Autor Thema: Wie schwer ist Splittermond regeltechnisch im Vergleich zu anderen Systemen?  (Gelesen 4910 mal)

Skavoran

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Ich denke der Titel ist selbsterklärend.

Es geht mir darum, dass immer wieder betont wird, dass Splittermond, "kein einfaches/regelarmes System sei", das kann aufgrund der langen Regeltexte und Zusatzbände auch nicht verkehrt sein.

Gleichzeitig fühle ich mich wie ein Anfänger, wenn ich mir Systeme wie DSA und DnD anschaue, wo schon die Charaktererstellung mir als übermenschlicher Akt erscheint, auch wenn es danach leichter wird.

Konkret geht es bei mir im Moment darum, dass ich am Samstag zum ersten Mal Shadowrun spielen werde und gerne ganz grob abschätzen würde, auf welche Lernerfolge ich mich im Vergleich zu Splittermond einstellen darf.

Splittermond selbst habe ich mir, da mein Interesse zu Beginn nur mäßig ausgeprägt war, über etwa ein Jahr ohne Druck stückchenweise angeeignet, denke aber, das ich es mir durch lesen in weniger als einer halben Woche angeeignet hätte und mit praktischer Übung (mir fällt gerade kein besseres Wort für Spielabend ein) wahrscheinlich noch etwas schneller.

Die Einsteigerbox habe ich in zwei bis drei Tagen gelernt, wobei ich da das  GRW schon weitestgehend kannte.
Turbo-Fate habe ich ebenfalls, ohne Praxis, in knapp zwei Tagen gelernt und Fate Core in drei oder vier.

An DSA (ich glaube es war die erste Edition überhaupt) bin ich trotz großem Aufwand gescheitert, es war aber auch ein Motivationsproblem. Über den Hintergrundteil (Weltbeschreibung) und die Charaktererschaffung bin ich nie hinausgekommen.

Bei DnD hatte ich einen sehr zuvorkommenden Spielleiter (und war unter den Spielern der einäugige unter den Blinden), sodass ich keine einzige Regel außer dem Würfeln und der Charaktererschaffung verstand (es forderte auch niemand von mir sie zu lernen), aber trotzdem einen wunderschönen Spielabend hatte. Wir haben uns viel auf das Charakterspiel konzentriert und alles andere hat der SL, der bei uns noch Meister hieß, gemanaged. Das wollten im übrigen alls Spieler und der Meister so. Ist ein ganz großer Ausnahmefall und spielt eigentlich keine Rolle, dass was oben steht ist wichtig. Finds nur ne nette Anekdote.

Ach, ja die Shadowrun Version die wir spielen ist die aktuelle/Shadowrun 6.

Wer kennt das System und kann mir bei meinem Erwartungsmanagement helfen. Mach ich mir unnötig Gedanken, wenn ich fürchte es nicht bis Samstag zu lernen oder sollte ich auf dem Boden der Tatsachen bleiben und damit rechnen erst langsam einzusteigen.
Wild ist Lorakis schwer ist der Beruf

ghost_of_darkness

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Also zu Shadowrun 6 kann ich (noch) nichts sagen, da ich in die Version tatsächlich (noch) nicht reingeschaut habe. Was ich allerdings gehört habe, klingt so, als ob sie sich schon Mühe gegeben haben, es weniger komliziert zu machen.
Shadowrun 4 war von den Regeln her schon ziemlich komplex (vor allem, wenn man sich noch in die Magieregeln und/oder Matrixregeln einlesen will, letzteres habe ich tatsächlich nie wirklich kapiert und mich dabei immer auf andere Spieler verlassen), mit der 5. Edition wurde es dann zwar etwas übersichtlicher, ich würde es aber trotzdem noch als etwas komplizierter als Splittermond einstufen (vor allem wieder die Matrix-Regeln).
Bei D&D muss ich, zumindest zur 4. Edition, tatsächlich widersprechen. Die eigentlichen Regeln waren hier meiner Meinung nach relativ klar und einfach, nur die Charaktererstellung konnte der reinste Horror werden, da einfach zehntausende verschieden Optionen zur Verfügung standen. Mit der entsprechenden Software von Wizards war aber auch das halbwegs übersichtlich. Die 5. Edition habe ich nur ganz am Rande mitbekommen, sie kam mir aber keineswegs allzu komplex vor, was ich so gesehen habe.
Zu DSA (meiner Erfahrung nach) kann ich sagen, bis zur 4. Edition fand ich die Regeln hier recht übersichtlich. Teilweise etwas gewöhnungsbedürftig, aber immernoch recht gut lernbar, wenn man mal drin war. Ab der 4. Edition wurde es wirklich schlimm, vor allem für die Charaktererschaffung. Danach habe ich das System nicht mehr wirklich verfolgt.

Ich hoffe, das konnte dir etwas weiterhelfen =)
Das ist nicht die Signatur, die ihr sucht...

taranion

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In meinen Augen rangiert Splittermond in der Komplexität gleichauf mit Systemen wie Shadowrun oder DSA. Die Kampfmechanik ist dabei das komplexeste Konstrukt. Allerdings ist Splittermond aber auch einheitlich designt, d.h. es funktioniert in allen Bereichen gleich. Hat man einmal die grundlegende Würfelmechanik verinnerlicht, erschließt sich der Rest ganz einfach.

Es gibt in einigen Bereichen durchaus komplexe Spezialregeln. Die sind aber eher optional und für Leute gedacht, die sich richtig in ein Thema vertiefen wollen.

Skavoran

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Das klingt in meinen Ohren recht optimistisch. Danke für die Einschätzung.
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Loki

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Mir gehts da wie ghost_of_darkness: Ich kenne Shadowrun 6 auch noch nicht, aber ich habe auch gelesen, dass vieles vereinfacht worden sein soll.

Shadowrun 4 würde ich ohne zu zögern als komplexer als Splittermond einschätzen - alleine die Vielzahl an Tabellen für Situationsmodifikatoren (Wind, Nebel, Infrarotsicht, etc.) hat das flüssige Spielen teilweise schon sehr erschwert. Insofern kannst du (vermutlich) froh sein, dass du mit Shadowrun 6 anfangen darfst.

Mich würde es freuen, wenn du hier nach dem Spieleabend deine Eindrücke zu deiner Ursprungsfrage hier niederschreiben könntest. Ich bin daran sehr interessiert, um selbst ein besseres Bild von Shadowrun 6 zu bekommen.

LG
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Skavoran

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Kann ich gerne machen
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Skavoran

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Ich werd übrigens einen ehemaligen Straßendoc spielen, der auf dem privaten Landgut eines ehemaligen Konzernbosses aufgewachsen ist und erst mit 16 zum ersten Mal in einer Stadt war. Später hat er sich dann beinahe bis zum professionellen Mediziner gemausert, ist dann aber wegen falscher Freunde und Börsenspekulationen abgestürzt, hat angefangen Stärkungsmittel aus der pharmazeutischen Abteilung seiner Uni zu verkaufen um Schulden zu begleichen, wurde erwischt, exmartikuliert und fing an das Geld für sein aberkanntes Stipendium als Straßendoc zusammenzubringen und zurückzuzahlen. Doch dann erhielt er ein Lebenszeichen seiner totgeglaubten Jugendliebe und machte sich als Runner bzw. Sanitäter einer Runner-Einheit auf die Suche nach ihr...

Ich mag ihn...
« Letzte Änderung: 11 Feb 2020, 16:50:32 von Skavoran »
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Marduk

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Splittermond mit allem und scharf würde ich auf eine ähnliche Stufe wie Pathfinder 1 stellen, auch wenn Splittermond einen leichten Vorteil hat.
Im Vergleich zu D&D 5 ist Splittermond hingegen wesentlich komplexer.

Skavoran

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Splittermond mit allem und scharf würde ich auf eine ähnliche Stufe wie Pathfinder 1 stellen, auch wenn Splittermond einen leichten Vorteil hat.
Im Vergleich zu D&D 5 ist Splittermond hingegen wesentlich komplexer.

Darf ich das so verstehen, dass Pathfinder tendenziell eher leichter als Splittermond ist?

Das wäre nämlich (zusammen mit Space) das System an dem ich das meiste Interesse hätte es zu lernen.

Welche Version ist denn da aktuell und wie kompliziert ist die?
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Marduk

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Splittermond mit allem und scharf würde ich auf eine ähnliche Stufe wie Pathfinder 1 stellen, auch wenn Splittermond einen leichten Vorteil hat.
Im Vergleich zu D&D 5 ist Splittermond hingegen wesentlich komplexer.

Darf ich das so verstehen, dass Pathfinder tendenziell eher leichter als Splittermond ist?

Das wäre nämlich (zusammen mit Space) das System an dem ich das meiste Interesse hätte es zu lernen.

Welche Version ist denn da aktuell und wie kompliziert ist die?
Ich würde PF 1 als komplizierter einstufen, wenn auch nur leicht. PF 2 und Starfinder kenn ich jetzt nicht.

Sindaja

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Ich finde die Frage nicht ganz einfach zu beantworten, da es bei vielen Systemen doch sehr darauf ankommt, mit wieviel Regeln man eigentlich spielt.

Wenn man das reine Grundregelwerk nimmt, ist Splittermond schon nicht gerade ein einfaches System - vor allem durch Themen wie Anwendung von Zaubern, die je dreifache Unterscheidung für Fokusverbrauch und Schadensarten, die Tatsache, daß eigentlich jeder etwas zaubern kann, Meisterschaften,... Andererseits ist das Grundregelwerk auch sehr umfassend. Damit meine ich, daß man eigentlich alles spielen kann, was man so auf Lorakis sein möchte.

DSA halte ich ab DSA 4 für komplexer, einerseits wegen des großen Metaplots und der sehr lang gewachsenen Welt, andererseits wegen der Menge an "Crunch". Ich denke, selbst DSA 5 hat inzwischen mehr Regelerweiterungen als Spilttermond... Solange man nur mit dem Grundregelwerk von DSA5 spielt, könnte es aber vergleichbar sein mit Splittermond.
DSA 1 fand ich sehr einfach (also mit 11 Jahren habe ich es in ca. 1 Stunde gelernt, denke ich) - Charaktererstellung in unter 10 min möglich...

Shadowrun habe ich nur die 5. Edition angespielt. Ich würde es aber als komplexer als Splittermond ansehen - zumindest Matrix und Magie habe ich noch außen vor gelassen, weil mir das für einen One-Shot (als Spieler) zu komplex geworden wäre.

D&D 4 habe ich recht viel gespielt und fand es, wenn man auf niedrigem Level anfängt ein System, in das man sehr gut reinwachsen kann (aber eher Tabletop) - also eher einfacher als Splittermond.
D&D 5 wartet noch drauf, gelesen zu werden.

Gespielt habe ich dafür Pathfinder. Hier würde ich sagen, daß es recht leicht zu lernen ist, wenn man D&D-Systeme kennt (also einfacher als Splittermond), aber die 1. Edition hat wiederum eine Unmenge an Crunch-Regeln. Lässt man die Ausbaubücher, die z.B. interessante Charakterklassen enthalten, zu, wird es schnell schwerer zu lernen als Splittermond.

Ansonsten habe ich ein paar Systeme, die ich leichter zu lernen fand gespielt: Cthulhu (ältere Edition - aber keine Ahnung, welche - wir haben sehr erzählorientiert gespielt), World of Darkness Systeme, Apocalypse World (waar nicht schwer, aber lag mir nicht so), 7th Sea 1. Edition (Hmm. Legend of the Five Rings würde ich wiederum wegen des speziellen Hintergrunds als schwerer einstufen).


Loki

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Ich fand Pathfinder (1. Edition) auf jeden Fall auch leichter zu lernen als Splittermond. Die World of Darkness-Systeme verfolgen ja ohnehin einen erzähl-orientierten Ansatz und sind daher eher regelleicht. Was natürlich auch nicht jeder Art von Rollenspieler gerecht wird. Spieler, die es sehr "crunchig" mögen und sehr gerne jeden Punkt Angriffsbonus aus den Regeln quetschen, werden mit DSA oder Splittermond sehr viel besser zurechtkommen als mit den WoD-Systemen.

Dementsprechend ist die Frage, welches System leichter zu lernen ist auch immer eine Frage, wie gut das Rollenspiel (bzw. die Ausrichtung und die Schwerpunkte) zum Spielstil des Spielers passen.

LG
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Hiramas

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Ich arbeite mich derzeit in Pathfinder 2e rein und muss sagen: Das System ist wundervoll gemacht, sehr schön aus einem Guss und alle Rädchen passen ineinander (nach ca. 2 Wochen Core Rules und Youtube).
Splittermond ist ein wenig komplexer, denke ich, was vor allem an dem offenen Charakterkonzept sowie dem komplexeren Kampfsystem liegt. Die beiden Systeme haben aber viel gemeinsam, wie z.B. den starken Fokus auf Feats/Meisterschaften, die viel Auswahl für die Charaktergestaltung bieten. Vielleicht mag ich es deshalb so sehr? Es erinnert mich stark an Splittermond.

Ich bevorzuge aber nach wie vor das klassenlose System sowie die 2W10 Verteilung, im Vergleich zum W20. Nur am Kampfsystem beiße ich mir seit bald 3 Jahren doch die Zähne aus. Ich liebe die Tickleiste und die Taktik, aber die Rechnerei macht es doch arg mühselig. 

Im Vergleich zu 5E ist Splittermond natürlich wesentlich komplexer.