Autor Thema: Differenzen in Fertigkeitswerten  (Gelesen 17282 mal)

Welf

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Differenzen in Fertigkeitswerten
« am: 08 Aug 2018, 17:32:52 »
Guten Tag zusammen,

Die Gruppe, die ich leite, besteht aktuell aus 6 Spielercharakteren auf Heldengrad 2, was langsam in Richtung Heldengrad 3 wandert. Meine Gruppe spezialisiert sich von den Fertigkeiten her, schaut sich aber auch immer mal wieder um, dass sie auch was in andere Bereiche investieren.
Seit Heldengrad 2 stoße ich beim Leiten stetig auf das gleiche Problem: Die Differenzen in den Fertigkeitswerten werden immer größer. In ihren Spezialgebieten haben meine Spieler mittlerweile Würfelpools um die 20 Punkte. Dazu kommen dann noch diverse Meisterschaften und Co, die hier und da dann noch weitere Boni geben.
Dann gibt es die Bereiche, in denen meine Spieler nicht ganz so gut sind, in die sie aber Punkte investiert haben. Da liegen sie so im Schnitt um die 11 Punkte.
Und dann gibt es natürlich die absolut ungelernten Bereiche, die deutlich drunter im einstelligen Bereich liegen.

Entsprechend liegt hier mal locker eine Differenz von 9 Punkten zwischen Spezialgebiet und "gelernt aber nicht drauf spezialisert" (was meistens einfach heißt, dass sie 6 Punkte der Fertigkeit gelernt haben, ihre Attribute in dem Bereich aber nicht enorm gesteigert sind). 9 Punkte Differenz sind dann in der Realität beim Würfeln einfach enorm, wodurch ich dann stetig vor der Wahl stehe
a) Die Schwierigkeit auf meine Spezialisten anzupassen - dann gucken diejenigen, die auch EP rein investiert haben, deren Spezialgebiet aber da nicht liegt, fast genauso in die Röhre, wie die, welche gar keine Punkte rein investiert haben.
b) Die Schwierigkeit irgendwie in die Mitte zu legen - das Ergebnis ist hier aufgrund der Würfelverteilung meistens, dass es für den Spezialisten dermaßen einfach wird, weil man mit dem Mindestwert so weit runter muss.

Ein kleines Stück kann man noch über die Erfolgsgrade raus holen, aber bei 9 Punkten ist man dann schon recht nah am "puh, gerade noch geschafft" gegen "ah, gut ist wieder ein kritischer Erfolg geworden".

NPC, Situationen und Gegner gestalte und plane ich eigentlich auch nie so wie oben. Stattdessen überlege ich mir, wie so die Attribute aussehen dürften und wie hoch der Fertigkeitswert am besten sein sollte, oder was die Situation gerade für ein Schwierigkeitsniveau hergibt (eine Hausfassade mit vielen Griffmöglichkeiten hochklettern vs. eine relativ glatte Felswand bei Regen und Kälte erklimmen z.B.). Das Ergebnis ist dann leider ganz schnell, dass es entweder für den Spezialisten schon fast langweilig wird, oder für den "Amateur" fast unschaffbar - auch kein Wunder bei 9 Punkten Unterschied.
Auch Helfen wird bei 9 Punkten Unterschied schnell so problematisch, dass sich mehrfach überlegt wird, ob man wirklich helfen will, weil die Chance, dem Spezialisten damit seinen Wurf zu verschlechtern, noch immer ziemlich hoch sind.

Enorm merke ich das im Kampf, in dem die Charaktere, die da nicht ihre Spezialisierung rein gelegt haben, aber doch auch nicht zu wenig EP rein gesteckt haben, oft ziemlich blöd in die Röhre gucken, wenn der Kämpfer alles schnetzelt, sie gegen den gleichen Gegner aber nicht einmal treffen.

Mit den Erfahrungspunkten sieht es für die Charaktere jetzt auch nicht so riesig aus, dass die Charaktere noch eine riesige Menge offen hätten, um ihre Nebenbereiche entsprechend aufzupeppen. Die Spezialbereiche fressen schließlich schon eine ganze Menge EP.

Kennt jemand die Probleme und hat hier vielleicht noch ein paar Anregungen für mich?

taranion

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Re: Differenzen in Fertigkeitswerten
« Antwort #1 am: 08 Aug 2018, 17:40:49 »
Das deckt sich mit meiner Beobachtung. Und die Schere klafft ab HG3 noch weiter auseinander.

Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, die Proben überall da, wo alle würfeln müssen, so anzusetzen, dass auch die Spieler die keine Punkte in die Skills investiert haben, sie theoretisch schaffen können - auch wenn die anderen sich dann langweilen.

Wo das aber schwieriger ist, ist bei Kämpfen. Da braucht man immer Hauptgegner für die Spezies und irgendwas was die anderen tun können (kleine Gegner oder andere Tasks im Kampf)

Loki

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Re: Differenzen in Fertigkeitswerten
« Antwort #2 am: 08 Aug 2018, 17:41:35 »
Hi,

was ich mich beim Lesen gefragt habe: Warum passt du die Schwierigkeiten an die Charaktere an? Ein kompliziertes Schloss ist ein kompliziertes Schloss und ist als solches eben mit einer Schlösser & Fallen-Probe gegen 25 zu öffnen, egal auf welchem Heldengrad die Charaktere sind und welche Fertigkeitswerte sie haben. Die Schwierigkeit einer Sache ergibt sich doch aus den Umständen und nicht daraus, welche Fähigkeiten die Charaktere haben. Oder habe ich dich da falsch verstanden? Das gilt entsprechend vor allem für alle Gebiete, die nichts mit Kampf zu tun haben. Für das Balancing im Kampf gibt es bereits einen Haufen Threads mit hilfreichen Hinweisen ([1], [2], [3], [4]). Aber möglicherweise habe ich dich auch nur falsch verstanden.

LG
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Jeong Jeong

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Re: Differenzen in Fertigkeitswerten
« Antwort #3 am: 08 Aug 2018, 17:52:41 »
Das Problem ist relativ typisch für Splittermond und in beiden meinen Stammgruppen habe ich es schon wahrgenommen, wobei es bei der einen etwas extremer ist als bei der anderen. Abgezeichnet hat sich das jeweils schon auf HG 2 und auf HG 3 ist es jetzt besonders krass.

Mein Lösungsansatz war bisher, verschieden starke Gegner in Kämpfen und Gruppenteilung in anderen Situationen. In einem sozialen Abenteuer musste meine eine Gruppe beispielsweise innerhalb kruzer Zeit mit mehreren NSCs reden. Der Sozialcharakter der Gruppe hat dann die härteste Nuss in Angriff genommen und die übrigen wurden dann von den anderen bewältigt. Aber solche Aufteilungen muss man auch mögen.

DnD 5 hat da aber einen ganz interessanten Ansatz bei Gruppenproben: hier muss - z. B. beim gemeinsamen Schleichen - nur die Mehrheit der Gruppe die Probe schaffen, damit es alle schaffen. So kann man die starken Charaktere fordern, ohne dass die anderen auf der Strecke bleiben. Das neue Star Trek PnP verfolgt ebenfalls einen interessanten Ansatz: hier gibt es Proben, wo das Ziel - z. B. das Springen über eine Schlucht - auf jeden Fall erreicht wird, aber es bei gescheiterter Probe Nachteile gibt, z. B. ein paar Schadenspunkte. Beides sollte sich problemlos auf Splittermond übertragen lassen.

Darüber hinaus könnte man auch per Hausregel ein paar mehr Meisterschaften wie Hinterhalt in Heimlichkeit einführen, wo ein Charakter mehrere andere von seinem Probenergebnis profitieren lassen kann.

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Re: Differenzen in Fertigkeitswerten
« Antwort #4 am: 08 Aug 2018, 18:18:51 »
Das Problem habe ich auch schon mehrere Male beobachtet und hier auch mal angeführt.

z.b. Wahrnehmung: Wenn ich da die Schwierigkeit hoch genug ansetze dass auch der Spezialist sie nicht schafft, dann braucht der Rest es garnicht zu versuchen, geb ich den anderen SCs eine faire Probe entdeckt der Spezialist den Hinterhalt mit nem Sicherheitswurf...
Für Fetzenstein! Nieder mit Knax!

Welf

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Re: Differenzen in Fertigkeitswerten
« Antwort #5 am: 08 Aug 2018, 18:28:42 »
Immerhin schon einmal gut zu hören, dass das Problem auch bei anderen Spielern bekannt ist.

@Loki: Hast mich da falsch verstanden. Ich gestalte Gegner und Kontrahenten wie beschrieben. Entsprechend gibt es gewisse Dinge, wie eben Schlösser, für die dann gar keine Wurf mehr stattfindet, wenn der Experte damit arbeitet.

@Jeong Jeong: Die Ansätze habe ich auch im Kopf. Sie aber immer zu nutzen ist irgendwann auch blöd, weil man dann die Gruppe fast dauerhaft trennen muss. Ich verfolge eigentlich den Ansatz der Gruppe viele Freiheiten zu lassen. Die Gruppe teilt sich allerdings auch oft genug von sich aus auf, wenn sie Zeit sparen wollen. Dadurch kann es dann auch dazu kommen, dass die sozial starken Charaktere bei den kompletten Sozialgrätschen landen und die sozial schwachen Charaktere vor dem Meister der Intrigen.

Gruppenproben handhabe ich in vielen Fällen schon wie beschrieben und "Failing forward", wie im Trek PnP, ist für mich auch ein bekanntes Prinzip.

Die Variante über neue Meisterschaften kann situativ hilfreich sein, löst aber das Grundproblem nicht.


Ich werde mal sehen ob ich die Sache in der Gruppe weiter anspreche. Mir gefällt jedenfalls die enorme Schere mit unüberwindbarer Schlucht dazwischen nicht fürs Spiel :/ Grundsätzlich präferiere ich Lösungen über das Regelsystem zu machen und nicht extrem ausführlich zu hausregeln. Mir scheint aber hier dann fast keine andere Möglichkeit zu bestehen.

taranion

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Re: Differenzen in Fertigkeitswerten
« Antwort #6 am: 08 Aug 2018, 18:54:32 »
Eine Sache die man sich vergegenwärtigen sollte, ist dass die Schwierigkeiten nicht mit dem Heldengrad skalieren MÜSSEN. Eine Probenschwierigkeit die auf HG 1 anspruchsvoll war (z.B. über eine Mauer zu Klettern), ist für die Leute die HG3 erreicht haben und ihre Werte nicht verändert haben, immer noch anspruchsvoll.
Und das derjenige, der Klettern einen Wert von 20 hat, die Mauer einfach im Schlaf hochklettern kann, ist etwas was ihm gegönnt sei.

Das eigentliche Problem ist ja, dass man denjenigen, die sich auf eine Fertigkeit spezialisiert haben, immer noch Herausforderungen geben muss. Das kann man z.B. erreichen, in dem man
  • gelegentlich Herausforderungen stellt, die aber nur ein- oder zwei Charaktere schaffen müssen, damit die Runde weiterkommt. (z.B. ein Gegenstand, der von einem wirklich schwierig zu erkletternden Felsvorsprung geborgen werden muss oder ein besonders starker Kampfgegner)
  • den Spezialisten zwingt, harte Aufschläge auf sich zu nehmen, damit andere die Proben schaffen können (z.B. die Ausrüstung der anderen beim Erklettern eines Felsplateaus zu tragen, damit diese eine Probenerleichterung bekommen - und der Spezialist eine Erschwernis)
  • eine Hausregel einführt: bei Proben die die gesamte Gruppe machen muss (und unter der Annahme, das sie sich gegenseitig helfen), multipliziere die Probenschwierigkeit mit der Anzahl der würfelnden Spieler und betrachte dies als die Gesamtschwierigkeit, die sie gemeinsam abtragen müssen. Schaffen sie das nicht, verteile kleine negative Effekte (in Stärke des Misserfolgs) für alle. 
    Beispiel: 5 Spieler müssen gegen Schwierigkeit 20 anwürfeln - d.h. eine Gesamterschwernis von 100. Wenn sie mit ihren Proben aber nur auf z.B. 90 Punkte kommen, bekommt jeder im Laufe dieser Gesamtaktion 1-2 SP.
Ansonsten kann man noch probieren, mit Hausregeln die Spieler dafür zu belohnen, ihre Punkte mehr zu streuen, statt zu Spezialisten zu werden:
  • hebe die HG-Schwellen an und erkläre der Gruppe, dass sie die zusätzlichen Punkte nutzen sollen, um die allgemein nötigen Fertigkeiten (Athletik, Wahrnehmung ...) zu steigern. Das verzögert zum einen das Problem, zum anderen entschärft es das teilweise, da in manchen Fertigkeiten die Schwere nicht so weit auseinandergeht. (Das machen wir aktuell so - die HG-Schwellen sind um den Faktior 1,5 verschoben)
  • der beste Punktwert in einer Fertigkeit, darf nicht mehr als X von dem Durchschnitt der Fertigkeitsart entfernt sein. X kann mit jeden HG etwas größer werden. (Umständlich)
  • verteile einen Teil der Erfahrungspunktbelohnung als Zwangssteigerung in einer Fertigkeit, die im Abenteuer relevant war - z.B. "Ihr bekommt 10 EP, davon muss eine Steigerung in Klettern bezahlt werden"
  • kopiere spezielle Erfahrungen von DSA: jeder, der in einer Szene eine Probe schafft die z.B. 14+ Punkte über seinem Wert lag, bekommt darf diese das nächste Mal zu halben Kosten steigern.
Wichtig ist, dass Du alles was Hausregel ist, auf jeden Fall mit den Spielern durchsprichst und erklärst, warum Du das so machen möchtest und die Gruppe dem zustimmt.

Legion

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Re: Differenzen in Fertigkeitswerten
« Antwort #7 am: 08 Aug 2018, 19:27:19 »
Wir haben die HG-Schwellen sogar verdoppelt. Hatte den gewünschte Effekt, dass mehr in die Breite gesteigert wird.

Turaino

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Re: Differenzen in Fertigkeitswerten
« Antwort #8 am: 08 Aug 2018, 19:30:26 »
Moment, verstehe ich das richtig, dass sich jemand beschwert, dass die SCs, die eine Fertigkeit nicht können Proben nicht schaffen, die schwer sind?
Es ist ja die Aufgabe des Meisters dafür zu sorgen, dass jeder Spieler seinen Spotlight hat. Das heißt aber auch, dass nicht jeder in allen Situationen glänzen muss. Wieso sollte der barbarische Krieger ohne Magiekentnisse auch in der Lage sein eine Probe auf Arkane Kunde oder Edelhandwerk zu schaffen? Lass die Spezialisten doch ihre Gebiete bei schweren proben gelingen und die anderen scheitern, dann fühlen sie sich erst wohl. Sonst fragt man sich doch "Warum überhaupt Punkte investieren?"

Welf

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Re: Differenzen in Fertigkeitswerten
« Antwort #9 am: 08 Aug 2018, 21:31:28 »
Zitat
Eine Sache die man sich vergegenwärtigen sollte, ist dass die Schwierigkeiten nicht mit dem Heldengrad skalieren MÜSSEN. Eine Probenschwierigkeit die auf HG 1 anspruchsvoll war (z.B. über eine Mauer zu Klettern), ist für die Leute die HG3 erreicht haben und ihre Werte nicht verändert haben, immer noch anspruchsvoll.
Und das derjenige, der Klettern einen Wert von 20 hat, die Mauer einfach im Schlaf hochklettern kann, ist etwas was ihm gegönnt sei.
Mache ich auch so.

Zitat
gelegentlich Herausforderungen stellt, die aber nur ein- oder zwei Charaktere schaffen müssen, damit die Runde weiterkommt. (z.B. ein Gegenstand, der von einem wirklich schwierig zu erkletternden Felsvorsprung geborgen werden muss oder ein besonders starker Kampfgegner)
Mache ich natürlich auch. Aber wenn der Rest der Gruppe dann mehr oder weniger Däumchen drehen muss (z.B. bei starken Kampfgegnern) oder ich mal nicht so railroade, dass die entsprechende Herausforderung auch ausschließlich dann auftaucht, wenn die Spezialisten dabei sind, dann stehe ich vor einem Problem.

Zitat
den Spezialisten zwingt, harte Aufschläge auf sich zu nehmen, damit andere die Proben schaffen können (z.B. die Ausrüstung der anderen beim Erklettern eines Felsplateaus zu tragen, damit diese eine Probenerleichterung bekommen - und der Spezialist eine Erschwernis)
Klar, wenn fast die ganze Gruppe ihre Diplomatieprobe richtig übel verkackt, dann kriegt die Landadlige vorm Grafen natürlich Problemchen.

Zitat
Moment, verstehe ich das richtig, dass sich jemand beschwert, dass die SCs, die eine Fertigkeit nicht können Proben nicht schaffen, die schwer sind?
Es ist ja die Aufgabe des Meisters dafür zu sorgen, dass jeder Spieler seinen Spotlight hat. Das heißt aber auch, dass nicht jeder in allen Situationen glänzen muss. Wieso sollte der barbarische Krieger ohne Magiekentnisse auch in der Lage sein eine Probe auf Arkane Kunde oder Edelhandwerk zu schaffen? Lass die Spezialisten doch ihre Gebiete bei schweren proben gelingen und die anderen scheitern, dann fühlen sie sich erst wohl. Sonst fragt man sich doch "Warum überhaupt Punkte investieren?"
Ne, verstehst du falsch.
Ein SC holt sich Fertigkeit auf 6 als Nebenfertigkeit, die Attribute dazu sind aber nicht sooo gut. Der SC kommt insgesamt also etwa auf einen Gesamtwert von 11.
Ein Spezialist hat dagegen die Fertigkeit auf 9, die Attribute dazu sind natürlich voll maximiert. Damit kommt man also auf einen Gesamtwert von gut 20.

Das Ergebnis: Ich kann den beiden nicht die gleichen Probleme vorsetzen, denn es gibt nur die folgenden Punkte:
a) Die Schwelle ist so hoch, dass quasi nur der Spezialist die Probe schaffen kann. Der SC mit der Nebenfertigkeit hat hier eine minimalste Erfolgschance. Gut für Spotlight Momente für den Spezialisten und primär auch dafür gedacht.
b) Die Schwelle ist so hoch, dass der SC mit der Nebenfertigkeit hier was mit anfangen kann und eine anständige Erfolgschance hat. Der Spezialist ist damit aber so viel besser, dass seine Erfolgschance astronomisch hoch ist.
c) Die Aufgabe ist eh trivial, dann schafft es der SC der die Fertigkeit nur als Nebenfertigkeit hat fast sicher und der Spezialist macht immer nen kritischen Erfolg.

Es gibt also 3 Bereiche:
Bereich 1: Kann eigentlich nur der Spezialist lösen.
Bereich 2: Der Spezialist löst es quasi zu 100%, der SC mit der Nebenfertigkeit hat hier eine anständige Chance.
Bereich 3: Können beide lösen.

Aufgrund der Verteilung der Würfel ist es dann doch recht schwer in einen Bereich zu kommen, der nicht nur "du schaffst es sicher" für den einen oder "du kannst es eigentlich gleich seinlassen" bedeutet. Und wenn es dann mal doch nur 2-3 Punkten Unterschied zwischen den Fertigkeitswerten gibt, sind die Chancen auch wieder ziemlich nah beieinander.

Turaino

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Re: Differenzen in Fertigkeitswerten
« Antwort #10 am: 08 Aug 2018, 22:49:19 »
Zitat
Moment, verstehe ich das richtig, dass sich jemand beschwert, dass die SCs, die eine Fertigkeit nicht können Proben nicht schaffen, die schwer sind?
Es ist ja die Aufgabe des Meisters dafür zu sorgen, dass jeder Spieler seinen Spotlight hat. Das heißt aber auch, dass nicht jeder in allen Situationen glänzen muss. Wieso sollte der barbarische Krieger ohne Magiekentnisse auch in der Lage sein eine Probe auf Arkane Kunde oder Edelhandwerk zu schaffen? Lass die Spezialisten doch ihre Gebiete bei schweren proben gelingen und die anderen scheitern, dann fühlen sie sich erst wohl. Sonst fragt man sich doch "Warum überhaupt Punkte investieren?"
Ne, verstehst du falsch.
Ein SC holt sich Fertigkeit auf 6 als Nebenfertigkeit, die Attribute dazu sind aber nicht sooo gut. Der SC kommt insgesamt also etwa auf einen Gesamtwert von 11.
Ein Spezialist hat dagegen die Fertigkeit auf 9, die Attribute dazu sind natürlich voll maximiert. Damit kommt man also auf einen Gesamtwert von gut 20.

Das Ergebnis: Ich kann den beiden nicht die gleichen Probleme vorsetzen, denn es gibt nur die folgenden Punkte:
a) Die Schwelle ist so hoch, dass quasi nur der Spezialist die Probe schaffen kann. Der SC mit der Nebenfertigkeit hat hier eine minimalste Erfolgschance. Gut für Spotlight Momente für den Spezialisten und primär auch dafür gedacht.
b) Die Schwelle ist so hoch, dass der SC mit der Nebenfertigkeit hier was mit anfangen kann und eine anständige Erfolgschance hat. Der Spezialist ist damit aber so viel besser, dass seine Erfolgschance astronomisch hoch ist.
c) Die Aufgabe ist eh trivial, dann schafft es der SC der die Fertigkeit nur als Nebenfertigkeit hat fast sicher und der Spezialist macht immer nen kritischen Erfolg.

Es gibt also 3 Bereiche:
Bereich 1: Kann eigentlich nur der Spezialist lösen.
Bereich 2: Der Spezialist löst es quasi zu 100%, der SC mit der Nebenfertigkeit hat hier eine anständige Chance.
Bereich 3: Können beide lösen.

Aufgrund der Verteilung der Würfel ist es dann doch recht schwer in einen Bereich zu kommen, der nicht nur "du schaffst es sicher" für den einen oder "du kannst es eigentlich gleich seinlassen" bedeutet. Und wenn es dann mal doch nur 2-3 Punkten Unterschied zwischen den Fertigkeitswerten gibt, sind die Chancen auch wieder ziemlich nah beieinander.
Das wäre doch sonst auch unfair. Ich kann doch nicht erwarten nur halb so viel XP und keine Attribute in etwas zu investieren aber dennoch fast mit dem Spezialisten mithalten zu können. Dann kann man das Spezialisieren auch gleich sein lassen... Wie sollte man das vermeintliche Problem denn lösen ohne dass die Spezialisierung sinnlos wird?
Edit: Ich verstehe nicht annähernd, wo Dein Problem liegt. Ist es eine schwierige Aufgabe braucht man den Spezialisten, er bekommt einen Spotlight. Ist es eine mittelmäßige Aufgabe können es auch andere. Ist sie einfach kann sie fast jeder. Das ist das Grundprinzip der Schwierigkeit und wird hier auch wunderbar eingehalten.
Was Du anscheinend willst ist die Spezialisierungen schwächer zu machen und das würde immer stark zum nachteil der Spezialisten fallen, damit andere mit kleinerem Investment mithalten können. Dann hat man plötzlich eine Gruppe, die nichts über 6 Punkte steigert, weil es doch kaum etwas bringt.
« Letzte Änderung: 08 Aug 2018, 22:56:43 von Turaino »

Gregorius

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Re: Differenzen in Fertigkeitswerten
« Antwort #11 am: 09 Aug 2018, 11:00:03 »
 Ich versuche auf jedem Heldengrad die Optionen von "kann jeder locker schaffen" bis "wenn kein Experte oder massiv Buffs am Start sind wird das unmöglich" zu varrieren. Solange einige für die Gruppe erkennbare Optionen gut machbar sind finde ich gehören einige "das könnt ihr leider nicht oder nur mit viel Glück" Sachen auch dazu. Wer mit 10/11 Punkten in Diplomatie auf HG 3 mit einem Gesandten des Kaisers um eine Sache von hohem Wert verhandelt hat nur mäßige Chancen auf Erfolg. Für den nächsten Wachmann reicht es dann wieder, ich sehe da kein Problem.
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Re: Differenzen in Fertigkeitswerten
« Antwort #12 am: 09 Aug 2018, 12:24:06 »
Das GRW schlägt vor, dass man die Fertigkeitsschere eher über eine Ausweitung der Optionen begegnet. Ein Meisterkämpfer kann direkt den Oni-Leibwächter des korrupten Daimyo angreifen. Ohne einen solchen Meisterkämpfer muss der Meisterdiplomat einen Durchsuchungsbefehl beschaffen, der Meisterdieb Beweise beschaffen oder der Meistermagier in Kontakt mit einer gefährlichen, aber hilfreichen Fee treten.

Als SL stellt dies aber eine gewisse Belastung da und auch die Spotlight-Verteilung wird schwierig. Gerade Kämpfe brauchen ihre Zeit, wobei ein 1-zu-1-Duell durchaus in derselben Zeit wie eine Verhandlung durchgeführt werden kann. Aber die zeitliche Überpräsenz und hohe Komplexität von Kämpfen in RPG ist ein bekanntes Problem und wurde schon in anderen Threads behandelt.

 
Was man auch beachten muss: Die Fertigkeitsschere kommt aus meiner Erfahrung zu Stande, weil man den Charakter nach einem festen Plan steigert, ohne Rücksicht auf die tatsächliche Ereignisse, durch die die Charaktere eigentlich geprägt sein würde.

Daher empfehle ich die Anwendung der Optionalregeln für Lehrmeister, welche das Erreichen von Meisterschaftsschwellen sowie das Erlernen von Zauber und Meisterschaften etc. beschränken und mehr in die Hand der SL legen.

Dann nämlich kann ein SC sich nicht völlig losgelöst von den tatsächlichen Gegebenheit entwickeln, bzw. die SL und die anderen Spieler können besser nachvollziehen, wie es zu der Spezialisierung kommt und besser darauf reagieren.

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Re: Differenzen in Fertigkeitswerten
« Antwort #13 am: 09 Aug 2018, 16:18:04 »
Ich sehe das Problem ehrlich gesagt auch nicht.
Wenn wir den Kampf als Beispiel nehmen, dann nehm ich die VTD des Gegners laut Quellenbuch. Wenn ich eigene Gegner ins Spiel bringe, dann nehme ich eine VTD, welcher der angemessenen Schwierigkeit des HG entspricht oder so, dass der durchschnittlich begabte Kämpfer den Gegner bei einer gewürfelten 11-13 treffen könnte. Das dann hart durchgeskillte Kämpfer da müde lächelt und alles niedermacht, sei ihm doch gegönnt. Dafür investiert er doch die Punkte. Auf der anderen Seite, wird er dann erfahrungsgemäß bei anderen Proben arge Schwierigkeiten haben, während sich dann dort ein anderer SC profilieren kann.

Wenn ich die Gruppe als Ganzes herausfordern will, dann packe ich einfach nicht ein "Problem" hin, sondern halt mehrere von der gleichen Sorte.

Hab ich von SL-Seite keine Bauchschmerzen mit.
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Jeong Jeong

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Re: Differenzen in Fertigkeitswerten
« Antwort #14 am: 09 Aug 2018, 18:16:44 »
Manche Spieler*innen wollen aber auch, wenn sie z. B. auf Kampf optimieren, trotzdem extrem schwierige Kämpfe und diese durch die vielen EP für Manöver und Boni nur möglichst abwechslungsreich gestalten. Andere wiederum wollen zwar viele Kämpfe, in denen sie extrem überlegen sind, aber ab und an auch mal sehr herausforderne Kämpfe, in denen sie alles geben müssen und vielleicht sogar verlieren könnten.

Spieler*innen und das, was ihnen Spaß macht, kann man halt nicht pauschalisieren. Aber weil alle Spaß haben sollen, muss man gerade deswegen mit den anderen am Spieltisch reden und nicht blind nur den eigenen Überzeugungen folgen.