Auf diesen 4. Roman war ich ja außerordentlich gespannt, wie ich schon im
Stechginsterpodcast kundgetan habe. Liegt einfach daran, dass ich sowohl Bock auf Splittermondromane habe als auch gerade auf Grusel, Horror, Thriller, Mystery etc.
Mit entsprechend hoher Erwartungshaltung bin ich an den Roman herangegangen ... und die wurden voll erfüllt.
Den Klappentext fand ich vorweg ein wenig lang und zugleich wenig sagend. Daran hat sich auch nach der Lektüre nichts geändert. Jetzt finde ich ihn eigentlich noch weniger gut. Das ist aber so ziemlich mein einziger Kritikpunkt.
Statt lang rumzuschwafeln holt Vincent Voss einen gleich rein in ein "Äh, hier stimmt doch was nicht!". Schon da war ich begeistert und sehr gespannt auf die weitere Entwicklung.
Ich mag die Charaktere, die oftmals eher durch Macken und Schwächen als durch Stärken und Heldenhaftigkeit auffallen und im Gedächtnis bleiben, mag aber ebenso, dass ihre individuellen Stärken trotzdem im Verlauf immer deutlicher werden und alle Charaktere einen guten Ausblick bekommen. Manch einer dieser Ausblicke wurden von mir beim Lesen mit einem überraschten und begeisterten "Whoooaaa!" begleitet, andere sind stiller. Und an dieser Stelle auch gleich der Hinweis: Nicht jeder Charakter erlebt das gesamte Buch. Manche verliert man auf dem Weg, andere kommen hinzu. Und auch das ist herrlich.
Es gibt neben nebulösen und mystischen Szenen durchaus ein paar lustige, ein paar sehr emotionale, und vor allem gibt es durchaus derbe und relativ explizite Gewaltszenen verschiedener Art in dem Buch. Wer da sehr zart besaitet ist, sollte sich darauf vielleicht vorweg einstellen.
Auch ich als begeisterte Leserin von Horror und Co. saß bei der (für mich) ersten Szene dieser Art ein wenig ungläubig da und habe noch 2x mit einem "Wait ... what!?" nachgelesen, bevor ich auch das ziemlich gefeiert habe.
Neben den unterschiedlichen Tönen bei den Szenen mochte ich ebendas auch bei der Verwendung von Sprache an sich. Da gibt es sehr kurze Sätze und sehr viel längere. Es gibt Absätze, die sehr reich an Adjektiven und Synonymen sind und andere, die man eher als schnörkellos bezeichnen kann. Es gibt ungewohnt geschwollenes Reden, Alltagsgespräche und ebenso derberes Fluchen. Es ist einfach alles drin; und selbst diese "Meta"dinge habe ich beim Lesen wahnsinnig genossen.
Und wie "splittermondig" ist das Ganze nun geworden? Sehr. Sehr, sehr.
Ich muss an dieser Stelle sagen, dass ich den 3. Roman noch nicht gelesen habe, der ja schon viele sehr positive Rückmeldungen bekommen hat (da ging Grusel/Horror für mich vor Fernost ... kommt aber als nächstes dran!). Mit dieser deutlichen Einschränkung aus insgesamt 4 Romanen, hehe, ist dieser hier bisher für mich persönlich der beste, splittermondigste und rundeste Roman.
Einfach so nebenbei erhält man liebevolle Details, werden Wesen, Götter, Feste, Monde etc. eingewoben. Wunderbare Beschreibungen von Magie und davon, wie sie sich anfühlt, Nennungen von Orten, Persönlichkeiten und Konflikten, und zu guter letzt zwei ganz besondere Dinge:
1. Ich habe bei einigen Kampfbeschreibungen die Tickleiste gesehen!
2. Ein fetter Inhalt zu einem der "Gerüchte" von Lorakis sozusagen (will ich hier natürlich nicht spoilern) - wie herrlich!1elf
Nichts in diesem Roman ist überflüssig. Dutzende Seiten später oder auch erst zum Ende hin werden Dinge relevant oder tauchen wieder auf, von denen man anfangs schon gelesen hat.
Einfach ganz und gar hervorragend. Ganz und gar. Hervorragend.