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Autor Thema: Phönix und Affe / Bewertung & Rezensionen  (Gelesen 11345 mal)

Thallion

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Phönix und Affe / Bewertung & Rezensionen
« am: 23 Apr 2018, 11:14:52 »
Hier könnt ihr eure Meinung zum Roman Phönix und Affe abgeben.
Das Ganze ist im Uhrwerk Web-Shop als Buch erhältlich oder als PDF im .



Wiki-Artikel
Phönix und Affe

Roman-Übersicht
Hier gelangt ihr zu der Auswertung und Übersicht bereits bewerteter Spielhilfen:
https://rollenspiel-bewertungen.de/splittermond/romane/

Klappentext:
Von seiner Vergangenheit heimgesucht und auf der Flucht vor einem rachsüchtigen Geist beschließt der desertierte Schwertmeister Zhihou, den verbotenen Phönix-Kampfstil zu erlernen und als stummer Kampfmönch durch die Lande von Zhoujiang zu ziehen.

Bei seinen Wanderungen trifft er auf die rätselhafte Ming-Na, die selbst Grundzüge der seltenen Phönix-Kunst anwendet. Er weigert sich zunächst, sie als Schülerin anzunehmen, doch sie weiß von einer brennenden Karte des Phönix, die zu der heiligen Stätte führen soll, die Zhihou sucht. Eine abenteuerliche Reise beginnt ...

Weltenwanderer

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Re: Phönix und Affe / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #1 am: 25 Apr 2018, 17:55:35 »
Kleine Vorbemerkung: Ich halte Rollenspiel-Romane für eine große Hilfe, um die entsprechende Welt kennen zu lernen. Sie enthalten vielleicht nicht so viel Informationen wie ein Quellenbuch, aber dafür können sie dem Leser noch stärker ein Gefühl dafür vermitteln, wie die Welt funktioniert und was in ihr möglich ist. Aus diesem Grund finde ich z.B. den ersten Splittermond-Roman „Nacht über Herathis“ ganz gut, obwohl mir vieles an dem Buch nicht gefallen hat (Charaktere unsympathisch, Handlung oft vorhersehbar). Gerade die Beschreibungen zum Blutbaum im Prolog und zum Feenmarkt in Herathis haben mir gezeigt, dass Lorakis noch viel phantasievoller ist, als ich dachte.

Jetzt aber zu „Phönix und Affe“: Auf das Buch habe ich mit großer Vorfreude gewartet, da ich überlege, meine Heldengruppe einmal nach Zhoujiang zu führen. Insgesamt ist mein Eindruck von dem Buch eher durchwachsen, was aber vielleicht auch an den hohen Erwartungen lag, die ich mitgebracht habe.

Was mir gut gefallen hat:
  • Der Hauptcharakter Zhihou, ein (freiwillig/unfreiwilliger) stummer Kampfmönch, der sich über tätowierte Schriftzeichen an seinem Körper verständigt, ist eindrucksvoll beschrieben. Sein innerer Konflikt, der Fluch, unter dem er leidet, und seine Kampfkunst haben mich gefesselt. Die Idee der Autorin, einen schweigsamen Hauptcharakter zu verwenden, nutzt sich aus meiner Sicht überhaupt nicht ab, sondern lässt ihn plastisch werden. Seine persönlicher Entwicklungsbogen in der Handlung des Buchs erschien mir glaubwürdig, die Rückblenden nerven nicht (wie so oft in anderen Romanen), sondern sind spannend und ergänzen wie Puzzleteile das Bild, das der Leser von ihm hat.
  • Die Kungfu-Kämpfe (in Splittermond: Chi Kung) sind sehr detailliert, abwechslungsreich, spannend und „realistisch“ beschrieben – „realistisch“ heißt hier: gut verständlich und glaubwürdig; freilich ist Magie im Spiel und die Kämpfe erinnern eher an „Tiger and Dragon““ oder „House of Flying Daggers“ als an weltlichen Kampfsport. Ich habe jedenfalls große Lust bekommen, auch mal einen Kampfmönch in Splittermond zu spielen, und viele Inspirationen für die nächste Spielerunde gezogen. Übrigens: Ich praktiziere selbst Kungfu und hatte den Eindruck, dass sich die Autorin wirklich damit beschäftigt hat.
  • Die Sprache der Beschreibungen und in den Dialogen fand ich gelungen und stimmungsvoll – kein hochtrabender Fantasykitsch und auch kein flapsiges Abrutschen in die Gegenwartssprache (wie es manchmal in „Nacht über Herathis“ passiert), sondern der phantastische „Sound“ ist gut getroffen.

Was mir weniger gut gefallen hat:
  • Die meiste Zeit über hatte ich das Gefühl, dass Buch müsste nicht auf der Splittermond-Welt spielen, sondern könnte in jedem anderen generischen Fantasy-Asia-Universium stattfinden. Das Spezifische an Splittermond kam mir zu kurz (ganz anders als im Vorgängerroman „Nacht über Herathis“, Stichwort Feenmarkt). Auch die magischen Monster, die im Buch vorkommen, bleiben eher farblos und stereotypisch. Ich behaupte: Fast die komplette Handlung könnte ohne große Änderungen in eine Manga/Anime-Welt verfrachtet werden. Mir fehlte also das typische „Splittermond-Feeling“. Wenn ich mich nicht irre, musste sich die Autorin für den Roman erst in die Weltbeschreibung einlesen (laut ihrem Blog), das würde eine gewisse Fremdheit mit Lorakis erklären.
  • Auch die verschiedenen Orte, die besucht wurden, blieben eher blass. Das ist besonders schade, da die Hauptfiguren quer durch Zhoujiang reisen und verschiedene Schauplätze besuchen. Mir ist aber kaum einer im Gedächtnis geblieben (Ausnahme: der Wald der Affen im Prolog), das meiste erschien mir als 08/15-Asiafilmsetting. Dabei gibt es einige gute Ansätze, z.B. die Beschreibung der Inseln Palitans, aber die waren mir zu knapp. Etwas mehr Lokalkolorit wäre schön gewesen (und hätte mir bei der Gestaltung meiner nächsten Abenteuer nutzt :-).
  • Zu den Personen im Roman: Die beste Figur ist Zhihou (s.o.). Seine Begleiterin Ming-Na und ihre Schwester Mitu (Pech mit der Namenswahl oder absichtlicher Anklang an „#metoo“?) sind dagegen nicht so eindrücklich. Für den Bösewicht hatte die Autorin zwar einige Ideen (dazu will ich hier aber nicht zu viel verraten), aber so richtig gezündet haben sie meiner Meinung nach nicht. Insbesondere hatte ich nicht den Eindruck, dass der Bösewicht besonders raffiniert plant oder besonders mächtig wäre – so hat der Held leider keinen ebenbürtigen Gegenspieler.
  • Schließlich noch eine recht harte Kritik am Schluss: Oft plätscherte die Handlung nur so dahin. Manche Bücher kann ich nicht aus der Hand legen und lese die ganze Nacht durch, „Phönix und Affe“ gehörte aber nicht dazu. Der Spannungsbogen bleibt eher flach. Das liegt aus meiner Sicht erstens daran, dass es (wenn ich mich recht erinnere) keinen Höhepunkt gibt, an dem die Helden wirklich in eine verzweifelte Lage gebracht sind. Zweitens mag es daran liegen, dass nicht wirklich klar wird, was bei der Geschichte auf dem Spiel steht, z.B. in welcher Gefahr die Helden sind. Sie folgen zwar einer geheimnisvollen Schatzkarte, aber es wird nicht deutlich, warum sie dies tun müssen, worin der Schatz besteht, weshalb ihre Gegner ebenfalls hinter dem Schatz her sind, und was passieren würde, falls die Helden scheitern. Dazu passt vermutlich auch, dass mich die Auflösung/das Ende eher kalt gelassen hat. Wenn der Vergleich mit „Herr der Ringe“ erlaubt ist: Die Bedrohung durch Sauron und das Böse des Rings wird ziemlich klar, so dass ich mit den Gefährten mitfiebere und ihnen die Daumen drücke. In „Phönix und Affe“ habe ich erst zum Schluss (annähernd) verstanden, weshalb Ming-Na überhaupt gejagt wird.

Fazit: Wie gesagt, habe ich einen durchwachsenen Eindruck vom Roman und würde ihm die Schulnote 3 geben. Mit den genannten Einschränkungen würde ich ihn aber dennoch weiterempfehlen – vor allem an Freunde von Kungfu und Asiafantasy (Wuxia). Ich denke allerdings, das Zhoujiang noch mehr zu bieten hat!

Cifer

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Re: Phönix und Affe / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #2 am: 25 Apr 2018, 22:21:56 »
Zitat
Übrigens: Ich praktiziere selbst Kungfu und hatte den Eindruck, dass sich die Autorin wirklich damit beschäftigt hat.
Das liegt übrigens daran, dass sich die Autorin wirklich damit beschäftigt hat (um nicht zu sagen: sich zu Recherchezwecken in den Kungfu-Kurs einschrieb, den ihre Kinder ohnehin besuchten).

barbarossa rotbart

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Re: Phönix und Affe / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #3 am: 26 Apr 2018, 08:46:50 »
In meinen Augen ist dies der erste gute SpliMo-Roman, weil hier endlich alles passt, weshalb es von mir eine 1 gibt.
« Letzte Änderung: 27 Apr 2018, 10:55:19 von barbarossa rotbart »

JohnLackland

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Re: Phönix und Affe / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #4 am: 27 Apr 2018, 01:16:57 »
Habe es auf der Reise gelesen und ist für mich der Beste SpliMo Roman. Die anderen beiden waren guter Fantasypulp und beste Groschenromane, hier habe ich das Gefühl dit stimmt alles.

Fand die welt übrigens sehr lorakisch und das es nicht viel mit Feen zu tun hat sehr angenehm (Gab da zwei Stellen und dit hat wieder gepasst). Finde gut das es alle Fraktionen in Z. gut dargestellt wurden und viele Eigenheiten des Landes. So langsam gefällt mir das Asiensetting in Splimo. Konnte bisher mit Asienfantasy wenig Anfangen. Dank des Romans und der Hintergrundbände  bekomme ich immer mehr eine Idee.

Die Story ist eine klassiche Heldenreise, passt und ich muss nicht immer de Megatwist haben. Für mich hat viel mehr zusammen gepasst als in den beiden anderen Romanen und ich bin für den roten Faden sehr dankbar.

Gerne mehr Romane von der Autorin für SpliMo, es ist der erste Roman von SpliMo den ich als Pflichtlektüre empfehle für Spieler und SLs um ein Feeling für die Region und Kultur zu bekommen.

PS: Hoffe ja immernoch das der Blutbaum ein Ausrutscher war in ... Heratis und ich kann kein Bezug zu #metoo herstellen noch dachte ich daran.
« Letzte Änderung: 27 Apr 2018, 01:42:24 von JohnLackland »
Spielst du schon oder diskutierst du noch über die Regeln?

Ravenking

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Re: Phönix und Affe / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #5 am: 28 Apr 2018, 09:51:52 »
Ich kann mich John nur anschließen: auch für mich war das bisher der mit Abstand beste Splittermondroman.
Nach dem Reinschnuppern in die Leseprobe war ich sehr gespannt, ob der Roman hält, was er verspricht - aber das hat er. Ich hab ihn in einem Rutsch durchgelesen und bin ziemlich begeistert:

Sprachlich hat der Roman in meinen Augen einen besonderen Stil, der perfekt zur Geschichte passt, er entwickelt glaubhafte und interessante Figuren, die sehr persönliche Merkmale haben und nicht einfach Stereotypen folgen. Und die Handlung hat mich bis zum Schluss gefesselt.

Das ist Asiafantasy vom Feinsten - und auch wenn es das "nur" wäre, wäre es für mich ein gutes Buch, aber (und da muss ich Weltenwanderer auch widersprechen) ich fand die Geschichte durchaus auch sehr "splittermondig".

Falls mich überhaupt etwas an dem Roman gestört hat, dann die eine exterm lange Kampfszene. Ja, man merkt, die Autorin hat Ahnung von Kampfkunst und beschreibt das wirklich gut. Aber gefühlt mehr als ein Duzend Seiten für einen sich über mehrere Szenen ziehenden Kampf sind mir persönlich dann doch zu viel.
Als besonderes Highlight hab ich dagegen die Szene mit dem Siegel empfunden. Die Idee gefällt mir so gut, dass ich  überlege, sie zu "klauen" und eine meiner Runden demnächst mal bei einem Abenteuer als Aufgabe zu präsentieren.

Alles in allem kann ich das Buch nur wärmstens empfehlen: ich finde es wirklich gelungen und hatte großen Spaß beim Lesen.
Das Ende der Geschichte lässt mich auch hoffen, dass es möglicherweise eine Fortsetzung der Geschichte geben könnte. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn es dazu kommen würde!
The rain made a door for me and I went through it, the stones made a throne for me and I sat upon it.
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Anou-Ki

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Re: Phönix und Affe / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #6 am: 23 Mai 2018, 20:14:44 »
Ni Hau...Hallo erstmal,

letztes Jahr bin ich durch einen offenen Rollenspieltag in eine sehr nette Splimo-Runde aufgenommen worden. Nach einer kurzen Einleitung und einem tollen Abenteuer mit einem vorgefertigten Charakter (Tiai) habe ich mich dazu entschieden einen eigenen Charakter zu basteln. Nach kurzem Überlegen stand für mich ein asiatischer Charakter mit möglichst viel "Eastern-Feeling" fest. Zusammen mit IceDread Frost habe ich mir die Albin "Anou-Ki" erstellt, die in:
[Spielerbericht/Abenteuerbericht] Drache und Nachtigall (Mondsplitter 4)  https://forum.splittermond.de/index.php?topic=6091.msg128130#msg128130  vorgestellt wird.
Erst danach, habe ich mir den Roman Affe und Phönix gekauft und im Urlaub sehr schnell durchgelesen.

Kurzum: Mich hat der Roman Phönix und Affe so richtig gefesselt.

Die Geschichte hätte aus einem "Eastern" kommen können und gerade die sehr bildlich beschriebenen Kampfszenen fand ich richtig klasse. Man konnte förmlich spühren, wie die Autorin die Kampfszenen vielleicht selber durchexerziert hat ;)

Auch fand ich super, das die beschrieben Wege und Orte auf der beiliegenden Karte mit etwas suchen gefunden werden konnten. Das hat mich etwas an der "Roten Band" von Herr der Ringe erinnert, wo auch dort der Weg der Gefährten verfolgt werden konnte.

Auch bietet der Roman einige Punkte, die bewußt offen bleiben um.. hoffentlich.. einen zweiten Band rauszubringen.

Ich fand ihn einfach nur genial und habe danach meinen Charakter mit den nächsten Erfahrungspunkte so erweitert, das noch mehr "Easter-Feeling" beim Rollenspiel rüberkommen.

Ich kann ihn nur empfehlen :)
« Letzte Änderung: 23 Mai 2018, 20:21:00 von Anou-Ki »

Finubar

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Re: Phönix und Affe / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #7 am: 28 Jul 2018, 11:25:56 »
Ganz tolle Geschichte.

Die Kapitel etwas kürzer, damit man Anebds nicht ständig einschläft mittendrin wär fein gewesen
Ein Tag ohne Lächeln ist ein Verlorener ... ;-)

Sindaja

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Re: Phönix und Affe / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #8 am: 30 Jul 2018, 22:32:11 »
Die Bewertung fällt mir hier schwerer als sonst. Einerseits gefiel mir der Schreibstil prinzipiell gut, wenn auch nicht so sehr wie bei den "Eis & Dampf" Büchern von den "Vogten", andererseits fing ich in der Mitte irgendwann an vom Plot wegzudriften und das Lesen wurde etwas zäh. Es gibt viele schöne Ideen in der Geschichte, aber die Charaktere haben mich nur bedingt mitgenommen.
Vielleicht liegt meine leichte Unzufriedenheit aber auch daran, daß ich "chinesische" Settings aus persönlich-kulturellem Hintergrund mit wenigen Ausnahmen am liebsten von Autoren aus dem Kulturraum lese (bei "japanischen" bin ich deutlich weniger anspruchsvoll). Lange Kampfbeschreibungen sind leider auch nicht so ganz meins...
Trotzdem möchte ich das Buch noch mit einer 2 (mit kleinem Minus) bewerten, weil Zhoujiang ja nicht China ist, sondern lorakisch und der Anspruch somit vielleicht auch von mir etwas zu hoch gesetzt wurde und Kampfkunst auch schon im Klappentext Thema des Buches ist und so mit weniger Beschreibung wahrscheinlich viele Leser, die nicht ich sind, unglücklich wären.

La Cipolla

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Re: Phönix und Affe / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #9 am: 29 Aug 2018, 18:04:00 »
Phönix und Affe ist der erste Splimo-Roman, den ich nicht nur rudimentär verfolgt, sondern komplett gelesen habe, und zwar ganz einfach deshalb, weil es der erste Splimo-Roman ist, den ich ernsthaft lesen wollte. Das lag teilweise am offensichtlichen Genre, teilweise an einer durchscheinenden Konzeptualität (die Wahl des Titels!) sowie einigen interessanten Herangehensweisen, von denen ich in den sozialen Medien Wind bekommen habe, teilweise aber auch ganz stumpf am Setting, da ich mit am Zhoujiang-Band geschrieben habe und insofern mindestens etwas voreingenommen bin. Generell lese ich aber schon seit langem keine Fantasy mehr, wenn auch nicht aus Überzeugung, sondern aus "zu wenig Zeit, zu viel Stuff" und einem Job heraus, der es erfordert, viele andere Dinge zu lesen. Deshalb habe ich auch hier etwas gebraucht. :<
Das war jetzt also der Disclaimer! ;P

Wie es geschrieben ist

Das Buch liest sich grundlegend sehr angenehm. Die Beschreibungen faszinieren, weil sie genau den richtigen Umfang haben. Die Dialoge sind lebendig, beim näheren Hinschauen vielleicht sogar glaubwürdig: Anfangs etwas schwierig zu greifen – die Klischees "fehlen" eben –, im Laufe des Buchs aber zunehmend nachvollziehbar; nicht weil sie besser geschrieben wären, sondern weil man die Charaktere kennenlernt und versteht, wie sie sprechen (oder auch nicht 8D). Gerade Ming-Na hatte diesen Effekt bei mir, denn spätestens in Palitan habe ich mehr als genug von der Pubertät gehört, die mich am Anfang noch überrascht hat. Zhihous "Sprache" ist wie schon im Thread angemerkt sehr engagiert umgesetzt, auch wenn es mir zeitweise etwas "gimmicky" vorkam. Man merkt sozusagen, dass hier an erster Stelle eine Idee stand, keine organische Entwicklung. Störend fand ich das aber nicht, nicht zuletzt weil dieses Genre nun mal mit starken Ideen und Klischees spielt, bis sich alles biegt und bricht. Umso schöner, dass sie sich in diesem Buch eher auf der Oberfläche abspielen, während die Charaktere deutlich "echter" herüberkommen!
Ein bisschen muss man sich sozusagen drauf auflassen, hier eine Wuxia-Kung-Fu-etc-Geschichte zu lesen, und diese Aussage packe ich auch direkt mal in eine neue Zeile, weil ich mir gut vorstellen kann, dass sie für einige Leute einen wiederkehrenden Kritikpunkt darstellen könnte. Ich habe genau das aber durchaus genossen.
Hin und wieder haben die detailliert beschriebenen Kämpfe meine Aufmerksamkeit verloren, was nicht am Detailgrad liegt, sondern daran, dass ich als alternder Millenial vielleicht doch einen Tacken mehr Leserfreundlichkeit benötigt hätte, ein bisschen mehr Wiederholung und Absicherung, ein bisschen Idiotensicherheit eben. So richtig verwunderlich ist das Ganze aber nicht, weil nun mal jede Bewegung von Dynamik und Drama getragen wird, und da kommt der Schreibstil nicht immer ganz hinterher. Ich möchte hier aber die Wörter "hin und wieder" betonen, denn im Großen und Ganzen passen die Kämpfe nicht nur zum Genre, sondern sind auch noch spannend und kreativ inszeniert. Und das liest sich (meistens) auch so. Lustigerweise habe ich auch bei den Nebenfiguren gerne mal den Überblick verloren, was einerseits eine persönliche Schwäche ist (ich hatte eine MENGE Spaß an George R. R. Martin ~_~), andererseits aber auch durch den einen oder anderen Nebensatz hätte abgefedert werden können: "[...], ihre alte Meisterin", "[...], der große Tiergeist der Spinne" usw.

Hin und wieder hatte ich vor diesem Hintergrund auch den Gedanken, dass das hier ganz schön harter Stoff sein könnte, wenn man nicht mit Lorakis oder Zhoujiang vertraut ist ... Das ist aber natürlich nur eine Vermutung, und vielleicht ist gerade dieser Overkill an fremdartigen Konzepten und Namen auch ein Teil der Faszination für viele Unbedarfte. Würde mich interessieren!

Was es mit Splittermond zu tun hat

Eine Menge? Holy fuck, dieser Roman ist ja mal so richtig schön Splimo, oder noch spezifischer, so richtig schön Zhoujiang geworden! =D Ich habe mich definitiv etwas woozy gefühlt, weil er das Feeling dieses Subsettings so viel lebendiger und rabiat greifbarer als der Kampagnenband einfängt. Die alltägliche Magie liegt in der Luft, ohne die "richtigen" Mysterien zu entwerten. Der Einstieg im Affentempel und die anhaltend-allgegenwärtige Bedeutung der verschiedenartigen Geister sind genau das, was ich mir von einem Zhoujiang-Roman gewünscht hätte. Der Konflikt der drei Parteien schwelt stets im Hintergrund, ohne sich dabei in jedes Winkelchen der Story quetschen zu müssen. Es bleibt Raum für Setting, für massenhaft offene Fragen, für eigene Abenteuer. Die Mentalität der Zhoujiangis, die im Kampagnenbuch vielleicht eine halbe Seite einnimmt, wird immer wieder direkt angesprochen oder subtil eingebunden. Die Spinnenprovinz? Einfach nur nice. Teilweise fühlt es sich fast schon wie ein Road Trip durch unser Setting an, was ja auch im vielfachen Sinne Sinn macht.
Auch der Power-Level der beteiligten Charaktere entspricht größtenteils dem Splittermond in meinem Kopf. Jemand hatte hier zwar schon angesprochen, dass die Bedrohung durch die Gegenspieler deutlicher oder bedrohlicher sein könnte (Ich stimme zu und ergänze: Zu viele chaotische Großkämpfe, zu wenige Duelle, zumindest für das Genre!), aber beim Lesen hat mich das nicht wirklich gestört. Ist sicher auch eine Konsequenz daraus, dass sich die Antagonisten trotz deutlich geklärter Fronten nicht unbedingt wie solche lesen – was ich sehr angenehm finde! Selbst Xitinhis Soldatenbegleiter mochte ich am Ende irgendwie, obwohl er wahrscheinlich drei Zeilen Dialog und vier Zeilen Beschreibung hatte.
Dicke Kudos übrigens auch für die Darstellung der Triaden und ihrer Oberhäupter, sowie der prekären Balance, solche für das Setting essenziellen Charaktere sinnvoll in die Story einzubinden, sie aber weder unfähig, noch wie unantastbare "Meister-NSCs" (lol) erscheinen zu lassen. Das war so richtig fantastisch! =D
Es gibt ein paar Details, die den Kampagnenband zumindest ... interpretieren, aber ich werde mich hüten, sie zu kritisieren, da ich sie tendenziell ziemlich cool finde und mir nicht mal 100% sicher bin, ob wir sie alleine durch die Weltredaktion bekommen hätten. 8D

Wie es seine Geschichte erzählt

Die Story lebt von der Reise, Wuxia eben, und durch die vielen Schauplätze mit ihren Besonderheiten und die vielen kleinen Mysterien funktioniert das für mich auch ganz hervorragend. Der seichte Humor und die süßen Beziehungshiebe hier und da helfen ebenfalls; auch wenn sie maaaaanchmal noch einen kleinen Tacken organischer kommen könnten.
Was die Gesamtstruktur und das "große Mysterium" angeht ... hm. Hier tue ich mich etwas schwerer mit einer Einschätzung. Ich habe erst überlegt, (wie schon jemand vor mir) die Spannungskurve zu kritisieren, da es eine lange Strecke gibt, auf der man nicht wirklich viel Neues erfährt, aber ehrlich gesagt hat mich das kein bisschen gestört, und ich halte nichts davon, etwas nach Schema F zu bewerten. Reden wir also lieber über etwas, das mich gestört hat! (So ein bisschen zumindest.) Spoiler!
Die Auflösung um Ming-Nas "Identität" funktioniert, aber nur haarscharf. Ich hatte so etwa zwei bis drei Seiten, auf denen der Deus-Ex-Machina-Alarm in meinem Hinterkopf ziemlich schlimm herumgeheult hat, und zwar nicht, weil Hüeng ein ziemlich fetter "Deus" ist, sondern weil uns die Romanmaschine davor ziemlich deutlich in die Richtung einer größtenteils weltlichen Auflösung um familiäre Herkunft, politische Doppelgänger u.ä. stupst. Natürlich gibt es immer eine übernatürliche Komponente, aber "Ming-Na ist ein großer Geist, tja!" legt dann doch schon ein paar Schippen oben drauf. DASS der Phönix für mich persönlich am Ende, nach diesen drei Seiten, doch noch funktioniert hat, ist wiederum eine große Errungenschaft der Autorin: Sie hat erfolgreich eine Welt beschrieben, in der das Eingreifen eines Geistes nicht billig wirkt, sondern wie selbstverständlich passt, in der es den großen Affen am Anfang und den Krebs in der Mitte spiegelt, und natürlich alles um Lia-Anh. Dicken Respekt dafür! Man kann sich halt streiten, ob die weltlichen Dinge um Ming-Na nicht ein bisschen zu aufdringlich waren, aber das Gesamtbild hält so oder so.
Oh, und ich mag das offene Ende! Man kann es als "Der Weg ist das Ziel!" lesen, was in diesem Genre abermals komplett Sinn macht, man kann aber auch auf einen Nachfolgeroman hoffen, dann sicherlich mit dem Geisterdrachen oder ähnlich mächtigen Gegenspielern. Xitinhi ist an dieser Stelle ja höchstens noch ein/-e Antiheld/-in, was natürlich auch sehr cool werden kann. Sie/er hat auch den einzigen Storystrang, der für meinen Geschmack einen Tacken zu offen bleibt. Hier hätte ich gerne einen Epilog gelesen, nicht zuletzt, um einem Charakter mit so offensichtlich progressiv motivierter Entstehung einen gewissen Endpunkt zu geben. Dann wiederum: Vielleicht ist diese absolute Offenheit ja auch genau der richtige Endpunkt.

Fazit: Insgesamt habe ich Phönix und Affe sehr genossen, und genau das ist der Punkt. Der Roman tut genau das, was er tun möchte, ohne Probleme, die ich als ernsthaft störend empfunden hätte. Im Gegensatz gibt es viele Dinge, die mich fasziniert, hier und da mitgerissen und definitiv regelmäßig lächeln lassen haben. Volle Empfehlung, wenn man etwas mit dem Genre oder Splittermond im Allgemeinen anfangen kann!




Btw, eine lächerliche Detailfrage spukt mir schon seit Stunden durch den Kopf: Welche Überlegungen standen dahinter, das Buch nicht "Affe und Phönix" zu nennen? (Vom Klang wäre das eindeutig besser gewesen, würde ich persönlich sagen.) Ist es die Konzeptualität des Phönix als erstem der Tiergeister? Hat es was mit der Platzierung der Hauptfiguren und ihrer Beziehung in der Geschichte zu tun? Gibt es einen ganz anderen Grund, den ich noch nicht sehe?! xD''
« Letzte Änderung: 29 Aug 2018, 18:08:22 von La Cipolla »
Mein Kram:
Los Muertos ... Ein Rollenspiel mit Skeletten! :D

Tionne

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Re: Phönix und Affe / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #10 am: 20 Dez 2018, 17:34:50 »
Btw, eine lächerliche Detailfrage spukt mir schon seit Stunden durch den Kopf: Welche Überlegungen standen dahinter, das Buch nicht "Affe und Phönix" zu nennen? (Vom Klang wäre das eindeutig besser gewesen, würde ich persönlich sagen.) Ist es die Konzeptualität des Phönix als erstem der Tiergeister? Hat es was mit der Platzierung der Hauptfiguren und ihrer Beziehung in der Geschichte zu tun? Gibt es einen ganz anderen Grund, den ich noch nicht sehe?! xD''

Ich sehe das erst jetzt, antworte aber doch noch mal ^^ Es hat (leider) einen ganz profanen Grund: "Affe und Phönix" war so lange der Titel, bis wir feststellten, dass es einen Roman namens "Asche und Phönix" von Kai Meyer gibt (also auch noch gleiches Genre). Das war uns dann doch zu ähnlich. ;)
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Tena Breuer

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Re: Phönix und Affe / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #11 am: 22 Jan 2019, 23:47:05 »
Nach JonLackland und Ravenking habe ich überlegt, ob es Sinn macht nochmal in die selbe Kerbe zu hauen, aber ich möchte meinen Stil treu bleiben, vielleicht sucht ja auch jemand nach meinen anderen beiden Rezensionen nach mir  ::) und nach La Cipolla ist eine weniger textlastige (kann ich aber gut verstehen bei der persönlichen "Betroffenheit" und fand ich auch entsprechend interessant) Zusammenfassung vielleicht auch gut.

Ich versuche mich also auch hier an einer besonderen Rückmeldung zu den Splittermondromanen für potentielle Leser und gerne auch für die Autoren oder zukünftige Autoren. Mit Beginn diesen Jahres habe ich mir endlich die ersten drei Romane vorgenommen (also ca. eine Woche pro Stück) und die nächsten beiden warten auch schon im Regal.
Vorweg möchte ich erst mal meinen Respekt ausdrücken, es steckt bestimmt eine Menge Zeit und Arbeit im Verfassen eines Buches, es wäre ein Traum von mir das selbst einmal hinzubekommen - Danke für die Mühe!
Meine Erwartung an die Romane ist es die Welt besser kennenzulernen, insbesondere die Verknüpfung der vier Domänen.


•   Dieser Roman hat mich bisher am meisten überzeugt. Ich bin nicht wirklich bewandert was asiatische Kultur und Kampfkunst angeht und konnte mir deshalb nie wirklich gut vorstellen in diesen Regionen zu meistern, aber ich werde mir jetzt wohl mal entsprechendes Material besorgen.
Sprachlich bzw. eher vom Aufbau her gab es zwei Situationen, die mich in der Verknüpfung bzw. Detailtreue verwirrt haben (erstes Schauspiel/Brücke und Trank im Showdown), aber auch leicht übergangen werden können. Den Leser zu überraschen ist ein guter Effekt, im Nachhinein sollten aber die zuvor gut versteckten Hinweise deutlich werden, sonst wirkt es unvollendet.
•   Ich war zunächst skeptisch, was die Eignung eines stummen Hauptcharakters im Rollenspiel angeht (ist für einen Roman natürlich eigentlich nicht zentral, aber für meine Hoffnung auf verwertbare Anregungen schon), aber der Hintergrund ist eine wirklich tolle Idee die sich auch gut abwandeln lässt und hat mich voll überzeugt. Zum Ende hin hätte ich mir gewünscht, dass noch ein paar Wiederbegegnungen mit früheren Nebencharakteren erfolgen, aber das eignet sich auch gut für mögliche Fortsetzungen.
•   Die Beschreibungen der durchreisten Regionen werden toll mit den entsprechenden Tiergeistern verknüpft und absolut stimmig sind auch die genutzten Weisheiten! Ein oder zwei die nicht auch als Überschrift verwendet wurden hätte ich mir mal gleich markieren oder herausschreiben sollen.
Eine Karte mit abzudrucken halte ich für eine viel bessere Idee, als ständig wieder die gleiche Weltbeschreibung (die erste habe ich noch gelesen, obwohl es für mich nichts neues war, die zweite habe ich nur grob auf Unterschiedlichkeit hin überflogen und die dritte ist in meinen Augen bereits Platzverschwendung). Ein oder zwei geografische Beschreibungen wirkten nicht ganz stimmig zum gewählten Kartenausschnitt, aber das mag auch am Ausschnitt oder den verwendeten Details gelegen haben (ich würde die politischen Grenzen auf jeden Fall an z.B. zwei Seiten für die Karte nutzen).
•   Magie, Glaube und Kampfkunst sind für meine Vorstellungen toll miteinander verknüpft und gut splittermondtauglich. Ich persönlich hätte einzelne Teilaspekte vermutlich noch mehr für Nebencharaktere genutzt, aber der Schwerpunkt liegt eher auf der Geisterwelt, was das mehr als wett macht, denn…
•   … die spirituelle Domäne wird wirklich sehr anregend und intensiv genutzt. Sowohl für den regionalen Glauben/Ahnenkult, als auch für magische Effekte bzw. entsprechend rätselhafte Erklärungsversuche durch die Charaktere. Die magische Domäne mit ihren Feeneinflüssen wird dadurch etwas verwirrend vermischt, stellt für mich aber aufgrund des angenommenen „Volksglaubens“ kein Bruch dar und bekomme ich selbst schon sortiert. Ich hätte die Charaktere zumindest hin und wieder ihre Vermutungen in Bezug auf Unsicherheiten mit der Feenwelt andeuten lassen.
•   Der Plot ist wunderbar geeignet, um die drei politischen Mächte dieser Region kennenzulernen. Die Triaden schrecken mich noch etwas ab, sind aber denke ich genial charakterisiert. Beweggründe, Artefakte und Einflüsse der göttlichen Tiergeister sind absolut abenteuergeeignet und schreien nach einer Fortsetzung, die ich auf jeden Fall lesen würde.
Der Charakter ruht auf der Persönlichkeit, nicht auf den Talenten. (Goethe)

Der Lustige Glücksvarg

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Re: Phönix und Affe / Bewertung & Rezensionen
« Antwort #12 am: 26 Dez 2022, 20:06:55 »
Auch wenn der Roman ein paar nette Ideen hat und gute Anhaltspunkte, zum Spielleitern in Zhoujiang gab, wollte bei mir der Funke einfach nicht überspringen.
Ich mag Zhoujiang, praktiziere Kampfkunst... vielleicht hab ich mir zuviel erwartet.

Hat mich stellenweise gut unterhalten, ist aber in der zweiten Hälfte für mich irgendwie "verplätschert".
Deshalb gebe ich nur eine 3.