Ich nehme an, dass du dich etwas zu sehr von Seite 146 hast leiten lassen, wonach ein NSC den Wunsch eines Spielercharakters erfüllt, wenn die Probe gg. den GW erfolgreich ist. Dabei sollte aber eher von kleineren Gefälligkeiten ausgegangen werden, nicht, dass ein Charakter jegliche Einstellung, Zielsetzung oder eigene Wünsche über Bord wirft um den Spielercharakter gefällig zu sein. Um an Lokis Beispiel anzuknüpfen, Kaiser Selenius könnte vermutlich bei einer von ihm gegebenen Auftrag mit einer einfachen Redegewandtheitsprobe dazu gebracht werden, für Kosten und Spesen einer vorraussichtlich kurzen Reise aufzukommen. Aber er wird sie nicht zu Herzögen existierender Herzogtümer machen.
Ich möchte mich an einem Beispiel versuchen: Nehmen wir an, in einer Situation für HG 1 Helden ist der BBEG ein Söldner. Dieser hat einen GW 18. Der Söldner möchte eine alte Festung erobern. Die Helden sind die befreundeten Verteidiger des alternden Burgbesitzers, eines RItters, der seine kämpferischen Tage hinter sich hat. Der Söldner und seine Schlägertruppe kommen heran und fordern die Kapitulation der Helden. EIner der Helden möchte eine Verhandlung und verlangt eine Bedenkzeit. Der Spieler würfelt auf Redegewandtheit und erreicht eine 22. Er hat den GW erreicht und einen EG gesammelt. Dafür gibt der SL ihm eine Stunde für die erfolgreiche Probe und eine weitere halbe Stunde für den EG (man könnte die reale Bedenkzeit der Spieler dann auf 15 Minuten beschränken).
Nun müssen die Spieler bedenken, was der Söldner will und warum er das will. Was haben sie ihm anzubieten oder wie können sie ihn überreden, von seinen Plänen abzulassen? Will er die Burg nur ausrauben? Dann könnte es reichen, einen Tausch anzubieten. Ist die Gruppe des BBEG aber in der Überzahl? Dann wird die Probe schwerer, da er sich im Falle eines Kampfes sicher fühlt. Können die Spieler anbieten ihn zu bezahlen? Oder vielleicht können sie drohen und mit dem Tod seiner Mitkämpfer Furcht sähen? Man kann Illusionsmagie benutzen um die Burg defensiver wirken zu lassen als sie ist. Oder sich selbst furchterregender.
Dies alles sind nur Vorschläge wo ich nicht pauschal sagen würde, dieser oder jene Faktor erleichtert oder erschwert die Probe um +/-X. Aber ich möchte es hier einmal als plastisches Beispiel tun, ohne dass irgendjemand sich in irgendeiner Weise an die hier, von mir genannten Zahle halten müsste. Auch würde ich in einem Spiel nicht versuchen jeden Faktor aufzulisten und dann die genaue Schwierigkeit auszurechnen, sondern eher mir grob überlegen, was den BBEG antreibt und wie überzeugend die Argumente der Spieler sind, bevor ich eine Schwierigkeit grob festlege. Aber hier wollen wir mal ein Beispiel machen, um zu zeigen, das mit Redegewandtheit nicht alles machbar ist.
GW des Söldners: 18
Vorraussichtliche Erhöhung durch Aktive Abwehr: +2-3
Überzahl: +3
Ziel des Raubes: +5
Schwierigkeit ca. 28 vielleicht einfach 30.
Ein Held der sehr viel auf Redegewandtheit hat, hat einen Wert von sagen wir mal: 15
Vermutlich Attraktivität, die Einstellung des Söldners steigt von feindlich auf ablehnend: -4
Boni aus Ausrüstung, Magie und Meisterschaften: +5
Insgesamter Wert vor dem Würfelwurf: 16
dann hat der Held auf HG 1 schon einiges dahin investiert und dann sollte er oder sie auch eine gewisse Stärke darin haben. Menschen von sich zu überzeugen IST eine verdammt starke Sache. Aber! Das bedeutet nicht, dass BBEG sofort abzieht, sollte die Probe doch geschafft werden. Man kann immer noch in Abschritten denken:
Die Probe wurde geschafft: Der Söldner macht das Gegenangebot des freien Abzugs für die Helden und den Burgbesitzer. Für jeden EG darf der alte Ritter einen persönlichen Gegenstand bis zu einem Wert von 5 Lunaren mitnehmen.
Im Falle einer herausragenden Probe (dann hat der SPieler einen Wert von 45 erreicht oder überstiegen!): Der Söldner erklärt sich bereit, für eine gewiss Summe abzuziehen. Selbst dann ist der SL nicht dazu gezwungen, die Wünsche des SC einfach zu erfüllen, er stellt sie dann nur vor eine deutlich andere Frage als zuvor und zeigt dadurch, dass sich der Söldner, der zuvor drauf und dran war, die Burg zu stürmen und die Helden und den alten Mann dabei zu töten nun bereit ist, auf all das zu verzichten, sofern es sich für ihn lohnt und er es als einen Sieg verkaufen kann. Als SL dürfen wir das ja auch aus der SIcht des Söldners sehen. Wenn er einfach auf alles verzichtet und nichts für sich und seine Schläger rausholt, dann könnte er sein Gesicht verlieren und Probleme in seiner Truppe bekommen. Er wird also nicht einfach auf alles verzichten wollen.
Das alles war aber nur ein Beispiel um zu zeigen, dass Redegewandtheit eine sehr spannende Sache ist, aber eben keine Make-a-Wish Probe für die Spielercharaktere sein darf. Der SL ist ja auch ein Mitspieler und er soll nicht der Feind der SPielercharaktere sein, aber auch er oder sie darf Spaß haben ^^