Darf ich fragen was genau am Lektorat zu bemängeln ist (hab ihn selbst noch nicht gelesen)?
Sicher. Ich halte das hier mal Spoilerfrei, wenn dadurch ein Punkt unklar bleibt, bitte melden, dann formuliere ich um.
Schon in den ersten drei Kapiteln sind mir etliche Fehler aufgefallen, die in einem Lektorat hätten korrigiert bzw. zum Autor kommuniziert sein sollen. Ob es eine nicht-Formulierung ist ("als wenn"), ein fehlendes Leerzeichen vor dem Anführungszeichen der durch ein Redebegleitwort unterbrochenen wörtlichen Rede („Beispiel“, sagt der Text,“hier ist das zweite Anführungszeichen oben statt unten!“), oder dass eine Person, die bis zu einem gewissen Zeitpunkt über fast fünfzehn Seiten hinweg mit nur einer Bezeichnung angesprochen wurde, plötzlich mit einer neuen Bezeichnung angesprochen ist, die ohne Verbindung und Erklärung steht, sodass absolut nicht zu erkennen ist, wer der Sprecher ist. (Also im Beispiel "Peter Müller", dass dieser immer nur "Müller" genannt wird, aber nach zehn bis zwanzig Seiten plötzlich nur "Peter" da steht, aber die erste und einzige Nennung des Vornamens schon so weit zurück liegt, dass man bereits vergessen hat, dass der "Müller" eben auch Peter heißt).
Mein größtes Manko sind aber die Absätze. Ja, ein Teil davon wäre wohl Aufgabe eines Setzers, wenn es einen gibt. Aber dass bei einem Szenenwechsel eine Leerzeile steht statt zwei sollte ganz klar korrigiert sein. Und dazu kommen unzählige Absätze an Stellen, an denen weder ein inhaltlicher noch ein gedanklicher noch ein thematischer Wechsel stattfindet. Das ist so, als würde ich die Kamera schneiden, um sinnlose Objekte wie einen Baum, einen Kaugummi auf dem Boden oder den linken Hosenknopf eines Fahrgastes des öffentlichen Transportes zu zeigen, während meine Hauptfigur gerade Busfahrer ist und einen tiefgründigen Dialog mit seinen inneren Dämonen führt. (Vielleicht das schlechteste meiner Beispiele. Ich hoffe, dass in etwa nachvollziehbar ist, was ich sagen will: Es sind zu viele drin, es sind falsche drin, und wenn ein Absatz ein und dieselbe Beschreibung in zwei, oder manchmal sogar mehrere diese in drei oder mehr Teile schneiden, stört das den Lesefluss erheblich.)
Im ersten Roman waren es ja echt nur Kleinigkeiten, bei denen ich dachte: Okay. Das hätte ich definitiv mit dem Autor kommuniziert, das ist ein klarer Störungspunkt im Spannungsverlauf. Z.B., wieso redet der Zwergenschmied gestochener als jeder Magier des Zirkels der Zinne, als jeder Gelehrter des Rates in Fulnia? Hier freut mich die Story, aber mich stört, dass ich raten muss, ob es sich jetzt wirklich um einen Gedankenwechsel handelt, oder ob sich jemand einfach dachte, "kurze Absätze sehen schöner aus".