Autor Thema: Charaktererstellung von größerer Anfängergruppe - effektiv gestalten  (Gelesen 12241 mal)

Ortaharr

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Hallo allerseits,

ich bin bei Splittermond aber auch im Pen&Paper-Genre ein ziemlicher Frischling, konnte aber eine kleine Gruppe (6 weitere Personen) davon genauso begeistern, wie mich selber.

Nachdem wir nun das Starter-Abenteuer mit den Archetypen gespielt haben, wollen wir zur Charaktererstellung kommen.

Bereits das Abenteuer war für mich eine riesige Herausforderung, da ich so viele Personen gleichzeitig aktiv in das Abenteuer einbinden musste.

Jetzt stellt sich mir für die Charaktererstellung natürlich die Frage, wie das möglichst effektiv von statten gehen kann. Ich habe die Sorge, dass alle gleichzeitig und ununterbrochen fragen, was diese oder jene Fähigkeit bewirkt, wie diese oder jene Regel zu verstehen ist oder oder oder...

Da wir nur ein Regelwerk zur Verfügung haben, kann ich das auch schwerlich rumreichen, da wenn einer drin liest, alle anderen warten müssten.

Habt ihr Ideen, wie man die Charaktererstellung bei so vielen Leuten einigermaßen stressfrei und spaßig für jeden über die Bühne bringen kann?

Beste Grüße!

Loki

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Hi!

Willkommen im Forum!

Zum einen: Das Grundregelwerk gibt es im Download-Bereich der Splittermondseite (hier) gratis als PDF, ebenso wie jede Menge weiteres Material. Wenn einer oder zwei der Spieler also Laptops, Tablet-PCs oder sonstiges mitbringen würden, wäre das Problem also schonmal gelöst.

Ansonsten habe ich bei Runden mit Einsteigern immer jeden Schritt der Charaktererschaffung mit allen Spielern parallel gemacht und dann eben jeweils gewartet, bis alle fertig waren, alles gefragt und eingetragen hatten. Auf diese Weise dauert die Charaktererschaffung natürlich auch einige Stunden, ist in meinen Augen aber die einsteigerfreundlichste Möglichkeit.

LG
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TrollsTime

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Obgleich meine Gruppe aus langjährigen Rollenspielern besteht, hatten wir ganz ähnliche Probleme.
Das liegt nicht etwa an Splittermond an sich.
Sondern schlichtweg, weil es "neu" ist.
Noch heute schmeißt unser passionierter Magierspieler regelmäßig die Fokuskosten durcheinander.
Das ist aber nicht schlimm.

Es ist auch nicht schlimm ein Frischling zu sein.

Zur Charaktererstellung:
Wir hatten anfangs eine Mischung aus zwei Archetypen (Ciderion und die Kettenklinge), einem etwas abgewandelten Archetypen (diese farukanische Feuerbeschwörerin), einem nach Schablonen gebauten dunklen Priester und einem Freibau (mein Gnomberserker).
Hat hervorragend zusammen funktioniert.
Nach und nach haben manche bei den Archetypen noch was ausgetauscht. Kein Ding.

Was ich damit sagen will:
Zwing deine Spieler nicht zum Bauen oder gar Freibauen, verbiete es ihnen aber auch nicht.
-- Wer einen Archetyp mag, soll ihn nehmen.
-- Wer einen Archetyp mag, aber einzelne Aspekte nicht, soll ihn abwandeln
-- Wer gerne Schritt für Schritt baut, soll das tun
-- Wer gerne frei baut, soll das tun.*

* Einziger Tip: Immer wieder mal auf die Archetypen und die Schablonen schielen, damit man nicht zu exotisch oder zu komisch baut. Das war es aber auch schon.
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SeldomFound

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Grundsätzlich lohnt sich für euch als Neueinsteiger eine sogenannte "0. Sitzung", in dem ihr zusammen die Charaktere erstellt und dabei auch abschätzt, was ihr gerne in der Kampagne erleben wollt und was nicht.

Gerade bei der Auswahl der Ressourcen wird es wichtig, dass ihr eure Vorstellungen, wie die Welt funktioniert, miteinander teilt.
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Draconus

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Ich empfehle auch, damit alle nochmal überprüfen können was jetzt möglich war, für die freie Erstellung die Kurzübersicht aus dem Grundregelwerk 2-3 Mal auszudrucken. Diese Übersicht befindet sich auf Seite 27. So kann jeder verfolgen, an welcher Stelle ihr seid. Und wenn eine Frage auftritt, die mehr als einer hat (eine Erklärung der Fertigkeiten zum Beispiel), dann ist es am besten, wenn es vorgelesen wird oder du es allen erklärst.

Und man sollte nicht direkt in die Felder schreiben, da ja mehrere Module hintereinander Punkte in Fertigkeiten verleihen, sondern einen Notizzettel nehmen oder links am Rand die Punkte der verschiedenen Module notieren.
Ich weiß, dass ich verrückt bin, normal ist langweilig

p.s. das großartige Profilbild stammt von Joshua Carrenca und es ist eigentlich... größer

Ortaharr

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Vielen Dank für eure hilfreichen Hinweise! Das nimmt mir zwar nicht die "Sorge vor Chaos", gibt mir aber gute Gedanken für die Gestaltung des Abends. Ausreichend Zeit werden wir uns dafür jedenfalls einplanen... Bis dahin ziehe ich mich mal in mein Studienzimmer für das Regelwerk zurück ;-)

Draconus

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Noch etwas zum beruhigen aus eigener Erfahrung: Es WIRD Chaos entstehen, weil mehrere Leute verschiedenes erfahren wollen. Und du wirst derjenige sein der denkt, dass jetzt alle auf dich warten und den Abend schrecklich finden. Allerding stehst du mit diesem Gefühl alleine, falls die anderen wissen, dass es länger dauern kann. Sie sind eher gespannt, hängen gebannt an deinen Lippen um nichts zu verpassen und warten, bis du Zeit hast, ihre Frage zu beantworten.

Am Ende wirst du denken "Oh mein Gott war ich schlecht!" und die anderen denken sich "Das hat er verdammt gut gemacht, ich hätte das nicht gekonnt.". So ist es fast immer. Selbst wenn man 14-jährige Neulinge hat die mitten in der Pubertät sind.
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Cerren Dark

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Ich empfehle, dass ihr euch gemeinsam, Phase für Phase, durch die Generierung hangelt. Haben alle eine Phase beendet, dann erst geht's gemeinsam weiter. Wer mit seinem Anteil schon fertig ist, kann ja den etwas langsameren dann assistieren und dich dadurch entlasten. So entsteht auch bei den "frühen Vögeln" nicht so viel Langeweile. Außerdem dämmt diese Vorgehensweise das Chaos ein, gibt dem Prozess Struktur und verhindert, dass einer schon Fragen zur Fertigkeitssteigerung loslässt, während ein anderer noch über sein Mondzeichen nachgrübelt.

Orientiert euch am Kapitel "Schritt für Schritt" (GRW, S. 23ff.), das hilft sehr.
Gerade bei Schritt 1 sollten auch alle gemeinsam beteiligt sein und aktiv zuhören, was die anderen so zu spielen gedenken. Wer will, kann ja dabei auch dem Konzept eines anderen Spielers noch ein paar Anregungen spendieren. Das stärkt das Gruppengefühl. Ohne Gruppengefühl wird sonst die Generierung schnell zu vielen Einzelkämpfen.

Ganz wichtig: Allen muss von Anfang an bewusst sein, dass ihre Entscheidungen während der Generierung NICHT in Stein gemeißelt sind! Es gibt also keinen Grund, alles doppelt und dreifach zu prüfen, zu durchdenken und damit alles zu verlangsamen. Fast alles in Splittermond kann einfach im Nachhinein ausgetauscht werden, wenn man später feststellt, dass man irgendwo aufs falsche Pferd gesetzt hat. Sprich das zu Beginn klar und unmissverständlich an. Das beruhigt und beschleunigt den Prozess. Andernfalls bremsen dich die Optimierer und Bloß-nix-falsch-Macher aus.

Gruß,
Cerren
« Letzte Änderung: 09 Feb 2017, 16:29:08 von Cerren Dark »
Nichts in Lorakis ist genau so, wie es scheint.

Gonzo

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Ziemlich große Gruppe, wäre mir als SL zu stressig und man wird meist dem Spotlight für die Spieler nicht gerecht, gerade wenn man Spieler dabei hat die gerne das Ruder an sich reißen. Für meinen Spielstil bin ich als SL mit drei Spielern immer gut bedient.

Grundsätzlich lohnt sich für euch als Neueinsteiger eine sogenannte "0. Sitzung", in dem ihr zusammen die Charaktere erstellt und dabei auch abschätzt, was ihr gerne in der Kampagne erleben wollt und was nicht. Gerade bei der Auswahl der Ressourcen wird es wichtig, dass ihr eure Vorstellungen, wie die Welt funktioniert, miteinander teilt.
Sehe ich genauso, denn Vorabsprache rettet viel Zeit im nachhinein. Bevor es an eine neue Spielrunde geht sind für mich Termine ohne Spiel immer entscheidend: Bei diesen werden Figuren und Aufgaben und die allgemeinen Zielsetzungen sowie Spielerwünsche besprochen. Und genauso mache ich den Spielern klar was ich erwarte da ich als SL mehr Zeit in die kommende Handlung investieren muss. Nach dem selbstständigen basteln der Charaktere werden diese dann miteinander abgestimmt bevor sie fix sind. Mir ist besonders wichtig das jeder Spieler mit seiner Figur eine klar abgegrenzte Funktion innerhalb der Gruppe hat und das so jeder Spieler weiß wo seine Spoltlights in der kommenden Storyline zu verorten sind. Die Spieler bauen also eher gemeinsam eine Gruppe als einen zusammengewürfelten Haufen fähiger Helden. Auch lagere ich Fachbereiche aus, Regeln finde ich immer mehr als langweilig und bremsen für mich das Spiel aus, daher gebe ich das an Spieler ab die daran Interesse haben, gleiches mit Magie und nutzte den Rest für mich eher rudimentär. Der Fokus liegt eben bei mir mehr auf der Story.

Ganz wichtig: Allen muss von Anfang an bewusst sein, dass ihre Entscheidungen während der Generierung NICHT in Stein gemeißelt sind! Es gibt also keinen Grund, alles doppelt und dreifach zu prüfen, zu durchdenken und damit alles zu verlangsamen. Fast alles in Splittermond kann einfach im Nachhinein ausgetauscht werden, wenn man später feststellt, dass man irgendwo aufs falsche Pferd gesetzt hat. Sprich das zu Beginn klar und unmissverständlich an. Das beruhigt und beschleunigt den Prozess. Andernfalls bremsen dich die Optimierer und Bloß-nix-falsch-Macher aus.
Das ist ein sehr guter Punkt, Figuren sollten flexibel sein - man entwickelt sich ja auch als Spieler weiter und bekommt mehr Detailwissen und ist mit einer damals getroffenen Entscheidung ggf. nicht mehr so zufrieden, was spricht also dagegen wenn man in der Gruppe einen guten Konsens findet.  :D

Das liegt nicht etwa an Splittermond an sich. Sondern schlichtweg, weil es "neu" ist. Noch heute schmeißt unser passionierter Magierspieler regelmäßig die Fokuskosten durcheinander. Das ist aber nicht schlimm.
Stärken ausspielen ist das wichtigste, ich beherrsche bis heute kein Regelsystem, leite und spiele aber seit Ewigkeiten und solange man eine gute Truppe hat wird das aufgefangen.  :D

Vielen Dank für eure hilfreichen Hinweise! Das nimmt mir zwar nicht die "Sorge vor Chaos", gibt mir aber gute Gedanken für die Gestaltung des Abends. Ausreichend Zeit werden wir uns dafür jedenfalls einplanen... Bis dahin ziehe ich mich mal in mein Studienzimmer für das Regelwerk zurück ;-)
Ganz nach Friedrich Nietzsche: „Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Ich sage euch: ihr habt noch Chaos in euch.“ in diesem Sinne viel Spass mit Splittermond.  ;D

Ortaharr

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Echt toll, was hier an hilfreichem Feedback kommt: Nochmal vielen Dank!! Es ist noch ein paar Tage hin bis zum "Geburtsabend", aber ich berichte dann gerne, wie es gelaufen ist :-)

TrollsTime

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Von zwei Extremen würde ich abraten:
-- Nur Vollkämpfer in der Runde: Wird oft schnell langweilig
-- Nichtskönner erstellen: Wird noch schneller langweilig

Ich bin ein großer Fan von Bauern, Zuckerbäckern und Co. und erstelle mir selbst gerade einen Leibsklaven.
Aber n bisschen was können und beitragen dürften die auch.
So könnte der Bauer sehr gut in Naturkunde sein, der Zuckerbäcker nebenbei perfekt Straßenkunde beherrschen und der Leibsklave einzwei Heiltricks beherrschen.
Als Waffen eignen sich Sturmsense (Bauer); Armbrust oder Spieß (Bäcker. Schließlich war der auch bei der Miliz) oder der 08/15-Stecken (Sklave am Besten mit der Meisterschaft "Verteidiger", um seinen Herren zu schützen).
Abrunden lässt sich das durch eine knackige Zauberschule.
Quendan zu TrollsTime: "Du musst nicht alle überzeugen!"

Ortaharr

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Eine ergänzende Frage:

Ich habe bei meinem Stöbern im Shop das Projekt "GENESIS" entdeckt. In wie fern haltet ihr es für sinnvoll, die Software bei der erstmaligen Erstellung zur Hilfe zu nehmen? Eher verwirrender oder erleichternd für alle Beteiligten?

Je mehr ich ins Regelwerk einsteige, desto mehr brummt mir der Kopf beim Gedanken an den Abend :o

аwtоr zashigajet

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Ich habe bei meinem Stöbern im Shop das Projekt "GENESIS" entdeckt. In wie fern haltet ihr es für sinnvoll, die Software bei der erstmaligen Erstellung zur Hilfe zu nehmen? Eher verwirrender oder erleichternd für alle Beteiligten?

Also bei uns hat es sowohl geholfen als auch behindert.

Geholfen: Es rechnet meist richtig und hält die Regeln ein. - Das verhindert viele Anfängerfehler beim rechnen...
Behindert: Durch die stupide Klickerei kamen die Gedanken über Hintergrund, usw. recht kurz. Dann hat zwar jeder einen Char, aber das spielen fällt entsprechend schwerer.
Aktuell würde ich sage: Genesis: Besserer Taschenrechner. :)

Heute würde ich es eher so machen: Jeder erstellt eine Idee (wie im GRW beschrieben), dann sucht man eine passende Rasse / Kultur und so weiter mit dem anderen Spieler aus. Falls alle Neu sind hilft der "Die Welt" Band recht gut, setzt aber ein wenig lesen voraus. Sobald die grobe Idee fertig ist, stellt man den Char im Genesis zusammen.
Gerade wenn die neueren Zusätze verwendet werden, sollte aber einer dabei sein, der nachrechnen kann. Da macht Genesis gerne mal Fehler.
Alle diese Momente werden verloren sein in der Zeit wie Tränen im Regen [Blade Runner (das Orginal)]

SeldomFound

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Und für den Fall, dass jemand nicht weiß, was er spielen will: Einfach auswürfeln. XD
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TrollsTime

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Mein Tip:
Archetypen.
Die sind echt spielbar und haben auch den Freibauern als Orientierungshilfe geholfen!
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