Es ist zwar schon eine Weile her, dass ich den Weltband gelesen habe, aber ich habe trotzdem gerade mal noch eine Benotung abgegeben: ich habe mit Zwei gestimmt.
Nachdem ich mir seinerzeit die Splittermondregeln durchgelesen hatte und zum Schluss gekommen war, dass sie solide gemacht und am Spieltisch voraussichtlich gut praktikabel sein würden, hatte ich mir den Weltband vorgenommen, um mir auch ein Bild vom Spielwelthintergrund machen zu können. Offen gesagt hatte ich nach den vorab gehörten Informationen darüber eine durchschnittliche 0815-Mainstream-Fantasywelt erwartet. Und wurde positiv überrascht!
Klar, das große Alleinstellungsmerkmal gibt es nicht, alles ist schon mal auf die eine oder andere Weise dagewesen. Aber ehrlich gesagt: das ist doch letztlich überall so.
Die Welt bietet aber für mein Empfinden unglaublich viel. Nicht nur zahlreiche sehr unterschiedliche Settings, die quasi keine Wünsche offen lassen, sondern auch jede Menge cooler, kreativer Ideen und viele Anknüpfungspunkte und Spuren, bei denen man direkt Lust bekommt, sie aufzunehmen und Abenteuer zu schreiben.
Die ganze Welt ist liebevoll gemacht und in sich sehr stimmig und überzeugend.
Was mich am meisten fasziniert hat - und in gewisser Weise für mich schon fast soetwas wie ein Alleinstellungsmerkmal von Splittermond geworden ist - ist die nahtlose Integration von Hintergrundlogik der Welt und konkreten "Bedürfnissen" am Spieltisch.
Das prominenteste Beispiel sind sicher die Mondpfade: man will schnell die Settings wechseln können und braucht dafür ein innerweltliches Etwas, das das ermöglicht. Aber wenn man genauer hinschaut, gibt es m.E. sehr viele solcher Elemente: ich denke da z.B. an die Hintergründe diverser Kulturen, die "Wanderjahre" für ihre Mitglieder vorsehen, damit sie einen Grund haben als Abenteuer loszuziehen. Oder die Durchmischung der Rassen durch die Drachlinge, weil man bunte Gruppen spielen will usw.
Alles, was den Anforderungen am Spieltisch geschuldet ist - man also braucht oder haben will, um des Spiels willen - wird mit so schönen Ideen nahtlos in die Welt verwoben, dass es gar nicht so wirkt als hätte das etwas mit dem Spiel zu tun, sondern käme generisch aus der Logik der Welt selbst. Finde ich große Klasse! Und das gelingt in meinen Augen Splittermond deutlich besser als diversen anderen Systemen.
Störend fand ich im Weltband nur zwei Kleinigkeiten:
Die Benennungen waren anfangs etwas verwirrend: man liest z.B. "Farukan", guckt auf die Karte und findet das nicht, weil da nur die Namen der Shahirate stehen. Oder im Buch heisst es "Grenzlande" auf der Karte "Unreich". Mittlerweise bin ich in der Welt zu Hause, aber beim ersten Lesen fand ich die Abweichungen von Karte und Buch etwas konfus.
Und der zweite Punkt sind die weissen Flecken: mit dem Konzept kann ich wenig anfangen, da ich als SL sowieso die ganze Welt in Besitz nehme und nach meinem Geschmack gestalte. Für mich hatte das anfangs den Nachklang von: "hier darfst du selbst was machen, vom Rest lass besser die Finger". Mir ist schon klar, dass das so nicht gemeint ist, aber sollte ich je mit dem Metaplot oder "offiziellen" Publikationen kollidieren, eröffne ich halt ein Paralleluniversums-Lorakis
Als Fazit finde ich, dass mir die Welt Lorakis ausgesprochen gut gefällt und der Weltband toll gemacht ist. Letztlich kann ich für mich sagen: der Weltband war der ausschlaggebende Grund, warum ich heute Splittermond spiele.