Guten Morgen zusammen,
ein spannendes Thema in meinen Augen, zu dem es wohl keine Universallösung geben wird. Ich denke, es ist völlig normal, dass es in einem so kommunikativen Spiel wie Rollenspiel auch zu sozialen Konflikten kommt. Der Duden definiert Willkür wie folgt:
"die allgemein geltenden Maßstäbe, Gesetze, die Rechte, Interessen anderer missachtendes, an den eigenen Interessen ausgerichtetes und die eigene Macht nutzendes Handeln, Verhalten."
In der Definition werden drei Dinge benannt, die von der Machtperson missachtet werden. Bezieht man diese auf das Rollenspiel ergeben sich 3 Kriterien : 1. Allgemein geltende Maßstäbe - Verhaltensregeln, Regelwerk 2. Interessen SL und Spieler 3. Eigeninteresse SL und Verhalten was auf der Macht der SL beruht.
Im klassischen PNP Rollenspiel gibt es ein klares Machtverhältnis. Der SL simuliert die Welt und "bestimmt" die äußeren Umstände. Die SC sind mit ihrem Handeln an die Fähigkeiten ihrer Charaktere (technisch) und ihre Spielererfahrung gebunden. Natürlich ist der SL hier die alleinherrschende Instanz, die quasi über "Leben und Tod" der Charaktere entscheiden kann. Aber liegt das im Interesse einer SL? Ich denke das ist objektiv nicht beantwortbar.
Was ich daher nur empfehlen kann: Als SL mit den neuen Spielern transparent über Motive, Wünsche und Spielstil sprechen und dabei auch klar Eckpfeiler benennen. Ich persönlich habe keine Scheu davor, beispielsweise zu sagen, dass ich den "Gottmodus" als SL genieße. Ich mag es, die Spieler rätseln zu sehen, auf meine Impulse reagieren zu lassen, sie manchmal auch absichtlich in eine Falle laufen zu lassen, damit sie sich befreien können.
Ebenso mag ich aber auch die Perspektive des Abenteurers - die Welt des SL zu ergründen, mit den interessanten NSC zu sprechen, ja sogar Beziehungen einzugehen - eben wie in einer guten Fantasyserie. Es sind doch grade die Emotionen und Vorstellungen, welche einen PNP Abend die Zeit vergessen lassen und nicht die Bossmonster auf S. XY des Regelwerks. Daher ist das oberste Ziel in meinen Augen immer Eins mit der Gruppe zu werden.
Dies setzt voraus, das die Chemie stimmt. Nicht jeder kommt mit jedem klar, dass sollte man sich bei der Gruppenfindung auch gut überlegen und ehrlich besprechen. Anders als im Beruf kann man sich hier seine "Kollegen" aussuchen.
Bisher hatte ich nur einmal das Verlangen, jemanden aus meiner Gruppe zu werfen. Allerdings haben wir uns dazu entschlossen, als Gruppe gemeinsam mal einen Abend im Irish Pub zu verbringen und über die Probleme zu sprechen. Nach Currywurst und Cider und jeder Menge Gesprächststoff waren die Probleme beseitigt. Nachdem ist die Gruppe noch stärker zusammengewachsen und das Spiel wurde intensiver.
Fazit: Grundsätzlich ist Willkür allein schon durch das SL - SC Machtverhältnis gegeben. Ob es gelingt, hängt einfach von den Personen ab, welche am Spieltisch sitzen, von ihrer eigenen Konfliktfähigkeit, ihrer Teamfähigkeit und bezogen auf das Spiel natürlich von ihren Interessen.
Konsequenzen sind dabei auch recht eindeutig: Eine böse SL wird mittel bis langfristig keine SC mehr haben. Ein böser SC wird langfristig keinen SL haben, der bereit ist, seine Welt mit ihm zu teilen. Freundschaften etc. eingeschlossen.