Autor Thema: Regionen mit und ohne (deutliches) Vorbild  (Gelesen 5309 mal)

weltenwonne

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Regionen mit und ohne (deutliches) Vorbild
« am: 31 Aug 2020, 09:27:02 »
Regionen und Länder in Rollenspielen orientieren sich oft an irdischen (oder an aus anderen Werken stammenden) Vorbildern ("Mitteleuropa der frühen Neuzeit" / "feudales China" / "altes Ägypten", etc.). Das ist für Autor:innen wie auch für Spieler:innen ganz praktisch, da man schnell eine Vorstellung davon erhält, wie die Region sich so "anfühlt".

Gibt es aber in Lorakis Regionen, die sich für euch so anfühlen, als hätten sie kein (einzelnes) Vorbild, sondern seien etwas ganz Neues/Eigenes? Wenn ja: welche sind das? Und ist es für euch dort schwieriger, eine gute Vorstellung der Region zu erlangen als von den Regionen, die auf der Basis eines Vorbilds funktionieren?
»Kein Operationsplan reicht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit der feindlichen Hauptmacht hinaus.« — Helmuth Karl Bernhard von Moltke, 1871, Über Strategie.

Anguisis

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Re: Regionen mit und ohne (deutliches) Vorbild
« Antwort #1 am: 31 Aug 2020, 10:18:24 »
Was etwas Neues / Eigenes ist, hängt im Wesentlichen davon ab, was für einen Erfahrungshorizont der einzelne Spieler hat.
Mit 15 Jahren haben mich Fantasy-Romane wesentlich leichter begeistert als mittlerweile 25 Jahre später.
Daher kann ich keine Frage nur für mich beantworten:

Ich fand es erstaunlicherweise schwierig die Blutgrasweite für mich zu "visualisieren".
Grundsätzlich ist eine sehr weitläufige Steppe, welche ich immer etwas an afrikanische Bilder anlehne. Die Verorkung bzw. die unterschiedlichen Stufen der Verorkung der Region fällt mir aber schwer umzusetzen. Bei den Brutmüttern denke ich immer an dunkle Höhlen mit ner fetten, raumausfüllenden Mutter mit vielen Eiern (da bin ich immer bei Alien) und in den Steppen selbst kann ich mir zwar die Orksippen vorstellen, aber halt nicht Auswirkung auf die Umwelt nicht "so einfach".
Im Endeffekt puzzelt sich meine Fantasie aus verschiedenen Quellen Bilder zusammen, aber ich hab es noch nicht geschafft ein "einheitliches" Bild/ Verständnis von der Region zu bekommen.

Umso erstaunlicher für mich, da es sich bei Orks um das schon fast klassischste Setting im Fantasy-Bereich handelt.
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SeldomFound

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Re: Regionen mit und ohne (deutliches) Vorbild
« Antwort #2 am: 31 Aug 2020, 11:44:32 »
Kungaitan ist ein ziemlicher Mix aus Korea, römische Republik und Venedigs Handelsimperium. Ansonsten scheint Siprangu viel Potential als "polynesische Faepunk-Metropole" zu haben.

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Zauberfeder

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Re: Regionen mit und ohne (deutliches) Vorbild
« Antwort #3 am: 31 Aug 2020, 12:48:14 »
Ich habe den Eindruck, dass bei den einzelnen Regionen von Lorakis darauf geachtet wurde, zwar bekannte Motive aufzugreifen, um einen Widererkennungswert zu schaffen, auf der anderen Seite, sie jedoch weit genug zu verfremden und abzuändern, damit etwas Originelles und Neues daraus entsteht. Das ist mal mehr mal weniger stark ausgeprägt.
Damit hängt es sehr stark vom Spielleiter und von der Gruppe ab, wie sehr sie sich auf die bekannten Aspekte verlassen und im Spiel betonen, und bis zu welchem Grad sie auf die Verfremdungen abheben und ins Spiel einbauen.
Ich persönlich finde die Kultur der Dämmeralben gleichzeitig interessant, fremdartig und schwer umzusetzen, wenn man der Gegend wirklich Tiefe verleihen will.
Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit.

TrollsTime

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Re: Regionen mit und ohne (deutliches) Vorbild
« Antwort #4 am: 31 Aug 2020, 13:01:38 »
..
Ich persönlich finde die Kultur der Dämmeralben gleichzeitig interessant, fremdartig und schwer umzusetzen, wenn man der Gegend wirklich Tiefe verleihen will.
Die Dämmerwälder sind ja groß, da findet sich durchaus Platz für eigene "Dämmeralbeninterpretationen".
Ich für meinen Teil werde die "Dämmeralbenstämme" mehr nach Totems ausrichten. Da wird es einen in Koben (eichhörnchenartige Baumhäuser) mit viel Seilkram und Schwingmechaniken lebenden "Zieselstamm" geben. Einen am Boden lebenden sehr kriegerischen "Affenclan" mit einigen menschlichen und vargischen Mitgliedern.
Den meuchelnden kopfüber hängenden "Schlangenclan". Den noch mysteriöseren "Chamäleonclan" (deren Existenz nicht mal sicher ist). usw usf. Zwei Prisen laienhaftes Inka- und Aztekenwissen drauf, fertig is.

Im nächsten Dschungel beim anderen SL mag das schon wieder anders aussehen und das ist gut so.
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weltenwonne

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Re: Regionen mit und ohne (deutliches) Vorbild
« Antwort #5 am: 01 Sep 2020, 07:41:40 »
Bei mir war das Gebiet, das mir am wenigsten irdisch inspiriert vorkam, längere Zeit Esmoda (natürlich, wo haben wir schon eine irdische Stadt, die von Untoten bewohnt ist). Da war am Anfang die einzige irdische Assoziation, die ich hatte, die Geister-Rikscha, eine auf asiatisch getrimmte Geisterbahn im Phantasialand... ;)

Aber es stimmt auf jeden Fall: Es gibt inzwischen so viel fantastische Literatur, dass die Wahrscheinlichkeit, etwas Ähnliches schon mal irgendwo gelesen zu haben, sehr steigt, wenn man lange / viel rezipiert hat.
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Jeong Jeong

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Re: Regionen mit und ohne (deutliches) Vorbild
« Antwort #6 am: 01 Sep 2020, 17:21:33 »
Ich finde bei den Seealben ein klares Vorbild auf Anhieb relativ schwer auszumachen.

SeldomFound

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Re: Regionen mit und ohne (deutliches) Vorbild
« Antwort #7 am: 01 Sep 2020, 17:43:30 »
Ich finde bei den Seealben ein klares Vorbild auf Anhieb relativ schwer auszumachen.
Stimmt, das Design von Tiai hatte etwas japanisches, aber ich habe auch mal die Bezeichnung "Hanse-Elfen" gehört.

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Belfionn

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Re: Regionen mit und ohne (deutliches) Vorbild
« Antwort #8 am: 01 Sep 2020, 20:02:47 »
Die Seealben sind mir auch als erstes eingefallen. Ich erkenne bisher keine konkrete irdische Vorlage. „Nation von Händlern und Seefahrern“ ist so unspezifisch, dass mehrere historische Vorbilder dahinterstecken könnten, aber die weitere Ausgestaltung der Kultur und der Region (mit den Inselseelen) passen nicht zu meinem rudimentären Wissen über solche Völker. Vielleicht finde ich die Seealben gerade daher ein besonders spannendes Element der Weltbeschreibung.

Umgekehrt assoziiere ich Jogodai und Jagodien beide mit mongolischen Reitervölkern. Es mag dort Unterschiede geben, aber ohne sie Jahre nach der ersten Lektüre des Weltbandes noch einmal genau nachzulesen, fallen mir keine ein. Dazu kommt noch der sehr ähnliche Name. Vielleicht wäre hier ein deutlicherer Einsprengsel anderer irdischer Einflüsse oder ein besonderes lorakisches Merkmal hilfreich zur Unterscheidung gewesen. Die Chorrashiten z.B. finde ich auch recht ähnlich, aber diese zahmen Minidrachen sind ein Alleinstellungsmerkmal (wenn auch ohne irdische Vorbilder ;) ).


Wandler

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Re: Regionen mit und ohne (deutliches) Vorbild
« Antwort #9 am: 01 Sep 2020, 20:40:21 »
Es gibt einige Regionen wie zum Beispiel Zwingard oder Midstad die sich von der Anlehnung an ein europäisches Mittelalter nicht groß von anderen Regionen unterscheiden. Was den Einstieg in eine Region jedoch leicht macht ist wenn der Spielleiter ein Lebensgefühl in diesen Regionen rüberbringen kann. Was beschäftigt die Leute dort, wie hart oder leicht ist das Leben, welcher Philosophie folgen sie, welche Konflikte gibt es dort?
Das ist für Zwingard und Midstad gut gelungen. Wenn eine Region dann weiter vorgestellt wird oder in einem Abenteuer zur Kulisse wird kommen natürlich individuelle Nuancen und Details hinzu, aber schon für die Vorauswahl: "Möchte ich dort als Spielleiter eine Kampagne leiten, oder möchte ich einen Charakter erschaffen der dort her stammt oder dort agiert" helfen diese Stimmungsbilder - manchmal mehr als eine Anlehnung an ein irdisches Vorbild.

TrollsTime

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Re: Regionen mit und ohne (deutliches) Vorbild
« Antwort #10 am: 02 Sep 2020, 13:23:58 »
...
Umgekehrt assoziiere ich Jogodai und Jagodien beide mit mongolischen Reitervölkern. Es mag dort Unterschiede geben, aber ohne sie Jahre nach der ersten Lektüre des Weltbandes noch einmal genau nachzulesen, fallen mir keine ein. Dazu kommt noch der sehr ähnliche Name. Vielleicht wäre hier ein deutlicherer Einsprengsel anderer irdischer Einflüsse oder ein besonderes lorakisches Merkmal hilfreich zur Unterscheidung gewesen. Die Chorrashiten z.B. finde ich auch recht ähnlich, aber diese zahmen Minidrachen sind ein Alleinstellungsmerkmal (wenn auch ohne irdische Vorbilder ;) ).

Ad hoc würde ich die Jogdaren als "klassische Mongolen der ersten Stunde meets Sibirien" einordnen und die Jagoden mit späteren mongolischen Sattellitenvölkern bis hin zum Puszta-Klischee.

Will ich eher was urtümliches naturverbundenes vielleicht mit einer Prise Conan haben, wähle ich die Jogdaren. Will ich eher was tartarisches oder ein 08/15-Reitervolk haben (nicht abwertend gemeint), wähle ich die Jagoden.
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SeldomFound

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Re: Regionen mit und ohne (deutliches) Vorbild
« Antwort #11 am: 02 Sep 2020, 14:27:19 »
Jogodaren und Conan trifft es auf den Kopf. Der Beispielschurke für einen Jogodaren-Häuptling hat da gewisse Ähnlichkeiten mit dem Cimmerianer.

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Re: Regionen mit und ohne (deutliches) Vorbild
« Antwort #12 am: 02 Sep 2020, 15:11:02 »
Dann lag ich ja mit meinem Online-Char "Nanoc, der Barde" ganz zufällig ziemlich richtig, da mit Conan-Klischees zu arbeiten.
Vielen lieben Dank!
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