Autor Thema: Ansehen und Stand in Regionen fernab der Heimat  (Gelesen 2019 mal)

Waidm4nn

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Ansehen und Stand in Regionen fernab der Heimat
« am: 02 Okt 2017, 20:18:37 »
Seid gegrüßt Bürger und Bürgerinnen von Lorakis,

ich hab mal eine Frage auf die Auswirkungen von Stand und Ansehen in Regionen fernab der Heimat. Ich bin ein Schwertalb aus Kintai mit der Ressource Ansehen 2. In wie fern findet dieses Ansehen in Selenia z.B. Anwendung bzw. bei welchen Begegnungen wirkt mein Ansehen nicht mit seiner vollen Punktzahl von 2. Kann ich die Anwendung meines Ansehens mit Kleidung und Auftreten rechtfertigen?

Zusätzlich hab ich mich gefragt was der Unterschied zum Stand ist bzw. wie es sich auswirkt wenn ich nicht nur respektiert werde oder ein Hofbeamter bin (also nur eins von beiden), sondern sogar beides.

Vielen Dank vorab schon einmal für eure Hilfe.

Grüße Waidm4nn

Loki

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Re: Ansehen und Stand in Regionen fernab der Heimat
« Antwort #1 am: 02 Okt 2017, 21:14:21 »
Hi.

Der Unterschied zwischen Stand und Ansehen ist relativ schnell erklärt: Die Ressource Stand sagt aus, in welcher gesellschaftlichen Schicht du dich bewegst - beim Adel etwa, ob Landadel, Hochadel, Niederer Adel, und so weiter. Im Fall des Adeligen ist dein Stand das, was dir von Geburt an zusteht. Dein Ansehen hingegen ist die Summe dessen, was über deine Taten bekannt ist (ob nun die Wahrheit oder gelogen sei mal dahingestellt). Das Ansehen definiert, mit welchem Wohlwollen die informierte Gesellschaft dir entgegen tritt. Dafür dass Stand und Ansehen nicht unbedingt korrelieren müssen, ist der tyrannische König von Midstad, Finn von Harreburg, ein schönes Beispiel. Wäre er ein Charakter, hätte er wohl Stand 7 oder 8 und Ansehen -2. Er wird von allen verachtet und gehasst, aber Herrscher ist er trotzdem.

Nun stellt sich die Frage: Wie will ich den Jaguarkriegern in ihrem Dschungel klar machen, dass auf irgendeinem Adelsbrief irgendetwas steht, das mich irgendwie über sie erhebt? Und wie sollen die Jaguarkrieger jemals die Geschichte zu Ohren bekommen haben, wie ich die hundertäugige Fangschreckenbestie von Lyyrm erschlagen habe - auf der anderen Seite von Lorakis? Die (meine) Antwort ist: In der Spielpraxis gar nicht. In exotischen Kulturen kann man mit Stand und Ansehen nichts anfangen (und wenn man Pech hat nicht einmal mit seinem Vermögen). Das mag unfair sein gegenüber "harten" Ressourcen wie Kreatur, Gefolge oder Relikt, auf die man eben immer Zugriff hat, aber das zu diskutieren ist eben auch Aufgabe der Gruppe.

Nur damit wir uns richtig verstehen: In den meisten Kulturen lasse ich als Spielleiter (und so habe ich das bei anderen Spielleitern auch erlebt) so etwas wie Stand und Ansehen voll gelten, aber wenns halt in exotische Länder geht, hört der Realismus irgendwann auf. Dann muss man Kompromisse schließen. Solche Extremfälle sind, denke ich, doch eher die Seltenheit.

LG
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Wandler

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Re: Ansehen und Stand in Regionen fernab der Heimat
« Antwort #2 am: 02 Okt 2017, 21:14:35 »
Hallo Waidm4nn,

Ressourcen wie Stand und Ansehen beschreiben bestimmte Charakteraspekte abstrakt - was "hat" der Charakter? Das sollte jedoch immer zwischen Spieler und Spielleiter abgestimmt sein, insbesondere wenn Kampagnen in ferne Länder führen.
Ein Spielleiter wird nicht ohne Not Ressourcen aussetzen oder gar streichen - das ist jedenfalls in Splittermond nicht vorgesehen.
Deshalb solltest Ihr Euch gemeinsam überlegen ob die Ressource so sinnvoll ist und wie sie sich im fernen Selenia auswirkt.

Glücklicherweise sind jedoch Selenia und Kintai verschieden, aber doch nicht so verschieden dass nicht ein entsprechendes Ansehen oder gar Adels- oder Beamtenränge "transportabel" wären - also auch in Selenia verstanden würden.
Das heisst nicht dass jeder Selenier das automatisch erkennen würde, aber ein paar klärende Worte, entsprechendes Verhalten, "Fußvolk", ein Banner oder Wappen oder andere solche Indikatoren werden sicher helfen.

Ansehen kann ein berühmter Bogenschütze haben - ganz ohne ein Amt zu bekleiden. Stand bildet die "Schicht" ab in die man geboren wurde. Beides könntest und solltest Du über entsprechende Ressourcen abdecken.
Die Wahrnehmung je nach dem wen Du triffst wäre sehr unterschiedlich (oh, ein berühmter Krieger aus - wie heisst das doch gleich noch mal? Oder ... Vorsicht, Du, das ist so ein Adeliger, oder so was, aus dem fernen ...).

In keinem Fall würde ich persönlich das als Spielleiter ins lächerliche ziehen, aber je nach Einsatz und Leute die Du triffst ist mal das eine, mal das andere nützlicher, und zusammen genommen sollte das immer ein Quentchen mehr bringen ...

SeldomFound

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Re: Ansehen und Stand in Regionen fernab der Heimat
« Antwort #3 am: 02 Okt 2017, 22:07:29 »
Das GRW gibt auf S. 261 für die Spielleiter einige Hinweise bezüglich der Allgemeingültigkeit von Ressourcen:

Hierbei wird empfohlen, dass "Spieler wie Spielleiter [...] angehalten [sind], die regeltechnisch notwendigen Abstraktionder Ressourcen durch innerweltliche Erklärungen zu ergänzen, die auf den speziellen Fall des gespielten Abenteuers zugeschnitten sind - oder einfach die Abstraktion zu akzeptieren und es als Teil der Spielregeln anzusehen."

Natürlich darf ein Spielleiter sich auf den "gesunden Menschenverstand" berufen, um unter bestimmten Bedingungen die Ressourcen einzuschränken. Doch dann sollte er den Spielern auch vorher kommunzieren, ob bestimmte Ressourcen in seinem geplanten Abenteuer sehr wichtig oder völlig egal sind.
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wusch

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Re: Ansehen und Stand in Regionen fernab der Heimat
« Antwort #4 am: 05 Okt 2017, 17:39:19 »
Ich denke mal es hängt immer davon ab wie sehr die Gesellschaftssysteme der beiden Staaten kompatibel sind. Wie bereits erwähnt, kann man zwischen Selenia und Kintai noch recht gut übersetzen. Interessant wird es dann bei Gesellschaften die anders funktionieren. Das müssen nicht immer abgelegene Stammesgesellschaften sein, sondern auch solche die auf einem ähnlichen Level liegen. Sagen wir mal es gibt einen Staat der technologisch zwar auf Selenias stand ist aber politisch und gesellschaftlich wie die Bundesrepublik Deutschland funktioniert, also eine parlamentarische Republik ist. Diese Gesellschaft kennt dann zwar die entsprechenden Konzepte, hat aber weder Sklaven, noch Unfreie oder jegliche Adelsränge. Die Unfreien werden in dieser Gesellschaft natürlich heraufgestuft, da ihr Stand geringer als das Minimum dieser Gesellschaft ist. Problematisch kann es für Adelige werden, die nun natürlich, je nach auslegung, entweder den Maximalstand überschreiten oder einfach einen inkompatiblen Stand haben.
Hier kommt nun meiner Ansicht nach der zweite Faktor ins Spiel: Die beziehungen zum Herkunftsland der entsprechenden Personen. Wenn die beiden Staaten ein gutes Verhältnis pflegen, wir der Adelsstand, auch wenn im Land nicht existent, von offizieller Seite (wie einzelne Individuen es sehen ist natürlich etwas anderes) sicher dennoch anerkannt, zumindest als eine wichtige Stellung. Wenn die beiden Staaten nun jedoch ein angespanntes Verhältnis haben, dann kann es dazu kommen, das der Selenische Adelige von den offiziellen Stellen des anderen Staates wie ein normaler Bürger (also Stand 1 oder sogar 0) behandelt wird.

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Re: Ansehen und Stand in Regionen fernab der Heimat
« Antwort #5 am: 05 Okt 2017, 18:44:23 »
@ Wusch

Ich kann diesen Vorschlägen nicht wirklich zustimmen.

1. Die Bedeutung von Stand in unterschiedlichen Kulturen

Stand ist in Splittermond nicht gleichzusetzen mit Adel! Laut dem Duden wird Adel unter anderem definiert als "Klasse, Gesamtheit von Familien, die [durch Geburt] einem in früherer Zeit mit bestimmten Vorrechten ausgestatteten Stand angehören". Doch in Splittermond kann ein hoher Stand auch in Kulturen vorkommen, die keinen Adel an sich kennen, sondern in denen solche "Privilegien" eher informell vorliegen.

Ein Beispiel dafür ist der Albische Seebund: Auf dem Papier erscheint es ein eher demokratisches Herrschaftssystem zu folgen, jeder Seealbe kann zum Kapitän und von anderen Kapitänen zum Admiral gewählt werden. Aber...

Zitat von: Die Welt, S. 222
De facto existieren mittlerweile jedoch einige Familien, deren Mitglieder traditionell bestimmte Aufgaben zukommen und deren fast gewohnheitsmäßiger Sitz im Rat nur noch als Formalität bestätigt werden muss (regeltechnisch gelten Angehörige dieser angesehenen Familien als der Adel der Vindarai)

Ein anderes Beispiel ist die Handelsrepublik Kungaitan, in der der Geburtsadel keinen direkten Einfluss mehr hat, aber auch hier finden sich angesehene Familien. Ansonsten handelt es sich aber eine auf Geld und Militärdienst aufbauende Meritokrate, also ungefähr so etwas wie die Römische Republik in der Antike. Die Regierung besteht aus zwei Organe

Der Hohe Rat von Kungaitan besteht aus den Vertretern der 12 Städte, einem Volksvertreter, einem General, einem Admiral, einer Hohen Schwester und einem Handelsvermittler. Sie vermitteln die wichtigsten Posten des Landes (Ministeramt, Richterposten, etc.).
Der Senat hingegen setzt sich aus Vertretern aller Städte, Klöster, Handelshäuser, Familien des Altaldels, Zünfte und Legionen zusammen und stellt die Gesetze auf, nach denen die Minister handeln.

Aber selbst wenn ein Land dem Ideal folgt, dass niemand von Geburt aus über den anderen steht, ändert dies nichts daran, dass ein hoher Stand in Splittermond auch Macht bedeutet! Die Macht, wichtige Handelsverträge zu vermitteln, die Macht, diplomatische Beziehungen aufzubauen, die Macht, einem Landsmann in seiner Heimat Schutz zu gewähren oder für ihn im Gericht zu sprechen.


Zu der zweiten Überlegung: Du wirst auch bei angespannten Verhältnissen als Adliger anders behandelt werden, als ein normaler Bürger! Denn du hast Macht und diese Macht kann man ausnutzen, indem man dich als Geisel hält.


Der einzige Grund, warum der Stand irrelevant sein kann, wäre, wenn der Gegenüber keine Ahnung hat! Sei es ein Eingeborenerstamm im tiefsten Dschungel, die so gut wie nichts von der Außenwelt wissen, oder ein Wesen der Anderswelten, dass nicht nur auf die Gesetze der Natur, sondern auch deines Heimatlandes pfeift!
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