Splittermond Forum

Regeln => Allgemeine Regelfragen => Thema gestartet von: Weltengeist am 06 Sep 2014, 14:23:08

Titel: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Weltengeist am 06 Sep 2014, 14:23:08
Wie läuft denn eine vergleichende Probe von vielen gegen viele? Klassisches Beispiel: Eine Abenteurergruppe (ca. 5 Mann) versteckt sich vor einer Gruppe Schergen (sagen wir mal 6 Mann). Wer würfelt jetzt was gegen was?

Streng genommen müssten ja alle Abenteurer eine Heimlichkeits-Probe ablegen, und dann müsste jeder einzelne Scherge gegen das Ergebnis des schlechtesten Abenteurers würfeln. Das führt aber zu dem absurden Ergebnis, dass die Abenteurer eigentlich keine Chance mehr haben, sich zu verstecken - irgendein Abenteurer würfelt immer schlecht, und irgendein Scherge würfelt immer gut. Manche Rollenspiele lösen das Problem, indem nur der beste Scherge einen Wahrnehmungswurf kriegt - wie ist das in Splittermond gedacht?

(Und ja, falls das in den Regeln schon irgendwo steht - ich glaube mich düster zu erinnern, etwas dazu gesehen zu haben, finde es aber gerade nicht mehr - freue ich mich auch über eine Seitenangabe.)
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: koppelschoof am 06 Sep 2014, 14:35:14
vll ist es da sinnvoller, wenn einer aus jeder Gruppe die Probe macht und die anderen einfach nur unterstützen.
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Noldorion am 06 Sep 2014, 14:39:47
Dieser konkrete Fall ist tatsächlich geregelt, siehe S. 158. Und ja, im "Standard" würfelt da erstmal jeder gegen jeden. So absurd finde ich das auch nicht: Wenn sich zehn Leute verstecken wollen, die keine Ahnung vom Verstecken haben (also einen niedrigen Fertigkeitswert haben), ist die Chance, dass einer von ihnen gesehen wird, ziemlich gut. Und ein einziger Fehler reicht ja schon, um entdeckt zu werden. Wobei die, die den Hinterhalt legen, durchaus einen Vorteil haben, wenn sie geschickt vorgehen. Erstens können sie von einem guten Anführer koordiniert werden, zweitens können sie den richtigen Ort suchen (ein dunkler, dichter Wald und die passende Kleidung geben schon einmal einen satten Bonus auf die Probe).

Das ist aber, wie gesagt, nur der Standardfall. Richtig gemein wird es, wenn man einen Profi mit der Meisterschaft Hinterhalt (S. 121) dabei hat. In diesem Fall würfelt nämlich nur dieser die Probe und alle können dieses Probenergebnis nutzen.

Ein bisschen mehr dazu (auch zu Zusammenarbeit beim Hinterhalt) steht auch hier (http://forum.splittermond.de/index.php?topic=1738.0).
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Weltengeist am 06 Sep 2014, 14:57:27
Dieser konkrete Fall ist tatsächlich geregelt, siehe S. 158.

Ah - da war das. Ich wusste doch, dass ich das irgendwo gesehen habe. ;D

Ich bin zwar nicht überzeugt von dieser Lösung - man stelle sich mal den Extremfall vor, dass man sich versteckt (ziemlich gut sogar, also mit einem Ergebnis von sagen wir mal 25), und dann marschieren da 20 Mann vorbei. Dann werden die, die sich versteckt haben, verlieren. Immer. Sogar, wenn die anderen in Sachen Wahrnehmung überhaupt nichts draufhaben. Einfach nur, weil es viele sind und weil irgendeiner von den vielen unweigerlich einen Triumph würfeln wird. Das finde ich etwas schade, das sollte man irgendwo deckeln.

Aber für den Augenblick reicht mir die "offizielle" Auslegung, vielen Dank für die wie immer schnelle und kompetente Antwort!
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: 4 Port USB Hub am 06 Sep 2014, 16:02:18
Ein Triumph ist kein automatischer Erfolg.
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Weltengeist am 06 Sep 2014, 16:28:27
Nein, aber ein Triumph ist ein Würfelergebnis von mindestens 19. Wenn unsere hypothetischen Schergen also einen Wahrnehmungs-Wert von 7 haben (was zumindest bei den bisher veröffentlichten NSC-Werten eigentlich immer der Fall war), gewinnen sie damit gegen eine Abenteurergruppe, die durch die Bank ein Heimlichkeits-Ergebnis von 25 (also ein ziemlich unwahrscheinliches Bombenergebnis) erzielt hat. Die Abenteurergruppe hat in dem Szenario eigentlich nur eine Chance, wenn jeder einzelne von ihnen ein Ergebnis erzielt, das die Schergen nicht mal theoretisch schlagen können. Und das finde ich - Realismus hin oder her - nicht so schön.

Wir haben übrigens neulich folgendes Vorgehen verwendet: Ich habe (entgegen der sonstigen Reihenfolge) zuerst den Wahrnehmungswurf für die Schergen abgelegt, damit für die Spieler der Zielwert bekannt ist. Wenn ein Spieler dann mit seinem Wurf Erfolgsgrade erzielt hat, durfte er die ähnlich den Regeln für "Zusammenarbeit" benutzen, um seinen Kameraden zu unterstützen. Zugegeben, das löst das obige Problem auch nur bedingt, hat aber zumindest für etwas bessere Ergebnisse beim Verstecken gesorgt.

Btw: Wird in den Regeln irgendwas darüber gesagt, wie groß der Unterschied zwischen einer bewussten/aktiven Wahrnehmungsprobe ("Ich suche nach Fallen") und einer unbewussten/passiven Wahrnehmungsprobe ("Ich bemerke etwas Verdächtiges, obwohl ich eigentlich gerade was anderes gemacht habe - ist das am Ende eine Falle?") ist?
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: 4 Port USB Hub am 06 Sep 2014, 17:01:25
Man braucht halt am besten jemand mit Meisterschaft Hinterhalt, wenn man einen Hinterhalt legen möchte. Dann ist ein Heimlichkeitsergebnis von 25 am untersten Ende der Skala.
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: IceFreez3r am 06 Sep 2014, 17:01:54
Ich glaube, dass zumindest, wenn da ein Heer oder irgendetwas in Art vorbei zieht, die meisten Soldaten nur darauf achten werden im Gleichschritt zu gehen und die Umgebung nicht beachten. Wie das aber bei Gruppen unter 20 Leuten ist, kann ich nicht sagen.

Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Weltengeist am 06 Sep 2014, 17:14:30
Ich glaube, dass zumindest, wenn da ein Heer oder irgendetwas in Art vorbei zieht, die meisten Soldaten nur darauf achten werden im Gleichschritt zu gehen und die Umgebung nicht beachten.

Deshalb ja meine Frage nach dem Unterschied zwischen "aktiver" und "passiver" Wahrnehmung ;).

Wobei es mir persönlich gar nicht um Hinterhalte geht, sondern um ganz gewöhnliches Vorbeischleichen, Verstecken oder Lügen.
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: IceFreez3r am 06 Sep 2014, 17:54:17
Also zumindest fürs Lügen wurde ich sagen, dass das Gegenüber erst dann eine Probe macht, wenn seine Einstellung mindestens auf misstrauisch oder schlechter steht. Aber beim Verstecken oder Vorbeischleichen hat das Gegenüber ja meistens noch gar keine Einstellung gegenüber einem, weswegen man dort eine andere Methode braucht.

IceFreez3r

PS: Wachen sind sicher die ganze Zeit damit beschäftigt die Gegend nach verdächtigen Bewegungen abzusuchen. Bei denen kann man also davon ausgehen, dass sie immer eine Probe machen können.

Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Weltengeist am 06 Sep 2014, 18:14:39
Ich wäre mir persönlich zu sehr Klein-Klein, weil man dann andere Regeln für jede Situation braucht. Splittermond zeichnet sich ja eigentlich gerade dadurch aus, dass es wenige immer gleiche Regelmechanismen konsequent durchzieht. Sowas wäre hier durchaus möglich, in Stile von "Wer nicht aktiv auf XY achtet, kriegt immer einen Abzug von 4 auf die Probe" (egal, ob es nun um das Entdecken von Fallen, das Bemerken eines Hinterhalts oder das Aufdecken einer Lüge geht).

Klar, man kann auch konsequent sagen: "Wer nicht aktiv auf XY achtet, kriegt gar nicht erst eine Probe zugestanden". Aber ich denke, das wäre bei den meisten Spielern ziemlich unpopulär: "Du hast zwar einen Wert von 19 auf 'Schlösser und Fallen', aber du hast ja nicht gesagt, dass du auf diese total simple Falle achtest. Also, 3W10+6 Schaden..." ;D
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Myrmi am 06 Sep 2014, 20:18:56
Off-Topic: Did I say sneak down the hall?...

On-Topic: Ich würde mich da etwas an Savage Worlds bedienen. Sprich die SC in eine Gruppe nehmen, die NSC nach belieben aufteilen und diese Gruppen die Proben würfeln lassen. Auf der Drachenzwinge haben wir zwar diverse Tools, aber ich glaube am Tisch würde der SL noch nen Würfelarm bekommen ;D
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Saalko am 07 Sep 2014, 12:37:55
Würde bei einer Meute das ganze eher als unterstützende Probe machen. mit einer Deckelung, eventuell max+5. (Schließlich suchen sie ja gemeinsam) die Spieler aber trotzdem einzeln verstecken lassen, sich aber wenn sie etwas Zeit haben auch unterstützungsproben zulassen. (Sprich de rmeisterverstecker sagt wo die einzelnen Leute hinsollen.) Aber das nur bei Vorbereitung möglich.
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Teetroll am 07 Sep 2014, 13:12:11
Wir handhaben das normal nach Standartregel. Bei einem ganzen Trupp der sich nicht auf die Umgebung konzentriert, gebe ich normalerweise keine Wahrnehmungsprobe (für Umgebene Soldaten) oder eben negative Umstände (Soldat der sich auf Gleichschritt konzentriert oder Söldner der sich unterhält).
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Grimrokh am 07 Sep 2014, 17:39:16
Ich kann Weltengeists Zeilen sehr gut nachvollziehen und bin in vielen Systemen immer wieder darüber gestolpert, dass die Regeln es beinahe unmöglich machen, dass eine kleine Gruppe von moderat begabten "Schleichern" sich an einer Gruppe ein gutes Stück weniger begabter Wachehaltern vorbeizubewegen. Denn wenn die Regel lautet: Team A (Heimlichkeit) kann nur gewinnen, wenn jeder einzelne der Gruppe ein besseres Ergebnis erzielt als irgend einer aus Team B (Wahrnehmung) und Team B somit immer gewinnt, wenn irgend jemand von ihnen ein besseres Ergebnis erzielt als jeder einzelne von Team A schaffen muss, dann heißt dass eben, das Team A nur dann gewinnen kann, wenn alle in der Gruppe signifikant besser sind als ihre Kontrahenten. Vier gute (aber eben nicht sehr gute) Schleicher haben also kaum eine Chance gegen vier mittelprächtige Wahrnehmer.

Das führt meiner Erfahrung nach dann immer dazu, dass viele lang geplante Stealth-Aktionen, die einen offenen Kampf verhindern sollen, immer und immer wieder in genau dem enden, weil egal was die Spieler tun, es ist immer jemand (wenn die Gruppe nicht ausschließlich aus sehr fähigen Schurken und Waldläufern besteht) dabei, der trotz passabler Heimlichkeit-Werte schlechter würfelt als irgend jemand der bestenfalls durchschnittlichen Wachenden.

Von daher verwende ich die Zusammenarbeiten-Regel in Splittermond nicht nur für kooperative Kletterproben usw. sondern eben auch, wenn sich die Abenteurer verstecken möchten o. ä. und genau so für die dagegen konkurrierende Wahrnehmungsprobe. So legt effektiv jede Gruppe eine Probe ab und dadurch haben dann auch mal die Heimlichkeit-Probenden eine reale Chance nicht entdeckt zu werden. Und wenn dann wirklich jemand dabei ist, der sehr schlechte Heimlichkeit-Werte hat, dann steuert der eben negative EG für sein Team bei und der Hauptprobende muss halt besonders darauf achten, dass der Unbedarfte nicht auf Zweige tritt, mit seinem Schwert rumscheppert, den Kopf zu weit raus streckt, usw. Funktioniert bei uns jedenfalls bisher sehr gut so und ist mMn die fairste Methode, die eben die in Summe bessere Gruppe gewinnen lässt.
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Darian am 08 Sep 2014, 00:59:50
Also das Prinzip das "schnatternde" oder "nicht aufs Aufmerksam sein konzentriete" Gegner keine oder abgeschwächte Proben kriegen finde ich ja sowieso gut.
Vor allem wenn es nen SL gibt der meint "ihr habt sie nicht kommen gehört, ihr wart die ganze Zeit am reden" und dann wiederrum "ihr hört eine Gruppe Personen im Nebel, sie reden miteinander" und alle sagen sie sind still und verstecken sich
"sie haben euch gehört und gehen zum angriff über"... das ist immer mit zweierleimaß gemessen finde ich.
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Weltengeist am 08 Sep 2014, 10:35:15
Um mal ein paar Zahlen dranzuhängen, habe ich schnell einen Simulator zusammengehackt. Nehmen wir mal an, unsere Abenteurergruppe besteht immer aus 5 Leuten (alle haben der Einfachheit halber den gleichen Heimlichkeitswert), und nehmen wir an, unsere Schergengruppe hat durchgehend den gleichen Wahrnehmungswert von 7. Dann kommt der Simulator auf folgende Erfolgswahrscheinlichkeiten:

Heimlichkeit5 Schergen10 Schergen
1213,0%4,8%
1538,1%22,2%
1871,2%55,7%

Wie man sieht, hat eine Gruppe, in der jedes einzelne Mitglied den für HG 1 ganz ordentlichen Heimlichkeitswert von 12 hat, nicht den Hauch einer Chance. Ernsthaft in Angriff nehmen dürfte man so ein Verstecken-Manöver gegen mehrere Beobachter eigentlich erst, wenn jeder einzelne Abenteurer - durch Können oder Modifikatoren - mindestens 10 Punkte besser (!) ist als die Beobachter, und auch dann besteht noch ein signifikantes Risiko des Scheiterns.

Das gefällt mir überhaupt nicht, das werde ich wohl (vermutlich über die Zusammenarbeitsregel) verhausregeln.

Bleibt die Frage, ob es eine offizielle Aussage dazu gibt, wie passive Beobachtungsproben gehandhabt werden? Gibt es da einen pauschalen Malus, oder legt das der Spielleiter fest?
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: SeldomFound am 08 Sep 2014, 10:46:32
Wie Noldarion oben schon erwähnt hat. Eigentlich ist es explizit so vorgesehen bei den Regeln, dass eine große Gruppe leichter zu entdecken ist, als eine kleine.

Und wiederum bemerken viele Leute auch viel mehr und sind somit besser gegen einen Hinterhalt geschützt.

Eventuell könnte man ja als Hausregel festlegen, dass Hinterhalt als Meisterschaft auf Schwelle 1 gesenkt und dafür zum Beispiel Leisetreter auf Schwelle 2 gehoben wird.


Übrigens, habe ich das richtig im Kopf? Anführen kann auch benutzt werden, um einen Hinterhalt zu legen?
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: gunware am 08 Sep 2014, 11:15:18
Ich habe es eher verstanden, dass es nicht um Hinterhalt geht. Sondern z.B. um die Situation, wenn zwei Gruppen aufeinander stoßen und die kleine Gruppe (die Charas) die größere Gruppe (die Soldaten) einfach vorbei marschieren lassen wollen. So wie es auch in vielen Filmen ist. Die Soldatengruppe geht den Weg entlang, während die Helden bibbernd hinter irgendwelchen Sträuchern bewegungslos liegen. Das ist in meinen Augen kein Hinterhalt.
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: SeldomFound am 08 Sep 2014, 11:36:41
In dem Falle könnte der Spielleiter auch eine einfache Probe gegen 15 in diesem Falle verlangen. Das zeigt dann, dass die Helden keinen Mucks machen und keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Schlechten Schleichern kann durch Zusammenarbeit geholfen werden.
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Weltengeist am 08 Sep 2014, 11:42:12
Ich habe es eher verstanden, dass es nicht um Hinterhalt geht. Sondern z.B. um die Situation, wenn zwei Gruppen aufeinander stoßen und die kleine Gruppe (die Charas) die größere Gruppe (die Soldaten) einfach vorbei marschieren lassen wollen. So wie es auch in vielen Filmen ist. Die Soldatengruppe geht den Weg entlang, während die Helden bibbernd hinter irgendwelchen Sträuchern bewegungslos liegen.

Ja, darum ging es mir eigentlich. Wobei ein Hinterhalt natürlich letztlich nichts anderes ist als ein Verstecken, bei dem sich jemand entschließt, dann anschließend auch noch anzugreifen...

Wie Noldarion oben schon erwähnt hat. Eigentlich ist es explizit so vorgesehen bei den Regeln, dass eine große Gruppe leichter zu entdecken ist, als eine kleine.

Das bestreitet ja auch gar keiner, aber die Zahlen sind zumindest mir zu krass dafür. Ich habe meinen Wehrdienst in einem Jägerbataillon absolviert, und ich kann dir versichern, dass die Wachen nahezu immer gegen die Schleicher oder Verstecker verlieren, sogar wenn die gar nicht besonders viel drauf haben. Viele Beobachter zu haben, erhöht IRL die Erfolgschancen für Entdeckung witzigerweise nicht besonders (auch in anderen Zusammenhängen - sonst könnte ja kein Demagoge gänze Säle voller Leute anlügen, kein Hütchenspieler in der Fußgängerzone seine Tricks abziehen, kein David Copperfield einen ganzen Saal von Zuschauer in Erstaunen versetzen usw.).

Und davon ab gibt es eine Balance zwischen Realismus und Spielbarkeit - die obigen Zahlen (bzw. die zugrundeliegende Regel) machen einfach viele Szenen kaputt, die man doch eigentlich haben möchte: Auch die fünfköpfige Abenteurergruppe wird einfach durch Würfeln die meisten Lügen durchschauen, die meisten Fallen entdecken usw. Anderswo macht man da ja auch Kompromisse, damit interessante Szenen möglich sind (ein Dolch macht z.B. bei Splittermond 1W6+1 Schaden, was für gewöhnlich nicht mal für eine Schadensstufe reicht, IRL ist dagegen nicht selten der erste Dolchstoß tödlich). Das Realismus-Argument halte ich also nur für begrenzt valide.

Übrigens ist es ja auch in anderen Zusammenhängen nicht erlaubt, dass jeder mal sein Glück versucht (Stichwort Heilung). Die Erfolgschance von Gruppen kann man dann über die Zusammenarbeitsregeln erhöhen, das führt zu realistischeren Ergebnissen.

Ich selbst werde es wahrscheinlich so machen: In der Gruppe, die täuschen will (Verstecken, Schleichen, Lügen, Fallen stellen, whatever), würfelt tatsächlich jeder einmal, das schlechteste Ergebnis zählt und gibt den Zielwert an. Dabei können die Regeln für Zusammenarbeit und natürlich relevante Meisterschaften verwendet werden. Die Gruppe, die entdecken will, würfelt dagegen nur einmal und verwendet die Regeln für Zusammenarbeit (und Koordinieren).

Bliebe die Frage nach der Unterscheidung zwischen aktivem und passivem Entdecken (von Versteckten, von Lügen, von Fallen...) - da dazu noch niemand was Belegbares geschrieben hat, gehe ich davon aus, dass dazu nichts im Regelbuch steht, was ich übersehen hätte?
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Quendan am 08 Sep 2014, 11:42:29
Bleibt die Frage, ob es eine offizielle Aussage dazu gibt, wie passive Beobachtungsproben gehandhabt werden? Gibt es da einen pauschalen Malus, oder legt das der Spielleiter fest?

Das ist einfach eine gute Anwendung für den negativen Umstand (in seinen unterschiedlichen Ausprägungen). Unaufmerksamkeit steht zwar nicht in der Liste bei Wahrnehmung, aber diese Listen sind ja explizit nicht vollständig angelegt.

Ich würde es so handhaben:
- aufmerksame Wache auf Patrouille: kein Umstand
- sich unterhaltende Wachen/gelangweilte an der Tür lehnende Wache: leicht negativer Umstand
- kleine Gruppe von Leuten, die nicht explizit die Umgebung beachtet: stark negativer Umstand
- einzelne Person in marschierende Truppe, die nicht auf die Umgebung achtet: fast unmöglicher Umstand

Ganz trennscharf kann man das nie machen, da ist dann der Spielleiter gefragt. Da würde ich auch keine anderweitigen Sonderregeln verwenden, denn das ist nun mal explizit das, was für solche Fälle vorgesehen ist.

In deiner Simulation ist übrigens auch kein gutes Gelände für die Gruppe vorhanden und sie trägt keine hilfreiche Kleidung. In einem Wald und mit dunkler Kleidung würde die Chance, nicht entdeckt zu werden, auch ohne die oben vorgeschlagenen negativen Modifikatoren der Wachen schon wieder stark steigen.

An sich finde ich es aber völlig in Ordnung, dass eben größere Gruppen sich nicht so leicht vor anderen größeren Gruppen verstecken können. Wir schicken bei uns auch immer erstmal die Heimlichkeit-Cracks vor, wenn es sich irgendwo unbemerkt anzunähern oder einzuschleichen gilt. Verstehe aber natürlich auch, was Weltengeist hier stört - aber es ist ja kein großes Problem hier mit Hausregeln zu arbeiten, da andere Regelbereiche kaum betroffen sind.
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: gunware am 08 Sep 2014, 11:59:45
Was Quendan geschrieben hat, löst das Problem in meinen Augen. So kann man es wirklich handhaben. -6 auf die Wahrnehmung und +2 für leicht positiver Umstand bei den bibbernden Helden, die Versteck spielen und die anderen nur an sich vorbei laufen lassen wollen, müsste die Wahrscheinlichkeiten einigermaßen zurecht drehen (ohne jetzt gerechnet zu haben - deswegen würde mich interessieren, wie sich die Wahrscheinlichkeiten bei Weltengeists Rechnung dann wirklich ändern würden und ich nicht einer Täuschung unterliege.)
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: maggus am 08 Sep 2014, 12:26:03
Idee für eine Hausregel

Bei vergleichenden Proben mit mehreren Beteiligten würfelt auf der aktiven Seite der Teilnehmer mit dem niedrigsten, auf der passiven Seite der Teilnehmer mit dem höchsten Fertigkeitswert. Das Ergebnis gilt die gesamte Gruppe.

Diese Hausregelung geht pauschal davon aus, dass alle Beteiligten es schaffen, wenn es der Schlechteste gegen den besten Gegner schafft.

Der wesentliche Vorteil dieser Pauschal-Regelung ist das schnellere Abhandeln von vergleichenden Proben mit vielen Beteiligten. Der wesentliche Nachteil (wenn man so will) sind die höheren Erfolgschancen der aktiven Partei gegenüber der Original-Regel. Vorsicht: Mit dieser Pauschal-Regel können sich auch die Gegner der Abenteurer einfacher an sie heranschleichen oder einen Hinterhalt legen ;)
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Saint Mike am 08 Sep 2014, 13:04:12
Was mir an Maggus' Regel weniger gut gefällt, ist, dass der Dieb dadurch nicht besonders oft auf's Schleichen würfelt und jedes Mal mit drin hängt, wenn der Scheppernde Ritter und/oder der Lehrbuchmagier es mal wieder versemmeln.

Ich löse es in der Tat so wie oben von Weltengeist beschrieben: ich lasse bei passiven Würfen nur einen bzw. wenige Wächter würfeln und die Helden dürfen alle ran sofern die "beteiligt" sind. U.U. wird halt nur ein Teil der Gruppe entdeckt, der Rest kann immernoch (re-)agieren. Wichtig ist dabei das Nutzen von Mods, dadurch entstehen schon mal ganz gehörige Unterschiede.
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Weltengeist am 08 Sep 2014, 14:10:38
An sich finde ich es aber völlig in Ordnung, dass eben größere Gruppen sich nicht so leicht vor anderen größeren Gruppen verstecken können. Wir schicken bei uns auch immer erstmal die Heimlichkeit-Cracks vor, wenn es sich irgendwo unbemerkt anzunähern oder einzuschleichen gilt.

Das ist aber nur eine Facette des Problems. Ich persönlich finde die passive Seite weit problematischer als die aktive. Vielleicht sollten wir uns mal auf einen einfacheren Fall konzentrieren, in dem nur eine Person versucht, eine Gruppe anderer Personen zu täuschen.

Wenn von den anderen dann jeder seinen eigenen Wurf ablegen darf, dann hat der aktive Charakter fast automatisch verloren, wenn er kein riesiges Würfelglück hatte. Noch mal schnell ein paar Zahlen in den Simulator gefüttert (1 täuschender Akteur, 5 passive Beobachter):
Klingt harmlos? Ist es aber nicht, wenn man mal für einen Augenblick die Perspektive wechselt und daran denkt, dass der täuschende Charakter in der Mehrzahl der Fälle ein NSC ist und die Beobachter für gewöhnlich unsere Spielercharaktere sind. Damit würde beispielsweise ein um 6 Punkte überlegener Lügner / Fallensteller / Attentäter von den Abenteurern in jedem dritten Fall ertappt, ohne dass die Spieler überhaupt etwas dafür getan haben. Und gegen hochgradige Charaktere hat überhaupt niemand mehr eine Chance (auch ein hochgradiger Gegner nicht). Damit kann man bei konsequenter Umsetzung so gut wie jede Krimihandlung vergessen, Fallen-Dungeons werden einfach durch Würfeln (wohlgemerkt ohne große Kompetenz zu besitzen) bewältigt usw.

Nein, ich glaube, ich bleibe dabei, dass die Beobachter bei mir nur einmal würfeln dürfen... ;D

(Und ich glaube, dass den Regeldesignern dieses Problem sehr wohl bewusst war, sonst gäbe es nämlich die Beschränkung "nur 1 Probe pro Tag und Patient" in den Heilungsregeln nicht ;))
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: gunware am 08 Sep 2014, 15:17:57
Noch mal schnell ein paar Zahlen in den Simulator gefüttert
Könntest Du bitte auch die Zahlen aus meinem Beispiel oben in den Simulator eingeben? Es würde mich interessieren, wie sich die Wahrscheinlichkeiten zu Deinem Beispiel oben verändern. Danke im Voraus.
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Weltengeist am 08 Sep 2014, 15:29:49
Könntest Du bitte auch die Zahlen aus meinem Beispiel oben in den Simulator eingeben? Es würde mich interessieren, wie sich die Wahrscheinlichkeiten zu Deinem Beispiel oben verändern. Danke im Voraus.

Okay: Wenn die Schergen -6 kriegen, dann haben sie einen effektiven Fertigkeitswert von 7-6=1. Damit reißen die natürlich nichts mehr. Die Charaktere haben dann (im oberen Beispiel) einen Wert von 14, 17 oder 20. Bei 20 haben die Schergen (egal wie viele es sind) nicht mal mehr eine theoretische Chance, wenn nicht gerade alle Charaktere gleichzeitig einen Patzer hinlegen. In den beiden anderen Fällen kriegt man:

Heimlichkeit5 Schergen10 Schergen
1487,6%78,1%
1798,9%97,7%

Womit man dann im konkreten Beispiel sicher leben könnte.
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: gunware am 08 Sep 2014, 15:36:13
Womit man dann im konkreten Beispiel sicher leben könnte.
Ja, Versteck im Wald, um vorbeiziehende Gegner nicht auf sich aufmerksam machen. Dafür eignet es sich gut. Danke für die Zahlen.

Was bleibt ist aber, wie man es mit dem Täuscher handhaben sollte. Ich hätte z.B. kein Problem damit, für den besten NPC aus einer Gruppe einen Sicherheitswurf zu machen und das als Ergebnis für die ganze Gruppe zu werten (wenn es um passive Wahrnehmungs-Probe geht). Nur anders herum, wenn die Charas einem Täuscher auf den Leim gehen sollen, sind die Wahrscheinlichkeit (wie Du gezeigt hast) wirklich ein bisschen - äh - suboptimal.
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Grimrokh am 08 Sep 2014, 19:39:44
Womit man dann im konkreten Beispiel sicher leben könnte.
Im konkreten Beispiel ja. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass in einer HG1 Gruppe jeder einzelne Spielercharakter einen Heimlichkeit-Wert von 12 besitzt. Und 5 Wachen mit Wahrnehmung 7 sind in meinen Augen ziemliche Amateure. 5 Punkte Differenz sind eine Menge. Gerade im 2W10-Splittermond-System kann jeder Punkt mehr oder weniger letztlich viel Gewicht haben.

Jetzt mit Umständen zu arbeiten kann in manchen Fällen sicher helfen, aber letztlich geht es in einem Rollenspiel einfach darum wie gut die Regeln für klassische Tätigkeiten einer Heldengruppe von 4-5 Leuten funktionieren (Anschleichen an das feindliche Lager, Auskundschaften des Gewölbes, usw.). Und da bietet sich mAn eben am besten die Zusammenarbeitenregel an, die ja auch für die anderen Fertigkeiten verwendet wird. Die Idee, dass nur der schlechteste Schleicher gegen den besten Wahrnehmer würfelt, könnte man mal ausprobieren, aber da Spieler mEn einfach gern (alle) würfeln und das Zusammenarbeiten von meiner Spielern begeistert genutzt wird, bin ich ziemlich zufrieden damit, wie ich es momentan handhabe. So stürzt der schwächste Kletterer nicht ab oder bleibt in der Wand hängen obwohl er kein gutes Ergebnis erzielt und der schlechteste Schleicher im Team führt nicht automatisch zur Endeckung der Gruppe. Es sei denn die Gruppe der Wachen ist eben wirklich besser als die Gruppe der Schleichenden.
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Saalko am 09 Sep 2014, 09:59:37
Ja so regel ich das "traditionell" in SR auch. Eine Teamworkprobe mit einem Treshold von 1-3 (je nach Umgebung) zum schleichen, wenn einer patzt, dann gibt es ein Problem, wenn wer den Treshold nicht erreicht, bekommt der "Anführer" einen entsprechend verkleinerten Würfelpool.

Ähnlich ist es ja auch in SM geregelt. wennw er die 15 nicht erreicht, dann bekommt der "Anführer" Punkteabzug. (Er muss ja dafür sorgen, dass der Magier nicht das Fass umwirft um seine Schritte zu übertönen. (*hust* ;) )
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: [Tom] am 09 Sep 2014, 13:33:33
Offtopic:
Threshold - ich nehme an, Du meinst den Schwellenwert?

Ontopic: ;)
Alleine aus praktischen Gründen würde ich es mit einem Wurf des jeweiligen "Anführers" so machen - damit eben der Schleich/Tarn-Charakter auch glänzen kann! :-)
Titel: Re: Vergleichende Probe - viele gegen viele
Beitrag von: Weltengeist am 09 Sep 2014, 13:37:54
Das Schöne an den Zusammenarbeits-Regeln ist ja, dass trotzdem jeder mal würfeln darf. Man kann sogar richtig Mist bauen oder den Mist der anderen ausbügeln. Es muss sich also niemand übergangen fühlen.