Tagschatten: Es ist sehr blau
Harsche Kritik eines Google-Hangout-Testspielers:
Splittermond - Des Kaisers neue Kleider
Jetzt habe ich mal Zeit gefunden zwei der neueren Blogeinträge durchgelesen die hier verlinkt wurden.
Der Blog von Tagschatten zeigt mMn wieder schön, dass derartige Beurteilungen wohl sehr oft von Personen verfasst werden, die sich nicht oder kaum mit Splittermond auseinandergesetzt haben und sich vorschnell eine Meinung bilden. So finden wir hier zB wieder den alten Irrtum, dass man ständig die Zahlen (Attr + Attr + Skillwert + 2W10) im Kopf zusammenrechnen muss wenn man eine Fertigkeitsprobe ablegt. Und warum fängt er plötzlich mit 3 Attributen an, die er bei einer Probe verwenden will und vergleicht DAS dann mit DSA?
Interessanterweise, bekommt das Ticksystem in diesem Blog eine gute Note, es sei sogar ein (Zitat) „gut strukturiertes Kampfsystem“. Und warum nun diese Beurteilung? Weil der Schreiber selbst ein ähnliches System verwendet. Im Endeffekt geht es daher eigentlich immer nur um persönliche Vorlieben in den ganzen RPG-Blogs. Und wenn der Autor beispielsweise ein eingeschworener Storyteller ist, dann kann es gar keine gute/positive Gesamtbeurteilung eines (so betitelten) Mainstream-RPGs von ihm geben. Es ist einfach nicht das, was er sehen und spielen möchte. Das ist so als würde ein Laktoseintoleranter einen Bericht über diverse Joghurtsorten verfassen. Am Ende liegt derartige Kost für ihn nun mal unangenehm im Magen und er wird den Herstellern immer sagen, sie sollen doch lieber laktosefreien Joghurt zu produzieren, ob die das wollen oder nicht.
Noch kurz zur Kritik das Abenteuer betreffend: Es ist ein kurzes Testabenteuer! Erwartet man da wirklich den ausgefeilten Megaplot? Es geht doch hier darum, ein einfaches Abenteuer für Einsteiger zu kreieren und nicht den Contest für das innovativste Abenteuer 2013 zu gewinnen. Es soll nicht zu langatmig sein, die Spielmechanik behandeln und auch für Nichtrollenspieler geeignet sein. Ich bin absolut kein Freund von Railroading in einer Kampagne (!), aber darum kann es doch bitte hier in einem Schnellstarter nicht gehen.
Ähnlich unverständlich finde ich die unentwegte Nörgelei und die dauernden DSA-Vergleiche von Taysal über das Abenteuer. Meiner Meinung nach könnte das jedes x-beliebige Fantasysetting sein, die ständigen DSA-Vergleiche finde ich immer kindisch. Ja, x-beliebig ist jetzt nicht unbedingt ein tolles Prädikat, aber von einem Einsteigerabenteuer erwarte ich mir auch nicht, dass es Einsteiger gleich mit allen Feinheiten und Extravaganzen der neuen Spielwelt überfordert. Es geht doch vor allem darum, kurz und prägnant das System kennen zu lernen. Und nur weil Taysal den Varg im Kampf schlecht spielt, ist es für ihn kein heroisches Erlebnis und das Gejammere geht weiter. Naja, was soll man da sagen. Und dann dieses „der Spielleiter war so super aber das System war so scheiße“. Meine Meinung: Wenn ein SL beispielsweise die NSCs gut spielt, dann ist es relativ egal ob die Beschreibung im Buch eher farblos ist. Und wenn der SL sie schlecht spielt, dann hilft die best ausgeschmückteste Backgroundinfo zu den NSCs nichts. Das ganze klingt für mich daher eher nach: „Immer wenn ich etwas doof fand, dann war es das System und immer wenn mir etwas gefallen hat, dann war das ausschließlich der Verdienst des SL und das System hatte nichts damit zu tun“. Aber das ist wie gesagt nur meinen Meinung.
Noch etwas am Schluss: Ich lese in Blogs die Splittermond thematisieren immer wieder (sinngemäß) den Satz, dass man mit teilweise komplexeren Regeln wie sie Splittermond scheinbar im Auge hat, „die“ sogenannten Mainstream-Spieler total überfordert. So wie auch ein Fertigkeitensystem mit ~30 Skills (ohne Zauberei). Wer soll denn in der Lage sein damit zurecht zu kommen, ohne 2 Doktortiteln…
Was mich dann immer interessieren würde: Welche Systeme sind denn diese anderen Systeme, die nur für Profis spielbar sind, weil sie für den Mainstream zu kompliziert und überfordernd sind? ICH denke nämlich, von den Splittermondregeln sind höchstens einige „der“ Indie-Spieler (tm) überfordert, die scheinbar nur schwer mit ein paar Zahlen und Regeln klar kommen und lieber handwedeln. Also: Wie heißen diese superkomplexen Spiele, mit dem der sogenannte „Mainstream“ angeblich nicht zurecht kommt und warum Splittermond daher keinesfalls eine gewisse Regeltiefe haben darf, weil es sein Zielpublikum so sehr überfordern würde?
Nicht das es nicht einiges an Vereinheitlichungs- und Verbesserungspotential gäbe, keine Frage. Aber überfordert hat mich der Schnellstarter an keiner Stelle