In Europa wurde bis zum Hochofen auch gefaltet, um eben jene bessere Materialeigenschaften zu erreichen. Nur wurde hier nicht so ein Brimborium drum gemacht
Oh, glaub mir! Auch hier in Europa hat die Schmiedekunst lange Zeit eine Aura des Mythischen, schon allein deswegen, weil dabei eine Verwandlung stattfindet! Metallurgie ist die reinste Magie, wenn man nicht die Prozesse dahinter kennt.
Deshalb gibt es auch so viele Erzählungen über magische Schwerter und Ringe und teils sehr alte Erzählungen wie "Der Schmied und der Teufel". Schmiede haben in fast jeder Kultur ein Geheimnis aus ihrem Handwerk gemacht und teilweise ging im Laufe der Zeit viele dieser Geheimnisse verloren. Dazu kommt, dass man häufig nicht genau wusste, warum etwas funktionierte und es teilweise auch ein echtes Glückspiel war. Auch wenn man immer dasselbe machte, an einem Tag hatte man Glück und am anderen Tag Pech und woran kann das liegen, wenn nicht an eine Art übernatürlichen Faktor?
Der wesentliche Unterschied ist hier die Religion, meine Meinung nach: In Europa hat sich durch das Christentum eine eher skeptische Haltung gegenüber das Übernatürliche entwickelt, weil alle übernatürliche Macht in der Hand von EINEM Wesen liegen soll. Und wenn es dieses Wesen nicht gibt, dann gibt es generell keine übernatürlichen Kräfte!
In Japan gibt es auf die Schmiedekunst zwei religiöse Einflüsse, die sich auch miteinander vermischt haben: Aus der Sicht des Shintoismus erfordert die Transformation von Eisen den guten Willen der Kami und dabei spielt der Gedanke der spirituellen (und körperlichen) Reinheit eine große Rolle. Aus der Sicht von Buddhismus, insbesondere dem von der Kriegerkaste bevorzugten Zen-Buddhismus, erfordert der Prozess ein erweitertes Bewusstsein, welches man durch Meditation erreichen kann.
Dazu kommt natürlich noch die Erhöhung der Kriegerkaste an sich, ähnlich wie wir es hier in Europa mit der Idee von Rittern und Ritterlichkeit geschah. Auf die Frage "Warum besteht die Obrigkeit hauptsächlich aus Kriegern, die in Zeiten des Friedens eigentlich nichts zu tun haben?" war in den meisten Kulturen die Antwort "Weil wir Krieger moralisch besser sind als der Bauer."
Und wenn der Krieger als moralisches Vorbild erhoben wird, dann wirkt sich das auch auf seine Ausrüstung aus. Dabei werden Schwerter bevorzugt, weil sie meiner Meinung nach a) schwieriger herzustellen und damit wertvoller sind, b) in Friedenszeiten leichter zu tragen und zu verwenden sind und c) mehr noch Axt, Bogen oder Speer eine Waffe darstellen, die spezifisch für den Kampf gegen andere Menschen hergestellt wird.
So viel meine unprofessionelle, schlecht recherchierte Meinung dazu, warum bei dem Vergleich von Kriegereliten immer auch auf die Schwerter geguckt wird, sowohl von einem technischen als auch von einem spirituellen Standpunkt aus.
Ich glaube, den Samurai aus der Vor-Edo-Zeit wäre es herzlich egal gewesen, ob ihre Schwerter besser seien als die Schwerter der europäischen Ritter. Ich glaube, die hätten eher gierig auf die Rüstungen geschaut. Und genau da macht Splittermond ja erst recht keinen kulturellen Unterschied!