Autor Thema: Schurkenanbenteuer  (Gelesen 4845 mal)

JohnLackland

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Schurkenanbenteuer
« am: 22 Feb 2018, 13:43:47 »
Hallo,


in den meisten Abenteuern ist der Charakter oft ein Held oder zu mindestens eins Abenteurer. Deshalb überlege ich wie ein gutes Schurkenabenteuer, also ein Abenteuer in dem die Charaktere die Schurken sind aussehen kann. Ich meine an dieser Stelle nicht den Heldenhaften Schurken wie Robin Hood, sondern Schurken aus freien willen oder weil ein Abenteurer für eine Schurkerei ausgenutzt wird.


Mir fallen spontan als Oberthemen ein:
Diebstal
Entführung
Erpressung
Mord


Wobei Diebstahl und Entführungen am besten passen, Erpressung mag noch gehen, Mord fände ich als Abenteuerthema nicht schön.


Was haltet ihr davon mal Abenteuer im Graubereich zu spielen und eine andere Perspektive einzunehmen? Was wäre dann für Euch wichtig? Was für Abenteuerafuhänger könnte es geben?
Spielst du schon oder diskutierst du noch über die Regeln?

Cherubael

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Re: Schurkenanbenteuer
« Antwort #1 am: 22 Feb 2018, 14:21:43 »
Das Thema hat natürlich seinen Reiz.

Mir persönlich wäre die Grenze wichtig, die man nicht überschreiten will. Mord ginge mir auch zu weit. Entführung, Diebstahl, Erpressung ginge in Ordnung, denke ich.
Wenn man aber überlegt, dass es auch Computerspiele gibt, die Mord thematisieren und sogar als Ziel haben, kommt das zumindest in Betracht. Die meisten haben aber eine gewisse Abneigung dagegen, gut so, wie ich finde.

Wenn man nun eine Schurkerei aufziehen möchte, muss man vor allem überlegen: Wieso? Und wohin soll das führen?

Warum machen die Charaktere das, und was versprechen sie sich davon? Wir haben zB eine Piraten Kampagne am Laufen. Das sind zugegeben (bei uns) auch nur halbe Schurken, aber es geht in die Richtung. Warum machen sie das? Weil sie es können und Schätze wollen.
Wohin soll das führen? Das wissen wir noch nicht. Vermutlich in den Tod, irgendwann.

Ich finde, wenn man sowas spielt, muss jeder einen guten Grund haben, warum er dabei ist. Wieso ist man abgerutscht und verdient sein Lebensunterhalt mit Gaunerei? Wieso ist man gut darin?

Wichtig wäre dann, dass man auch das entsprechende tun kann, und nicht ständig daran gehindert wird durch irgendwelche "Zufälle". Taschendiebstahl, Einbruch und so muss dann alles möglich sein. Da muss die SL natürlich eine Menge parat haben, zB was man erbeutet.an darf ja auch nicht zu schnell zu reich werden, weil, wozu dann noch?
Aber lohnen muss es sich trotzdem.

Man brauch Verbündete. Klar, keine Ehre unter Dieben und so, aber die Spieler brauchen jemanden, mit dem sie reden können, wo sie hehlen können, der ihnen vielleicht sogar Aufgaben vermittelt. Also eigentlich wie in normalen Abenteuern, nur dass hier eben alles Schurken und Halsabschneider sind.

Hat man einen Edelhandwerker kann man noch Betrug und Fälschung mit einbauen.
Oder wie wäre es, den Stab des Erzmagiers aus dem Zirkel zu stehlen, und durch eine Fälschung zu ersetzen?

Ich glaube, insgesamt ist es hilfreich, Mitglied in einer Bande zu sein, die dann Aufträge vermittelt. Ansonsten rennt jeder nur irgendwo hin und wildert.
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...
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Finglan

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Re: Schurkenanbenteuer
« Antwort #2 am: 22 Feb 2018, 14:52:48 »
Wir haben eine Gruppe, die als Schurken gestartet sind und inzwischen ein wenig auf die "Heldenhafte" Seite rutschen, allerdings würden sie nicht vor einem Einbruch, Diebstahl oder ähnlichen zurück schrecken, auch nicht für den eigenen Profit.

Ich finde es wichtig, das man auch die moralischen Grenzen der Charaktere kennt und bestenfalls auch begründen kann, warum z.B. eine Entführung zu rechtfertigen ist und ein Mord nicht. Vll. gibt es ja auch ein übergeordnetes Ziel, welches der Charakter oder die Gruppe erreichen will und die Verbrechen sind "Mittel zum Zweck". Hier wäre wie natürlich Reichtum der offensichtlichste Grund, aber vll. ist es auch Gesellschaftliches Ansehen / Aufstieg der dem Charakter eigentlich wichtig ist, oder aber der Rachefeldzug gegen eine Person/Gesellschaft.

Eine andere, aber m.M.n. sehr spannende und vor allem als Einstieg in eine Kampagne geeignete Art, ist das unwissentliche Verbrechen. Die Heldengruppe wird mit einer Lügengeschichte geködert und führt so, im Glauben etwas zu mindestens nicht Verbotenes zu tun, ein Verbrechen oder Beihilfe zu einem aus. Hierbei kann sich dann eine persönliches Motiv der Wiedergutmachung oder Rache ergeben.

Xandila

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Re: Schurkenanbenteuer
« Antwort #3 am: 22 Feb 2018, 14:53:55 »
Brauch ich bei Splittermond nicht unbedingt, hab ich bei Shadowrun schließlich oft genug, da ist das ja der Normalfall ;)

Mögliche Plotideen wären:
"Besorg mir xy, wie ist mir egal" (Klauen, Erpressen, mit ergaunertem Geld kaufen, Gegenstand fälschen, ...)
"Konkurrent xy stört meine Geschäfte" (sowohl geplante Neueröffnung/Zuzug stören denkbar als auch alteingesessenes Geschäft "unrentabel" machen)
"Ich brauch kompromittierende Infos über xy für eine Intrige" (Klauen, selber fabrizieren durch ertappen (Falle stellen?) oder durch fälschen, Aussagen erpressen, ...)
"erteil denen eine Lektion, die sie nicht vergessen" (jemand mischt sich ein in Sachen, die ihn nichts angehen; will keine Abgaben zahlen; hat die falsche Person angeflirtet; ...)
"sorg dafür, daß xy während Ereignis z aus dem Weg ist" (Entführung, Mord, Irreführung, ...)

JohnLackland

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Re: Schurkenanbenteuer
« Antwort #4 am: 22 Feb 2018, 15:14:27 »
Stimmt, bei Shadowrun ist es ein klassisches Thema, wobei unsere Doc Wagon Kampagne immer noch Legendär war... egal...

Was ich mir gut vorstellen könnte wäre das stehlen von Relikten. Abenteurer könnten auch Auftragsdiebe sein die aus den verschiedensten Orten der Welt Dinge besorgen müssen, vieleicht um ihre Schuld bei einen Feenfürsten abzugelten... gibt da so ne Spiegelprinzessin... oder andere nette Gestalten. Ist halt Blöd wenn man zu Beginn der Abenteurerkarriere auf einen Drachen trifft und eine Fee ankommt und anbietet die Abenteurer zu retten, dafür müssen sie ihr sieben Dinge besorgen...

Ein Bankeinbruch halte ich für eine schöne Sache um an eine Schatzkarte zum Beispiel zu gelangen und nebenbei das Kleingeld zu haben die Schatzsuche zu finanzieren.


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SeldomFound

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Re: Schurkenanbenteuer
« Antwort #5 am: 22 Feb 2018, 16:05:38 »
Im Prinzip können die meisten Schurkenabenteurer auf ein Problem reduziert werden:

"Wir wollen/brauchen X, doch dabei steht uns Y im Weg. Also müssen wir Z tun, um X zu bekommen."

X ist etwas, dass die Wünsche der SCs erfüllen kann: Geld, Sklaven, der Tod eines Feindes, etc.

Y ist ein Wächter, jemand der den Zugriff auf X für die SCs erschwert oder gar verbietet: Fallen, Söldner, feindliche Abenteuergruppen, beschworene oder gefangene Monster, etc.

Z ist schließlich der Plan, den die Schurken-SCs entwickeln müssen, um Y zu umgehen und X zu erhalten und hier gibt es eigentlich nur zwei Arten, wie es in Crime World ausgedrückt wird:

1. Du gehst rein und holst dir X: Das ist der "Heist".

2. Du bringst jemanden anderen dazu, dir X zu geben: Das ist der "Con".


Aber in den meisten Fällen brauchst du dafür ein Team von Spezialisten. Schurken arbeiten vor allen Dingen zusammen, weil sie die Fähigkeiten der anderen Teammitglieder benötigen. Für Einzelgänger ist in so einer Gruppe kein Platz, aber es kann zu Problemen im Nachhinein führen, wenn es darum geht, die Beute aufzuteilen und es keinen Grund mehr für eine Zusammenarbeit gibt.

Ehre unter Dieben ist für eine Schurkengruppe, die zusammenbleiben will, notwendig.
« Letzte Änderung: 22 Feb 2018, 16:19:36 von SeldomFound »
Patience is a virtue, possess it if you can
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JohnLackland

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Re: Schurkenanbenteuer
« Antwort #6 am: 22 Feb 2018, 17:01:38 »
Spezialisten sollten es generell sein, auch bei normalen Abenteuer.

Danke für die theoretische Ausführung Seldom.

Kurz zum Wording, musste  googeln, beide Begriffe Englisch.
Heist -> erbeuten / klauen
Con -> betrügen

aber beides Erbeuten und betrügen haben viele Facetten.

Was ich an solch ein Schurkenstück mal reizvoll finde, ist das Fertigkeiten sie oft sonst untergehen mehr in den Fokus gelangen wie Schlösser und Fallen, Fingerfertigkeit oder bei Fluchtkutschefahren  Tierführung,  erwandlungs- und Illusionszauberer können  richtig glänzen sowie alle Gesellschaftsfertigkeiten.
« Letzte Änderung: 22 Feb 2018, 17:11:05 von JohnLackland »
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Gregorius

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Re: Schurkenanbenteuer
« Antwort #7 am: 22 Feb 2018, 23:39:55 »
Noch ein paar Ideen mehr:

- Der Schurken Wettkampf. Wer erbeutet zuerst den Reichsapfel? Wie viele Gruppierungen beteiligen sich am Wettkampf um den Titel „König der Halunken“? Sind die Schausteller zufällig in der Stadt? Arbeiten die Wachen für die anderen? Stimmt es, dass am nächsten Feiertag die Gelegenheit günstig ist oder ist das ein gezielt verbreitetes Gerücht? Oder könnte man selbst eine Falle daraus machen? Wie stiftet man die größte mögliche Verwirrung im Palast? Den Konkurrenten aufzuhalten und zu täuschen bzw. dessen Versuche abzuwehren kommen noch als Facetten  eines Diebszuges hinzu. Es wird auf alle Fälle spannend.

- Die Intrige. Wer wäre nicht gerne Shahir an Stelle des Shahir? Sein verschlagener Berater bestimmt und der heuert unter Umständen Neuankömmlinge an, die noch niemand kennt und verdächtigt. Jetzt gilt es nur noch das Vertrauen des Herrschers zu erlangen, vielleicht durch einige erschlagenen Monster? Besiegte Gegner? Eine spektakuläre Jagd? Die Befreiung seiner liebsten Tochter aus einer selbst inszenierten Entführung? Und wie sägt man ihn dann ab? Der Berater hat bestimmt eine Menge Ideen für unsere Schurken. Dem Shahir Beweise für ein geplantes Attentat auf den Padishah und Kollaboration mit den Keshubim unterzuschieben wäre eine der naheliegenden.  Doch davor müssen noch Schlüssel geklaut, Dokumente gefälscht, beschattet und bestochen werden was das Zeug hält.

- Die Infiltration/Sabotage. Schon lange möchte  die Handels- oder Magiergilde das Geheimnis hinter dem Erfolg ihrer Konkurrenten erfahren. Stimmen die Berichte über die unter dem Hauptquartier verborgene Goldmine, den geheimen  Ort für mächtig Rituale, die Bücher voll altem Wissen oder das hauseigene Orakel, das jeden Gegenzug vorausahnen kann? Letzteres entpuppt sich vielleicht als gewiefter Scharlatan, der von einem Maulwurf in der Organisation der Auftraggeber mit Informationen versorgt wird? Angeblich braucht es ja einen Dieb, um einen Dieb zu fassen. Wie kann man den größten Schaden anrichten? Die Mine zum Einsturz bringen? Die Kanalisation in die unersetzliche Bibliothek stauen? Ein Ritual sabotieren? Den heiligen Ort mit dunklen Praktiken entweihen? Das Orakel erpressen und den Informanten umdrehen? Und wie viel kann abgezweigt werden bevor jemand Verdacht schöpft. Sorgen die Schurken für einen Sündenbock oder fliehen sie einfach nach vollbrachter Missetat?

- Wenn es schon so viel Seefahrt gibt darf auch ein Piratenabenteuer nicht fehlen. Vielleicht als Gefangenen-Befreiung? Wir überfallen das Transportschiff, wenn sie dem Käp’ten zur Verurteilung in die Hauptstadt bringen. Aber wann wird das die Segel setzten? Und wäre es da nicht besser dafür zu sorgen, dass die Eskorte ausfällt? Wir könnten ja dann als Eskorte einspringen. Besser noch: Wir übernehmen ein Eskorten Schiff, die schnittigen Kleider eines Sturm-Korsaren wollte ich schon immer mal tragen. Wenn das schief geht könnte noch der Richter entführt werden und ein Treffen in von Seeungeheuern heimgesuchten Gewässern vereinbart werden. Für Nachschub sorgen netter weise Handelsschiffe, die ahnungslos unseren Kurs kreuzen. ARRRRRRR.
« Letzte Änderung: 22 Feb 2018, 23:43:46 von Gregorius »
“If the real world were a book, it would never find a publisher. Overlong, detailed to the point of distraction-and ultimately, without a major resolution.”
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Nevym

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Re: Schurkenanbenteuer
« Antwort #8 am: 03 Apr 2018, 17:24:51 »
Aus der Praxis:
Ich habe schon häufiger angeboten und versucht eine "Böse Mädchen/Jungs" Geschichte aufzuziehen - und die ist jedes Mal irgendwie gescheitert, im Sinne von "wir sind nur ein bischen böse und machen halt das was nötig ist".
In den Phantasy-Settings scheint es generell "unmöglich" zu sein eine Böse Gruppe zu spielen. Das hab ich in mehreren Systemen ausprobiert, auch mit Einverständnis und Ankündigung.
Sogar in SR kriegen es meine Leute / deren Chars nicht hin auch nur konsequent in ihrer Welt zu agieren und übertragen immer wieder heutige moralische Vorstellungen auf die Charaktere. Das mag die (moralische) Grenze sein, die ein paar hier erwähnen. Die meisten Leute sind dann immer völlig aus dem Häuschen, wenn meine SR-Chars so handeln wie die Welt (gegen sie) handelt.
Vielleicht sind wir was Schurken anbelangt auch ein wenig auf dem Helden (implizit gut) oder D&D-Tripp festgefahren und können gar nicht anders. Auch wenn in allen Welten "Schurken" als Charaktere möglich sind, so sind das doch idR eher Kleingnoven, die sich durch Leben mogeln (Hochstapler, Fälscher, priesterliche Diebe, "profitorientierte Händler", "gottgewollte Schlächter und Kampfsäue", uvam.).

Die Äußerungen von Euch anderen zu Piratenkampagnen und anderen "Schurkereien" kann ich nur bestätigen.

Für eine "böse Gruppe" / Verbrechergruppe gibt es ein paar notwendige Parameter, die z.T. schon genannt sind. Der wichtigste dürfte das Einverständnis und Einvernehmen der Spieler und ihres SL sein.

Ich möchte aber folgende Überlegungen zu bedenken geben:
Welchen innerweltlich rechtlichen Unterschied macht es wenn:
  • Charaktere in ein Haus einbrechen und einen Gegenstand entwenden - ggf. unter Gewaltanmwendung gegen Hausbewohner - um ein (gefährliches) Artefakt zu holen
  • Charaktere in ein Haus einbrechen und einen Gegenstand entwenden - ggf. unter Gewaltanmwendung gegen Hausbewohner - um sich am Besitz des Hauses zu bereichern
Innerweltlich und aus Sicht der Umwelt der Charaktere ist es das gleiche Verbrechen - Einbruch und Diebstahl.
Die Handlungen können natürlich ausgetauscht werden, z.B. Entführung einer Braut, Ermordung eines (bösen / vermeintlich bösen) NSC, Gewalt gegen Hausbewohner aus obigem Beispiel. Innerweltlich bleiben es Verbrechen, die in der Region in der sie begangen werden eine Ahndung erfahren.
Dennoch definieren wir uns das als Spieler, SL und Autor mal als "gut" (Weltrettenn / "besser" machen) oder "böse".

Ich bin mehr dafür konsequent eine Geschichte und/oder ein Charakterkonzept zu spielen - mit allen innerweltlichen Konsequenzen. Die Grenze zwischen einer guten und einer bösen Tat sind eh nicht gegeben und verschwimmen sehr leicht.
Ich bin der Sand im Getriebe - ich kommentiere - ich kritisiere - ich phantasiere
The only real prison is fear, and the only real freedom is freedom from fear. (Aung San Suu Kyi)

Xandila

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Re: Schurkenanbenteuer
« Antwort #9 am: 03 Apr 2018, 17:46:37 »
Für deine Spieler wird es bei deinen Beispielen aber sicherlich schon den Unterschied machen, zu welchem Zweck man etwas tut. Und auch in der Rechtssprechung kann die Absicht einen Unterschied machen - zumindest wenn man es schafft, den anderen klarzumachen, warum das, was man gerade tat, richtig oder notwendig war.

Daß man es sowieso nicht schafft, eine böse Gruppe zu spielen, hängt aber von den Spielern ab, nicht von der Welt. Ich hab auch schon eine Gruppe von Schwarzmagierschülern gespielt, die definitiv gegen die moralischen Grenzen unserer Welt verstoßen haben (Hausaufgabe zB: "bringt nächstes Mal eine Menschenfrau und eine Achaz mit, wir wollen Unterschiede untersuchen und anschließend Nekromantie trainieren")

Etschbeijer

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Re: Schurkenanbenteuer
« Antwort #10 am: 03 Apr 2018, 23:26:59 »
Meiner Erfahrung nach, ist es nicht das Ziel, welches einen Schurken kennzeichnet sondern die Methode wie dieses  Ziel erreicht wird.
Der 0815 Abenteurer und Gauner wollen beide reich werden. Der 0815 Abenteurer würde es dabei aber vermeiden Schaden mit seinem Handeln anzurichten, bzw. würde diesen so gering wie möglich halten. Ein Schurke hat möglicherweise das gleiche Ziel, z.B. mit einer anderen Gruppe wetteifern, wer zuerst bei einem bestimmten Tempel ist oder so aber der Schurke würde nicht davor zurückschrecken der anderen Gruppe Steine in den Weg zu legen (je nach bösartigkeit bis hin zu umbringen lassen).
Es gibt auch Grauzonen, wo sich0815 Abenteurer und Schurken überschneiden, z.B. reiste meien Gruppe einmal durch die Sumarkar und es kam ein Rudel Tar vorbei, welche die Gruppe nur ziehen lassen würden, wenn diese den Wegzoll bezahlt. Die Gruppe hatte einige NPC Wachen dabei und hatte nicht das nötige Kleingeld um die Reise bezahlen zu können. Also ist einer der Spieler hingegangen und hat ihnen eine der Wachen ohne Absprache verkauft, mit der Begründung, dass es anders zu einem Kampf gekommen wäre und die Anzahl der Opfer viel größer gewesen wäre. War das gut oder böse oder dazwischen? Irgendwie beides meiner Meinung nach.

Paun

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Re: Schurkenanbenteuer
« Antwort #11 am: 04 Apr 2018, 09:47:11 »
Meiner Meinung nach ist das größte Problem eine böse Gruppe (gut) zu spielen, dass die Gesinnung "böse" sich einfach nicht für Gruppen eignet.

Psychopatische Killer? sind Einzelgänger. Notorische Diebe? was hält sie davon ab, die eigene Gruppe auszurauben und abzuhauen? usw...
Alles, was man in Film, Fernsehen oder Literatur an bösen Gruppen findet, hat immer genau einen starken Anführer, der alles bestimmt. Vielleicht noch eine Art erster Offizier, der dann aber auch schon gern gegen den Chef intrigiert.
Wenn man also einen entspannten Gruppenabend haben will und gern miteinander statt gegeneinander spielen will, fällt, wie gesagt meiner Meinung nach, böse grundsätzlich aus.

Damit bleibt nur der edle Dieb (Robin Hood - Typ) oder der harte Rächer-Typ (diverse Actionhelden), die vielleicht moralisch in einer Grauzone wirken, aber am Ende meist ein gutes Ziel haben.

Cherubael

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Re: Schurkenanbenteuer
« Antwort #12 am: 04 Apr 2018, 10:08:42 »
Interessante Punkte, das mit der Moral und dem Standpunkt.

Ich hab letztens erst eine Serie geschaut, und denke mir dabei so, hätte man die Screentime anders verteilt und die Serie nicht nach dem Helden benannt, hätte dieser auch der Böse, und der "Schurke" der Gute sein können.

Ich denke, den meisten Spielern widerstrebt es einfach, unbegründet böses zu tun. Klar, manche haben auch Spaß dran, mal die Sau raus zu lassen. Aber irgendwie haben viele dann doch eine Hemmschwelle.
Was denken bloß die anderen von mir, wenn ich jetzt den Händler umbringe um meine Kette wieder zu bekommen?

Man hat halt doch irgendwie moralische Grundsätze, und diese im Spiel weg zu werfen mit der Begründung, das war halt damals so, ist anscheinend schwierig. Man möchte meist dann doch lieber Antihelden. Also, irgendwie ja doch was gutes und richtiges tun, nur eben auf die falsche Art und Weise.

Der Punisher zum Beispiel... Ist der jetzt ein Guter? Oder ein Böser?
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Xandila

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Re: Schurkenanbenteuer
« Antwort #13 am: 04 Apr 2018, 11:16:00 »
Wenn du Bösen ein gemeinsames Ziel gibst, kann auch eine böse Gruppe funktionieren.
Um es mit D&D-Maßstäben zu sagen: ja, eine rein chaotisch böse Gruppe wird vermutlich nicht funktionieren. Aber neutral böse oder rechtschaffen böse kann durchaus zusammenarbeiten. Und natürlich kann man als Böser auch Moralgrundsätze haben, nur sind sie eben anders als man sie als Guter hätte. zB "wer mich grad bezahlt, den hintergehe ich nicht", "Kollegen bestiehlt man nicht", "ich hasse es, gratis zu arbeiten" (was dann ja auch meist die eigene Gruppe ausschließt, wenn der SL nicht irgendeinen Gegner einbaut, der mit Geld winkt)
Meine SR-Chars und auch die meisten anderen Chars, denen ich bei Shadowrun schon begegnet bin, sind definitiv nicht gut. Vielleicht ist nicht jeder Böse, sondern wäre bei D&D durchaus als Neutral einzuordnen, aber Gut? Und da funktioniert eine Zusammenarbeit meistens: es gibt ein Ziel für alle, und wenn man das nicht erreicht, gibt es eben kein Geld, manchmal gibt es auch eine Todesdrohung falls es schiefgehen sollte. Also arbeitet man vielleicht nicht immer gern zusammen, aber tut es meist irgendwie.
So wie eben auch bei der Schwarzmagierschülergruppe: ohne Zusammenarbeit kein Abschluss.