaguar, was da HINTEN los ist, wenn gerade vor ihm die Post abgeht und an was erkennt er den Magier, wenn Konzepte wie Gilden,Siegel,Uniformen in der Raubtierwelt nicht vorkommen". Meine Spieler versuchen dann mir zu erklären, dass sie es dem Tier schon irgendwie vorher beigebracht haben. Naja ich sehe leider nur die Lore und keine Regelmechanismen, wie Meisterschaften und co.
Nun, hier wären die ausreichenden Erklärungen:
Ein vernunftbegabter Jaguar kann Magie aufgrund seiner Erfahrungen erkennen (er reist ja mit einer Abenteurergruppe herum, in der man wohl häufiger auch exotischere Zauberei benutzt und sehr wahrscheinlich sieht er auch seinen Partner häufig zaubern). Als vernunftbegabtes Wesen kennt der Jaguar also Zauberei.
Einem nicht-vernunftbegabten Kreaturen kann man in der Tat beibringen, Magie zu erkennen (Abrichtung Spürnase, Bestienmeister, S. 17, Kasten Grundausbildungen). In der Welt von Splittermond ist Zauberei eine Fertigkeit, die potentiell jeder erlernen kann. Daher kennt man aber auch entsprechende Gegenmassnahmen. Ja, gehe davon aus, dass Wachhunde Magie erkennen können und Eulen verborgen in der Nacht Möchtegern-Einbrechern auflauern. Magisch ausgebildete Raubkatzen erspüren verwandelte Diebe in Mausgestalt und jagen sie. Seit Bestienmeister wissen wir, dass man durchaus auch Pokemon in Splittermond spielen kann!
Aber ich würde mir gerne anhören, wie diese Lore-Thematik im Bezug zu tierischen Fähigkeiten in anderen Gruppen gehandhabt wird.
Unterschiedlich. Nicht selten übernehme ich teilweise die Kontrolle über die Kreaturen meiner Spieler, besonders wenn diese mit den Kreaturen als NSCs interagieren wollen. Aber genauso überlasse ich dann auch die Spieler die Kontrolle über ihre Kreaturen, wenn diese ihre Kreaturen als Werkzeuge einsetzen oder lustige Fluff-Handlungen beschreiben wollen ("Meine Katze wickelt sich um die Edelsteine, wie um ein Jungtier").
Was den Fähigkeiten der Kreaturen angeht, gehe ich zunächst nach Buch vor. Möchte ein Spieler jetzt ein automatisches Gelingen seiner Kreatur einfach durchsetzen, was aus seiner Sicht Sinn macht, würde ich ihm freundlich erklären, dass es im Rollenspiel meist besser ist, vorher zu fragen. Denn nicht zuletzt kann es immer sein, dass es da noch einige Umstände gibt, die der Spieler noch gar nicht weiß.
Ja, dein Jaguar kann alles bei dem Magievorgang sehen... aber dann muss er auch entsprechend 2 Ticks als Reaktion vorrücken und fällt geradewegs auf die Illusion der Finsterfee rein, die ihn mit einer Halluzination von seinem Herren weglocken will.