Anton Weste ist schon so lange ein Name im Rollenspiel, dass man schnell vergessen kann, dass er bisher noch gar keinen Roman geschrieben hat. Nacht über Herathis, als Auftakt der Splittermond-Romanreihe, ist damit ein Doppeldebüt.
Anton macht nicht alles richtig, aber vieles, und so ist Nacht über Herathis ein kurzweiliger, sehr unterhaltsamer Roman und für mich ein vielversprechender Auftakt dieser neuen Reihe. Der sehr angenehme, atmosphärische Schreibstil weiß zu gefallen, und besonders bei den Beschreibungen alles Feeischen läuft Anton Weste zur Höchstform auf.
Mich zumindest lässt dies dann auch wohlwollend über die Schwächen des Romans hinwegsehen. Vieles davon sind die üblichen Wehwehchen eines Erstlingswerks. Vor allem der eine oder andere Twist war nicht zwingend notwendig und/oder hätte überraschender sein dürfen. Die Wendungen haben sich für mich schon von Weitem mit Pauken und Trompeten angekündigt. Dabei ergeben sie Sinn, nur eben auch so sehr, dass sie nicht mehr überraschend sind.
Die Charaktere sind allesamt sympathisch, für das Metier der Meuchler vielleicht zu sehr. Das Buch bleibt hier an der Oberfläche des Möglichen, surft auf dieser aber unterhaltsam durch die Handlung.
Das vielleicht größte Manko für mich ist, dass ich mir etwas mehr ›lorakisches Sprachgefühl‹ gewünscht hätte. (Das direkt mal auf den Wunschzettel für alle kommenden Bücher notiert.) Nicht im Sinne einer gestelzten und aufgeblasenen Fantasy-Schwurbel-Sprache – aber ein paar lorakische Redewendungen und Idiome wären schön. Gerade Romane sind dafür das geeignete Medium! In meiner Wertung gibt das keinen Punktabzug, aber auch keinen Bonus.
Insgesamt eine Note 2 (mit einem kleinen Minus). Kurzweilig und unterhaltsam, wenn auch arg hervorsehbar. Dennoch ist Nacht über Herathis ein mehr als solides Debüt mit ganz toll glitzerndem Feenstaub.